Bogislaw I.
Leben
Nach dem Tode von Bogislaws Vater Wartislaw I. übernahm zunächst dessen Bruder Ratibor I. die Regierung in Pommern. Erst nach dem Tod Ratibors I. 1155/56 trat dann Bogislaw zusammen mit seinem jüngeren Bruder Kasimir I. die Regierung an. Bogislaw als der Ältere war der führende der beiden Brüder; auf Münzen verwendete er sogar den Königstitel.
1164 unterstützten Bogislaw und Kasimir den Pribislaw, Fürsten der Obodriten, bei dessen Aufstand gegen Heinrich den Löwen. Nach der für Heinrich siegreichen Schlacht bei Verchen aber wurden Bogislaw und Kasimir Lehnsleute Heinrichs. Bogislaw I. blieb Heinrich dem Löwen bis zu dessen Sturz im Jahr 1181 treu. Auf dessen Wunsch beteiligte er sich zusammen mit Kasimir I. unter anderem an der Eroberung Rügens durch die mit Heinrich verbündeten Dänen im Jahr 1168. Als die Pommernfürsten wie auch Heinrich der Löwe bei der Verteilung der Beute leer ausgingen, kam es zum Konflikt mit den Dänen. Nach mehreren Kriegszügen des Dänenkönigs Waldemar I. ins pommersche Gebiet, die auch als Vergeltung für die Plünderung dänischer Territorien galten, erkauften sich Bogislaw I. und Kasimir I. 1177 gegen Tributzahlungen Frieden.[1]
1177/1178 begründete Bogislaw mit dem Kloster Gramzow das erste Kloster in der Uckermark.[2]
1180 fiel Bogislaws Bruder Kasimir vermutlich bei der Verteidigung von Demmin gegen den brandenburgischen Markgrafen Otto I.[3] und Bogislaw regierte fortan allein. 1181 wurde er anlässlich seines Erscheinens im kaiserlichen Lager vor Lübeck durch Friedrich Barbarossa mit „Slawien“ belehnt. Ob darin eine Erhebung in den Reichsfürstenstand gesehen werden kann, ist ungewiss.[4] Ebenfalls ist ungewiss, welches Territorium genau mit „Slawien“ gemeint sein sollte.
Eine etwaige Reichsunmittelbarkeit konnte Bogislaw jedenfalls nicht behaupten. Es kam wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Dänemark. Ein Angriff Bogislaws auf das unter dänischer Lehnshoheit stehende Fürstentum Rügen schlug 1184 fehl. Nach siegreichen dänischen Kriegszügen 1184/1185 unterwarf er sich schließlich 1185 dem dänischen König Knut VI. und wurde nunmehr dessen Lehnsmann. Wahrscheinlich musste er auch Teile seines westlichen Herrschaftsgebietes an das Rügische Fürstentum abtreten.[5]
Bogislaw war in erster Ehe mit einer Walburgis († 1177) verheiratet. Ihre Herkunft ist heute nicht mehr bekannt; möglicherweise stammte sie aus Dänemark. Mit ihr hatte er zwei Söhne, die ihn nicht überlebten, nämlich Ratibor († 1183) und Wartislaw († 1184).
Nach dem Tode Walburgas heiratete Bogislaw in zweiter Ehe Anastasia, eine Tochter Mieszkos III., des Seniorherzogs von Polen. Möglicherweise steht die für den 26. April 1177 überlieferte Anwesenheit Herzog Bogislaws in Gnesen in einem Zusammenhang mit der Vermählung.[6] Bogislaw starb 1187 und wurde im Kloster Grobe auf dem Klosterberg bei der Stadt Usedom begraben. Ihm folgten in der Regierung seine Söhne aus zweiter Ehe Bogislaw II. und Kasimir II.
Seine Witwe Anastasia stiftete 1224 das Prämonstratenserinnenstift Marienbusch bei Treptow an der Rega, wo sie ihren Witwensitz nahm und nach ihrem Tode – sie wurde zuletzt am 31. Mai 1240 als lebend erwähnt und starb jedenfalls vor dem 24. Juni 1242 – beigesetzt wurde.[6]
Literatur
- Gottfried von Bülow: Bogislav I. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 40 f.
- Dirk Schleinert: Pommerns Herzöge. Die Greifen im Porträt. Hinstorff, Rostock 2012, ISBN 978-3-356-01479-2, S. 37–38.
- Roderich Schmidt: Bogislaw I.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 416 (Digitalisat).
- Martin Wehrmann: Genealogie des pommerschen Herzogshauses. Veröffentlichungen der landesgeschichtlichen Forschungsstelle für Pommern, Reihe 1, Bd. 5. Leon Saunier, Stettin 1937, S. 36–38.
- Benedykt Zientara: Bogislaw I. In: Lexikon des Mittelalters. Band 2. Artemis Verlag, München/Zürich 1983, ISBN 3-7608-8902-6, Sp. 324.
Fußnoten
- Joachim Wächter: Das Fürstentum Rügen – Ein Überblick. In: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns: die Demminer Kolloquien 1985–1994. Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7, S. 302–303.
- Kristina Krüger: Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03054-9, S. 380.
- Hans-Peter Richter: Zu den machtpolitischen Hintergründen und Zielen der Pommernzüge von 1178 bis 1180 in die Lausitz und das Land Jüterbog. Jahrbuch für Geschichte des Feudalismus, 11: 83–104, Berlin 1987.
- Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern. 2. Auflage. Bd. 1. Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1919. Nachdruck: Weltbild Verlag, Augsburg 1992, ISBN 3-89350-112-6, S. 85.
- Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern. 2. Auflage. Bd. 1, S. 90.
- Martin Wehrmann: Genealogie des pommerschen Herzogshauses (= Veröffentlichungen der landesgeschichtlichen Forschungsstelle für Pommern, Reihe 1, Band 5). Stettin 1937, S. 37.