Bordighera

Bordighera ist eine italienische Gemeinde (comune) mit 10.130 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Imperia, Region Ligurien.

Bordighera
Bordighera (Italien)
Bordighera (Italien)
Staat Italien
Region Ligurien
Provinz Imperia (IM)
Koordinaten 43° 47′ N,  40′ O
Höhe 5 m s.l.m.
Fläche 10 km²
Einwohner 10.130 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 18012
Vorwahl 0184
ISTAT-Nummer 008008
Bezeichnung der Bewohner Bordigotti
Schutzpatron Sant'Ampelio
Website comune.bordighera.im.it

Blick auf Bordighera
Das verlassene Hotel Angst (2013)
Claude Monet: Bordighera (1884)
Alt-Bordighera, Gasse mit Bögen. Historisches Bild von Leo Wehrli (1931)

Geografie

Der Badeort an der Italienischen Riviera grenzt östlich entlang der Küste an Ospedaletti, das daran anschließende Sanremo bildet den urbanen Mittelpunkt des Gebietes. Im Westen grenzt Bordighera an Vallecrosia und den Grenzort Ventimiglia, die zusammen eine städtebauliche Einheit bilden.

Bordighera gliedert sich in zwei Stadtteile: Die Altstadt und den neueren Teil aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die historische Altstadt liegt im Osten Bordigheras auf einem 46 m hohen Hügel, dem Capo San Ampelio (Kap Ampelio). Die Neustadt zieht sich entlang der Küste von der Altstadt bis zur Nervia-Mündung im Westen. Bordighera hat ein besonderes Mikroklima mit milderen Sommern und wärmeren Wintern bei relativ niedriger Luftfeuchtigkeit.

Geschichte

Stadtgeschichte

Es ist bekannt, dass bereits im 5. Jahrhundert vor Christus ligurische Stämme auf dem heutigen Stadtgebiet siedelten. Im Jahre 411 soll der Eremit Ampelio, der von Ägypten kam, hier Dattelpalmen gepflanzt haben. Im Jahre 1340 beginnt die Geschichte der Stadt Bordighera, da sie als „Villa Burdighete“ erstmals als kleine Ansiedlung belegt ist. Diese Ansiedlung muss wohl später wieder aufgegeben worden sein.

Am 2. September 1470 wurde in einer Versammlung von 32 Familien aus „Castrum Sancti Nicolai“ („Borghetto San Nicolo“ war ein früheres Dorf, welches heute ein Stadtteil von Bordighera ist) der Entschluss gefasst, den Ort auf dem Hügel oberhalb der Kirche am Kap Ampelio wieder zu errichten. Am 20. April 1686 gründen acht Dörfer – darunter auch Bordighera – eine „Freie Acht-Dörfer-Republik“, die bis zur napoleonischen Zeit bestand. Später gehörte Bordighera zur Demokratischen Republik Ligurien und diese wurde als Folge des Wiener Kongresses an das Königreich Sardinien angegliedert.

Durch den romantischen Liebesroman Il Dottor Antonio von Giovanni Ruffini, der in San Remo und Bordighera spielt und 1855 erstmals in Edinburgh erschien, wurde der Ort in ganz England bekannt. Dies löste eine Reisewelle an die italienische Riviera insbesondere aus England, aber auch aus Frankreich, Russland, Deutschland und Österreich nach Bordighera und San Remo aus. Der Strom der Touristen wurde durch den Bau der Eisenbahn im Jahre 1872 verstärkt. Damals gab es hauptsächlich den Wintertourismus, das heißt die Touristen kamen im Herbst und blieben bis zum Frühling des nächsten Jahres. Zu manchen Zeiten waren mehr Engländer als Einheimische im Ort. Claude Monet malte 1884[2] die Strada Romana.

1941 fand in Bordighera ein Treffen des italienischen Diktators Mussolini mit dem Diktator des nationalistischen Spaniens, General Franco, statt. Der spanische Außenminister Ramón Serrano Súñer war ebenfalls anwesend. Es wird vermutet, dass dabei Mussolini Franco von einer Beteiligung am Zweiten Weltkrieg abbringen wollte (die Hitler verlangte), weil er den Verlust der italienischen Machtstellung im Mittelmeerraum befürchtete. Ort des Treffens war die Villa Margherita.[3]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
18612.358
18712.357
18813.026
19014.843
19115.470
19216.142
19317.256
JahrEinwohner
19367.334
19518.515
196111.252
197111.654
198112.043
199111.129
200110.292
JahrEinwohner
201110.416
202110.160

Quelle: ISTAT

Partnerstädte

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Mittags in der Altstadt
Blick zum kleinen Hafen von der Via Romana aus

Bordighera wird von Reisenden, Malern und Dichtern vor allem wegen seiner reichhaltigen mediterranen Flora als Ort von ausnehmender Schönheit beschrieben. So zählte der Botaniker Gerolamo Molinari 1869 rund 12.000 Palmen, 36.000 Zitronen- und Apfelsinenbäume und ca. 50.000 Olivenbäume. Außerdem gibt es hier Eukalyptusbäume, Myrten, Mimosen, Agaven, Oleander und neben einer Vielzahl verschiedener Kakteen auch andere exotische Pflanzenarten. Insbesondere die farben- und duftintensive Pflanzenwelt haben berühmte Persönlichkeiten wie zum Beispiel den englischen Schriftsteller Charles Dickens und den französischen Maler Claude Monet beeindruckt.

Die Altstadt

In der malerischen Altstadt sind vor allem die drei Stadttore – im Süden die Porta del Capo (17. Jahrhundert), im Osten die Porta della Maddalena (Umbau 1780) und im Westen die Porta Sottana (15. Jahrhundert) – und Reste der Stadtmauer sehenswert. Durch verwinkelte Gassen erreicht man die Piazza del Popolo mit der Pfarrkirche Santa Maria Maddalena (von 1617, umgebaut 1886). Erwähnenswert ist noch das Rathaus, das Charles Garnier 1870 in einem dem Barock ähnlichen Stil erbaut hat. Am Capo San Ampelio, am östlichen Ortseingang unterhalb der Altstadt, erinnert eine kleine Kapelle an den Heiligen Ampelio – den Einsiedler, der den Samen der Dattelpalme aus Ägypten hierher gebracht haben soll.

Die Neustadt

Die Neustadt besteht hauptsächlich aus Hotels, Jugendstilvillen mit schönen Gärten und einer langgezogenen und schönen Seepromenade. Erwähnenswert ist das Museum Bicknell (gegründet 1888), welches heute zugleich Sitz des „Internationalen Instituts für ligurische Studien“ ist (gegründet 1938). Clarence Bicknell (1842–1918) war ein englischer Naturforscher, Archäologe, Botaniker, Mathematiker und protestantischer Pastor. Im Museum Bicknell befinden sich weit mehr als 50.000 Bände, Karten und etwa 12.000 Felszeichnungen, die Bicknell an den Hängen des Mont Bégo im Vallée des Merveilles (Tal der Wunder) entdeckt und abgezeichnet hatte. Die Stadt verdankt Bicknell auch die Gründung der Stadtbibliothek im Jahre 1883. Diese Bibliothek besitzt ca. 70.000 Bände, von denen etwa 22.000 aus einer englischen Stiftung stammen. Am östlichen Rand der Neustadt kann ein britischer Zivil- und Soldatenfriedhof[5] besucht werden, auf dem auch einige österreichisch-ungarische Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg beerdigt sind.

Wirtschaft

Die Stadt lebt hauptsächlich vom Tourismus. Außerdem hat Bordighera seit 1586 das Privileg, kunstvoll geflochtene Palmenwedel, die Palmurelli, für die Palmsonntags-Prozession an den Vatikan nach Rom liefern zu dürfen.

Roman

  • Giovanni Domenico Ruffini: Doctor Antonio (1855) (in Italien 1937 von Enrico Guazzoni verfilmt und 1954 vierteilig fürs Fernsehen verfilmt).
  • John von Düffel: Hotel Angst. Novelle, DuMont Verlag, Köln 2006. ISBN 978-3-8321-9581-6.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Sybille Geier: Ligurien, Cinque Terre, Italienische Riviera. Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld 2005, ISBN 3-8317-1342-1.
  • Kurt Bauer: 40 Jahre Städtepartnerschaft Bordighera – Neckarsulm 1963–2003. Hrsg. Stadt Neckarsulm, Neckarsulm 2003.
  • Eckart Diezemann: Italienische Riviera – Die ligurische Küste. Goldstadtverlag, Pforzheim 2000, ISBN 3-89550-005-4.
  • Wilhelm Hörstel: Das Palmyra Italiens. Mit neun Illustrationen nach photographischen Original-Aufnahmen. In: Reclams Universum : Moderne illustrierte Wochenschrift 28.2 (1912), S. 745–750.
Commons: Bordighera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Christoph Becker, Robert Brown, Faith Chisholm, Lukas Gloor, William Paton: The Nahmad Collection. (Ausstellungskatalog). DuMont Buchverlag/Kunsthaus Zürich, Köln/Zürich 2011, ISBN 978-3-8321-9407-9, S. 46 f.
  3. Antony Beevor (traduit par Jean-François Sené): La Guerre d'Espagne. 3. Auflage. Nr. 31153. Éditions Calmann-Lévy, Paris 2011, ISBN 978-2-253-12092-6, S. 731.
  4. Helmut Engisch: Neckarsulm – Lebendige Stadt mit vielen Gesichtern. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2292-0, S. 107, 109.
  5. Bordighera British Cemetery. In: Find a Grave. 26. Mai 2007, abgerufen am 5. November 2020.
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