Burgruine Starhemberg

Die Burgruine Starhemberg liegt im Piestingtal in Niederösterreich auf einem Hügel unweit von Dreistetten (Gemeinde Markt Piesting). Eine Sanierung mit schrittweiser Öffnung ist geplant (zurzeit ist das Gelände aus Sicherheitsgründen gesperrt).

Burgruine Starhemberg
Innenmauer des Wohntraktes beim Übergang vom nördlichen zum östlichen

Innenmauer des Wohntraktes beim Übergang vom nördlichen zum östlichen

Alternativname(n) Starkenberg
Staat Österreich
Ort Markt Piesting-Dreistetten
Entstehungszeit um 1160
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 47° 52′ N, 16° 6′ O
Burgruine Starhemberg (Niederösterreich)
Burgruine Starhemberg (Niederösterreich)
Kupferstich von Georg Matthäus Vischer aus dem Jahr 1672
Grundriss der Burg Starhemberg

Lage

Die große Ruine der Höhenburg erstreckt sich auf der Bergkuppe von Südwest nach Nordost.

Geschichte

Der Name Starhemberg wird vom ursprünglichen Namen 'starker Berg' oder 'Starkenberg' abgeleitet. Die Burg ist nicht zu verwechseln mit gleichnamigen Schlössern in Oberösterreich, dem Schloss Starhemberg (Haag am Hausruck), namensgebendem Sitz des Fürstenhauses Starhemberg, und dessen heutigem Sitz Schloss Starhemberg (Eferding). Die hier behandelte Burgruine stand in keinem Zusammenhang mit dem bekannten Apostelgeschlecht.

Die Burganlage wurde wahrscheinlich um 1160 errichtet, wie neueste Forschungen belegen. Die Piesting war zu dieser Zeit die Grenze zwischen der Steiermark und der Ostmark. Die ältesten Besitzer waren die Herren von Starchemberg, die im 12. Jahrhundert ausstarben.[1] Auf sie geht auch das Schloss Fischau zurück.

1147 gehörte die Burg Adalram von Waldeck, der sie Ottokar III. Markgrafen von Steiermark vermachte. Dieser erweiterte und vollendete als Gegenleistung für die Herrschaften „Waldeck und Storhenberg“ Adalrams Stiftung, die Abtei Seckau.[2] Adalram trat als Konverse in sein Kloster ein. Auch seine Frau Richinza von Perg (⚭ um 1130) wurde eine Nonne. 1192 fiel die Steiermark und damit auch die Burg an die Babenberger. Der letzte Herzog der Babenberger, Friedrich der Streitbare, ließ die Burg ausbauen. Im 13. Jahrhundert zählte die Starhemberg zu den bedeutendsten Burgen in Niederösterreich. Auf der zu dieser Zeit entstandenen Ebstorfer Weltkarte sind auf dem Gebiet des Herzogtums Österreich nur Wien, Krems und die Burg Starhemberg eingezeichnet.

Zur Mitte des 13. Jahrhunderts war das Familien-Archiv der Babenberger hier aufbewahrt und wurde vom Deutschen Ritterorden – nach dem Tod Friedrich II. – bewacht. Nach der Schlacht von Dürnkrut 1278 erhielten die Habsburger die Burg. 1482 wurde die Burg von Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus eingenommen und jahrelang besetzt. Unter ihm war Sigmund Spaur III. von 1480 bis 1491 Pfleger auf Starhemberg. Er könnte mit dem Umbau begonnen und auf einem fertiggestellten Renaissancetrakt sein Wappen angebracht haben.[3]

Anna Maria von Heussenstein (1545–1633/35) erbte von ihrer Mutter Anna von Petschach, verheiratete Welzer von Eberstein, die Herrschaft Starhemberg-Hernstein.[4] Ihr Mann war der aus Deutschland zugewanderte protestantische Hans von Heussenstein, Kämmerer beim Kaiser. Der Kaiser verpfändete aber die Burg an Francisco Lasso de Castilla und dann an die Bürger von Taxis. 1570 gab es ein starkes Erdbeben. Heussenstein musste die Herrschaft 1577 für 24.500 Gulden zurückkaufen.

Bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung von 1683 bot die Burg der umliegenden Bevölkerung Schutz vor den Truppen der Osmanischen Armee.

Um der neuen Dachsteuer zu entgehen, ließen die Grafen Heussenstein um 1800 Türen und Fensterstöcke herausbrechen und die Dächer abdecken. Damit begann der Verfall der Burg. 1817 kam die Ruine an den Freiherrn Stephan von Badenthal. 1830 erwarb Erzherzog Rainer von Österreich (1783–1853), Vizekönig von Lombardo-Venetien, die Herrschaft. Um 1870 stürzte ein Großteil des Palas ein. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Ruine von der Bevölkerung zur Gewinnung von Baumaterial verwendet. 1913 erbte sie die Familie Hubert Salvator Habsburg-Lothringen, die sie auch heute noch besitzt.

Im Frühjahr 1945 lag in der Ruine eine Einheit der Waffen-SS, die am Turm über der Kapelle einen Beobachtungsposten unterhielt. Artilleriefeuer fügte den Mauern schwere Schäden zu.

Schon ab 1931 hatte sich der Verein der „Freunde der Burg Starhemberg“ um die Sanierung der Burgruine bemüht; seit 2019 sind wieder intensive Aktivitäten des Vereins im Gange. Die Burgruine ist aus Sicherheitsgründen für Besucher gesperrt.

Auf der Grundlage eines am 2. August 2022 geschlossenen Vertrages zwischen den Eigentümern, der Familie Habsburg-Lothringen, und der Gemeinde Markt Piesting wurde das Burgareal von der Gemeinde gepachtet, um eine Sanierung und Erhaltung sowie in der Folge eine schrittweise Öffnung zu ermöglichen.[5]

Literatur

  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 6. Band: Schöngraben bis St. Valentin. Schmidl, Wien 1833, S. 140 (StarhembergInternet Archive).
  • Werner Sulzgruber (Hrsg.): Burgruine Starhemberg. Ein imposantes Vermächtnis der österreichischen Geschichte. Historische Ansichten & Fakten zur Burganlage bis heute. 1. Auflage. Kral Verlag, Berndorf 2020, ISBN 978-3-99024-946-8 (320 S., mit dem neuesten Forschungsstand).
  • Bundesdenkmalamt – Topographisches Denkmalinventar (Hrsg.): Dehio-Handbuch: Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1 A bis L und Teil 2 M bis Z. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8
  • Barbara Schedl (Hrsg.): Starkenberch urbs. Ein virtuelles Modell der Burg Starhemberg in Niederösterreich. CD-Rom für Windows und Mac inklusive Booklet, Ö. Kunst- und Kulturverlag, 2000, ISBN 3-85437-155-1
  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen – Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Np Buchverlag, 1999, ISBN 3-85326-114-0
  • René Riegler: Burgen, Schlösser und Ruinen im Bezirk Wr. Neustadt. Eigenverlag, Ternitz 1997, OBV.
  • Barbara Schedl: Studien an der Burgruine Starhemberg in Niederösterreich. Diplomarbeit. Kunsthistorisches Institut der Universität Wien, Wien 1990, OBV.
  • Ernst Katzer, Franz Stundner: Piesting im Wandel der Zeiten. 450 Jahre Marktwappen, dargestellt an der Wirtschafts- und Pfarrgeschichte des Marktes und des Piestingtales. Wiener Neustädter Verlagsgesellschaft, Markt Piesting 1979, OBV.
  • G. Seebach: Starhemberg – Residenz des letzten Babenbergers, in: Burgen und Schlösser 11 (1975), S. 31 ff.
  • Burgen und Schlösser in Niederösterreich. Band 1.2: Felix Halmer: Burgen und Schlösser zwischen Baden, Gutenstein, Wr. Neustadt. Birken-Verlag, Wien 1968, OBV.
  • Felix Halmer: Felix Halmer Ruine Starhemberg – Versuch einer Baugeschichte. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Band 30. Wien 1949, S. 215–247 (zobodat.at [PDF]).
  • Felix Halmer: Niederösterreichs Burgen. 1956
  • Das Schloß Starhemberg in Oesterreich ob der Enns. In: Franz Sartori: Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie. Nebst der topographisch-pittoresken Schilderung ihrer Umgebungen, der Familienkunde ihrer ehemaligen und jetzigen Besitzer, der Lebensweise und Charakteristik des Ritterthums und den Geschichten und Sagen der österreichischen Vorzeit . Zweite, gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auflage. Band 7: Die Ruinen der Frauenburg in Steiermark. Lechner, Wien 1839, S. 52–55. Online.
  • Erwin Reidinger: Frühwarnsystem der Burgen Starhemberg, Emmerberg und Tachenstein (Memento vom 30. Dezember 2020 im Internet Archive) In: Unsere Heimat – Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich, Hrsg.: Institut für Landeskunde, Land Niederösterreich. 1–4/2014, 149–159.
  • Erwin Reidinger: 1159: Burgkapelle der Burgruine Starhemberg. Bauanalyse – Archäoastronomie – Orientierungstag. (im Erscheinen). Winzendorf 2022 (43 S., heimat.eu [PDF]).

Bildergalerie

Commons: Burgruine Starhemberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kaspar Friedrich Gottschalck (Hrsg.): Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands. 1. Hemmerde und Schwetschke, 1810, S. 139 f., urn:nbn:de:bvb:12-bsb10018095-4 (digitale-sammlungen.de).
  2. Skizze von Seckau in Obersteiermark, Judenburger Kreises. In: Grätzer Zeitung. Der Aufmerksame. Steyermärkische Intelligenzblätter. Steyermärkisches Intelligenzblatt. Steyermärkisches Amtsblatt / Stiria, ein Blatt des Nützlichen und Schönen / Gratzer Zeitung. Steiermärkisches Amtsblatt, 4. Februar 1817, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gra
  3. Felix Halmer: Felix Halmer Ruine Starhemberg – Versuch einer Baugeschichte. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Band 30. Wien 1949, S. 215–247, 241 f. (zobodat.at [PDF]).
  4. Helga Krenn: Anna Maria von Heussenstein – Herrin auf Starhemberg. In: Werner Sulzgruber (Hrsg.): Burgruine Starhemberg. Ein imposantes Vermächtnis der österreichischen Geschichte. Historische Ansichten & Fakten zur Burganlage bis heute. 1. Auflage. Kral Verlag, Berndorf 2020, ISBN 978-3-99024-946-8, S. 299301.
  5. Patrick Wammerl: Friedrichs Vermächtnis. Burg Starhemberg. Eine der bedeutendsten Wehranlagen Österreichs und Sitz des letzten Babenbergs wird von der Familie Habsburg-Lothringen zur Sanierung freigegeben. Hrsg.: Kurier (Tageszeitung). Wien 9. August 2022, S. 16.
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