Burgruine Drachenfels (Chursdorf)

Die Burgruine Drachenfels ist eine abgegangene Spornburg auf dem Bergsporn „Drachenfels“ ca. 3 km westlich des Peniger Ortsteiles Chursdorf im Landkreis Mittelsachsen in Sachsen. Die Burg Drachenfels (und eine ehemalige zugehörige Siedlung?) stellen eine Wüstung in Sachsen dar.

Burgruine Drachenfels
3D-Ansicht des digitalen Geländemodells

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Staat Deutschland
Ort Penig OT Chursdorf
Entstehungszeit Ersterwähnung 1212
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Burgstall, Halsgraben, geringe Mauerreste
Ständische Stellung Reichsministeriale
Geographische Lage 50° 56′ N, 12° 43′ O
Burgruine Drachenfels (Sachsen)
Burgruine Drachenfels (Sachsen)

Vermutlich ging die Gründung des Ortes Chursdorf („Conradisdorf“) im Tal des Chursdorfer Baches von der erstmals 1212 als Sitz der Herren von Drachenfels erwähnten Burg aus. Über den geschichtlichen Werdegang der Burg ist nichts gesichertes bekannt. In alten Zeiten sollen angeblich Raubritter auf dem Drachenfelsen gehaust haben.

1212 fungiert ein Heinrich von Drachenfels zusammen mit den Burggrafen von Altenburg und denen von Leisnig, dem Vogt von Weida, den Herren von Colditz, denen von Crimmitschau, sowie Hermann von Schönburg als Bürge bei einem Vertragsabschluss zwischen Otto IV. und Markgraf Dietrich von Meißen. Die Herrschaft Drachenfels umfasste nach dem offenbar frühen Aussterben des Geschlechts der Drachenfelser in etwa die späteren Herrschaften Penig und Wolkenburg.[1]

Im 14. Jahrhundert soll die Burg (der Sage nach) von dem Burggrafen von Leisnig und dem Ritter „Heimburg von Waldenburg“ zerstört worden sein. Nach anderen Quellen, wie dem Schumann’schen sächsischen Zeitungs-Lexikon, soll die Burg erst 1488 abgebrannt sein.

Ob es sich um eine Raubritterburg handelte, ist unklar. Die Gründe für den Untergang der Burg Drachenfels sind unklar.[1]

Strategisch ungünstige Lage

Da das „Hinterland“ direkt vor dem Halsgraben der Burg als rechter/östlicher Hang des Zwickauer Muldentales ansteigt und dieser obere Talrand das Burgareal deutlich überragt, hatte die Burg eine ungünstige strategische Lage als Spornburg – jedenfalls nach dem Aufkommen besserer Belagerungswaffen. Sie könnte möglicherweise daher aufgegeben worden sein. Da der Burgfelsen (heute) bis fast an die Zwickauer Mulde heranragt, konnte der Warentransport auf dem Fluss und möglicherweise auch auf einem – heute noch existierenden – breiten Weg direkt unter dem Felsen entlang des Muldenufers hier sehr leicht kontrolliert werden. Die ehemalige Burg Drachenfels erfüllt daher die Kriterien einer – günstig gelegenen – Zollburg. Der Burgfelsen ragt geschätzt nur etwa 20 Meter über dem Niveau der Zwickauer Mulde auf.

Wiederentdeckung der Burg

Bis ins 19. oder frühe 20. Jahrhundert war die Existenz der Burg nur wegen der vorhandenen Urkunden bekannt. Ihre Lage war unklar. Erst durch Grabungen konnte dieser Felsen als ehemaliger Standort der Burg identifiziert werden.

Aktueller Zustand

Der heutige Burgstall (Burgstelle) zeigt nur noch geringste Mauer-Reste: Die Burg befand sich auf einem spornartig bis an die Zwickauer Mulde heranragenden Felsen, der offenbar (seit der Wiederentdeckung der Burgstelle) auch Drachenfels genannt wird. Der leicht aufragende Felsen liegt aber tiefer als das Hinterland (rechter Hang des Muldentalrandes) und ist vom Hinterland durch einen gegrabenen und/oder in den Fels geschlagenen breiten Halsgraben abgetrennt. Am burgseitigen Rand des Halsgrabens ist noch Mauerwerk in Resten sichtbar (Stützmauer des Hangs), außerdem sind direkt auf dem Burgplateau hinter der Stützmauer scheinbar geringe Reste (lose Fundamentreste) eines Rundturmes (Bergfried?) sichtbar (Stand 2010).

Grabungsfunde

Gefunden wurden auf Drachenfels Keramikscherben und eine verzierte Bronzeschale – möglicherweise eine sogenannte „Hanse-Schüssel“.[1]

Das Buch Penig von A - Z, Ein Stadtlexikon (2002) zitiert die historische Fundsituation folgendermaßen: "Aus der Wüstung Drachenfels barg man eine Unmenge Tonscherben von allerlei Gefäßen. Es handelt sich um sogenannte graublaue Ware, deren Entstehungszeit man von Mitte des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts datiert. Sie lassen erkennen, dass die Gefäße auf der Drehscheibe hergestellt und leicht gebrannt waren. Verziert sind sie mit eingeritzten Wellenlinien, parallelen Kreisen und Punktreihen. Oft ist auf dem Boden eine Marke in Form eines Radkreuzes angebracht. Aus Eisen bestand ein Türschloss, Messer mit Griffzunge, ein Pfriemen, zwei Hufeisen, ein Sporn und Nägel, deren Köpfe durch Zangenbiss verbreitert waren. Ferner kam eine Bronzeschale mit eingegrabener Jagdszene ans Tageslicht. Bei dem Schalenfragment, das ebenfalls im Museum für Vorgeschichte Dresden liegt, kämpft im Mittelmedaillon ein mit Schild und Schwert bewaffneter Mann mit einem Tier. Gerahmt wird diese Szene von einem inneren geometrischen Band und einem äußeren Tierfries. Aufgrund ihrer Verzierung datiert die Schale in das 12. Jahrhundert ("Hanseschalen")"[2].

Demnach kamen Funde vom Drachenfels, so auch die genannte bronzene Schale, ins Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden.

Reichsministeriale von Drachenfels

Wegen der offenbar frühen Gründung von Burg und Herrschaft Drachenfels wird davon ausgegangen, dass die Ritter von Drachenfels reichsunmittelbare Ministeriale (Reichsministeriale[3][4]) waren, die zusammen mit den Reichsministerialen von Crimmitschau und denen von Schönburg das Tal der Zwickauer Mulde im 12. Jahrhundert besiedeln ließen. Nicht von ungefähr tauchen sie in Urkunden der Reichsministerialen von Altenburg (Burggrafen von Altenburg) auf. Zusammen mit anderen Ministerialen/Reichsministerialen, wie Herren von Wartha/Waldenburg, von Colditz, von Leisnig, von Schellenberg, von Crimmitschau, von Schönburg, von Rechenberg und anderen besiedelten sie Teile Sachsens.

Sage

Zum Untergang der Burgen Drachenfels und Zinnberg existiert die Sage „Der Liebchenstein“. In dieser kommt auch ein Ritter „Haimburg von Waldenburg“ vor. Im 14. Jahrhundert soll die Burg (der Sage nach) von dem Burggrafen von Leisnig und dem Ritter Heimburg von Waldenburg zerstört worden sein. Nach ihrer Zerstörung sollen die Hühner über die Mulde geflogen sein und dem gegenüberliegenden „Hühnerberg“ so zu seinem Namen verholfen haben.

Literatur

  • August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen. Gebrüder Schumann, Zwickau 1821.
  • Burgen und Burgbezirke. Beobachtungen im mitteldeutschen Osten. In: Werner Emmerich (Hrsg.): Von Land und Kultur. Beiträge zur Geschichte des mitteldeutschen Ostens. Zum 70. Geburtstag Rudolf Kötzschkes. Leipzig 1937, S. 77–105 (mit einer Karte „Burgwardmittelpunkte und frühe Burgen im mitteldeutschen Osten“, bearbeitet von Heinz Quirin).
  • Walter Schlesinger (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. 1. Auflage. Band 8: Sachsen. Stuttgart 1965, ISBN 3-520-31201-8, Drachenfels Kr. Rochlitz, S. 66 (Kröners Taschenausgabe 312).
  • Steffen Winkler: Der Liebchenstein. Hrsg.: Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (= Sagen und sagenhafte Erzählungen aus Glauchau und Umgebung. Sonderheft). Glauchau 1981, Geschichte und Grabungsfunde der Burgen Zinnberg und Drachenfels, S. 4–5 (Sage zum Untergang der Burgen Drachenfels und Zinnberg bei Penig, Hinweise zu deren Geschichte und zu Grabungsfunden, Kap. „Bildteil“: Abb. 1 Bergspornplateau der Burg Drachenfels).
  • Dieter Rübsamen: Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland. Studien zur Geschichte des mitteldeutschen Adels im 13. Jahrhundert (= Mitteldeutsche Forschungen. Nr. 95). Böhlau, Köln/Wien 1987, Herren von Drachenfels.
  • Horst Schwabe: Mein Burgstädt (= Impressionen und Informationen, Wanderrouten, Stadtbeschreibungen, Geschichte). Riedel, Röhrsdorf 1993, S. 9 (Rekonstruierte Karte der Herrschaften Penig mit Rochsburg und Burg Zinnberg im Jahre 1436 bei der heiratsbedingten Übertragung der Herrschaft von den Altenburger Burggrafen auf die Burggrafen von Leisnig (diese Doppelherrschaft entspricht der älteren Herrschaft Drachenfels und kam nach den Burggrafen von Leisnig letztlich an die Herren von Schönburg)).

Einzelnachweise

  1. Steffen Winkler: Der Liebchenstein. Hrsg.: Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (= Sagen und sagenhafte Erzählungen aus Glauchau und Umgebung. Sonderheft). Glauchau 1981, Geschichte und Grabungsfunde der Burgen Zinnberg und Drachenfels, S. 5.
  2. Klaus Oehmig, Margret Neumann, Anett Tomoscheit: "Penig von A - Z, Ein Stadtlexikon", 2002, ISBN 3-9808333-2-1, Stichwort "Ausgrabungsfunde", S. 12
  3. Marina Palm: Aspekte zur Gründung der Stadt Glauchau und ihrer Entwicklung bis 1493. Hrsg.: Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (= Sagen und sagenhafte Erzählungen aus Glauchau und Umgebung. Nr. 4). Glauchau 1982, Geschichte und Grabungsfunde der Burgen Zinnberg und Drachenfels, S. 45 (Erwähnung der Reichsministerialen von Drachenfels).
  4. Walter Schlesinger, Thomas Lang: Beiträge zur Geschichte der Stadt Glauchau. Hrsg.: Enno Bünz. Thelem, Dresden 2010, ISBN 978-3-939888-59-8, S. 45 (Heinrich von Drachenfels als Urkundenzeuge im Jahre 1240).
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