Bleimoschee (Shkodra)

Die Bleimoschee (albanisch Xhamia e Plumbit) ist ein bedeutendes historisches Bauwerk im nordwestalbanischen Shkodra. Sie gilt als größte historische Moschee des Landes.[1] Die Bleimoschee liegt in einem Gebiet, das oft überflutet ist.

Die Bleimoschee im Oktober 2013

Die Moschee verdankt ihren Namen den Blei-Kuppeln.[2]

Geschichte

Der Haupteingang auf der Nordwestseite
Die Bleimoschee auf einer alten Fotografie, auf der das Minarett noch zu erkennen ist.

Entstehungszeit

Das Bauwerk wurde 1773 durch den albanischen Pascha Mehmed Bushati, einem berühmten Mitglied der adligen Bushati-Familie, erbaut, der in dieser Zeit Wesir des Paschalik Shkodra war.[3] Er erhoffte sich dadurch, dass sein Geburtsort den Charakter einer Hauptstadt bekomme.[4] Laut einer Legende soll Mehmed Bushati jeden Tag von der Festung Rozafa aus zur Moschee gegangen sein, um den Baufortschritt zu beobachten.[2]

Die Moschee wurde während ihrer Geschichte mehrere Male renoviert, so in den Jahren 1863, 1920 und 1963.[3] Nach der großen Flut von 1865 war sie lange verwüstet.[1]

Schäden

Während der 1900er Jahre wurde die Moschee einige Male stark beschädigt, so unter anderem als das Blei der Kuppel gestohlen wurde. 1916 wurde das fehlende Baumaterial von österreichisch-ungarischen Truppen wieder ersetzt.[2]

1967 wurde das Minarett, welches zuvor 1920 von Xhelal Bushati, einem Nachfahren von Mehmed, renoviert worden war, durch einen Blitzschlag oder den revolutionären Mob stark beschädigt.[1][5] Es ist bis heute nicht wiederaufgebaut worden, nur der Sockel blieb erhalten.

Schließung der Moschee

1967 wurde die Moschee, wie auch andere religiöse Institutionen im Land, geschlossen, nachdem der kommunistische Führer Enver Hoxha Albanien zum ersten atheistischen Staat der Erde erklärte. Fortan war jegliche Religionsausübung verboten. Obwohl viele Moscheen während dieser Zeit durch das Regime zerstört wurden, blieb das Bauwerk als einzige der 35 Moscheen Shkodras erhalten, wohl wegen einer Erklärung zum Kulturdenkmalschutz von 1948.[2][3][5][6]

Post-Kommunismus und Wiedereröffnung

Vor der Restaurierung um 2005

Am 16. November 1990 wurde die Moschee, als das Religionsverbot wieder aufgehoben wurde, wieder geöffnet. Der erste islamische Gottesdienst im Land fand in dieser Moschee statt, als der Hodscha Hafiz Sabri Koçi das Gebet nach 23 Jahren wieder öffentlich für die Gemeinde leitete.[2]

Am 2. April 1991, bei Unruhen nach den ersten freien Wahlen, wurden Gläubige in der Moschee von Paramilitärs beschossen.[6]

Das Institut für Kulturmonumente in Tirana erklärte 2011, das Gebäude binnen weniger Monate mit kuwaitischer Hilfe restaurieren und die Umgebung der Moschee erneuern zu wollen.[7] Gewisse Arbeiten wurden auch ausgeführt.[8] So wurde die Moschee innen gestrichen, das Minarett jedoch nicht wieder aufgebaut. 2013 stand die Moschee nach schweren Niederschlägen aber erneut unter Wasser.[9][10]

Bauweise

Das Gebäude hat eine osmanische Architektur[3] und ähnelt der klassischen des 16. Jahrhunderts, die vom Architekten Mimar Sinan maßgebend beeinflusst wurde.[4] Es handelt sich um eine Einkuppelmoschee, die um eine Apsis verlängert ist, in der der Mihrab steht. Auf den Seiten hat es je einen von zwei respektive drei Kuppeln bedachten Portikus.

Dem Betraum vorgelagert ist ein Hof, der etwa 12,5 auf 13,8 Meter misst und auf allen Seiten von einem Umgang umgeben ist, der von kleinen Kuppeln überdeckt wird. Ein solch aufwändig gestalteter Vorhof ist in Albanien einzigartig.[1][11]

Die Bausteine der Moschee haben alle die gleiche Größe, was besonders die symmetrische Bauweise kennzeichnet.[2] Vom Minarett, das ein Dach mit Bleistiftspitze hatte, ist nur der Sockel vorhanden, dessen Treppe ist in heutiger Zeit mit Blei überdacht.

Commons: Bleimoschee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Machiel Kiel: Ottoman architecture in Albania (1385–1912). In: Research Centre for Islamic History, Art and Culture (Hrsg.): Islamic art series. Band 5. Istanbul 1990, ISBN 92-9063-330-1, S. 231–233.
  2. Mirsad Sylja: Si po shkatërrohet “Xhamia e Plumbit”, pasuria mbi 100-vjeçare. In: Peshku pa ujë. 20. August 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. April 2018; abgerufen am 2. April 2018 (albanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/arkivi2.peshkupauje.com
  3. Anila Dushi: Xhamia e plumbit po kalbet. 22. Juli 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Januar 2010; abgerufen am 30. Januar 2010 (albanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.shekulli.com.al
  4. Katolikët restaurojnë xhaminë e plumbit (Die Katholiken restaurieren die Bleimoschee). In: Pajtimi.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. März 2012; abgerufen am 30. Januar 2010 (albanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pajtimi.com
  5. Xhamia e Plumbit. September 1999, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Januar 2016; abgerufen am 25. Januar 2016 (albanisch).
  6. Miranda Vickers, James Pettifer: Albania – From Anarchy to a Balkan Identity. New York University Press, New York 1997, ISBN 0-8147-8794-0.
  7. Shkodër, Xhamia e Plumbit në pritje të restaurimit (Shkodra, die Bleimosche wartet auf eine Restaurierung). In: Top Channel. 25. April 2011, abgerufen am 9. November 2013 (albanisch).
  8. Meike Gutzweiler: Reise Know-How Albanien. Peter Rump, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8317-2194-8.
  9. Shkodër, 4000 ha tokë dhe Xhamia e Plumbit nën ujë. In: Shekulli. 21. März 2013, abgerufen am 2. April 2018 (albanisch).
  10. Fernsehbericht über Überschwemmungen bei der Bleimoschee auf YouTube (21. März 2013, albanisch)
  11. Guntram Koch (Hrsg.): Albanien – Kulturdenkmäler eines unbekannten Landes aus 2200 Jahren. Photoausstellung des Seminars für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte der Philipps-Universität Marburg. Marburg 1985.

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