Boubon
Geographie
Das Fischerdorf Boubon liegt am Fluss Niger nordwestlich der Hauptstadt Niamey, von der es auf der Straße und mit Pirogen erreichbar ist. Es befindet sich rund 14 Kilometer südöstlich des Hauptorts Karma der gleichnamigen Landgemeinde, die zum Departement Kollo in der Region Tillabéri gehört. Am gegenüberliegenden Flussufer befinden sich die Dörfer Danbou Béri und Sarando Ganda.[1]
Boubon wird wie die gesamte Gemeinde Karma zur Übergangszone zwischen Sahel und Sudan gerechnet.[2] Vor der Siedlung leben zahlreiche Flusspferde. Im Ort wurden die Schlangenarten Weißbauch-Sandrasselotter (Echis leucogaster) und Westafrikanische Sandrasselotter (Echis ocellatus) gesichtet.[3] Am Flussufer wurden folgende Vogelarten beobachtet:
- Schwarzhalsreiher (Ardea melanocephala)
- Purpurreiher (Ardea purpurea)
- Senegaltriel (Burhinus senegalensis)
- Grünmantel-Bogenflügel (Camaroptera brachyura)
- Spornkuckuck (Centropus senegalensis)
- Graufischer (Ceryle rudis)
- Wiesenweihe (Circus pygargus)
- Jakobinerkuckuck (Clamator jacobinus)
- Schwarzschwanz-Lärmvogel (Crinifer piscator)
- Witwenpfeifgans (Dendrocygna viduata)
- Seidenreiher (Egretta garzetta)
- Gleitaar (Elanus caeruleus)
- Bergammer (Emberiza tahapisi)
- Weißwangenlerche (Eremopterix leucotis)
- Afrikanischer Silberschnabel (Euodice cantans)
- Fuchsfalke (Falco alopex)
- Rothalsfalke (Falco chicquera)
- Lachseeschwalbe (Gelochelidon nilotica)
- Grünbrust-Nektarvogel (Hedydipna platura)
- Fahlkehlschwalbe (Hirundo aethiopica)
- Senegalamarant (Lagonosticta senegala)
- Graubürzel-Singhabicht (Melierax metabates)
- Karminspint (Merops nubicus)
- Gabarhabicht (Micronisus gabar)
- Kaptäubchen (Oena capensis)
- Dorfweber (Ploceus cucullatus)
- Felsenrebhuhn (Ptilopachus petrosus)
- Röteltaube (Streptopelia vinacea)
- Savannentoko (Tockus erythrorhynchus)
- Grünschenkel (Tringa nebularia)
- Schleiereule (Tyto alba)[4]
Geschichte
Das Dorf wurde um das Jahr 1340 von einer Gruppe Songhai gegründet. Anfang des 17. Jahrhunderts besiedelten Zarma den Ort.[5] Im 19. Jahrhundert gehörte Boubon zum Emirat Gwandu, das wiederum ein Bestandteil des Kalifats von Sokoto war.[6] Die 374 Kilometer lange Piste von Gaya über Niamey nach Tillabéri, die durch Boubon führte, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger. Sie war in diesem Abschnitt in der Trockenzeit mit Automobilen befahrbar.[7]
Im Jahr 2003 fand das Modefestival Festival International de la Mode en Afrique in Boubon statt[8] und 2007 war hier einer der Spielorte der ersten Ausgabe des Open-Air-Kulturfestivals Pripalo unter der Leitung von Achirou Wagé.[9] Das Dorf war stark von der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 betroffen, 2317 Einwohner wurden damals als Katastrophenopfer eingestuft.[10] Der französische humanitäre Verein Niger Ma Zaada errichtete 2020 eine Wasserleitung im Ort.[11] Boubon wurde 2023 als einer von 20 Orten im Departement Kollo als „Modelldorf“ der Initiative Spotlight zertifiziert. Das 2019 in Niger begonnene Programm zielte auf die Beseitigung geschlechtsspezifischer Gewalt und schädlicher Praktiken. Es wurde von der Europäischen Union finanziert und vom UNDP, dem UNFPA, den UN Women und der UNICEF umgesetzt.[12]
Bevölkerung
Boubon hatte 4423 Einwohner in 589 Haushalten bei der Volkszählung 1988[13] und 5300 Einwohner in 676 Haushalten bei der Volkszählung 2001.[14] Bei der Volkszählung 2012 belief sich die Einwohnerzahl auf 1829 in 261 Haushalten.[1]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Am Ortsrand steht mit großem Abstand zu den Siedlungen eine kleine Freitagsmoschee. Die Moschee stammt aus dem Jahr 1947 und umfasst ein Areal von 260 Quadratmetern, das leicht abschüssig verläuft. Die Umgebungspflanzungen bestehen aus Niebäumen. Das Betraumgebäude der Moschee ist als ausgeprägte Längsanlage konzipiert und hat keinen Hof. Der Mihrāb-Vorbau ist quaderförmig und mit Eckzinnen verziert. Die Außenmauern sind schmucklos und ungegliedert. Die großen Fenster werden durch Blechläden geschützt. An allen Seiten bestehen Zugänge. An der Südseite gibt es zudem ein hohes Adhān-Podest. An der Westseite existiert ein Schattendach über vier Freipfeilern. Der Innenraum weist 13 Transversalschiffe auf, die von einer unregelmäßig verteilten Vielzahl von Stützen getragen werden. In der Südostecke befindet sich ein Minbar-Podest.[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
Der Markttag ist Mittwoch. Neben Fisch und Reis aus der Region werden im Dorf hergestellte Töpferwaren verkauft.[16] Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist ein Gesundheitszentrum vorhanden.[17] Es gibt eine Schule.[18]
Literatur
- Binta Salam dite Salamatou Mahamane Labo: Cones de déjection. Dynamique et potentialité agricole, cas des bassins versant de Boubon et de Gorou Kirey. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.
Weblinks
- Observations for location Boubon, fleuve. In: West African Bird DataBase. (englisch).
Einzelnachweise
- Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 456, archiviert vom am 24. September 2015; abgerufen am 2. April 2023 (französisch).
- Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
- Jean-François Trape, Youssouph Mané: The snakes of Niger. In: Amphibian & Reptile Conservation. Volume 9, Nr. 2, 2015, S. 48 (amphibian-reptile-conservation.org [PDF; abgerufen am 7. Februar 2024]).
- Observations for location Boubon, fleuve. In: West African Bird DataBase. Abgerufen am 7. Februar 2024 (englisch).
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 76 und 85.
- Abdou Idrissa: Alfa Mahaman Diobo. In: Kimba Idrissa (Hrsg.): Niger. Les intellectuels, l’État et la société. CODESRIA, Dakar 2016, ISBN 978-2-86978-708-7, S. 46.
- Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 427.
- FIMA 2003. Festival International de la Mode Africaine, archiviert vom am 7. Februar 2015; abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
- Ibrahim A. Tikiré: Lancement du festival Pripalo. In: Niger Diaspora. 19. Juli 2007, archiviert vom am 23. Oktober 2019; abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
- Situation des besoins des populations victimes d’inondations (2010) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
- Accés à l’eau potable. Ong Niger Ma Zaada, abgerufen am 22. Dezember 2023 (französisch).
- Ibrahim Moussa: Elimination des violences basées sur le genre et les pratiques néfastes: 20 villages du département de Kollo certifiés modèles de l’initiative Spotlight. In: Info Niamey. November 2012, abgerufen am 14. Dezember 2023 (französisch).
- Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 212 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
- Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom am 2. Februar 2012; abgerufen am 2. April 2023 (französisch).
- Dorothee Gruner: Die Lehm-Moschee am Niger. Dokumentation eines traditionellen Bautyps. Steiner, Stuttgart 1990, ISBN 3-515-05357-3, S. 340 und 348.
- Jean-Paul Labourdette, Dominique Auzias: Niger 2009. Nouvelle édition de l’Université, Paris 2009, ISBN 2-7469-1640-1, S. 116.
- Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
- Répertoire National des Centres d’Enrôlement et de Vote (CEV). (PDF) Commission Electorale Nationale Indépendante (CENI), République du Niger, 13. September 2020, S. 321, archiviert vom am 3. September 2022; abgerufen am 5. Januar 2023 (französisch).