Carl Paasch

Carl Rudolf Paasch, oft auch Karl Paasch, (* 20. Juni 1848 in Minden; † 23. Oktober 1915 in Zürich) war ein deutscher Geschäftsmann und antisemitischer Publizist.

Leben

Nachdem er sich bei Geschäften in China betrogen glaubte, verfasste Paasch eine Schrift, in welcher er die Beziehungen des deutschen Gesandten in China, Max von Brandt, zu Geschäftsleuten und Bankiers verurteilte. Paasch enthüllte die engen Beziehungen Brandts und Clemens von Kettelers zu Hermann Mandl und verwies auf den Einfluss des jüdischen Bankiers Gerson Bleichröder auf das Auswärtige Amt. Sich selbst sah Paasch als Opfer einer (jüdischen) Verschwörung. Seine weitverbreiteten Pamphlete erregten erhebliches Aufsehen. Paasch wurde vom Auswärtigen Amt vor Gericht gestellt und für geistesgestört erklärt, Reichskanzler Caprivi hielt es für notwendig, dass Brandt aus dem diplomatischen Dienst ausschied.[1]

Paasch kritisierte in diesem Zusammenhang massiv die antisemitischen Abgeordneten im Deutschen Reichstag, insbesondere Adolf Stöcker und Max Liebermann von Sonnenberg, die er als „Judenknechte“ und „Judensöldlinge“ bezeichnete.[2]

Paasch schlug 1892 im Danziger Antisemiten-Spiegel vor, die „einfachste und praktischste Lösung“ der „Judenfrage“ sei es, alle Juden „umzubringen“, aber das sei (leider) nicht machbar; als zweitbeste „Lösung“ solle man sie nach Neuguinea deportieren.[3]

Theodor Fontane bezeichnete Paasch in einem Brief als Verrückten:

„Die Juden können froh sein, daß ein Lump und ein Verrückter, Ahlwardt und Paasch, den Antisemitismus in die Hand genommen haben, die eigentlichen antisemitischen Prediger sind sie[4] selbst… Dabei lassen sie aber alle Welt nach ihrer Pfeife tanzen und selbst die Kaftan-Juden mit der Hängelocke, die hier Weg und Steg unsicher machen, tragen etwas von Trotz und Übermuth zu Schau. Sie sind auch berechtigt dazu.“[5]

Schriften

  • Ein Attentat in Peking. Schutz Deutscher Arbeit in China. Eine neue Begebenheit in China mit officiellen Documenten und Commentaren, nebst Titelbild und Biographie Seiner Excellenz des Vicekönigs Li Hung Chang. Selbstverlag, Minden 1889
  • Ein deutscher Pentateuch. Rüstzeug zum Kampfe gegen das Judenthum. Für Politiker und Abgeordnete aller Parteien, Leipzig 1892
  • Eine jüdisch-deutsche Gesandtschaft und ihre Helfer. Geheimes Judenthum, Nebenregierungen und jüdische Weltherrschaft
    • Teil 1. Mein Freund von Brandt. Paasch, Leipzig 1891
    • Teil 2. Dokumente. Paasch, Leipzig 1891[6]
    • Teil 3. Der jüdische Dämon. Carl Minde, Leipzig 1892[7]
    • Teil 4. Plaudereien mit Herrn Heinrich Rickert aus Putzig, General der Gardebrigade des freiheitlich menschlich deutschen Geistes in blanken Rüstungen. Verlag Gustav Adolf Dewald, Berlin 1892
      • Band 2: Geheimrath Prof. Dr. Rudolf Virchow aus Schivelbein. Unser großer Gelehrter. Eine psychologische Skizze. Minde, Leipzig 1892.
  • Die Bombe. Enthüllungen über den Bau und die Verwaltung der serbischen Staatsbahnen, Uhl, 2. Aufl. 1891
  • Die Kaiserlich deutsche Gesandtschaft in China. Eine Denkschrift. Über den Fall Carl Paasch, für die deutschen Landesvertretungen, insbesondere den Reichstag. Selbstverlag, Leipzig 1892
  • Dr. jur. Freiherr F. E. von Langen, Mitglied des deutschen Reichstages, und der Fall Paasch. Zürich: Verlags-Magazin J. Schabelitz, 1896.
  • Offener Brief an Reichskanzler von Caprivi, Leipzig 1891
als Herausgeber
  • August Rohling: Talmud-Jude. Mit einem Vorworte (sic) von Eduard Drumont aus der auch anderweitig vermehrten französischen Ausgabe von A. Pontigny,[8] in das Deutsche zurückübertragen von Carl Paasch. Verlag H. Beyer, Leipzig o. J. (um 1890: 8. Aufl.); 10. Aufl. 1900; Deutschvölkische Verlagsanstalt, 21.–25. Tsd., Hamburg o. J. [um 1920]; Deutschvölkischer Verlag, 31.–40. Tsd., Stuttgart 1924.

Literatur

  • Erwin Heinrich Bauer: Der Sensationsfall Carl Paasch. Leipzig 1891
  • Armin Graf: Herrenhaus redivivus. Der Fall Paasch im preußischen Herrenhause am 1. April 1892. Ein einstimmiges Verdikt dieses Hohen Hauses über die gemeingefährlichen Bestrebungen des internationalen Judentums und über das bisherige Verhalten des Justizministeriums der Judenfrage gegenüber, nebst einem Anhang über die Verjudung unserer Aristokratie. Gustav Adolf Dewald, Berlin 1892
  • Christoph Jahr: Paasch, Carl. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Bd. 2/2: Personen L–Z. De Gruyter Saur, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-24072-0, S. 613

Einzelnachweise

  1. Helmuth Stoecker: Deutschland und China im 19. Jahrhundert, Rütten & Loening, 1958, S. 262.
  2. Carl Paasch: Mein gutes Recht, 1905, S. 157 ff.
  3. Carl Paasch: Eine jüdisch-deutsche Gesandtschaft
  4. Gemeint sind die Juden.
  5. Th. und Emilie an Martha Fontane 21. August 1893, Urlaubsbrief aus Karlsbad
  6. Demnach hat er einen eigenen Verlag gegründet.
  7. Geschrieben „Theil“. – 1. Teil mit 256 Seiten. – Zweiter Teil des Buches mit 177 Seiten: Jüdische Ritualmorde. Vom Jahr 1071 bis 1840 werden chronologisch „Fälle“ aufgezählt, die Carl Paasch als solche bezeichnete.
  8. Einschlägig bekannt ist einzig ein „Ch. Pontigny“, benannt als „Directeur“ eines Pariser antisemitischen Monatsblattes: L’ Alliance antijuive pour la défense sociale et religieuse. Revue mensuelle, publiée sous la direction de M. Ch. Pontigny. 1re année: Novembre-octobre 1891. Anschrift: Paris, 3, rue des Grands-Augustins
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