Blue (1993)
Blue ist der zwölfte und letzte Film des britischen Filmregisseurs und Malers Derek Jarman, bevor er an AIDS starb. Zur Veröffentlichung des Films im Jahr 1993 hatte ihn die Krankheit bereits beinahe erblinden lassen. Der Film zeigt über die gesamte Spieldauer die Farbe Blau und wird durch die Musik von Simon Fisher-Turner und den Stimmen von Jarman selbst und einigen ausgewählten Schauspielern untermalt. Thema sind Jarmans Leben und seine Visionen im Rahmen einer elegischen Retrospektive. Die Tonspur des Films wurde anlässlich dessen Premiere von den britischen Sendern Channel 4 und BBC Radio 3 ausgestrahlt.
Inhalt
Der Film beginnt mit einem Glockenläuten, woraufhin eine Stimme die Wirkung und Symbolik der Farbe Blau erläutert. Die Erzählung findet den Bogen zu den psychischen Problemen des Regisseurs, von denen das intensivste der Verlust des Augenlichts ist. Der gesprochene Text wird zur episodischen Sammlung von Kindheitserinnerungen, Tagebucheinträgen, Eulogien für den Verlust von Freunden, sozialen Kommentaren, poetischen Gedanken, Diskursen zu Politik zum Thema Homosexualität, Berichten über die Vorteile von Krankheiten, ästhetischen Exkursen und eskapistischen Fantasien.
Filmanalyse
Wirkung und Symbolik
Jarman konfrontiert den Betrachter mit einer monochromen Bildprojektion der Farbe Blau, die sein Sehfeld im Zuge seiner Krankheit eigenen Angaben zufolge vereinnahmt hatte. Er metaphorisiert auf diese Weise seine Blindheit, die es ihm gleichzeitig nicht mehr ermöglicht hatte, einen konventionellen Film zu drehen. Metaphorisch korrespondiert das Blau im Film mit starken Verlustängsten, den anklagenden Musikrhythmen und der Unendlichkeit von Himmel und Ozeanen.[1][2] Es steht der „weißen Leinwand“ im Sinne von Leere als Gegenstück zu Jarmans erfüllten Leben gegenüber. Im Eindruck der blauen Farbe verdichten sich Geräusche, Musik und Sprache zu einem Drama im geistigen Auge des Betrachters.[1]
Auditive Dramaturgie
Die von Musik und Soundeffekten begleitete Erzählung wird von den Schauspielern Nigel Terry, Tilda Swinton und John Quentin und Jarman selbst gesprochen. Durch die persönliche Entblößung des Regisseurs entsteht beim Zuschauer eine direkte Betroffenheit[1] und lässt ihn an einem „Strom des Bewusstseins“ teilhaben. Der Tenor variiert dabei zwischen Spiritualität und Agitation.[2]
Weblinks
- Blue bei IMDb
- Blue bei Rotten Tomatoes (englisch)
Einzelnachweise
- Anton Bitel: Filmkritik zu Blue. In: Channel 4. Ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. Juni 2009. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- Filmkritik zu Blue, Stephen Holden, New York Times abgerufen am 25. Juni 2009.