Bodio TI

Bodio (lombardisch Böit) ist eine politische Gemeinde im Kreis Giornico im Bezirk Leventina des Kantons Tessin in der Schweiz.

TI ist das Kürzel für den Kanton Tessin in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Bodiof zu vermeiden.

Bodio
Wappen von Bodio
Wappen von Bodio
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Leventinaw
Kreis: Kreis Giornico
BFS-Nr.: 5064i1f3f4
Postleitzahl: 6743
UN/LOCODE: CH BOD
Koordinaten:712962 / 137571
Höhe: 321 m ü. M.
Höhenbereich: 303–2027 m ü. M.[1]
Fläche: 6,48 km²[2]
Einwohner: 890 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 137 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
42,2 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Stefano Imelli
Website: www.bodio.ch
Lage der Gemeinde
Karte von Bodio
Karte von Bodio
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Geographie

Sie liegt auf einer Höhe von 331 m ü. M. in der unteren Valle Leventina an der Strasse Biasca-Airolo, am linken Ufer des Ticino, 5 km nordwestlich von Biasca.

Nachbargemeinden sind Pollegio, Personico, Giornico und Serravalle.

Geschichte

1227 wurde Bodio als Boidi sowie die dortige Kirche Santo Stefano erwähnt. Zusammen mit den oberhalb gelegenen, im Mittelalter bewohnten Siedlungen von Simbra (oder Saimola) bildete das Dorf eine Degagna der ehemaligen Nachbarschaft Giornico. Während der Herrschaft des Domkapitels Mailand über die drei ambrosianischen Täler wurden im Mai und November in Bodio die sogenannte placita donnegalia der Leventina abgehalten, Versammlungen, die dazu dienten, Recht zu sprechen und einige Abgaben einzufordern. Bis ins 16. Jahrhundert gehörte das Dorf zur Pfarrei Giornico. Eine eigene Pfarrei Bodio ist ab 1567 belegt, bis 1602 gehörte auch Pollegio dazu. Letztere wurde vermutlich zusammen mit einem grossen Dorfteil durch einen Erdrutsch im 15. Jahrhundert zerstört. Die heutige Kirche stammt aus dem 19. Jahrhundert. 1799 erstellten die österreichisch-russischen Truppen Suworows im Dorf ein verschanztes Lager. Bodio stimmte 1814 für den Anschluss der Leventina an den Kanton Tessin.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überschwemmte der Fluss Ticino die Gemeinde mehrfach. Diese Naturkatastrophen verursachten grosse Schäden und forderten Todesopfer. Ende des 19. Jahrhunderts setzte eine grosse Auswanderungswelle ein. Etwa ein Fünftel der damaligen Bevölkerung Bodios wanderten in die Vereinigten Staaten aus und siedelten vorwiegend in Kalifornien und Nevada.

Das Elektrizitätswerk Centrale elettrica della Biaschina entstand in den Jahren 1906–1911.[5] Unternehmen wie die Metallschleifwerkstätten Diamant,[5] die Officine del Gottardo[5] (Metallkomponenten) und die chemischen Werkstätten von Nitrum[5] (Derivate aus Stickstoff) und zwei Betriebe zur industriellen Gewinnung von Calciumcarbid[5] wurden in Bodio gegründet. Der Niedergang dieser Unternehmen begann mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, da die Produktion wieder umgestellt werden musste, die während des Konflikts hauptsächlich aus Kriegsmaterial für Sprengstoffe bestand, und die Erhöhung der Eisenbahntarife. Am 21. Juli 1921 zerstörte eine Explosion fast gänzlich drei Fabriken und tötete 15 Personen. Der Sachschaden belief sich auf 6 Millionen.[6][7]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr153415671602174518501900195019802000[8]20102020
Einwohner32 Haushalte50 Haushalte20132342035693514771058980937

Wirtschaft

Durch den Bau der Gotthardbahn kam Industrie in die Gegend. Das Unternehmen heute ist die Timcal, die synthetisches Graphit und Schmiermittel für hohe Temperaturen produziert. Bis auf 4 Hektar Weinanbau gibt es auf dem Gemeindegebiet keine Landwirtschaft mehr.

Das Südportal des Gotthard-Basistunnels liegt am Ostrand der Gemeinde Bodio, der Installationsplatz und das Besucherzentrum sind in der Nachbargemeinde Pollegio.

Industrie

  • Ehemalig Monteforno, Acciaierie e Laminatoi SA (Bodio)[9]
Elektrizitätswerk Biaschina

Sport

  • Football Club Bodio[10]

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche Santo Stefano mit Fresken des Malers Pompeo Maino und Glasmalerei (1983) des Malers Roberto Pasotti, Kapuziner[11]
  • Villa Corecco[11]
  • Elektrizitätswerk Biaschina (1906/1911), Architekten: Ugo Monneret de Villard, Agostino Nizzola[12]

Bilder

Persönlichkeiten

  • Stefano Franscini (1796–1857), Lehrer, Staatsrat, Bundesrat, Publizist und Statistiker
  • Antonio Corecco (1821–1902), Arzt, Gemeindepräsident von Bodio, Tessiner Grossrat und Staatsrat
  • Iginio Franscini (* 6. Januar 1918 in Bodio; † 28. April 1952 in Zürich), Anwalt, Amtsrichter von Riviera, Präsident der Gioventù cattolica ticinese[13]
  • Eros Bellinelli (1920–2019), Journalist und Autor
  • Rodolfo Pedroli (* 29. August 1920 in Bodio; † 3. Februar 2012 in Neuenburg), Bauingenieur, Dozent am Abendtechnikum in Bern für hydraulische Konstruktionen[14]
  • Giorgio Cambissa (* 17. Mai 1921 in Bodio), Komponist und Orchesterdirigent[15]
  • Paolo Paoloni (1929–2019), italienischer Schauspieler
  • Ennio Maccagno (* 1960 in Bodio), Dozent, Philosoph, Schriftsteller, wohnt in Bellinzona[16][17]

Literatur

Commons: Bodio – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  5. Roland Hochstrasser: La gestione e la diffusione del patrimonio iconografico del Centro di dialettologia e di etnografia di Bellinzona – Eredità culturale di un territorio in movimento (= Swiss academies reports. Band 10, Nr. 3/2015). Accademia svizzera di science umane e sociali, 2015, ISSN 2297-1564, S. 67.
  6. Celestino Trezzini: Bodio In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Biondetti – Brupbacher. Attinger, Neuenburg 1924, S. 285 (PDF Digitalisat).
  7. Angelo Rossi: La catastrofe della Nitrum SA di Bodio. In: Il Cantonetto. Anno LXIX, Fontana Print SA, Lugano dicembre 2022, S. 19–37.
  8. Mario Fransioli: Bodio (TI). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. August 2004.
  9. Metallwerke Monteforno in portal.dnb.de (abgerufen am: 3. Mai 2016.)
  10. Football Club Bodio
  11. Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 115–116.
  12. Elektrizitätswerk Biaschina
  13. Alberto Lepori, Fabrizio Panzera (Hrsg.): Iginio Franscini. In: Uomini nostri. Trenta biografie di uomini politici. Armando Dadò Editore, Locarno 1989, S. 19.
  14. Sarah Brian Scherer: Rodolfo Pedroli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Februar 2012, abgerufen am 12. März 2020.
  15. Giorgio Cambissa (italienisch) auf ricercamusica.ch/dizionario/ (abgerufen am: 3. November 2017.)
  16. Ennio Maccagno. Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur (italienisch), abgerufen am 15. Mai 2021
  17. Ennio Maccagno (französisch) auf culturactif.ch/ecrivains
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