Burg Scharfenstein (Erzgebirge)
Die Burg Scharfenstein ist eine Spornburg auf einem länglichen Bergsporn oberhalb der Ortschaft Scharfenstein, einem Ortsteil von Drebach im Erzgebirge im Freistaat Sachsen.
Burg Scharfenstein | ||
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Burg Scharfenstein | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Drebach-Scharfenstein | |
Entstehungszeit | um 1250 | |
Burgentyp | Höhenburg, Spornlage | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Ständische Stellung | Adlige | |
Geographische Lage | 50° 42′ N, 13° 3′ O | |
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Geschichte
Der ursprüngliche Bau wurde um 1250 errichtet. Als Bauherren vermutet man die von Waldenburg, als gesichert gilt jedoch nur der Erstbesitz.
Die von Waldenburg verfügten mit den in ihrem Besitz befindlichen Herrschaften Waldenburg, Rabenstein, Scharfenstein und Wolkenstein über ein zusammenhängendes Gebiet, das von der mittleren Pleiße bis zum Erzgebirgskamm reichte. 9 Dörfer waren den Schlossherren zinspflichtig, darunter Grießbach, Großolbersdorf, Drebach und Herold. Als im 15. Jahrhundert die Burg Greifenstein zerstört wurde, übernahm Scharfenstein zusätzlich die Schutzherrschaft über Thum, Ehrenfriedersdorf und Geyer. Dadurch stieg sein Wert derart, dass der Kurfürst 1439 das Gebiet des ihm stark verschuldeten Waldenburgers an sich brachte.
Am 26. Januar 1492 kaufte Heinrich von Einsiedel die Burg Scharfenstein sowie die dazugehörigen Dörfer Grießbach, Großolbersdorf, Grünau, Hohndorf, Hopfgarten und Scharfenstein.
In der Nähe der Burg, im Gänsewinkel, wurde 1762 der als Wildschütz bezeichnete Karl Stülpner geboren. Um sein Leben ranken sich verschiedenste Legenden, die teilweise auch auf und im Umfeld der Burg Scharfenstein spielen.
Kurt Heinrich von Einsiedel übertrug nach dem Ableben seines Bruders Alexander Abraham von Einsiedel 1798 schon zu eigenen Lebzeiten 1803/1804 das Rittergut mit Zubehör auf seine Lehnsvettern aus der Linie Lumpzig, da männliche Nachkommen aus seiner Linie nicht vorhanden waren.
So wurden 1803/04 Friedrich Hildebrand von Einsiedel (1750–1828) und seine Brüder Mitbesitzer des Rittergutes mit Burg und Zubehör. Friedrich Hildebrand war Kammerherr der Herzogsmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach und eine prominente Figur im Musenkreis der Weimarer Klassik. Scharfenstein besuchte er jedoch kaum. Die Administration von Scharfenstein erhielt um 1804 zunächst der jüngste Bruder Heinrich Ludwig von Einsiedel (1770–1842). Er war sächsischer Hauptmann und nahm den Wohnsitz auf Scharfenstein. Mit der Organisation der Klärung juristischer Fragen in Zusammenhang mit der Lehnsübernahme bzw. und anderer Probleme in Bezug auf Scharfenstein wurde ansonsten der Bruder August von Einsiedel betraut und bevollmächtigt. 1810 und 1812 fanden sich die Brüder – mit Ausnahme des kränklichen und damit reiseunlustigen Hildebrand von Einsiedel – auf Scharfenstein ein. 1812 übernahm der weitere Bruder, Rittmeister Alexander von Einsiedel, die Administration von Scharfenstein und lebte dort. 1825 nahmen dann auch August von Einsiedel, seine Ehefrau Emilie von Einsiedel (1757–1844) sowie ihr Sohn Friedrich August von Einsiedel (1793–1833) ihren Wohnsitz auf Scharfenstein. Um letzteres Ehepaar, das ebenfalls zum Weimarer Musenkreis zählte, rankte sich eine der skandalösesten Geschichten der Goethe-Zeit (zu lesen im Artikel über August).
Durch einen Brand in der Nacht vom 1. zum 2. Juni 1921 wurden der gesamte Wohnflügel und ein Teil des Gesellschaftsflügels zerstört. In Anlehnung an die alte Gestalt erfolgte von 1921 bis 1923 der teilweise Wiederaufbau nach Planungen von Bodo Ebhardt. Bis 1931 blieb die Burg im Besitz der Familie.[1]
Auf Betreiben der Zentralbodenkredit-AG in Berlin fand im September 1931 die Versteigerung der Burg vor dem Amtsgericht Wolkenstein statt. Der Fabrikbesitzer Fritz Eulitz aus Fährbrücke erwarb für 330.000 Mark den Besitz. Durch sein Wirken entstand 1932 eine Vogelschutzwarte. Hunderte Nistkästen wurden in dem zum Besitz gehörenden 325 ha großen Waldgebiet aufgehängt, Beringungen durchgeführt und wissenschaftliche Berichte mit Unterstützung der Chemnitzer Ornithologischen Gesellschaft herausgegeben.
1945 ging dieses Waldgebiet in Volkseigentum über, die Burg wurde zunächst Bergschule der Wismut und 1951 ein Spezialkinderheim für „schwererziehbare“ Jungen eingerichtet.[1]
Von 1967 bis 1990 wurde die Burg in einen Jugendwerkhof für Jugendliche umgewandelt, die ebenfalls im Sinne der DDR-Pädagogik als „schwererziehbar“ galten. Im Jugendwerkhof A. S. Makarenko waren stets drei Gruppen mit je 20 Jungen im Alter von 15 bis 18 Jahren untergebracht. Der maximale Aufenthalt dauerte 18 Monate. Neben dem Schulunterricht absolvierten die Jugendlichen im Zwei-Schichtsystem eine berufliche Teilausbildung zum Teilefertiger/Montierer im naheliegenden DKK Werk Scharfenstein. Das DKK Werk stellte Haushaltskühlgeräte in hohen Stückzahlen her und beschäftigte mehrere tausend Mitarbeiter. Die Jungen des Jugendwerkhofs kamen dabei in verschiedenen Betriebsteilen zum Einsatz, z. B. Stanzerei, Kühlmaschinenbau, Waschanlage etc. Im Drei-Wochen Zyklus durchliefen die drei Jungengruppen Frühschicht, Spätschicht und Schule. Um den geregelten Ablauf und die Freizeitaktivitäten kümmerten sich die Erzieher des Jugendwerkhofes.
Mit der politischen Wende kam auch die Auflösung des Jugendwerkhofs und Burg Scharfenstein konnte mit der Übernahme durch den Freistaat Sachsen und nach einer Komplettsanierung für touristische Zwecke geöffnet werden.
Heutige Nutzung
Die Burg Scharfenstein beherbergt das „Weihnachts- und Spielzeugmuseum“ und eine Ausstellung zur Volkskunst. Der Festsaal und weitere Räumlichkeiten können für Feiern und Veranstaltungen genutzt werden, im festlichen Trausaal werden Eheschließungen vollzogen. Der 17 Meter hohe Bergfried wird heute als Aussichtsturm genutzt und bietet einen sehr guten Blick ins Zschopautal.[2]
- Zschopautal – Blick auf die Burg Scharfenstein
- Blick von der Burg in den sogenannten Gänsewinkel
- Blick vom Parkplatz Zschopauufer
- Weihnachts- pyramide auf Burg Scharfenstein
- Luftaufnahme der Burg
Literatur
- Otto Eduard Schmidt: Die wiedererstandene Burg Scharfenstein an der Zschopau. in: Mitteilungen des Landesverein Sächsischer Heimatschutz Band XIII, Heft 9–10/1924, Dresden 1924, S. 316–332
- Richard Steche: Scharfenstein. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 5. Heft: Amtshauptmannschaft Marienberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 28.
- Roland Unger (Hrsg.): F.v.S., Carl Stülpner ein berüchtigter Wildschütz im sächsischen Erzgebirge. Die erste Stülpnerbiographie, aufgezeichnet von Friedrich von Sydow. H & F Verlage Scheibenberg 1998.
Weblinks
Veit Noll: Die Herren von Einsiedel als Gutsbesitzer von Scharfenstein bei Zschopau Ende 18./ Anfang 19. Jh. http://www.august-einsiedel.de/index.php/einzelnes/12-scharfenstein-im-erzgebirge
Einzelnachweise
- vgl. Das mittlere Zschopaugebiet (= Werte unserer Heimat. Band 28). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1977, S. 187-189.
- Willkommen auf Burg Scharfenstein (Memento vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive) auf der Webseite der Gemeinde Drebach