Bruno von Wahl

Bruno von Wahl (* 18. Juli 1868 in München; † 1952 in Bad Tölz) war ein deutscher Maler, Illustrator und Fachlehrer für Zeichnen.

Familie

Bruno von Wahl entstammte der weit verzweigten deutsch-baltischen Adelsfamilie Wahl, die ihren Sitz in Estland hatte. Aus ihr gingen Gutsbesitzer, Offiziere in deutschen und russischen Diensten, aber auch zahlreiche Künstler hervor.[1] Alexander (Alexej) von Wahl, Brunos Vater, war 1839 noch auf dem Stammsitz der Familie, Assick in Estland, aufgewachsen, hatte an der Akademie in Sankt Petersburg Bildhauerei studiert und sich 1861 zur Fortsetzung des Studiums nach München begeben. Er wechselte zur Malerei und verstarb 1903 in München. Verheiratet war er mit Pauline, geborene Baronesse von Hoyningen-Huene, geboren in Reval, Estland. Bruno von Wahl wuchs mit vier Geschwistern in der Münchner Georgenstraße auf. Die jüngere Schwester Pauline heiratete 1895 den Kunstmaler Robert Franz Curry (1872–1955) aus Boston, die Schwester Adele 1899 dessen Bruder, den Mathematiker und Physiker Charles Curry (1868–1935). Die dritte Schwester, Helene, war seit 1903 mit dem Generaldirektor der Allianz-Versicherung Gustav Knote verheiratet.

Leben

Blumenstillleben mit Papagei

Bruno von Wahl besuchte ab 1878 das Maximiliansgymnasium in München. Die Matrikel der Schule vermerkte seinen Schulaustritt am 16. Juli 1881 „wegen Übersiedelung der Eltern nach Russland“, was jedoch nicht zutraf[2]: Er trat zum Realgymnasium in Freising über. Zur Vorbereitung auf das Studium an der Kunstakademie schrieb er sich zunächst an der Münchner Kunstgewerbeschule ein, wo er die Fächer Kunstgewerbliches Zeichnen bei Leopold Gmelin (1847–1916)[3] und Glasmalerei bei Robert Ulke (1831–1910) belegte[4]. Mit dem 29. April 1889 erfolgte der Übertritt in die Kompositionsklasse von Rudolf Seitz an der Kunstakademie[5]. 1899 unternahm er eine Studienreise nach Italien.

1901 heiratete er Marie Kathleen Miller (* 1870 in Murree, Britisch-Nordindien), die Tochter eines Zivilrichters; 1902 wurde der Sohn Wilhelm Robert Alexander geboren. Die Ehe wurde 1915 geschieden.[6] In zweiter Ehe heiratete von Wahl am 10. Februar 1916 Louise von Eschwege, geborene Thomas, welche ebenfalls geschieden war. Louise war in erster Ehe mit dem Wiesenbaulehrer Wilhelm von Eschwege verheiratet (1864–1920), ihr Sohn aus dieser Ehe, Rudolf von Eschwege, fiel als Jagdflieger im Ersten Weltkrieg.[7]

Tätigkeit

Bruno von Wahl war in München als Fachlehrer für Freihandzeichnen und kunstgewerbliches Fachzeichnen an der Gewerblichen Fortbildungsschule, seit 1906 an der Städtischen Gewerbeschule tätig. 1929 wurde er als Gewerbestudienrat in den Ruhestand versetzt und übersiedelte nach Bad Tölz in Oberbayern.[8]

Neben der Lehrtätigkeit entwickelte Bruno von Wahl Entwürfe für das Kunstgewerbe und zeichnete gelegentlich auch Illustrationen, so um 1895 zu Gedichten seiner Schwester Adele, die sich in Familienbesitz erhalten haben. Freiberuflich entstanden vor allem großformatige, feinteilige Blumenstilleben, die die Auseinandersetzung mit der niederländischen Blumenmalerei des 17. Jahrhunderts nahelegen, gelegentlich aber auch Landschaftsausschnitte einbeziehen. Darstellungen von Tscherkessen- beziehungsweise Kosakenreitern, die sich ebenfalls in der Familie erhalten haben, waren vermutlich frühe Arbeiten. Sie sind deutlich unter dem Einfluss der Malerei des Vaters entstanden, erreichen jedoch bei weitem nicht deren Qualität.

Wagner war auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München mit dem Ölgemälde „Blumenstück“ vertreten, das Hitlers Vertrauter Heinrich Hoffmann erwarb.[9]

Werkauswahl

  • 72 Tafeln mit kunstgewerblichen Entwürfen in der Zeitschrift Auf!; 12 Hefte; Verlag der Vereinigten Kunstanstalten München 1901–1902.
  • 10 Illustrationen zu Gedichten von Adele von Wahl, eine 1895 datiert (Manuskript in Familienbesitz).
  • 2 Blumenstillleben und ein Kosakenreiter (Tscherkesse) mit Fahne neben seinem Pferd: Familienbesitz.

Literatur

  • Adolf Bothe (Hrsg.): Adressbuch von Bildenden Künstlern der Gegenwart, Jahrgang 1901.
  • Dresslers Kunsthandbuch 1930.
  • Hans Ries: Illustration und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871–1914, Osnabrück 1992.
  • Erna von Harpe, Dieter von Wahl: Leben in Livland. Die Familie von Wahl 1795–1993. Herausgegeben im Auftrag des Familienverbandes von Wahl e. V., Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1995 (Abb.), ISBN 978-3874373692.
  • Claudia Schmalhofer: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868–1918). Ihr Einfluss auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen. Utz, München 2005, ISBN 978-3-8316-0542-2, S. 372 Nr. 4908.
  • Siegfried Weiß: Berufswunsch Kunst. Maler, Grafiker, Bildhauer. Ehemalige Schüler des Münchner Maximiliansgymnasiums der Jahre 1849 bis 1918. Allitera Verlag, München 2012, S. 526–530 (Abb.).

Einzelnachweise

  1. Zu nennen sind ein Cousin Brunos, der Offizier und Landschaftsmaler Ernest von Wahl (1878–1949) und dessen Tochter, die Bühnenbildnerin und Landschaftsmalerin Olga von Wahl-Maydell (1914–1969), die Malerin und Grafikerin Nora von Wahl (1904–1991), der Maler Günther von Wahl (1899–1979), die Malerin Martha von Wahl (1867–1952) sowie die - aus einer anderen Linie der Familie stammende - in München, Berlin und zuletzt in Fürstenfeldbruck tätige Malerin und Zeichnerin Anna von Wahl (1861–1938).
  2. Maximiliansgymnasium München, Archiv, Matrikel und Jahresberichte 1878/79 bis 1880/81.
  3. Kunstgewerbelehrer; Professor an der Kunstgewerbeschule München; Redakteur der Zeitschrift für Kunst im Handwerk; Enkel des gleichnamigen Chemikers Leopold Gmelin (1788–1853); siehe: Erich Pietsch: Gmelin, Leopold, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 6, Berlin 1964, S. 480–481.
  4. Claudia Schmalhofer: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868–1918). Ihr Einfluss auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen. Utz, München 2005, ISBN 978-3-8316-0542-2, S. 372 Nr. 4908.
  5. Matrikelbuch 1884-1920, 00550 Bruno von Wahl; laut Inskriptions-Bogen in den Meldeunterlagen belegt: WS 1888/89, WS 89/90, SS 90, WS 90/91, SS 91, WS 91/92.
  6. Nach den Meldeunterlagen von Bruno von Wahl im Münchner Stadtarchiv lebte die geschiedene Ehefrau mit dem gemeinsamen Sohn seit 1902 in der Schweiz und wanderte später in die USA aus.
  7. Ena von Harpe, Dieter von Wahl: Erlebtes Livland. Die Familie von Wahl 1795–1993. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1995, ISBN 978-3-87437-369-2, S. 88.
  8. München, Stadtarchiv, Meldeunterlagen (PMB): Bruno von Wahl, angelegt 27. März 1913.
  9. Blumenstück — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 27. November 2021.
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