Bruno Buchberger

Bruno Buchberger (* 22. Oktober 1942 in Innsbruck) ist ein österreichischer Mathematiker.

Bruno Buchberger 2005

Leben

Er besuchte das Akademische Gymnasium Innsbruck und promovierte 1966 bei Wolfgang Gröbner an der Universität Innsbruck zum Thema Ein Algorithmus zum Auffinden der Basiselemente des Restklassenrings nach einem nulldimensionalen Polynomideal. Mit der Dissertation begründete er die Theorie der Gröbnerbasen und den Buchberger-Algorithmus, die eine wichtige Rolle in der Computeralgebra spielen. Seit 1974 ist er ordentlicher Professor für Computer-Mathematik an der Johannes Kepler Universität Linz, 1987 gründete er dort das Forschungsinstitut für Symbolisches Rechnen (RISC-Linz).

Wissenschaft

Im Alter von 23 Jahren erfand Buchberger die Theorie der „Gröbnerbasen“, eines grundlegenden Verfahrens der Computer-Mathematik, das inzwischen weltweit in vielen Millionen Installationen in allen modernen mathematischen Software-Systemen verwendet wird und über welches international zahlreiche Forschergruppen weiterarbeiten. Insgesamt wurden bisher 10 Lehrbücher und ca. 1000 wissenschaftliche Publikationen über Buchbergers Theorie veröffentlicht. Die Theorie der Gröbner-Basen dürfte das international am meisten zitierte österreichische Forschungsergebnis im Bereich der Computer-Mathematik sein (über 3000 Citations im Research Index). Jedes Jahr werden neue Anwendungen von Buchbergers Theorie in sehr unterschiedlichen technologischen Bereichen gefunden, z. B. zum Brechen eines bisher als unbrechbar geltenden kryptographischen Codes mit Buchbergers Verfahren (Univ. Paris VI), zur neuen Steuerung für die Öl-Förderplattformen der Firma Shell mit größerer und längerer Ausbeute[1], und zur Identifikation von gemeinsamen Vorfahren in den genetischen Evolutionsketten von Species.

Derzeitiges Haupt-Forschungsgebiet Buchbergers ist die Entwicklung des mathematischen Software-Systems „Theorema“, mit der der mathematische Denkprozess selbst durch mathematische Algorithmen („den Computer“) unterstützt werden kann. Das führt zur Steigerung der Effizienz, der Präzision, der Nachprüfbarkeit, Modularisierung und Neuorganisation des gesamten wissenschaftlichen Prozesses in der mathematischen Forschung.

Seit 2014 ist er Mitglied der Global Digital Mathematical Library Working Group[2] der IMU.

Technologie-Management für Österreich

1985 gründete Buchberger das internationale wissenschaftliche Journal of Symbolic Computation, das erste Journal auf dem Gebiet des Symbolic Computation, und war bis 1995 dessen Herausgeber.

1987 gründete er das Research Institute for Symbolic Computation (RISC) an der Johannes Kepler Universität Linz und leitete dieses bis 2000.

1989 gründete Buchberger den Softwarepark Hagenberg in Hagenberg im Mühlkreis, in dem unter seiner Leitung seither mehr als 1000 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Drei Jahre später gründete er die Fachhochschule in Hagenberg. 2007 baute er das erste Master’s Program in Informatics in Österreich im Softwarepark Hagenberg auf.

Sonstige Leistungen

Buchberger erstellte als IT-Beauftragter der Universität Innsbruck das Konzept für das dort 2001 gestartete Informatikstudium.[3]

Auszeichnungen

Bruno Buchberger ist Ehrendoktor der Universitäten Nijmegen (Niederlande, 1995), Timisoara (Rumänien, 2000), Bath (UK, 2005), Waterloo (Kanada, 2011) und Innsbruck (Österreich, 2012). 1991 wurde er in die Academia Europaea in London aufgenommen.[4] 2011 folgte die Aufnahme als korrespondierendes Mitglied in die Bayrische Akademie der Wissenschaften und die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG).

Bruno Buchberger wurde im Jahr 2010 für seine Leistungen bei der Gründung des Research Institute for Symbolic Computation von der Presse in der Sektion Forschung als Österreicher des Jahres gewählt. 2007 erhielt er den Paris-Kanellakis-Preis und 2006 die Julius-Raab-Medaille.[5] 2014 erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.

Im Jahr 2015 wurde Buchberger der Große Kulturpreis des Landes Oberösterreich verliehen.[6] Für 2018 wurde ihm der Herbrand Award zugesprochen.

Literatur

  • Journal of Symbolic Computation, Band 41, Heft 3–4, 2006, Logic, Mathematics and Computer Science: Interactions in honor of Bruno Buchberger (60th birthday), darin:
  • Bruno Buchberger: Ein algorithmisches Kriterium für die Lösbarkeit eines algebraischen Gleichungssystems, Aequationes Mathematicae, Band 4, 1970, S. 374–383, Digitalisat (PDF; 475 kB).
    • Englische Übersetzung in: Buchberger, Franz Winkler (Hrsg.), Gröbner Bases and Applications, London Math. Soc. Lecture Notes Series 251, Cambridge UP 1998
  • Buchberger: A theoretical basis for the reduction of polynomials to canonical forms, ACM SIGSAM Bull. 10, 1976, S. 19–29
  • Elizabeth Arnold, Ilias Kotsirias, Markus Rosenkranz: Bruno Buchberger and the world of Gröbner Bases, Journal of Symbolic Computation, Band 46, 2010, S. 495–497
Commons: Bruno Buchberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. D. Heldt, M. Kreuzer, S. Pokutta and H. Poulisse: Algebraische Modellierung mit Methoden der approximativen Computeralgebra und Anwendungen in der Ölindustrie. In: OR-News. Nr. 28, November 2006, ISSN 1437-2045 ( [PDF; abgerufen am 21. Februar 2021]).
  2. The Global Digital Mathematical Library Working Group Archivierte Kopie (Memento vom 21. September 2017 im Internet Archive)
  3. Informatik - Im Herbst geht's los! Zur Eröffnung des Informatikstudiums an der Uni Innsbruck, uibk.ac.at, 17. Mai 2001, abgerufen 5. Februar 2017.
  4. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
  5. Professor Bruno Buchberger erhielt Julius-Raab-Medaille, softwarepark-hagenberg.com (Memento vom 11. Dezember 2007 im Internet Archive)
  6. Landespreise für Künstler und Wissenschaftler orf.at, 12. August 2015, abgerufen 13. August 2015.
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