Charlotte Diede

Charlotte Diede (* 12. Mai 1769 in Lüdenhausen; † 16. Juli 1846 in Kassel) war die Brieffreundin von Wilhelm von Humboldt.

Leben

Charlotte Diede war die Tochter des Pfarrers und Superintendenten Friedrich Ernst Hildebrand. 1788 lernte sie in Pyrmont Wilhelm von Humboldt kennen. Die Begegnung mit von Humboldt schilderte sie später mit bewegenden Worten:

„Wir lernten uns in früher Jugend im Jahe 1788 in Pyrmont kennen, wohin Herr von Humboldt, der in Göttingen studierte, von dort kam und wohin ich, nur wenige Jahre jünger, meinen Vater begleitete, der alljährlich ein Bad besuchte. Wier wohnten in einem Haus, waren Tischnachbarn an der Wirtstafel und lebten in Gesellschaft meines Vaters drei glückliche Jugendtage von früh bis spät als unzertrennlich Spaziergänger in Pyrmonts Alleen und reizenden Tälern. Wir hatten uns so viel zu sagen! so viele Ansichten und Meinungen mitzuteilen! so viele Ideen auszutauschen! wir wurden nicht fertig. Wie leise diese oder jene Saite angeschlagen wurde, sie fand den tiefsten Anklang. Es war die letzte Epoche einer schönen, blüten- und hoffnungsreichen, poetischen Zeit, worin ein Teil der Jugend ideal und begeistert lebte, während der andre wie heute im Realismus prosaisch fortschritt. Wir gehörten beide zu den ersten  Mein neuer junger Freund hatte auf mich einen tiefen, vorher nicht gekannten, nie in mir erloschenen Eindruck gemacht, der gesondert von anderen Empfindungen, in sich geheiligt wie ein geheimnisvoller Faden durch alle folgenden Verhältnisse meines Lebens ungesehen lief und fest in mir verborgen blieb, den ich immer gesegnet und als eine gütige Fügung der Vorsehung angesehen habe  Ich fühlte mich unendlich bereichert im Inneren, und meine Seele war mehr noch als vorher aufs Ernste gerichtet. Manches, was wir besprochen hatten, beschäftigte mich noch lange, und’das Gefühl fürs Wahre, gute und Schöne’ wurde klarer und stärker in mir.“[1]

Nach diesen Tagen hatten sie über viele Jahre hinweg keinerlei Kontakt mehr.

1789 ging sie eine Ehe mit dem Obergerichtsprokurator Diede in Kassel ein, die jedoch schon nach drei Jahren wieder getrennt wurde.

Nachdem sie infolge der Kriegsunruhen durch Napoléon Bonaparte ihr angelegtes Vermögen verloren hatte, wandte sie sich im Jahr 1814 um Rat an Humboldt, der damals als preußischer Minister dem Wiener Kongress beiwohnte. Humboldt unterstützte sie und blieb mit ihr bis zu seinem Tod in Briefkontakt. Später gewährte ihr der König von Preußen eine Pension.

Humboldts klassische Briefe an sie wurden nach ihrem Tod von Therese von Bacheracht unter dem Titel Briefe an eine Freundin veröffentlicht. Außerdem erschienen noch die Briefe von Charlotte Diede, der Freundin Wilhelm von Humboldts, an Karl Schulz (Leipzig 1883), den Bruder von Humboldts Sekretär.

Ehrung

  • Nach ihr wurde der Charlotte-Diede-Weg in Kalletal benannt.

Literatur

  • Briefe von Wilhelm von Humboldt an eine Freundin, 1854, F. A. Brockhaus, Leipzig 1847, 1. Theil (Digitalisat); 2. Teil (Digitalisat); 4. Auflage, 1. Teil (Digitalisat); 5. Auflage, 2. Teil (Digitalisat).
  • Christian Friedrich Melm: Wilhelm von Humboldt’s „Freundin“. In: Die Gartenlaube. Heft 16, 1877, S. 264–267 (Volltext [Wikisource])..
  • Auguste Piderit (Hrsg.): Charlotte Diede, die Freundin von W. von Humboldt. Lebensbeschreibung und Briefe. Max Niemeyer, Halle 1884 (Digitalisat).
  • Albert Leitzmann; Die Freundin Wilhelm von Humboldts. In: Deutsche Rundschau. Jg. 1909, Bd. 140, S. 204–230 (Juli – August – September), S. (Digitalisat).
  • Inge Brose-Müller: Humboldt und Charlotte: eine Freundschaft in Briefen. wjs, Berlin 2010, ISBN 978-3-937989-61-7.

Einzelnachweise

  1. Volker Wehrmann: Burgen, Schlösser, Herrensitze, Kirchen, Bauernhöfe, Bürgerhäuser in Lippe. Hrsg.: Lippischer Heimatbund. 3. Auflage. Topp + Möller, Detmold 1985, Charlotte Diede und Wilhelm von Humboldt, S. 130 f.
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