Border Guard Force

Unter Border Guard Force (နယ်ခြားစောင့်တပ်ဖွဲ့ kurz BGF) versteht man Einheiten in Bataillonsstärke der Streitkräfte von Myanmar, welche aus Einheiten verschiedener ethnischer Waffenstillstandsgruppen ab 2009 gebildet worden sind.[1]

Schulterabzeichen der Border Guard Force

Definition

Border Guard Force Bataillone sind in die regionale Befehlskette der Armee integriert, können aber außerhalb ihres zugewiesenen Einsatzgebietes nicht eingesetzt werden. Nicht alle Waffenstillstandsgruppen stimmten einer Konvertierung in eine Border Guard Force zu. So schloss sich z. B. die United Wa State Army diesem Projekt nicht an.[2] Anderseits schlossen sich Einheiten von Nicht Waffenstillstandsgruppen dem Projekt an und konvertierten in Border Guard Forces. Ursprünglich sollten alle bewaffneten Einheiten der Waffenstillstandsgruppen gezwungen werden, sich dem Projekt Border Guard Force anzuschließen, oder den Status Waffenstillstandsgruppe zu verlieren. Die Pflicht zur Konvertierung wurde 2011 aufgegeben weil sich die größeren bewaffneten Einheiten weigerten dem Projekt beizutreten.[3] Die größte BGF ist die BGF der Karen, welche aus Einheiten der Democratic Karen Buddhist Army gebildet wurde und über 13 Bataillone verfügt. Die BGF kontrollieren weiterhin ihr Gebiet welches sie vor dem Waffenstillstand gehalten haben und dienen oftmals als lokale Polizei. Auch sind sie stark in wirtschaftliche Aktivitäten eingebunden. Bei einigen handelt es sich im Prinzip um Privatarmeen von lokalen Warlords unter dem Schutz des Militärs.[4] BGF werden von der Zentralregierung bezahlt und ausgerüstet. Nach dem Militärcoup im Januar 2021 nahmen mehrere BGF ihren bewaffneten Kampf gegen die Zentralregierung wieder auf, oder drohten damit.[5]

Geschichte

Nach der Unabhängigkeit von Burma von der Britischen Kolonialmacht bildeten die verschiedenen ethnischen Gruppen politische Organisationen um für eine Autonomie ihrer Gebiete von der Zentralregierung zu kämpfen. Nachdem sich die Zentralregierung weigerte mehr Autononomie zu gewähren, bzw ethnische Gruppen wie die Shan, Kachin und Karen in die Unabhängigkeit zu entlassen, bildeten die meisten ethischen Gruppen sogenannte Ethnic Armed Organistions (Bewaffnete Ethnische Gruppen) kurz EAO. Die meisten EAO starteten einen Guerillakrieg gegen die Zentralregierung und begangen groẞe Teile von Burma zu beherrschen. Da die Armee der Zentralregierung nicht gegen alle EAOs gleichzeitig militärisch vorgehen konnte, schloss sie mit verschiedenen EAOs Waffenstillstandsvereinbarungen ab. Diese Vereinbarungen legten fest dass die jeweilige EAO ihre Waffen und Truppen behalten und in dem von ihnen gehaltenen Gebiet ihre Macht ausüben konnten. Die Armee der Zentralregierung verzichtete auf Angriffe und die EAO verzichtete ebenfalls auf Offensiven in Gebiete der Zentralregierung. So konnte sich die Armee auf einige wenige wichtige Aufstände konzentrieren. Die meisten ethnischen Gruppen unterschrieben solche Waffenstillstandsvereinbarungen. Teilweise hielten solche Waffenstillstände über viele Jahre und die EAOs bauten eigene politische und wirtschaftliche Strukturen auf. Nachdem 2008 die meisten Nicht Waffenstillstandsgruppen wie die Karen Nation Liberation Army militärisch in die Defensive getrieben worden waren, schrieb die neue Verfassung von Myanmar ein Gewaltmonopol der Zentralregierung vor. Das Militär entwickelte das BGF-Programm, welches ab 2009 für alle Waffenstillstandsgruppen anwenig finden sollte. Besonders im Shan-Staat bestanden dutzende verschiedene Gebiete der EAOs, im Prinzip kleine quassi unabhängige Staaten mit eigenen Armeen. Die bekannteste Waffenstillstands EAO ist bis heute die United Wa State Army mit 30.000 Vollzeitsoldaten und einer erheblichen Anzahl von Reservisten. Doch die meisten EAOs weigerten sich, sich in BGF zu verwandeln und das Programm wurde 2011 wieder eingestellt.[6] Seit 2011 versucht das Militär wieder mit Waffenstillstandsabkommen den Bürgerkrieg zu steuern.

BGF Battalion

Ein BGF Battalion hat eine Stärke von 326 Mann und wird von 3 kommandierenden Offizieren im Rang eines Majors geleitet. 2 der kommandierenden Offiziere stellt die EAO, ein Offizier kommt von der Armee der Zentralregierung, welcher für den täglichen Dienstbetrieb zuständig ist. Weitere 18 Offiziere dienen in einem Battalion, dabei stellt die Zentralarmee den Groẞteil der Offiziere. Soldaten und Offiziere werden von der Zentralregierung bezahlt. 2016 erhielt ein Rekrut zwischen 25.000 und 35.000 Kyat im Monat, ein Major 180.000 Kyat. Freie Gesundheitsvorsorge, freie Ausbildung und freie Unterkunft für Soldaten und ihre Familie runden das Paket ab. Die Soldaten haben Anspruch auf eine Rente. Dies war und ist sicherlich ein lukratives Angebot, bedenkt man, dass die EAO normalerweise keinen Sold bezahlten. In der Praxis sah es aber anders aus. Der Sold wurde nicht oder verspätet bezahlt, und viele Rekruten verließen die BGF nachdem sich herausgestellt hatte, das Versprechen nicht eingehalten worden waren. Viele ehemaligen EAO Soldaten hatten auch Probleme Offizieren der Zentralarmee zu gehorchen. Teilweise liefen BGF Bataillone vollständig zu anderen EAOs über. Normalerweise stellt die Zentralarmee Uniformen, Waffen, Munition und weitere Ausrüstung. In der Praxis rüsten die politischen Waffenstillstandsorganisationen die Bataillone mit zusätzlichen Waffen, Funkgeräten und Fahrzeugen aus. Auch finanzieren diese oftmals Reserveeinheiten. Die politischen Verantwortlichen der ehemaligen EAOs setzten die BGF Truppen oftmals für ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen ein. Sie bewachen Baustellen, Minen und semioffizielle Grenzübergänge. Sie übernehmen aber auch normale Polizeiaufgaben.[7]

Grenzübergänge

Grenzübergang der BGF am Moei Fluss. Mit kleinen Booten werden besonders Lebensmittel über die Grenze gebracht.

Besonders die Karen State Border Guard Forces sind für ihre Grenzübergänge bekannt. 2021 betrieben die Karen BGF 27 eigentlich illegale Grenzübergänge mit Thailand. Waren werden durch offizielle Kontrollen des Thai Zoll geführt um dann in kleinen Booten über den Moei Fluss die Grenze nach Myanmar zu überqueren. Auf der Karen Seite werden sie in BGF eigenen Warenhäusern zwischengelagert und später im Land verteilt. Bis zu 1 Milliarde Dollar Wert an Waren werden dadurch am Zoll von Myawaddy pro Jahr vorbeigeführt. Die BGF erhebt eine Gebühr von 5.000 Kyat pro Bootsladung, und manchmal zusätzliche Gebühren je nach Umfang und Wert der Ladung. Besonders Lebensmittel wie Bier, Milchund Kaffee werden auf diese Weise ins Land gebracht. Umgekehrt benutzen viele Arbeitswillige aus Myanmar diese Grenzübergänge um Kontrollen zu entgehen.[8]

Moral und Rücktritte

Kurz vor dem Militärputsch im Januar 2021 forderte die zivile Zentralregierung der Nationale Liga für Demokratie (kurz NLD) führende Kommandeure der Karen BGF zum Rücktritt auf. Kolonel Saw Chit Thu, Major Saw Mote Thone und Major Saw Tin Win wurden von der Regierung zum Rücktritt aufgefordert, weil sie zu tief in die umstrittenen wirtschaftlichen Aktivitäten um das Groẞprojekt Shwe Kokko New City Project im Bezirk Myawaddy involviert waren. Das 15 Milliarden Dollar Projekt sollte auf einem Gebiet der Karen BGF realisiert werden. Die drei Offiziere reichten danach ein schriftliches Rücktrittsgesuch beim Armeeoberkommando ein. Aus Solidarität zu ihren Vorgesetzten reichten weitere 90 Offiziere der Karen BGF ihren Rücktritt ein. Die Gesuche wurden aber vom Militärhauptquartier abgelehnt. Nach dem Militärputsch war unklar, ob die 3 führenden Offiziere weiter die Befehlsgewalt hatten. Das Hauptquartier hatte die Rücktrittsgesuche der 3 Offiziere nicht bestätigt. Allgemein galt die Moral der BGF 2022 als schlecht. De BGF hatten Probleme ihre Ränge zu füllen. Es kam zu Zwangsrekrutierungen in Dörfern unter ihrer Kontrolle. Aufgrund der aufflammenden Kämpfe gegen die KNLA, KNDO, PDF und Teilen der DKBA wurden BGF-Bataillone zur Unterstützung der normalen Infanterie-Bataillone der Armee eingesetzt, was zu hohen Verlusten unter den BGF führte. Auch moralische Bedenken das Karen gegen Karen kämpften spielte dabei eine Rolle.[9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Myanmar Peace Monitor: During the run up to elections in April 2009, the government announced the BGF force scheme for all ceasefire groups. This rushed attempt to absorb ethnic militia groups into the national army meant these groups were required to give up most of their autonomy without the promised political discussions taking place.
  2. Irrawaddy: UWSA Leaders Reject Border Guard Offer. Burma’s most powerful ethnic ceasefire group, the United Wa State Army (UWSA), this week rejected an offer from Burmese military authorities that it reassign its soldiers to duties as border guards under joint-command of the Burmese army, according to sources at the Sino-Burmese border.
  3. burmalibrary: The armed groups which agreed ceasefires in the late '80s and the '90s but kept their arms and armies, are being asked by the SPDC to integrate their forces into the Burma Army as "Border Guard Forces". Some have agreed, but the larger ones have not.
  4. Frontier Myanmar With conflict escalating, Karen BGF gets back to business The Border Guard Force’s support for the Tatmadaw in fighting the Karen National Union appears to have paid off, with the group getting the green light to resume its controversial businesses along the Thai border.
  5. Frontier Myanmar: But the sudden possibility of BGF members leaving the Tatmadaw has prompted speculation that they could rejoin either the Karen National Liberation Army – the armed wing of the KNU – or the DKBA.
  6. Euro Burma Office: EBO Background Paper NO.5 / 2016 November 2016
  7. Euro Burma Office: EBO Background Paper NO.5 / 2016 November 2016
  8. Frontier Myanmar: One of the BGF’s most lucrative businesses is a series of 27 illegal crossings along the Thaung Yin River in Myawaddy. Traders use them to skirt restrictions and taxes on particular products, usually imports from Thailand, and to send workers to Thailand.
  9. The Irrawaddy, 27. September 2022: Karen Armed Group Allied to Myanmar Junta Denied Officers Retirement Amid Recruitment Crisis
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