Camp Roosevelt

Das Camp Roosevelt (deutsch übersetzt: Lager Roosevelt) war ein Internierungslager, das die Britische Rheinarmee von November 1945 bis September 1946 in Hemer betrieb. Das offiziell als Civilian Internment Camp No. 7 bezeichnete Lager befand sich auf dem Gelände des ehemaligen Stammlagers VI A. Bis zu 3600 Internierte waren in Hemer quartiert.

Der Name Camp Roosevelt geht auf die US-Armee zurück, die das ehemalige Stalag unmittelbar nach der Befreiung umbenannte. In dieser Zeit waren im Lager Displaced Persons untergebracht.

Geschichte

Belegungsstärke des
Camp Roosevelt
MonatInterniertenzahl
Dezember 1945 2448
Januar 1946 2115
Februar 1946 2469
März 1946 3330
April 1946 3176
Mai 1946 2793
Juni 1946 3627
Juli 1946 3548
August 1946 3366

Nach der Befreiung des Stammlagers VI A im Mai 1945 richteten die britischen Besatzer dort ein Internierungslager für mutmaßliche Nationalsozialisten ein. Die ersten Internierten wurden im November nach Hemer verlegt, nachdem alle früheren Kriegsgefangenen in ihre Heimat zurückgekehrt waren. In den folgenden Wintermonaten litten die Internierten unter mangelnder Versorgung, da das Lager zu selten angeliefert wurde. Seit dem Frühjahr 1946 erlaubten die Besatzer den Internierten, Essenspakete zu empfangen. Die hygienischen Zustände verbesserten die Briten im Vergleich zum Stammlager erheblich, so dass kaum Krankheitsfälle auftauchten. Kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen ohne politischen Bezug gehörten zum Umerziehungsprogramm der Besatzungsmacht und wurden auch im Winter 1945/46 organisiert.

Das Internierungslager Hemer war für 3118 Gefangene ausgelegt und etwa 13.000 Quadratmeter groß, so dass es zu den kleineren Lagern in der britischen Zone gehört. 1946 waren die Lebensbedingungen im Camp Roosevelt relativ gut, da die Steinbauten über eine Zentralheizung verfügte. Zeitungen und Bücher aus benachbarten Bibliotheken wurden im Lager verteilt. Die religiöse Betreuung übernahm ein Franziskaner. Der Anteil der Kriegsverbrecher im Hemeraner Lager war anfangs gering, lag nach einer Verlegung vieler Kriegsverbrecher aus dem Lager Recklinghausen im August 1946 so hoch wie in keinem anderen Camp. Zu diesem Zeitpunkt waren 650 der 3477 als Kriegsverbrecher eingestuft.

Entlassungen kündigte die Lagerleitung der Verwaltung des Amtes Hemer an, die infolgedessen einen Vertreter schicken musste, um die Freigelassenen zum Bahnhof zu führen. Am 8. Mai 1946 beschlossen die Briten, das Lager Hemer zu schließen und die Internierten aus Hemer und Neumünster im neu geschaffenen Internierungslager Eselheide zusammenzulegen. Im September 1946 wurde das Lager geschlossen. Daraufhin übernahmen belgische Truppen das Gelände und richteten die Casernes Ardennes ein.

Literatur

  • Eberhard Thomas: Die Nutzung des ehemaligen Lagergeländes nach dem Zweiten Weltkrieg. in: Hans-Hermann Stopsack und Eberhard Thomas (Hrsg.): Stalag VI A Hemer. Kriegsgefangenenlager 1939–1945. Eine Dokumentation. 2. Auflage. Hemer 1995. S. 173–176
  • Hans-Hermann Stopsack: Entnazifizierung und Internierung. in: Hemer 1944–1949. Erinnerungen, Zeitzeugenberichte und Dokumente aus einer Zeit des Umbruchs. Hemer 2004. S. 116–125
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