Bottighofen

Bottighofen ist eine Gemeinde und eine Ortschaft[5] im Bezirk Kreuzlingen des Kantons Thurgau in der Schweiz. Bottighofen war von 1803 bis 1993 eine Ortsgemeinde der ehemaligen Munizipalgemeinde Scherzingen und ist seit 1994 eine eigene politische Gemeinde.

Bottighofen
Wappen von Bottighofen
Wappen von Bottighofen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Kreuzlingenw
BFS-Nr.: 4643i1f3f4
Postleitzahl: 8598
Koordinaten:732947 / 278065
Höhe: 411 m ü. M.
Höhenbereich: 395–488 m ü. M.[1]
Fläche: 2,42 km²[2]
Einwohner: 2696 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 1114 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
37,3 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.bottighofen.ch
Hafen Bottighofen
Hafen Bottighofen

Hafen Bottighofen

Lage der Gemeinde
Karte von Bottighofen
Karte von Bottighofen
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Geographie

Bottighofen liegt am Südwestufer des Obersee genannten Teils des Bodensees. Die Nachbargemeinden von Bottighofen sind Kreuzlingen, Münsterlingen und Lengwil. Der tiefstgelegene Punkt des Gemeindegebiets ist das Seeufer im Norden auf ca. 396 m ü. M., der höchstgelegene liegt auf dem kleinen Rigi an der Westgrenze der Gemeinde auf 453 m ü. M.[6]

Geologie

Die Geologie von Bottighofen und Umgebung ist geprägt von den Ablagerungen und den landschaftsbildenden Prozessen der letzten Eiszeit. Das ganze Gebiet wird bedeckt von einer wenige bis viele Meter mächtigen Grundmoräne, deren Zusammensetzung sowohl von der Korngrösse (ton bis Findling) wie auch vom Gesteinsmaterial her sehr vielfältig ist. Auf dieser Moränendecke bildeten sich deshalb fruchtbare Böden mit einem günstigen Wasserhaushalt, die sich vorzüglich für die Landwirtschaft eignen.[6]

Geschichte

Bodensee bei Bottighofen

Die ältesten Funde, welche in Bottighofen gefunden wurden, stammen aus der Jungsteinzeit. Daraus schliesst man, dass sich an dem damals dicht bewaldeten Ufer des Sees Pfahlbauten befunden hatten. Vereinzelte Funde aus der Bronzezeit gelangten nach Frauenfeld und Zürich. Ein in Bottighofen gefundenes Bronzebeil wird heute im Rosgartenmuseum in Konstanz aufbewahrt.

Zur späten Bronze- und frühen Eisenzeit lag Bottighofen im Gebiet der Helvetier. Durch die Niederlage der Helvetier gegen die Römer bei der Schlacht bei Bibracte geriet auch das Gebiet um Bottighofen während 500 unter die Herrschaft Roms und wurde somit romanisiert. Die Römer bauten in der Bodenseeregion Strassen. Kastelle, Gutshöfe und Städte. Doch im Laufe der ersten Jahrhunderte musste sich die Römer zurückziehen und die Alemannen nahmen Besitz von diesem Land. Im frühen Mittelalter führten machtpolitische Begebenheiten zu Umwälzungen und Verschiebungen. Es bildeten sich Gaue, so der Thurgau, der vom Bodensee bis an den Zürichsee reichte.

Der Name von Bottighofen enthält den germanischen Personennamen Botto oder Potto. Der älteste Beleg lautet Pottinichovum und bedeutet bei den Höfen der Pottinge, den Nachfahren eines Botto oder Potto. Im Jahre 830 der Name Bottighofen erstmals urkundlich erwähnt in einer Pergamenthandschrift des Klosters St. Gallen vom 4. April 830, in der ein Immo (Personenname) dem Kloster St. Gallen alle seine Besitztümer übertrug. Die nächste Urkunde stammt aus dem Jahre 837. Abt Bernwig verleiht an Nidhart und Engilsind den von ihnen an St. Gallen übertragenen Besitz zu Bottighofen gegen Zins. 1083 wird Waceli de botinhoven unter anderem als Zeuge in einer Urkunde einen Tausch zweier Güter betreffend zwischen dem Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen und einem Manno Tuto von Wagenhausen genannt.[7][8]

Bottighofen im Jahr 1924. Vorne die Untere Mühle, dahinter die damals noch nicht elektrifizierte Seelinie der SBB, Im Hintergrund Bottighoferwald

Grundherr war vom Hochmittelalter bis ins 19. Jahrhundert das Kloster Münsterlingen. Gerichtlich gehörte Bottighofen bis 1798 zur Vogtei Eggen. Bottighofen lag in der Pfarrei Münsterlingen, die nach der Wiederaufnahme des Klosterlebens 1549/51 wiederhergestellt wurde. 1594 erfolgte die Zuteilung der mehrheitlich reformierten Einwohner zur Pfarrei Scherzingen.[9]

Untere Mühle in der Zwischenkriegszeit

Um vier Mühlen am Stichbach entstanden die zum Teil noch erhaltenen historischen Siedlungskerne. Am 10. Januar 1800 erschienen vor Bottighofen elf bewaffnete Schaluppen und der Kommandant der österreichischen Flotte liess das Feuer eröffnen. Das waren bis zum Ersten Weltkrieg die einzigen kriegerischen Ereignisse auf dem See.[7] Im 19. Jahrhundert wurde Müllerei,[10] Acker- und Rebbau sowie Wein- und Holzhandel (Schifflände) betrieben.[9]

Im 20. Jahrhundert siedelten sich einige Kleinunternehmen in Bottighofen an. 1990 waren 35 % der Erwerbstätigen im zweiten und 57 % im dritten Wirtschaftssektor beschäftigt. Die nach Kreuzlingen und Konstanz orientierte Gemeinde erlangte ihre politische Selbstständigkeit dank des starken Wachstums seit 1960, das unter anderem zum Bau von Hafen, Dorfzentrum und neuen Wohnquartieren führte.[9]

Wappen

Blasonierung: In Weiss ein durchgehendes rotes Tatzenkreuz, das oben rechts einen schwarzen, silberbereiften Reichsapfel einschliesst.[11]

Das Tatzenkreuz in den umgekehrten Farben des Klosters erinnert an die engen Beziehungen zwischen Bottighofen und dem Kloster Münsterlingen. Der Reichsapfel verweist auf die Zugehörigkeit der Gemeinde zur Vogtei Eggen.[11]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Bottighofen[12]
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Bevölkerungsentwicklung der Orts- und politischen Gemeinde[12]
1850190019501990200020102018
Politische Gemeinde168420962219
Ortsgemeinde4834885721156

Von den insgesamt 2219 Einwohnern der Gemeinde Bottighofen im Jahr 2018 waren 736 bzw. 33,2 % ausländische Staatsbürger. 823 (37,1 %) waren evangelisch-reformiert und 633 (28,5 %) römisch-katholisch.[5]

Wirtschaft

Im Jahr 2016 bot Bottighofen 661 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 0,7 % in der Land- und Forstwirtschaft, 11,4 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 87,9 % im Dienstleistungssektor tätig.[13]

Stichbach

Der Stichbach ist ein Bach, welcher sich durch den Bottighoferwald und durch Bottighofen zieht. Am 14. Juni 1999 trat der Stichbach über die Ufer. Heftige lokale Niederschläge im Einzugsgebiet des Stichbaches führten zu einem schnellen Anstieg des Baches. Viel Gehölz wurde durch die Wassermassen mitgerissen und verstopfte die Durchlässe unter den Brücken. Das Wasser setzte die Stromversorgung für das ganze Dorf außer Betrieb und überschwemmte mehrere Liegenschaften im Bereich Rüti, Obere Mühle, Brunnenstrasse und Hauptstrasse. Dieses Jahrhundertereignis führte zu genaueren Untersuchungen des ganzen Bachlaufes. So wurden am 24. August 1999 durch die Gemeindeversammlung ein Kredit über 2,5 Mio. Franken für die Sanierung des Baches und dessen Renaturierung zugesprochen.[6][14]

Sehenswürdigkeiten

Hafen Bottighofen mit dem Schlössli im Hintergrund

In Bottighofen gab es vier Mühlen. Drei von diesen waren am Oberlauf des Stichbaches, die vierte (Untere Mühle) war am Ende des Stichsbach bei Auslauf zum Bodensee. Da alle vom gleichen Gewässer abhängig waren, gab es oft Streit unter den Müllern.

Das Schlössli, ehemaliges Restaurant und Hotelbetrieb, ist heute ein Wohnhaus. Die Wirtschaft am Schlössli wird im ehemaligen Hafenmeistergebäude geführt.[15][16]

Bilder

Söhne und Töchter der Stadt

  • Hans Munz (1916–2013), Politiker (FDP) und Rechtsanwalt

Persönlichkeiten

  • Hans Munz (1916–2013), Politiker (FDP) und Rechtsanwalt
  • Bernd Rüthers (1930–2023), deutscher Rechtswissenschaftler, Rektor der Universität Konstanz von 1991 bis 1996
  • Werner Ebke (* 1951), deutscher Rechtswissenschaftler, Vorstandsmitglied der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen
  • Bernd Schneider (* 1964), deutscher Automobilrennfahrer (DTM)
  • Bert Grabsch (* 1975), deutscher Radrennfahrer
  • Alex Müller (* 1979), deutscher Automobilrennfahrer (GT2)
  • Markus Keller (* 1982), Snowboarder
  • Hagen Klein (* 1949), deutscher Motorradrennfahrer

Literatur

  • Magdalena Munz-Schaufelberger: Bottighofen. Ein weiterer Beitrag aus dessen Vergangenheit: Rund um die Offnung der Vogtei Eggen und Bottighofer Einzugsbriefe und die bäuerliche Bewirtschaftung in unserem Dorf. Bottighofen 2003, DNB 971774382.
  • Magdalena Munz-Schaufelberger: 1150 Jahre Bottighofen (830–1980). 1980, DNB 953137791.
  • Regine Abegg, Peter Erni, Alfons Raimann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band VIII: Rund um Kreuzlingen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 125). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2014, ISBN 978-3-03797-116-1, S. 34–65.
  • Carl Ruch, Heinrich Näf, Martin Nigg, Urs Fröhlich: Der Stichbach. Hrsg. von der Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 2002, DNB 967473195.
Commons: Bottighofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  6. Carl Ruch, Heinrich Näf, Martin Nigg, Urs Fröhlich: Der Stichbach. Hrsg.: Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 2002, S. 83.
  7. Magdalena Munz-Schaufelberger: 1150 Jahre Bottighofen (830–1980). Hrsg.: Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 1980, S. 64.
  8. Bottighofen im Wandel der Zeit. Auf der Webseite der Gemeinde Bottighofen, abgerufen am 1. Dezember 2019.
  9. Gregor Spuhler: Bottighofen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. August 2004.
  10. E. Rieben: Die untere Mühle zu Bottighofen. Thurgauer Jahrbuch, 1927, abgerufen am 5. März 2020.
  11. Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019.
  12. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  13. Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  14. Der Stichbach. Auf der Webseite der Gemeinde Bottighofen, abgerufen am 1. Dezember 2019.
  15. Ines Rusca, Magdalena Munz-Schaufelberger: Die Bottighofer Mühlen und das Schlössli am See. Hrsg.: Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 1994, S. 145.
  16. Das Mühlendorf. Auf der Webseite der Gemeinde Bottighofen, abgerufen am 1. Dezember 2019.
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