Vielfliegerprogramm

Die Vielfliegerprogramme der großen Fluggesellschaften sollen die Kundenbindung verstärken, indem sie die häufige Nutzung derselben Gesellschaft mit Rabatten in Form von Freiflügen oder „Prämien“ belohnen.

Gesonderter Check-in-Schalter für Mitglieder bei einem Vielfliegerprogramm

Betriebswirtschaftlich bezeichnet man diesen Vorgang als Lock-in-Effekt.

Funktionsweise

Bei der Teilnahme an einem solchen Programm werden die bei einer Fluggesellschaft zurückgelegten Meilen gespeichert und nach Erreichen einer bestimmten Menge mit Prämien belohnt. Dies können kostenlose Flüge (Freiflüge), ermäßigte Flüge, Erhöhung der Buchungsklasse (Upgrade), Zutrittsberechtigung für Lounges, Ermäßigungen bei Hotels, Golfclubs, Restaurants, Bergbahnen usw. oder auch Sachleistungen sein. Ab einem bestimmten Umsatz vergeben manche Gesellschaften einen höheren Mitgliederstatus wie z. B. silber oder gold oder bestimmte Namen (z. B. „Senator“, „Executive“). Hierbei werden den Kunden weitere Vorteile wie höherer Meilenzuwachs und kostenlose Dienstleistungen (z. B. Chauffeurdienste) gewährt.

Manchmal lassen sich im Tausch gegen Meilen Plätze neben freien Sitzplätzen oder mit mehr Beinfreiheit reservieren. Teilweise wird diesen Kunden sogar Platz auf ausgebuchten Flügen angeboten; ‚normale‘ Fluggäste werden dann auf einen späteren Flug verlagert. Nach einer bestimmten Zeit können angesammelte Meilen oder der erreichte Mitgliedsstatus verfallen.

Geschichte

Bereits 1979 rief die Fluggesellschaft Texas International Airlines die erste derartige Aktion ins Leben.[1] Das Konzept des Vielfliegerprogramms wird jedoch meist dem ehemaligen Chef der American Airlines, Robert Crandall, zugeschrieben. Er fand Anfang der 1980er Jahre heraus, dass fünf Prozent seiner Kunden für 40 Prozent des Umsatzes sorgten. Am 1. Mai 1981 wurde das Programm AAdvantage eingeführt. Die Teilnehmer erhielten dann mit jedem Flug Meilen, die sie zunächst nur für Flüge der American Airlines, und später auch gegen andere Prämien einlösen konnten. Delta Air Lines (Skymiles), TWA (Aviators) und United Airlines (MileagePlus) folgten kurz darauf mit ähnlichen Programmen, British Airways (Executive Club) führte 1982 ein Vielfliegerprogramm ein. Miles & More, das Vielfliegerprogramm der Lufthansa, wurde am 1. Januar 1993 gestartet.

Anbieter

Alle großen internationalen Fluggesellschaften bieten Vielfliegerprogramme an. Aufgrund von Vereinbarungen zwischen Fluggesellschaften oder -allianzen lassen sich diese Bonus-Meilen auch bei anderen Gesellschaften sammeln oder von einer Gesellschaft zur anderen übertragen. Häufig arbeiten die Gesellschaften auch mit anderen Unternehmen wie Hotels oder Autovermietern zusammen. Bei Erwerb eines Produktes oder einer Dienstleistung dieser Unternehmen werden dann ebenfalls eine bestimmte Menge „Meilen“ oder Punkte auf einem Kundenkonto gutgeschrieben. Die Teilnehmer am Programm erhalten meist eine Kundenkarte, die sie teilweise bei der Nutzung vorlegen müssen.

In der Regel sind die verschiedenen Vielfliegerprogramme von Fluglinien, die zusammenarbeiten, untereinander kompatibel. Das trifft auf Oneworld Alliance, Star Alliance und SkyTeam zu. So kann man die Meilen, die mit einer beliebigen Fluglinie einer dieser Allianzen geflogen wurden, auf das entsprechende Vielfliegerprogramm der Partnerfluglinie buchen, bei der man angemeldet ist; nicht immer jedoch zu den gleichen Bedingungen wie bei der durchführenden Fluggesellschaft.

Ökonomisch setzen die Betreiber der populären Systeme auf die Erwartung, dass ein Großteil dieser Punkte niemals gegen Waren oder Dienstleistungen eingetauscht wird. Es ist möglich, Meilen an Makler zu verkaufen. In der Vergangenheit kam es daher bisweilen zu rechtlichen Auseinandersetzungen beim Versuch, Punkte verschiedener Teilnehmer gemeinschaftlich zu nutzen oder über Tauschbörsen und Versteigerungsplattformen zu veräußern.

Vielfliegerprogramme großer Fluggesellschaften

FluggesellschaftVielfliegerprogramm
Aegean AirlinesMiles & Bonus
Aer LingusGold Circle Club
AeroflotAeroflot Bonus
Aerolineas ArgentinasAerolineas Plus
AeromexicoClub Premier
Air AstanaNomad Club
Air AustralCapricorne Program
Air BalticBaltic Miles
Air BotswanaTeemane Club
Air CanadaAeroplan
Air ChinaPhoenix Miles
Air EuropaFlying Blue (mit Air France-KLM)
Air FranceFlying Blue (zusammen mit KLM; vorher Frequence Plus)
Air MadagascarNamako
Air MaltaFlypass
Air New ZealandAir Points
Air SerbiaEtihad Guest
Air SeychellesSeychelles Plus
Alaska AirlinesMileage Plan
AlitaliaMilleMiglia
American AirlinesAAdvantage
ANAANA Mileage Club
Asiana AirlinesAsiana Club
Atlantic AirwaysClub Atlantic
Austrian Airlines GroupMiles & More
AviancaAvianca Plus
Bangkok AirwaysFlyerBonus
Belavia Belarusian AirlinesBelavia Leader
British AirwaysExecutive Club
Brussels AirlinesMiles & More (vor 15. Oktober 2009 Privilege)
Cathay PacificMarco Polo Club (Statusmeilen) und Asia Miles (Prämienmeilen)
China AirlinesDynasty Flyer
China EasternEastern Miles
China Southern AirlinesSky Pearl Club
Croatia AirlinesMiles & More
Czech AirlinesOK Plus
Delta Air LinesSkyMiles
Egypt AirEgypt Air Plus
El AlMatmid
EmiratesSkywards
Etihad AirwaysEtihad Guest
Ethiopian AirlinesSheba Miles
EVA AirMiles & More und Evergreen Club
FinnairFinnair Plus
FlybeAvios (vorher: Rewards4all)
GermanwingsMiles & More und Boomerang Club
Gulf AirFalconFlyer
IberiaIberiaPlus
IcelandairSaga Club
Japan AirlinesJAL Mileage Bank
KLMFlying Blue, vorher Flying Dutchman
Korean AirSkypass
LATAM AirlinesLANPASS
LOTMiles & More
LufthansaMiles & More
LuxairMiles & More
Malaysia AirlinesEnrich
Malindo Air Malindo Miles
Oman AirSindbad Frequent Flyer
Qantas AirwaysFrequent Flyer
Qatar AirwaysPrivilege Club
Royal Air MarocSafar Flyer
Royal BruneiRoyal Skies
Royal JordanianRoyal Plus
S7 AirlinesS7 Priority
SASEuroBonus
Saudi Arabian Airlines Alfursan
Shanghai AirlinesCrane Club
Singapore AirlinesKrisFlyer
Sri LankanFlySmiles
Swiss International AirlinesMiles & More
TAM Linhas AéreasFidelidade
TAP PortugalMiles & Go (vorher: Victoria, davor: Navigator)
TAROMFlying Blue (vorher: Smart Miles)
Thai Airways InternationalRoyal Orchid Plus
TunisairFidelys
Turkish AirlinesMiles & Smiles
United AirlinesMileagePlus
Vietnam AirlinesGolden Lotus Plus
Virgin AtlanticFlying Club
Aeromexico Club Premier

Ähnliche Programme bei Bahngesellschaften

In Anlehnung an die Vielfliegerprogramme haben auch mehrere Bahngesellschaften ein Vielfahrerprogramm aufgelegt. Unter anderem sind dies:

In einer Railteam genannten Kooperation sollen diese oben genannten Vielfahrerprogramme untereinander kompatibel werden.

Daneben beteiligt sich die österreichische Privatbahn Westbahn am Miles & More Programm. Auch in den AIRail-Zügen der Deutsche Bahn AG können Miles-&-More-Meilen erworben werden.

Rechtliche Probleme

Da auch bei Geschäftsreisen Punkte erworben werden, die dann allerdings personengebunden dem Reisenden und nicht dem Zahlenden zugutekommen, stellt die korrekte Abrechnung von Bonusmeilen eine gewisse Hürde dar. Kritiker sprechen schlicht von Bestechung, die dazu führt, dass nicht der günstigste Fluganbieter gewählt wird, sondern derjenige, der dem Reisenden die meisten Punkte anbietet. Viele Arbeitgeber legen im Arbeitsvertrag oder in einer Anordnung fest, dass die „Dienst-Meilen“ auch nur für Dienstreisen verwendet werden dürfen. Hält sich der Arbeitnehmer nicht daran, kann er abgemahnt und sogar gekündigt werden. Mittlerweile hat das Bundesarbeitsgericht hierzu ein Urteil veröffentlicht.[3]

Andere Firmen verzichten jedoch zu Gunsten des Arbeitnehmers auf eine solche Regelung, und auch bei Freiberuflern, die für unterschiedliche Auftraggeber unterwegs sind, ist dies üblich. Manche Fluggesellschaften fordern aber, dass Prämien nur privat genutzt werden dürfen. Zu Rücktritten führte 2002 die sogenannte Bonusmeilen-Affäre, bei der Abgeordnete des Deutschen Bundestages, darunter der Grünen-Politiker Cem Özdemir sowie der Linken-Politiker Gregor Gysi, mit dienstlich angesammelten Bonuspunkten private Flugreisen durchführten.

In Deutschland können die Fluggesellschaften die Lohnsteuer aus Vereinfachungsgründen mit einem Pauschalsteuersatz von 2,25 % berechnen. Bemessungsgrundlage sind die insgesamt an inländische Kunden ausgeschütteten Prämien. Die Höhe des Steuersatzes berücksichtigt, dass ein Teil der Prämien keinen Arbeitslohn darstellt und ein anderer Teil wegen des Rabattfreibetrags steuerfrei wäre.

Mileage run

Ein Mileage run ist eine Flugreise mit dem Ziel, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Vielfliegermeilen zu sammeln.[4] Beweggründe hierfür sind das Sammeln von Bonusmeilen, um diese gegen Flug- und Sachprämien einzutauschen[5] sowie die (Wieder-)Erreichung eines Statuslevels.[6][7]

Sonstiges

  • Der Film Up in the Air schildert u. a. das Vorhaben eines Geschäftsmannes, 10 Millionen Meilen zu sammeln.
  • Als größter echter Meilensammler gilt Thomas Stuker, der von 1982 bis zum Sommer 2011 mit 5.900 Flügen die 10-Millionen-Meilen-Grenze bei MileagePlus von United Airlines erreicht hat.[8]
Wiktionary: Vielfliegerprogramm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. A History of US Airline Deregulation Part 4: 1979–2010: The Effects of Deregulation – Lower Fares, More Travel, Frequent Flier Program (Memento des Originals vom 16. August 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/thetravelinsider.info
  2. SympathiePunkte – Das Bonuspunkteprogramm von Meridian und Bob (Memento vom 14. Mai 2014 im Internet Archive), Der-Meridian.de, abgerufen am 26. Mai 2019
  3. Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 11. April 2006 (9 AZR 500/05)
  4. Mile Runners Take Frequent Flyer Mileages to a Whole New Height, Fox News, 14. Oktober 2011
  5. The art and science of the mileage run, USA TODAY, abgerufen am 15. Oktober 2011
  6. Wild About Miles: Inside the Mind of the Mileage Junkie (Memento vom 13. Juli 2011 im Internet Archive), insideflyer, abgerufen am 26. Mai 2019
  7. Der Weg ist das Ziel, Spiegel, 9. Januar 2012
  8. Zehn-Millionen-Meilen-Rekord geknackt, Süddeutsche, 11. Juli 2011
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