Carl Caufal
Carl Caufal (* 5. Dezember 1861 in Olmütz; † 24. November 1929 in Wien) war ein österreichischer Architekt.
Leben
Über das Leben von Carl bzw. Karl Caufal ist sehr wenig bekannt. So weiß man nichts über seine Ausbildung und wann er nach Wien gekommen ist.[1] Jedenfalls realisierte er um die Jahrhundertwende einige Bauten in Wien und war auch im Immobiliengeschäft tätig. Anfang 1903 wurde Karl Caufal, der „durch verunglückte Bauspeculationen in Concurs gerieth, […] auf Grund eines Deficites von 90,000 K[ronen] [2022: 555.000,- Euro] zu drei Wochen strengen Arrests verurtheilt.“[2] Ab Beginn des Ersten Weltkriegs sind keine Bauten mehr von ihm bekannt.
Familiärer Hintergrund
Karl Caufal war ein Sohn von Josef (~1813–1867) und Magdalena Caufal (geb. Wofczaczek). Der Vater, ein Nordbahnbeamter, verstarb am 6. Juni 1867[3] 54-jährig in der Wiener Leopoldstadt, wo die Familie lebte und Karl Caufals Brüder Adolf und Richard Caufal die k.k. Unterrealschule zu St. Johann in der Jägerzeile (= Praterstraße) besuchten.
Karl Caufal besuchte die „k.k. Bau- und Maschinen-Gewerbeschule“ in Wien. Er war seit 19. August 1889 mit der Restaurateurs-Tochter Anna Hauswirth (1869–1939) verheiratet,[4] deren Eltern Hans und Anna Hauswirth (geborene Wild) seit 1869 in der Praterstraße 62 das „Restaurant Hauswirth“ betrieben.[5] Caufal war somit Schwager des 1914 bei der „Körting-Katastrophe“ tödlich verunglückten Hauptmannes Hans Hauswirth (1878–1914). Als Schwager von Hans und Gisela Weigel (geborene Hauswirth) war Karl Caufal zudem ein Onkel der späteren Kinderbuch-Illustratorin Susi Weigel. Selbst hatte Caufal zumindest vier Kinder: Tochter Anna Caufal (1890–1975)[6] sowie die Söhne Hans (1893[7] –1915[8]), Friedrich (1895–1955) und Robert Caufal (1897–1951).
Werk
Das bekannteste und zugleich auch erste bekannte Bauwerk Caufals ist der Dogenhof, der im Stile der venezianischen Gotik gestaltet wurde (in der Nähe befand sich der Vergnügungspark Venedig in Wien im Prater). Seine späthistoristischen Bauten zeigen einen üppigen neobarocken Dekor. Um 1910 werden seine Fassaden schlichter und nehmen secessionistische Gestaltungselemente auf.
Caufal wurde im Zusammenhang mit der Restaurierung des Dogenhofes zwischen 2005 und 2007 von Restauratoren und Journalisten ungerechtfertigt negativ beurteilt.[9] Kritisiert wurde vor allem die Ausführung der Fassadenteile als Betonguss, wie es allerdings zu dieser Zeit durchaus üblich war. Tatsächlich war er ein vielseitiger Architekt, der auf der Höhe seiner Zeit stand.
Foto | Baujahr | Name | Standort | Beschreibung |
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1896–1898 | Wohnhaus „Dogenhof“ | Wien 2, Praterstraße 70 / Mayergasse 1 Standort |
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1897 | Miethaus |
Wien 7, Siebensterngasse 38 Standort |
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1902 | Miethaus Hotel Post | Wien 1, Fleischmarkt 24 Standort |
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1905 | Miethaus |
Wien 3, Hintzerstraße 3 und 5 Standort |
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1906 | Miethaus |
Wien 3, Dannebergplatz 12 Standort |
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1906 | Miethaus |
Wien 3, Dannebergplatz 13 Standort |
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1910 | Miethausblock | Wien 6, Gumpendorferstraße 70 / Otto-Bauer-Gasse 2 Standort |
Wohnhaus von Otto Bauer | |
1911 | Miethaus |
Wien 5, Margaretengürtel 2 / Blechturmgasse 1 Standort |
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1912–1913 | Wohn- u. Geschäftshaus | Wien 4, Paniglgasse 16 Standort |
Literatur
- Elisabeth Wernig: Venezianischer Mythos als gebautes Architekturzitat Wiens. Verschwundenes Venedig und der wiederentdeckte Dogenhof. Diplomarbeit. TU Wien, Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege (2008). Zu Carl Caufals Leben und Werk vor allem S. 57–60.
Weblinks
- Carl Caufal. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
- Carl Caufal im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Das interessante Blatt: Das neue Hotel „Zur Post“ in Wien. 27. März 1902, 15.
Einzelnachweise
- Im Zusammenhang mit Recherchen zur Biografie von Carl Caufals Nichte, der Kinderbuch-Illustratorin, Susi Weigel hat der Kulturwissenschaftler Andreas Weigel im Sommer 2022 Karl Caufals Familienverhältnisse aufgearbeitet: Siehe Familiärer Hintergrund.
- „Aus dem Gerichtssaale.“ In: Neue Freie Presse, Morgenblatt. 13. Jänner 1903, 9.
- Sterbeeintrag Josef Caufal: Pfarre St. Leopold, Sterbebuch 03–17, 1. Januar 1866 bis 31. Dezember 1868, Folio 338.
- Pfarre St. Johann Nepomuk: Traueintrag Anna Hauswirth und Karl Caufal, Trauungsbuch, 1886–1890, Folio 237.
- Todesfall. Todesmeldung. In: Fremden-Blatt. 1. Juli 1915. S. 8.
- Pfarre St Johann Nepomuk: Taufeintrag Anna Caufal, Taufbuch, 1890–1892, Folio 112.
- Pfarre St. Johann Nepomuk: Taufeintrag Johann Nepomuk Karl Kurt Robert Georg Josef Caufal, Taufbuch, 1899-1894, 01-22, Folio 42.
- „Vermißt.“ In: Neue Freie Presse, 24. Jänner 1918, 9 (Architekt Karl Caufal sucht seinen seit 1915 im Weltkrieg verschollenen Sohn Hans Caufal).
- Beispiel für eine solche negative Beurteilung auf orf.at