Bozner Boden
Der Bozner Boden (früher auch Eisackboden; italienisch Piani di Bolzano) ist ein Stadtteil von Bozen, der Südtiroler Landeshauptstadt. Bis 1911 war er eine fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzte Fläche und zählte zur Malgrei Rentsch der alten Landgemeinde Zwölfmalgreien. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Bozner Boden mit einem Gewerbegebiet und Wohnsiedlungen verbaut. Innerhalb Bozens ist er dem Stadtviertel Zentrum-Bozner Boden-Rentsch zugeordnet.
Lage
Der Bozner Boden nimmt die flachen Talgründe zwischen dem rechten Ufer des Eisack und dem Rittner Berg im äußersten Osten des Bozner Talkessels ein, nahe dem Ausgang des Eisacktals ins Etschtal. Im Westen und Norden wird er von der Trasse der Brennerbahn vom Stadtzentrum Bozens sowie von Rentsch abgetrennt. Im Süden bildet der Eisack die Grenze zum Stadtteil Kampill.
Gliederung
Der Großteil des Bozner Bodens ist heute ein Gewerbegebiet. Weitläufige Flächen werden aber auch von Gleisanlagen des Bahnhofs Bozen besetzt. Die einzige größere Wohnsiedlung befindet sich im Norden des Gebiets rund um die 1955 von Marcello Piacentini entworfene Kirche St. Josef, wo auch eine deutsch- und eine italienischsprachige Grundschule angesiedelt sind.
Der frühere Premstallerhof in der Dolomitenstraße 14 wurde zu einem kommunalen Gemeinschaftszentrum umgebaut, das ein Tagespflegeheim, ein Eltern-Kind-Zentrum, ein Jugendzentrum, einen Mehrzwecksaal und eine öffentliche Freizeitsportanlage mit Kinderspielplatz umfasst.[1]
Zu den alten Weinhöfen des Bozner Bodens rechnen Pfannenstiel und Nusser, letzterer das Heimathaus des NS-Opfers Josef Mayr-Nusser. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Hofstelle Tiefnaler wurde hingegen zu einem Wohnhaus umgebaut.
Geschichte
Der Bozner Boden war ursprünglich eine extensiv agrarwirtschaftlich genutzte Fläche mit vereinzelten Hofstellen. Er ist bereits im späten 15. Jahrhundert unter den Bezeichnungen „Poden pey Botzenn“ (1497) bzw. „Poden vnder Rentsch gegen dem Eysagk“ (1498) urkundlich bezeugt.[2] Im Jahr 1491 sind als kommunale Baumeister im Boden („pawmaister im Podem“) Hans Gschraffer und Hans Ganzner bezeugt, als örtlicher „wasserschreiber“ fungierte Hans Lantramer.[3] Noch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bestanden hier Wasserschöpfräder, die der Feldbewässerung dienten.[4]
Im späten 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestand im Bozner Boden die Rebveredlungsanstalt der Stadt Bozen, die Rebsetzlinge abgab.[5]
Literatur
- Stefanie Emma Plunger: Lebenswelten, soziale Konstruktionen und die Entstehung sozialer Räume am Beispiel des Stadtteils Bozner Boden. Masterarbeit, FH Campus Wien 2016.
- Richard Staffler: Die Hofnamen von Zwölfmalgreien und Leifers (Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 1952). Innsbruck: Wagner 1952 (online).
- Eduard Widmoser: Südtirol A–Z. Band 1: A–F. Südtirol-Verlag, Innsbruck 1982, S. 183.
Einzelnachweise
- Stadt Bozen: Mehrzweckzentrum Premstallerhof
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 233 ff., Nr. 1322 und 1337.
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 210, Nr. 1269.
- Richard Staffler: Die Wasserschöpfräder im „Bozner Boden“. In: Der Schlern 1, 1920, S. 214–219.
- Überetscher Gemeindeblatt. Ausgabe vom 17. Januar 1926, S. 3