Camino Francés
Der Camino Francés (deutsch: „Französischer Weg“) ist der klassische Jakobsweg, der auf einer Strecke von knapp 800 Kilometern quer durch den Norden Spaniens von den Pyrenäen nach Santiago de Compostela führt. Im Jahr 1993 wurde der Weg und die ihn begleitenden Kirchen- und Hospitalbauten als UNESCO-Welterbe eingetragen.
Pilgerwege nach Santiago de Compostela: Camino Francés und die Routen Nordspaniens | |
---|---|
UNESCO-Welterbe | |
Die Jakobsmuschel und der gelbe Pfeil sind die typischen Orientierungshilfen entlang des Weges | |
Vertragsstaat(en): | Frankreich Spanien |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | ii, iv, vi |
Referenz-Nr.: | 669 |
UNESCO-Region: | Europa und Nordamerika |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 1993 (Sitzung 17) |
Geschichte
Die Entstehung des Camino Francés, des klassischen Jakobsweges von den Pyrenäen nach Santiago, reicht bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Die Historia Silense berichtet um 1118, dass König Sancho III. Garcés von Navarra (reg. 1004–1035) die Voraussetzungen für den Weg zwischen den Pyrenäen und Nájera geschaffen habe. Die Ersterwähnung der großen nordspanischen Verkehrsachse, die die Königsstädte Jaca (Provinz Huesca), Pamplona (Navarra), Burgos (Kastilien) und León verband und weiter zum Jakobsgrab führte, stammt aus dem Jahr 1047: In der Gründungsurkunde des Hospitals von Arconada (bei Villalcázar de Sirga) ist bereits von Pilgern nach Rom und nach Santiago die Rede, welche die am Hospital vorüber führende Straße benutzten.
Seit dem 11. Jahrhundert bemühten sich die Herrscher sämtlicher christlicher Reiche in Nordspanien, durch die Gewährung von Freiheitsrechten, Privilegien und Steuerbefreiungen Siedler aus Frankreich anzuziehen, um den Camino Francés mit Marktsiedlungen auszustatten. Die Bezeichnung Camino Francés, erstmals für das 12. Jahrhundert in Astorga belegt, bezieht sich auf diese Siedler. Von etwa 1050 an häufen sich Hospitalstiftungen durch Könige, Fürsten, Geistliche, Mönchs- und Ritterorden. Um 1130 scheinen entlang des Camino Francés in Abständen von etwa 15 Kilometern Hospitäler bestanden zu haben. Ab dem 14. Jahrhundert wurde die karitative Infrastruktur durch private oder bruderschaftliche Stiftungen kleinerer Herbergen weiter verdichtet.
Route
Der Camino Francés beginnt an den Pyrenäenpässen von Somport (Aragón) oder von Roncesvalles (Navarra), von wo zwei Stränge nach Puente la Reina (Navarra) führen. Im ersten Fall, dem des Camino Aragonés, führt der Weg über Jaca, Sangüesa (Navarra), Monreal (Navarra) und Eunate, im zweiten Fall über Pamplona. Beide Stränge vereinigen sich in Puente la Reina, von wo die Pilger dem Weg weiter folgen über Estella (Navarra), Viana, Logroño (La Rioja), Nájera, Santo Domingo de la Calzada, Belorado, San Juan de Ortega und Burgos. Dort stößt eine Nebenroute von Bayonne über Tolosa (Gipuzkoa), Vitoria-Gasteiz, Miranda de Ebro und Briviesca hinzu.
Nach dem Verlassen von Burgos passieren die Pilger Castrojeriz, Frómista, Carrión de los Condes, Sahagún und León. Auch in León kommt ein Pilgerweg hinzu, der in Oviedo in Asturien von dem Camino de la Costa, der ebenfalls nach Santiago de Compostela führt, abzweigt. Weiter geht es von León über Puente de Órbigo, Astorga, Ponferrada, Villafranca del Bierzo, O Cebreiro, Sarria, Portomarín, Palas de Rei und Arzúa, bis die Pilger Santiago de Compostela erreichen.
Entlang des Camino Francés hat man während des 11. und 12. Jahrhunderts zahlreiche Kirchen und Hospitäler zu Ehren des Apostels Jakobus errichtet. Auch deshalb gilt der Camino Francés als der Teil des Weges mit der höchsten Dichte an Kulturschätzen. Immer noch kann man in den Dörfern am Weg eine Calle del Camino („Straße des Pilgerweges“) oder eine Iglesia de Santiago („Jakobskirche“) sehen, die den mittelalterlichen Wegeverlauf anzeigen.
In den unterschiedlichen Publikationen werden mitunter sehr differierende Angaben zur Länge des Camino Francés gemacht. Das mag zum einen an unterschiedlichen Grundlagen und Methoden der Messungen liegen, zum anderen an Veränderungen der Wegführung. Das Jakobus-Portal der Kathedrale von Santiago de Compostela (siehe Weblinks) gibt als Entfernung ab Saint-Jean-Pied-de-Port 774 km an.
Der Weg ist auch als spanischer Fernwanderweg GR-65 markiert.
Detaillierte Wegführung
(Bei Tagesetappen von durchschnittlich 26 km)
Virtuelle Begehung
Mit der zweiteiligen Navigationsleiste Camino Francés, die sich jeweils am Ende der Ortsartikel befindet, ist die virtuelle Begehung dieses spanischen Jakobswegs möglich. Die Leiste enthält neben der Verlinkung des vorhergehenden und des folgenden Ortes – im nachstehenden Beispiel werden Start- und Endpunkt angeführt – eine ausklappbare Übersicht aller Orte in tatsächlicher Reihenfolge Richtung Santiago de Compostela.
← Vorhergehender Ort: Saint-Jean-Pied-de-Port | Camino Francés | Nächster Ort: Santiago de Compostela →
Filme
- 2005: Saint Jacques… Pilgern auf Französisch
- 2009: Ich trag dich bis ans Ende der Welt
- 2010: Dein Weg (The Way)
- 2015: Ich bin dann mal weg
Literatur
- José María Anguita Jaen: Der Jakobsweg. Ein praktischer Reiseführer für den Pilger. 3. Aufl. 2007, ISBN 978-84-241-0422-1
- Tobias Büscher: Galicien und der Jakobsweg, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2005, ISBN 3-7701-5705-2
- El Camino de Santiago. 1991, ISBN 84-7782-147-X
- Joan Fiol Boada: Der Jakobsweg. Von Montserrat und von Saint Jean Pied de Port. Hampp Verlag. ISBN 978-3-936682-10-6
- Paulo Coelho: Auf dem Jakobsweg. Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Diogenes. 2007. ISBN 978-3257231151
- Ángel González: El Camino de Santiago por la Costa o Camino Norte. 2004, ISBN 84-241-0479-X
- Dietrich Höllhuber, Werner Schäfke: Der spanische Jakobsweg: Landschaft, Geschichte und Kunst auf dem Weg nach Santiago de Compostela, DuMont Buchverlag, Köln 1999 (Kunst-Reiseführer), ISBN 3-7701-4862-2
- Raimund Joos, Michael Kasper: Spanien, Camino Francés. 15. Auflage, Stein, Welver 2012, ISBN 978-3-86686-381-1
- Cordula Rabe: Rother Wanderführer Spanischer Jakobsweg. 2. Auflage, Bergverlag Rother, München 2006, ISBN 3-7633-4330-X
- Ulrich Wegner: Wandern auf dem Spanischen Jakobsweg. Dumont Buchverlag, Köln 1999, ISBN 3-7701-4770-7
- Christian Champion: schlafen ~ essen Spanischer Jakobsweg. CADESA Carola Hansen, München 2008, ISBN 978-3-00-018830-5
- Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg. Malik. Mai 2006, ISBN 3-89029-312-3
- Manfred Mönnich: Sterben kann ich immer noch: Der Jakobsweg. Mönnich. Jan.2017, ISBN 978-3742700315
Weblinks
- Offizielle Website der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e. V.
- Pilgerinfomationen zum Camino Francés (private Seite)
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Offizielle Website des Centro Virtual Cervantes mit einer detaillierten Beschreibung aller historischen Orte und Bauwerke am Camino Francés (spanisch)
Einzelnachweise
- Raimund Joos und Michael Kasper: Nordspanien: Jakobsweg, Camino Primitivo. In: OutdoorHandbuch. 4. Auflage. Band 141. Conrad Stein Verlag, Welver 2012, ISBN 978-3-86686-382-8, S. 157.