Carlo Archinto
Carlo Archinto, auch Karl Archinto, Grande von Spanien, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, Reichsgraf, Marchese di Parona,[1] Conte di Tainate (* 30. Juli 1670 in Mailand; † 17. Dezember 1732 ebenda) war ein italienischer Adliger und Staatsmann.[2]
Leben
Carlo Archinto entstammte einem angesehenen alten lombardischen Geschlecht,[3] das mehrere um ihr Vaterland Verdiente herausgebracht hat. In der Heimatstadt vorgebildet, bezog er die Universität Ingolstadt. Danach bildete er sich auf der für junge Adelige obligatorischen Grand Tour fort.
Nach der Reisezeit gründete er die Gesellschaft für Naturwissenschaften zur Förderung der Wissenschaften in Italien. Der Gesellschaft stiftete er Instrumente für Mathematik und Physik. Außerdem tat er sich als Arzt hervor, weshalb ihm die Leitung des Ospedale Maggiore in Mailand oblag.
Als der italienische Gelehrte und Geistliche Lodovico Antonio Muratori gewisse Bücher aus italienischen Bibliotheken sammelte und diese Funde veröffentlichen wollte, verbündete er sich mit Archinto und Donato Silva. Daraus entstand die Società Palatina, die bald von weiteren Adligen gefördert wurde. Die Herausgabe des Werkes planend, bat Archinto, der mit dem Wiener kaiserlichen Hof verkehrte, Karl VI., ihr Projekt möge nicht zensiert werden. Schließlich errichtete die Società eine eigene Druckerei und veröffentlichte kostbare Werke, unterstützt durch Filippo Argelati.
Archinto wirkte in Mailand in verschiedenen öffentlichen Ämtern. Kaiser Leopold I. ernannte ihn zum Kammerherrn. Er war Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und Grande von Spanien.
Veröffentlicht wurden Archintos Anmerkungen zu den Büchern 3 bis 5 der Chronik des Arnulf von Mailand in Band IV der Rerum Italicarum Scriptores[4]. Von seinen handschriftlichen Werken, die Argelati verzeichnet hat, ist nichts erhalten.
Archintos Sohn Philipp folgte in die Ämter seines Vaters und starb im September 1751; sein zweiter Sohn Alberico Archinto wurde später katholischer Kardinal. Seine Tochter Maria (1696–1762)[5] heiratete 1714 Generalleutnant Carlo Giorgio Clerici (Karl Georg von Clerici; 1696–1717). Er starb 1717 in der Schlacht bei Belgrad.[6]
Tochter Maria, 1717 verwitwet, heiratete 1718 den Fürsten Antonio Ptolomeo Trivulzio (Antonio Tolomeo Gallio Trivulzio; 1692–1767) heiratete,[2] Nachfolger des Fürsten Antonio Teodoro Trivulzio.[7] Ihrer ersten Ehe entstammte Archintos Enkel, der Marchese und Feldherr Anton Georg von Clerici.
Literatur
- Nicola Raponi: Archinto, Carlo. In: Dizionario Biografico degli Italiani, Band 3: Ammirato–Arcoleo (Onlineversion bei treccani.it)
- Jean Baptiste Ladvocat: Neues historisches Hand-Lexikon Oder kurzgefaßte biographische und historische Nachrichten von berühmten Patriarchen, Kaysern, Königen, Fürsten, großen Feldherren, Staatsmännern, Päpbsten, ... Künstlern und andern merkwürdigen Personen beyderley Geschlechts. 1800, Sp. 98 f., Online
- Constantin von Wurzbach: Archinti, Karl Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1. Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger), Wien 1856, S. 60 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- Novelle della repubblica delle lettere pubblicate sotto gli auspici dell'ecc. Sig. Carlo Archinto, Venedig 1730, S. 1.
- Eduard Maria Oettinger: Moniteur des dates, contenant un million de renseignements biographiques, généalogiques et historiques. Band 1, Dresden 1866, S. 31 f.
- Melville Henry Massue marquis de Ruvigny et Raineval: The Titled Nobility of Europe. An International Peerage, Or "Who's Who," of the Sovereigns, Princes, and Nobles of Europe, London 1914, S. 1124 (Parona).
- Milano 1723, pp . 20-45: Arnulphi Mediolanensis historiographi Rerum sui temporis libri V
- Andrea Zedler und Jörg Zedler: Karrieresprungbretter. Transalpine Mobilität und Migration im 17. und 18. Jahrhundert, 2023, S. 347.
- Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, Geschichte des osmanischen Reiches,: Vom Carlowiczer bis zum Belgrader Frieden. 1699-1739, S.220
- Christoph Weber und Michael Becker: Genealogien zur Papstgeschichte. Teil 1, 1999, S. 58. Matteo Turconi Sormani: Le grandi famiglie di Milano. Rom 2015, S. 33.