Brig

Brig (walliserdeutsch Brig [briːg], französisch Brigue, italienisch Briga) ist ein Gemeindeteil von Brig-Glis im Schweizer Kanton Wallis.

Brig
Wappen von Brig
Wappen von Brig
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Wallis Wallis (VS)
Bezirk: Brigw
Munizipalgemeinde: Brig-Glisi2
Postleitzahl: 3900
frühere BFS-Nr.: 6002
UN/LOCODE: CH BRI (Brig)
Koordinaten:642260 / 129562
Höhe: 684 m ü. M.
Fläche: 2,00 km²
Einwohner: 5191 (1970)
Einwohnerdichte: 2596 Einw. pro km²
Brig von Westen
Brig von Westen

Brig von Westen

Karte
Brig (Schweiz)
Brig (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 1972

Geografie

Brig liegt auf einer Höhe von 681 m ü. M. am Südufer des Rottens, wie die Rhône dort heisst. Zwischen den Berner Alpen und den Walliser Alpen gelegen, ist die Stadt der Ausgangspunkt für die Hauptstrasse 9 bzw. Europastrasse 62 über den Simplonpass Richtung Italien. Wenige Kilometer nördlich befindet sich das UNESCO-Welterbe Aletschgebiet mit dem grössten Gletscher der Alpen. Die Stadt ist umgeben von den Bergen Glishorn (2525 m ü. M.), Fülhorn (2736 m ü. M.) und Sparrhoru (3020 m ü. M.). Die westlich gelegene Kantonshauptstadt Sitten ist 54 km entfernt.

Geschichte

Der Name Brig geht auf keltisch *briga «Hügel, Hügelfestung» zurück. Urkundlich erstmals wurde die Ortschaft 1215 als Briga erwähnt.[1]

Erste urgeschichtliche Funde stammen aus der Bronze- und aus der jüngeren Eisenzeit (La-Tène). Umfassender sind diese auf der Gliserseite. Ausführliche Ausgrabungen in der Waldmatte in Gamsen zeigen, dass in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts vor Christus eine Siedlung entstanden ist. Vor und in der römischen Epoche wurde diese Siedlung vergrössert. Später werden verschiedene Siedlungsphasen nachgewiesen.

Um 1215 gründete der Bischof von Sitten den Marktflecken Brig. Eingangs 16. Jahrhundert wurde Brig Hauptort des gleichnamigen Zenden und Sitz des Zendengerichtes. 1690 schlossen sich die Gemeinden Holzji, Glis und Gamsen zusammen.

Die Kirche in Glis wurde Anfang des 17. Jahrhunderts durch den bedeutenden Baumeister Ulrich Ruffiner erweitert. Im 18. Jahrhundert eine Erweiterung durch die Gebrüder Bodmer. Bei Ausgrabungen, die 1984 in der Kirche durchgeführt wurden, fand man Spuren einer ländlichen Taufkapelle, aus der Frühzeit des Christentums im Wallis.

Kugelpanorama von Brig (Mai 2022)
Als Kugelpanorama anzeigen
Sebastiansplatz im Zentrum von Brig, im Hintergrund der Bahnhof

Das 17. Jahrhundert ist von Kaspar Stockalper (1609–1691) geprägt. Er kontrollierte den Warentransport über den Simplon und betrieb bei Brig eigene Erzgruben. Seine rege Bautätigkeit zeigt sich im Bau des Stockalperschlosses, der Sebastianskapelle und des Jesuitenkollegiums mit dazugehöriger Kirche, Bauwerke die heute noch das Stadtbild von Brig prägen. Mit Stockalper wurde Brig auch das Bildungszentrum des Oberwallis. Dieser förderte die Schulen der Jesuiten und der Ursulinen. Die Transitachse, die Stockalper über den Simplon betrieb (Stockalperweg), war im 17. Jahrhundert eine der wichtigsten Alpenübergänge und brachte Stockalper und den Brigern entsprechendes Ansehen und Wohlstand.

In den Jahren 1801 bis 1806 wurde durch eine Weisung Napoleon eine Strasse über den Simplonpass angelegt. Die Verbindung wurde am 9. Oktober 1806 in Brig eröffnet. Diese Strassentrasse wurde beim Bau der Nationalstrasse A9 im 20. Jahrhundert weitgehend zerstört.

1878 erfolgte ein Eisenbahnanschluss gegen Westen, 1906 war die Eröffnung des ersten Simplontunnels, 1913 folgte die Eröffnung der Lötschbergsüdrampe der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn und 1926 kam der Eisenbahnanschluss ins Goms. 1910 startete der peruanische Flugpionier Jorge Chávez (Geo Chavez) zur ersten Alpenüberquerung per Flugzeug von Brig (Gemeindegebiet Ried-Brig) nach Domodossola (er stürzt im Landeanflug ab und stirbt kurze Zeit darauf).

1972 kam es zur Fusion der drei Gemeinden Brig, Glis und Brigerbad zur heutigen Stadtgemeinde Brig-Glis. Im Dezember 1998 wurde die Umfahrungsstrasse von Brig-Glis/Naters als Teilstück der Nationalstrasse A9 eröffnet.

Am 24. September 1993 ereignete sich in Brig eine Hochwasserkatastrophe. Nach andauernden heftigen Niederschlägen war der Pegel des Bergbachs Saltina stark angestiegen. Zudem hatte sich der Bach im Bereich der Saltinabrücke, welche die Stadtteile Brig und Glis verbindet, mit Geröll und Baumstämmen seinen eigenen Weg versperrt und suchte sich ein neues Bett mitten durch Brig. Die Stadt wurde meterhoch mit Schlamm und Geröll überschwemmt. Zwei Personen kamen ums Leben. Die Innenstadt von Brig wurde nach den Aufräumarbeiten umgestaltet und mit Fussgängerzonen aufgewertet. Der Bachlauf erhielt Steindämme und eine Brücke wurde mit einem Mechanismus versehen, der bei Hochwasser die Brücke automatisch anhebt.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 179818021827185018601888190019201950197019801990200020102020
Einwohner 468412596721101211722182313238545191960810602115901246713221

Gemeindepräsidenten

AmtszeitNamePartei
1929–1945Leo GunternCSP
1945–1967Moritz KämpfenKVP
1967–1972Werner PerrigKVP

Verkehr

Eisenbahn

Brig ist vor allem durch seinen schweizerisch-italienischen Grenzbahnhof[2] bekannt. Im innerschweizerischen Verkehr war er bis zur Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels der wichtigste Umsteigebahnhof für das Wallis, auf Grund der Reisezeiten auf den beiden Hauptstrecken aber kein vollwertiger Taktknoten. Die Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels im Jahr 2007 leitete einen Teil des Umsteigeverkehrs in den Bahnhof Visp um, welcher als Vollknoten im Schweizerischen Taktfahrplan ausgebildet ist. Der Bahnhof Brig liegt an zwei internationalen Transitstrecken durch die Schweiz: an der Strecke Vallorbe– bzw. GenfLausanneMailand (Simplonstrecke) sowie BaselBern–Mailand (Lötschberglinie). Die im Rhonetal liegende Stadt ist der Ausgangspunkt der Eisenbahntunnel am Simplon sowie indirekt am Lötschbergtunnel (Beginn der Lötschberg-Südrampe). Brig ist zudem eine wichtige Haltestelle der schmalspurigen Matterhorn-Gotthard-Bahn, wo der Glacier-Express in Richtung Zermatt sowie in Richtung FurkaOberalpDisentis/MustérSt. Moritz verkehrt.

Die Bahnanlage besteht aus dem Personenbahnhof, aus zwei Depots (SBB und BLS), aus einer umfangreichen Gleisanlage für den Güterverkehr und einer Verladestation für den Autoverlad durch den Simplontunnel. Die Verladerampe für die Autozüge zwischen Brig und Iselle ist im Bereich der Freiverladeanlage, mit direkter Zufahrt von der Ortsumfahrungs Naters, eingerichtet. Die Autoreisezüge sind auch für normale Bahnpassagiere ohne Fahrzeug zugelassen, diese müssen aber einen ausgeschilderten Fussweg von 8 Minuten[3] in Kauf nehmen, um das Gleis 90 («Brig Autoquai») zu erreichen.

Öffentlicher Verkehr

Der Bahnhofplatz ist Ausgangspunkt von sieben Postautolinien, unter anderem derjenigen über den Simplonpass.

Zudem werden ebenfalls von Postauto 4 Ortsbuslinien betrieben, die die Quartiere von Brig, Glis, Naters und Bitsch zusammen verbinden[4].

Liniennetzplan Verkehrsbetriebe in Brig
Postauto 624 am Bahnhofplatz Brig
Betreiber Linie Strecke Haltestellen
Ortsbus 1 Brig, Bahnhof – Bitsch, Bahnhof 13/16
2 Brig, Bahnhof – Glis, Holzji 16/15
3 Brig, Bahnhof – Brig, Biela 18/15
4 Brig, Bahnhof – Glis, Holowistutz 10/15
Postauto 511 Brig, Bahnhof – Saas-Fee, Busterminal 53
611 Bitsch, Bahnhof – Bitsch, Eiche 8/9
621 Brig, Bahnhof – Visp, Lonzawerke 19
622 Brig, Bahnhof – Visp, Bahnhof Süd 19
623 Brig, Bahnhof – Mund, Dorf 18
624 Brig, Bahnhof – Naters, Luftseilbahn 20
631 Brig, Bahnhof – Domodossola, Stazione 35
632 Brig, Bahnhof – Ried-Brig, Talstation LRR 20

Sehenswürdigkeiten

Brig gehört zur Tourismusregion Aletsch.

  • Sehenswert ist die Altstadt, wo das Stockalperschloss steht. Das Schloss hat drei Brig überragende Türme, welche die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar tragen. Der Palast ist der grösste private Barockbau der Schweiz. Erbauer war der Handelsmann und Politiker Kaspar Stockalper (1609–1691).
  • Das ehemalige Spital der Baugesellschaft des Simplontunnels dient seit 1918 als reformierte Kirche.
  • Die katholische Herz-Jesu-Kirche wurde 1970 fertiggestellt und ist ein typisches Beispiel für den Kirchenbau nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (Bänke von drei Seiten auf den Altar ausgerichtet).
  • Aus dem 14. Jahrhundert stammt die Landmauer in Gamsen; ein Befestigungswerk, das quer zum Talgrund steht.
  • Die 1673 bis 1688 erbaute Kollegiumskirche zum Heiligen Geist ist ein Beispiel für die Jesuitenarchitektur des 17. Jahrhunderts.[5]
  • Die Warmwasser-Quellen von Brigerbad sind seit dem Mittelalter bekannt. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden diese durch einen Bergsturz verschüttet, 1471 wieder freigelegt und zum Baden erschlossen.
  • Auf dem Sebastiansplatz erinnert ein Denkmal an den Flugpionier Jorge Chávez Dartnell. Auf dem Platz vor dem Alten Werkhof steht seit 2006 das Denkmal für "King X, den unbekannten Rechthaber".

Bildung

In Brig ist der administrative Hauptsitz[6] der im Jahr 1992 gegründeten[7] FernUni Schweiz.

Partnerstädte

(siehe Brig-Glis#Partnerstädte)

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Louis Carlen: Brig (Stadt). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2013.
  • Louis Carlen: Brig (Zenden, Bezirk). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2017.
  • Carmela Kuonen Ackermann: Die Kollegiumskirche zum Heiligen Geist in Brig (= Schweizerische Kunstführer. Band 569). GSK, Bern 1995, ISBN 3-85782-569-3.
  • Gabriel Imboden: Das Stockalperschloss in Brig (= Schweizerische Kunstführer. Band 778). GSK, Bern 2005, ISBN 3-85782-778-5.
  • Hans Anton von Roten: Die Landeshauptmännver von Wallis 1388–1798 (= Blätter aus der Walliser Geschichte. Band 23). 2. Auflage. Geschichtsforschender Verein Oberwallis, Brig 1991.
Commons: Brig – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen, hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol, Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 187.
  2. Bahnhof Brig auf ETHorama
  3. Angegebene Umsteigezeit im Kursbuch
  4. Ortsbus Brig-Glis: Fahrplan Ortsbus Brig-Glis. Abgerufen am 25. November 2021.
  5. Carmela Kuonen Ackermann: Die Kollegiumskirche zum Heiligen Geist in Brig. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 569). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1995, ISBN 978-3-85782-569-9.
  6. FernUni Schweiz: | Kontakt. Abgerufen am 4. Februar 2024.
  7. FernUni Schweiz: | Porträt. Abgerufen am 4. Februar 2024.
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