Carl Bohm

Johann Friedrich Carl Gerhard Bohm (* 11. September 1844 in Berlin; † 4. April 1920 in Berlin-Wilmersdorf;[1][2][3][4] andere Namen: Charles Bohm, Henry Cooper [Pseudonym], Karl Bohm) war ein deutscher Pianist und Komponist.

Carl Bohm

Leben und Werk

Carl Bohm war das älteste von acht Kindern von Dr. phil.[5] Friedrich Eduard Bohm (1810–1887), eines „Lehrers der mathematischen Wissenschaften“ am Friedrich-Werderschen Gymnasium (1839–46) in Berlin, der wegen eines chronischen Halsleidens 1847 zum Feldmesser umgeschult und als „Königlicher Geometer tätig“ wurde.[6] Durch dessen berufliche Tätigkeit bedingt wuchs Carl Bohm in Königsberg in der Neumark und Arolsen auf, kehrte aber spätestens 1868 nach Berlin zurück.[7]

Carl Bohm machte sich zunächst als Pianist einen Namen. Er war Schüler von Hans Bischoff, Flodoard Geyer und August Reissmann.[8] Erst später begann er zu komponieren und wandte sich der leichten Muse zu. Er schrieb Operetten, ein Chorwerk Hänsel und Gretel, Sonaten und vor allem vielen Violin- und Klavierstücke[9] – bis zu einer Opuszahl von 330. Es handelt sich um sogenannte Salon-Kompositionen, die in der Zeit vor Rundfunk und Fernsehen wohl besonders beliebt waren. Am bekanntesten waren seine Liedvertonungen, darunter sein ohne Zweifel berühmtestes Stück Still wie die Nacht (op. 326 Nr. 27), ein Gesangsstück mit Klavierbegleitung, das auch in anderen Bearbeitungen (z. B. für Chöre, für zwei Singstimmen, für Klavier, für Orgel, Zither, oder Trompete)[10] vorliegt. Es wurde von zahlreichen Sängern (z. B. Rudolf Schock, Fritz Wunderlich [1965], Heino [1969] und Helge Rosvaenge [1981]) auf Schallplatten und CDs eingespielt und auch von James Last [1973] bearbeitet. Dieses Liebeslied wird heute noch manchmal als Musikbeitrag bei kirchlichen Trauungen vorgetragen.

Die Berliner Musikwelt bescheinigt ihm in Nachrufen „Volkstümlichkeit“ und einen „bürgerlich-handwerklichen Stil“.[11]

Er war in erster Ehe mit Anna Lucinde Olga Schmidt (1849–1895) und nach deren Tod mit Jenny Jacoby (1861–1946) verheiratet. Aus der ersten Ehe stammte eine Tochter.[12]

Carl Bohm wurde auf dem Friedhof Wilmersdorf in Berlin beigesetzt, wo auf seinem Grabstein die ersten Takte seines bekannten Liedes eingemeißelt sind. Der Grabstein wurde von seinem Bruder, dem Baumeister und Maler Adolf Bohm (1854–1939/40) gestaltet.[13]

Werke

  • Lieder (op. 326; darin Nr. 27: „Still wie die Nacht“)
  • Salon-Kompositionen (op. 327)
  • Klaviertrio G-dur. (Forelle; op. 330 Nr. 2)
  • Perpetuo Mobile (Kleine Suite 6)
  • Introduction + Polonaise
  • Moto Perpetuo
  • Hausmusik

Literatur

  • Felicitas Spring: Carl Bohm - ein fast vergessener Liederkomponist. Seine Familie und Vorfahren. In: Genealogie. Band 35, Nr. 10, 1986, S. 317326.

Einzelnachweise

  1. Spring, S. 317
  2. Frederic Barclay Emery: The Violin Concerto Through a Period of Nearly 300 Years. Violin Literature Publishing Company, 1928, S. 433 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Bohm, Karl. In: Alfred Einstein (Hrsg.): Hugo Riemanns Musik-Lexikon. 11. Auflage. Band 1: A–L. Max Hesses Verlag, Berlin 1929, S. 204 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Percy Alfred Scholes: The Oxford companion to music. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1943, S. 107 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  5. Spring, S. 324; Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen. Ausgabe 1846 (Online: urn:nbn:de:kobv:109-1-48280), S. 44 (E., Dr., Lehrer der Mathematik); Landesarchiv Berlin, Standesamt Berlin Va, Sterbeurkunden 1887, Nr. 1747 (Dr. phil)
  6. Spring, S. 318, 319, 324
  7. Spring, S. 317, 324
  8. Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefaßtes Tonkünstler Lexikon, Leipzig 1926, S. 42, zitiert nach Spring, S. 317
  9. Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefaßtes Tonkünstler Lexikon, Leipzig 1926, S. 48, zitiert nach Spring, S. 317
  10. Ausgabe des Liedes beim Verlages N. Simrock GmbH, Berlin o. J., zitiert nach Spring, S. 317
  11. Neue Musik-Zeitung, 1920 (41. Jg.), S. 258, zitiert nach Spring, S. 317
  12. Spring, S. 322
  13. Spring, S. 317, 322
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