Brandis
Brandis [Kleinstadt im sächsischen Landkreis Leipzig, etwa 20 km östlich von Leipzig.
] ist eineWappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 20′ N, 12° 37′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Leipzig | |
Höhe: | 137 m ü. NHN | |
Fläche: | 34,89 km2 | |
Einwohner: | 9676 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 277 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 04821, 04824 (Beucha) | |
Vorwahl: | 034292 | |
Kfz-Kennzeichen: | L, BNA, GHA, GRM, MTL, WUR | |
Gemeindeschlüssel: | 14 7 29 070 | |
Stadtgliederung: | 4 Ortschaften | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1–3[2] 04821 Brandis | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Arno Jesse (SPD) | |
Lage der Stadt Brandis im Landkreis Leipzig | ||
Geografie
Lage
Brandis erstreckt sich im Osten der Leipziger Tieflandsbucht. Die Landschaft wird geprägt durch den 179 m hohen Kohlenberg mit seiner waldreichen Umgebung. Der Ortsteil Waldsteinberg liegt mitten in dieser waldreichen hügeligen Landschaft. Der Ortsteil Beucha wird durch die weithin sichtbare Bergkirche geprägt. Im Stadtgebiet befinden sich auch mehrere Granitporphyrsteinbrüche. In ihnen wurden unter anderem auch die Steine für das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig gebrochen.
Ortsteile
- Beucha mit Kleinsteinberg und Wolfshain
- Brandis
- Polenz
- Waldsteinberg
Geschichte
Die Stadt Brandis wird erstmals 1121 urkundlich erwähnt: Mit einem Dokument vom 5. Juni 1121 bestätigte Erzbischof Rüdiger von Magdeburg, dass er die Stadtkirche Brandis dem Kloster Neuwerk in Halle (Saale) geschenkt hat.[3]
Der Name ist wohl eine Übertragung des Namens Brandis, einem früheren Schloss bei Meran in Südtirol.[4] Im Jahr 1150 bekam die Siedlung Marktrechte. Seit dem 13. Jahrhundert werden in der Gegend Steine abgebaut. Die Bergkirche Beucha wird 1280 erstmals erwähnt. Unter dem Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt sehr zu leiden. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung verlor ihr Leben.
Das von 1700 bis 1727 gebaute barocke Schloss Brandis war der Nachfolgebau des Schlosses, das 1696 beim größten Stadtbrand teilweise zerstört wurde und bereits früh im Kontext mit der gleichnamigen Herrschaft Brandis steht.[5]
1938 wurde im Ortsteil Polenz ein Militärflugplatz gebaut.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde am 1. Januar 1999 aus der Stadt Brandis und der Gemeinde Beucha die neue Stadt Brandis gebildet.
Im Jahr 2014 gewann die Stadt Brandis als erste Kommune den Wettbewerb „Innovationskommune Sachsen“[6].
Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Beucha[7] | 1. Januar 1999 | Zusammenschluss, keine Eingemeindung |
Cämmerei (Waldsteinberg)[8] | 15. November 1929 | |
Kleinsteinberg[8] | 1. April 1938 | Eingemeindung nach Beucha |
Polenz[7] | 1. Juni 1992 | |
Wolfshain[8] | 1. April 1938 | Eingemeindung nach Beucha |
Bevölkerung
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Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres (Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen)[9]
Politik
Stadtrat
Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[10]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
Bürgerverein Brandis | 25,8 % | 6 |
AfD | 20,6 % | 5 (2) |
SPD | 17,8 % | 4 |
Freie Wähler | 16,4 % | 3 |
Die Linke | 13,2 % | 3 |
Bündnis 90/Die Grünen | % | 6,21 |
Gesamt | 100 % | 19 |
Drei Sitze der AfD bleiben unbesetzt, weil die Partei nicht genügend Kandidaten aufgestellt hatte.
Bürgermeister
- 1994–1999: Frank Mieszkalski (SPD)[11]
- 1999–2013: Andreas Dietze (CDU)[12]
- seit 2013: Arno Jesse (SPD)[13]
Jesse wurde in der Bürgermeisterwahl am 27. September 2020 mit 69,0 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von sieben Jahren[14] in seinem Amt bestätigt.[15]
Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlergebnis (in %) |
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2020 | Arno Jesse | Jesse | 69,0 |
2013 | 64,2 | ||
2006 | Andreas Dietze | CDU | 57,2 |
Wappen
Beschreibung: In Silber drei rote Rosen mit grünen Kelchblättern und goldenem Butzen.
Partnergemeinden
- Hohenhameln in Niedersachsen, vertragliche Partnerschaft seit 1990
- Freudental in Baden-Württemberg, seit den frühen 1990er Jahren lose Partnerschaft mit dem Ortsteil Beucha
Sehenswürdigkeiten
- Barockschloss Brandis mit ca. 3 ha großem Schlosspark, jetzt Wohnanlage
- Evangelische Stadtkirche Brandis mit barocker Ausstattung
- Donat-Orgel in der Stadtkirche von 1703[16]
- Bürgerschule, heute Gymnasium (1905–1906[17], späthistoristisch)
- Parkschlösschen, heute Parkschlösschen-Café – ehemals Restaurant mit Saal
- Ost- und Westbruch am Kohlenberg
- Kohlenbergteich mit vielen Wasservögeln
- Bergkirche Beucha
- Katholische Kirche Beucha
- Schloss Polenz, heute Seniorenresidenz
- Sowjetischer Ehrenhain auf dem Alten Friedhof mit Sammel- und Einzelgrabstätten für 147 sowjetische Kriegsgefangene, vier Kriegsgefangene aus Beucha und Borsdorf sowie 90 Frauen und Männer, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit in Wurzen und Zschadraß wurden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
- Solarpark Waldpolenz auf einer 142 Hektar großen Fläche des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes, von 2007 bis 2009 entstanden, 2011 erweitert. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme im August 2009 handelte es sich um die größte deutsche Photovoltaikanlage und die zweitgrößte Anlage weltweit.
- Fachklinikum Brandis, Rehabilitationsklinik für Orthopädie, Rheumatologie, Psychosomatik und Neurologie. Eine Ganzkörperkältekammer erweitert das Therapiespektrum.
Verkehr
Brandis liegt im Verbundgebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes und ist durch die Regionalbus Leipzig GmbH mit zwei PlusBus- sowie weiteren Regionalbuslinien an das Umland angebunden.
Die Bahnstrecke (Leipzig–)Borsdorf–Döbeln–Coswig(–Dresden) verläuft durch Beucha. Der Bahnhof Beucha wird von der Regionalbahnlinie RB 110 (Leipzig–Döbeln) bedient. 1898 und 1911 wurde in zwei Abschnitten die Bahnstrecke Beucha–Trebsen eröffnet. Sie wurde im Jahr 2006 für den Personenverkehr eingestellt.
Brandis liegt südlich der Bundesstraße B 6 und nördlich der Autobahn A 14, die über die Abfahrt Naunhof (ca. 4 km) erreichbar ist.
Sport
Südlich der Stadt Brandis befinden sich mit dem Ostbruch und dem Westbruch zwei aufgelassene Steinbrüche am Kohlenberg. Beide wurden seit den 1920er Jahren als Leipziger Kletterschule zum Klettern erschlossen. Derzeit befinden sich 67 Kletterrouten bis zum 7. Sächsischen Schwierigkeitsgrad im Westbruch[18] und 34 Routen bis zum 8. Sächsischen Schwierigkeitsgrad im Ostbruch.[19]
Im Westbruch befindet sich auch ein Tauchrevier.[20]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Wolf von Lindenau (1634–1710) kursächsischer Amtshauptmann, in Polenz geboren
- August Albanus (1765–1839), evangelischer Theologe, in Beucha geboren
- Christian Ludwig Nitzsch (1782–1837), Biologe, in Beucha geboren
- Ludolf Stephani (1816–1887), klassischer Archäologe, in Beucha geboren
- Eduard Stephani (1817–1885), Politiker (Nationalliberale Partei), in Beucha geboren
- Otto Dögel (1855–1891), Architekt
- Hermann Tempel (1878–1959), Politiker (SPD), in Cämmerei geboren
- Ludwig Stiglbauer (1905–1964), Fußballspieler
- Karl Bock (1922–2004), Kinderkardiologe
- Eberhardt Purrucker (1927–2019), Maler und Grafiker, in Polenz geboren
- Anneliese Zänsler (1927–2023), Opern- und Operettensängerin, in Cämmerei geboren
- Gerhard Aßmus (* 1928), Sportschütze
- Siegfried Hönicke (1935–2018), Kameramann
- Wolfgang Dehler (1936–2003), Schauspieler, in Beucha geboren
- Peer Wyboris (1937–2008), Jazzmusiker
- Andreas Reuter (* 1949), Professor für Informatik
- Hans-Jürgen Kinne (* 1955), Fußballspieler
- Stefan Altner (* 1956), Musikwissenschaftler, Geschäftsführer des Thomanerchores in Leipzig
Persönlichkeiten mit Bezug zu Brandis
- Raymund Brachmann (1872–1953), Architekt, lebte in Waldsteinberg
- Kurt Fiedler (1933–2021), Professor für Bautechnologie, lebte in Brandis
- Günter Bergt (* 1943), Politiker (PDS), Vorsitzender der LPG in Brandis
- Karsten Kühn (* 1989), Schauspieler, in Brandis aufgewachsen
- André Bautzmann (* 1990), Kabarettist, lebt in Brandis
Literatur
- Stadt Brandis: Brandis. Geschichte einer sächsischen Kleinstadt. 136 Seiten, Literaturverzeichnis S. 134–136. Beucha 1996, ISBN 3-930076-38-1.
- Stadt Brandis (Hrsg.): 875 Jahre Brandis. Brandis 1996.
- Pädagogischer Rat der Mittelschule Brandis, Rat der Stadt Brandis, Ortsausschuß der Nationalen Front (Hrsg.): Festschrift zum Schul- und Heimatfest in Brandis – 29. Juni bis 1. Juli 1956 (anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Schule Brandis). 48 Seiten, Format A5, mit 10 Schwarz-Weiß-Fotos und zahlreichen Anzeigen von Geschäften und Unternehmen aus Brandis. Wurzen 1956[21]
- Cornelius Gurlitt: Brandis. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 19. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (1. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1897, S. 23.
- Brandis. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Band. Schumann, Zwickau 1814, S. 477 f.
- Eine umfangreiche Überlieferung der Stadt Brandis für den Zeitraum 1844–1949 zu Gemeindeangelegenheiten, Finanzen, Militär- und Kriegsangelegenheiten, Schule, Kirche, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Gewerbe, Ordnungs- und Sicherheitspolizei, Bauverwaltung, Landwirtschaft und Standesamtssachen befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20599 Stadt Brandis.[22]
Weblinks
- Website der Stadt Brandis
- Offizieller Jubiläums-Animationsfilm Brandis – 900 Jahre lebendige Geschichte (13 Minuten), abgerufen am 25. April 2021
- Dokumentarfilm Brandis - wie eine Kleinstadt die Wende erlebte
- Brandis im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
- Impressum. In: Stadt-Brandis.de. Abgerufen am 11. Oktober 2017.
- Brandiser Stadtkirche lockt mit Festprogramm. In: lvz.de. 1. April 2021, abgerufen am 24. Februar 2024.
- Ernst Eichler und Hans Walther: Sachsen. Alle Städtenamen und deren Geschichte, Faber und Faber, Leipzig 2007, S. 48
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1865. In: "Der Gotha", erschienen bis 1942. 15. Auflage. Brandis. Justus Perthes, Gotha 22. Oktober 1864, S. 95–96 (google.de [abgerufen am 1. Dezember 2021]).
- Brandis ist die »Sächsische Innovationskommune 2014 – 2016«. Sächsisches Staatsministerium des Innern, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juli 2016; abgerufen am 26. Juli 2016.
- Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
- Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
- Statistische Berichte / A / I / 2. Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen nach Gemeinden. In: www.statistischebibliothek.de. Abgerufen am 15. Dezember 2023.
- Stadtratswahl 2019. In: wahlen.sachsen.de. Abgerufen am 15. Dezember 2023.
- Bürgermeisterwahl 1994. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 12. Dezember 2023.
- Brandiser Altbürgermeister kandidiert für die Freien Wähler. In: www.lvz.de. 25. Januar 2019, abgerufen am 15. Dezember 2023.
- Bürgermeisterwahl 2013. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 15. Dezember 2023.
- Rechtsstellung des Bürgermeisters. In: Sächsische Gemeindeordnung, § 51 (3). Abgerufen am 12. Dezember 2023.
- Bürgermeisterwahl 2020. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 15. Dezember 2023.
- Stadtkirche Brandis abgerufen am 19. Oktober 2020.
- Pädagogischer Rat der Mittelschule Brandis, Rat der Stadt Brandis, Ortsausschuß der Nationalen Front (Hrsg.): Festschrift zum Schul- und Heimatfest in Brandis – 29. Juni bis 1. Juli 1956 (anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Schule Brandis). 48 Seiten, Format A5, mit 10 Schwarz-Weiß-Fotos und zahlreichen Anzeigen von Geschäften und Unternehmen aus Brandis. Wurzen 1956
- DAV Felsinfo
- DAV Felsinfo
- Tauchrevier Westbruch
- DNB 573336172
- 20599 Stadt Brandis. In: Staatsarchiv Leipzig. Abgerufen am 26. März 2020. (Infotext zu Brandis unter „Einleitung“)