Blende (Architektur)

Die Blende (von mhd. blenden „blind machen“ und mhd. verblenden „verkleiden“, im übertragenen Sinn „tarnen“) ist im Bauwesen ein Bauelement, das vornehmlich der Mauerverkleidung dient und den Elementen der Scheinarchitektur zuzuordnen ist.

Verwendung und Beschreibung

Blenden dienten im Burg- und Festungsbau der Tarnung. Allgemein fanden und finden sie als Wandschmuck oder zur Gliederung glatter Mauerflächen Verwendung.

Fassade der Kirche von Echillais, Charente, mit seitlichen Blendportalen im Erdgeschoss und einer Blendarkadenreihe in der oberen Ebene

Merkmale der Blende sind die Vortäuschung eines nicht vorhandenen Bauteiles sowie das Fehlen der entsprechenden statischen Funktion. Sie ist meistens dem tragenden oder stützenden Element vorgelegt und verbirgt es ganz oder teilweise, kann aber auch auf ein Gebäudeteil aufgesetzt sein, wie der Blendgiebel. Dieser ist ein an der Dachtraufe vorgetäuschter Zwerchgiebel, der keinen Bezug auf die Dachform oder -neigung nimmt. Im strengen Sinn ist auch der Wimperg ein Blendgiebel.

Weitere Formen der Blende sind die Blendsäule und der Pilaster, die auf eine Fassade appliziert sind. Der Blendbogen täuscht eine Öffnung vor. Eine Aneinanderreihung solcher Bögen wird als Blendarkade oder Blendgalerie bezeichnet. Innerhalb der Bögen vorhandene, flache Wand- oder Mauernischen nennt man Blendnischen.

Daneben existieren blinde Portale (Blendportal) und Fenster, die eine Öffnung vortäuschen (Blendfenster, Blindfenster).

Triforien, die keinen Laufgang in der Mauer bilden, sondern nur aus Blendarkaden bestehen, nennt man Blendtriforium.

Blendmaßwerk bezeichnet Maßwerk, das nicht durchbrochen, sondern auf einen Mauerteil appliziert ist.

Sonderformen

Eine Blendfassade ist die Verkleidung einer bereits bestehenden Fassade durch eine komplette neue Fassade, die meistens in den oberen und seitlichen Bereichen über die Ausmaße der ursprünglichen Elemente hinausreicht. Ein Beispiel dafür ist der kulissenhaft vor die ursprüngliche Fassade des ehemaligen Palais Bourbon in Paris gesetzte Portikus. Im Kirchenbau der Backsteingotik des Ostseeraumes hat sich als weitere Sonderform die Stargarder Blende entwickelt.

Siehe auch

Literatur

  • Wilfried Koch: Baustilkunde. Mosaik Verlag, München 1982, ISBN 3-570-06234-1, S. 400: Blendfassade.
  • Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 30. März 2024), S. 72: Blende, Blendfassade.
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