Boroso
Beschreibung des Boroso
Der Begriff Boroso ist die Bezeichnung, die ausschließlich auf Haileder aus dem Mittelmeerraum an den Küsten Spaniens[1] und an anderen Küstenregionen von Marokko und Portugal bezogen ist.[2][3] Die Etymologie des Begriffes ist unbekannt – im Spanischen bedeutet „borroso“ in etwa „verschwommen“ oder auch „unscharf“. Verwendet wird vorzugsweise die Haut des Schokoladenhais (lat. Dalatias licha, engl. Kite Shark). Dieses Naturprodukt wurde für die Belederung von Schwert-, Säbel- und anderen Waffengriffen und auch für Blankwaffenscheiden benutzt, um eine dauerhafte, rutschfeste und widerstandsfähige Oberfläche zu erhalten.[4][5] Dies wird erreicht, indem man die natürlich vorhandene Zahnung der Placoidschuppen auf der Haihaut belässt und sie poliert.[6] Die Haihaut als Vorprodukt wird „Shagreen“ genannt, erst durch das Polieren der Oberfläche entsteht das Boroso.[7] Es wird in verschiedenen Farben und Qualitätsstufen verwendet. Am gebräuchlichsten sind: gebleicht, schwarz oder rot eingefärbt.[4] Haifischleder wird wegen der schwierigen Aufbereitung um ein Vielfaches teurer als Leder von anderen Tierarten gehandelt.[8] Gelegentlich findet sich der Begriff „Perlhai“, was irreführend ist, weil es die Spezies nicht gibt und der Begriff lediglich als Synonym für Boroso oder andere Haifischhäute verwendet wurde.[9] Gerade bei historischen Waffen ist es schwierig, festzustellen ob es sich um Boroso oder um eine andere Art von Haileder handelt. Daher wird zu den Objekten oft nur „Haifischhaut“ notiert.[10]
Abgrenzung zu anderen Lederarten
Boroso ist nicht zu verwechseln mit dem Oberbegriff ähnlicher (rauer) Ledersorten, die als Chagrin bekannt sind. Im angloamerikanischen Raum wird auch der Begriff „Shagreen“ genutzt, wobei nicht immer eine klare Abgrenzung zu anderen Lederarten erkennbar ist.[11] Im 21. Jahrhundert wird Leder verschiedener Fischarten verwendet, oder, bedingt durch den hohen Preis, ein künstlicher Ersatz mit ähnlichen Eigenschaften. Häufig findet man eine Art von Heftbelederung bei japanischen Klingenwaffen, wobei es sich dabei meist um gegerbte, eingefärbte oder gebleichte Haut von Stechrochen handelt, dessen Leder auch als „Galuchat“ bekannt ist und nach dem Franzosen Jean-Claude Galluchat benannt wird. Von J.C. Galluchat ist auch bekannt, dass er die Haut von Katzenhaien verarbeitete, die ebenfalls unter die Bezeichnung „Galuchat“ fallen, aber eine feinere Oberflächenstruktur als die Häute der Rochen haben.[12]
- Orientalische Säbel, einige Scheiden bezogen mit Haileder. Deutlich erkennbar sind die geperlten Oberflächen.
- Ein Tantō bezogen mit „Galuchat“ vom Rochen
- Eine Dose bezogen mit glatt geschliffenem „Galuchat“ vom Rochen
- Eine Dose mit feinem „Galuchat“ vom Hai
Literatur
- Stefania Vannuccini: Shark utilization, marketing and trade, Ausgabe 389 von FAO fisheries technical paper, Food and Agriculture Organization, Verlag Food & Agriculture Org., 1999, S. 292, S. 395, ISBN 978-92-5-104361-5. (online-Einsehbar)
- John A. Musick, Ramón Bonfil: Management Techniques for Elasmobranch Fisheries, Ausgabe 474 von FAO fisheries technical paper, Fao Fisheries and Aquaculture Technical Papers Management techniques for elasmobranch fisheries, Verlag: Food & Agriculture Org., 2005, S. 245 ff. ISBN 978-92-5-105403-1. (online-Buchvorschau)
- Gerhard Seifert: Schwert, Degen, Säbel. Die Erscheinungsformen der langen Griffwaffen Europas für den Sammler und Liebhaber als Grundriss dargestellt. Verlag H. G. Schulz, Hamburg 1962.
- Gerhard Seifert: Fachwörter der Blankwaffenkunde, Haiger 1981, Reprint 2007 abrufbar als (online-PDF 2,02 MB)
- Timothy Tricas, L. R. Taylor, Sharks & rays, Time-Life Books, Alexandria (Virginia), 1997, S. 37, ISBN 978-0-7835-4940-8.
- Harold W. McCormick: Shadows in the sea: the sharks, skates and rays, Chilton Books, Philadelphia, 1963.
- Jean Perfettini: Le Galuchat : un matériau mystérieux, une technique oubliée, ISBN 978-2-85101-204-3.
- Cathy Silverman: Shagreen. The history and conservation of decorative ray skin in furniture, in „Thirteenth International Symposium on Wood and Furniture Conservation“ (online-PDF 991 kB)
- Mary Brooks Picken: The Language of Fashion Dictionary and Digest of Fabric, Sewing and Dress, Read Books Ltd, 2013, S. 414–425 ISBN 978-1-4474-9361-7 (online-Buchvorschau)
- Abhijit Mitra, Sufia Zaman: Basics of Marine and Estuarine Ecology, Springer, 2016, S. 211, ISBN 978-81-322-2707-6 (online-Buchvorschau)
- Hyman Gordon Kates The Luggage and Leather Goods Manual: A Constructive Text Book for the Industry New York, Haire Publishing Company, 1942, S. 64
- Pro Wildlife: Einkaufsführer für Haifreunde, Kleidung, Schmuck & Souvenirs: Finger weg von Boroso, S. 2, (online-PDF 1,39 MB)
- Erich Haenel: Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer, Verlag Karl W. Hiersemann, Leipzig, 1923
Weblinks
- Info zu Boroso bei Lederzentrum (Memento vom 8. Mai 2017 im Internet Archive)
- IUCN Eintrag in Rote Liste gefährdeter Arten für Dalatias licha (Stand 2015)
- Pro Wildlife: Einkaufsführer für Haifreunde, Kleidung, Schmuck & Souvenirs: Finger weg von Boroso, Juli 2017, S. 2, (online-PDF 1,39 MB)
Einzelnachweise
- Hyman Gordon Kates: The Luggage and Leather Goods Manual: A Constructive Text Book for the Industry New York, Haire Publishing Company, 1942, S. 64
- Stefania Vannuccini: Shark utilization, marketing and trade S. 292
- Tricas, Taylor: Sharks & rays S. 37
- Gerhard Seifert: Fachwörter der Blankwaffenkunde. Deutsches Abc der europäischen blanken Trutzwaffen. (Hieb-, Stoß-, Schlag- und Handwurfwaffen). Verlag Seifert, Haig 1981.
- John A. Musick, Ramón Bonfil: Management Techniques for Elasmobranch Fisheries S. 245 ff.
- Stefania Vannuccini: Shark utilization, marketing and trade S. 395
- Abhijit Mitra, Sufia Zaman: Basics of Marine and Estuarine Ecology S. 211
- McCormick: Shadows in the sea: the sharks, skates and rays S. 200
- Seifert, Fachwörter der Blankwaffenkunde, 2007
- Erich Haenel: Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer, Verlag Karl W. Hiersemann, Leipzig, 1923
- Cathy Silverman: Shagreen. The history and conservation of decorative ray skin in furniture
- Jean Perfettini: Le Galuchat : un matériau mystérieux, une technique oubliée