Rippenfarn

Der Rippenfarn (Struthiopteris spicant, Syn.: Blechnum spicant), auch Gewöhnlicher Rippenfarn oder Europa-Rippenfarn genannt, war eine Pflanzenart aus der Gattung der Rippenfarne (Blechnum) in der Familie der Rippenfarngewächse (Blechnaceae); wird aber heute besser in die Gattung Struthiopteris gestellt.[1] Diese Art ist der einzige Vertreter der Gattung in Mitteleuropa. Nach neueren Erkenntnissen ist aber die große Gattung Blechnum besser aufzuspalten und dann ist diese Art als Struthiopteris spicant der Gattung Struthiopteris zuzuordnen.

Rippenfarn

Rippenfarn (Struthiopteris spicant, Syn.: Blechnum spicant)

Systematik
Farne
Klasse: Echte Farne (Polypodiopsida)
Ordnung: Tüpfelfarnartige (Polypodiales)
Familie: Rippenfarngewächse (Blechnaceae)
Gattung: Struthiopteris
Art: Rippenfarn
Wissenschaftlicher Name
Struthiopteris spicant
(L.) Roth

Merkmale

Der Rippenfarn zeichnet sich durch zwei unterschiedliche Wedelformen aus. Die sporenlosen Wedel werden 15 bis 50 cm lang und sind einfach gefiedert. Sie besitzen glattrandige Fiederblättchen und überdauern den Winter oft als am Boden liegende Rosette.

Wedel ohne Sporen
Sporentragender Wedel
Botanische Zeichnung des Rippenfarns von C. Lindman

Die sporentragenden Wedel entstehen meist im Zentrum der Rosette und besitzen sehr schmale, rippenähnliche Fiederblätter. Die Sporenträger werden bei der Sporenreife dunkelbraun und sterben im Winter ab. Die Sori sind länglich und verschmelzen zu zwei Reihen. Unter den lebenden Farnblättern sind oft noch die abgestorbenen Blätter des Vorjahres sichtbar.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 68.[2]

Ökologie

Der Rippenfarn ist eine (Halb-)Rosettenpflanze mit schiefem Rhizom. Er bildet eine VA-Mykorrhiza aus.[3]

Die Vermehrung geschieht durch Wasserbefruchtung und Windausbreitung der Sporen als Körnchenflieger. Die Sporen entwickeln sich zwischen Juli und September.[3]

Vorkommen

Der Rippenfarn bevorzugt frische, stark bodensaure Wälder, meist Nadelwälder. Seltener ist er in Laubwäldern anzutreffen. Er ist in Mitteleuropa vor allem in den feuchten Höhenlagen der Mittelgebirge zu finden. Er ist in Mitteleuropa eine Piceion-Verbands-Differentialart, kommt aber auch in feuchten Quercion-roboris-Gesellschaften sowie im Sphagno-Alnetum vor.[2]

In Österreich häufig bis zerstreut mit Ausnahme von Wien, von der submontanen bis zur subalpinen Höhenstufe verbreitet. In den Allgäuer Alpen steigt er am Fellhorn-Schlappolt-Zug in Bayern bis zu 1950 m Meereshöhe auf.[4]

Das Verbreitungsgebiet des Rippenfarns umfasst Europa, Makaronesien, Nordafrika, Westasien und den Kaukasusraum sowie das westliche Nordamerika.[5] Eine besondere Unterart ist in Japan verbreitet.[5]

Weitere Volksnamen

Im Schweizer Volksmund wird der Farn auch „Geißlleiterli“ genannt. Für Frankfurt (Oder) ist auch die Bezeichnung Kraftfarn belegt.[6]

Systematik

Rippenfarn (Struthiopteris spicant)
Struthiopteris spicant var. fallax. Im Bild vorne der Gewöhnliche Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris)

Der Rippenfarn wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum unter dem Basionym Osmunda spicant L. erstveröffentlicht.[7] James Edward Smith stellte ihn 1793 in die Gattung Blechnum,[8] veröffentlichte aber keine gültige Kombination.[9] Ein Jahr später, 1794, veröffentlichte Albrecht Wilhelm Roth mit Blechnum spicant (L.) Roth den lange Zeit anerkannten Namen.[10]

Da nach molekularen Erkenntnissen die Gattung Blechnum besser aufzuteilen ist, kommt nun der Rippenfarn nicht mehr zur Gattung Blechnum, sondern zur Gattung Struthiopteris.[1] Linné hatte die Gattung Blechnum 1753 erstpubliziert; sie umfasste aber noch nicht den Rippenfarn Blechnum spicant, sondern unter anderem die Art Blechnum occidentale. So wurde Blechnum occidentale zur Typusart der Gattung ernannt. Der Rippenfarn aber, der zu einer anderen Gruppierung gehört, konnte daher nicht mehr den Namen Blechnum tragen. Diese Gruppierung war von Giovanni Antonio Scopoli schon 1754 mit dem Gattungsnamen Struthiopteris aufgestellt worden. Friedrich Wilhelm Weis (1744–1826) stellte den Rippenfarn im Jahre 1770 dann in diese neue Gattung; daher muss sie heute Struthiopteris spicant (L.) Weis heißen.[1]

Der Rippenfarn wird in mehrere Unterarten und Varietäten untergliedert[11]:

  • Struthiopteris spicant subsp. spicant ist die westpaläarktische nominotypische Unterart, von der sich zwei abweichende Lokalrassen als Varietäten abtrennen lassen:
    • Struthiopteris spicant subsp. spicant var. spicant ist die allgemein verbreitete Sippe mit bis 75 cm langen, aufrechten, verschieden gestaltigen Wedeln.
    • Struthiopteris spicant var. fallax (Lange) Wasowicz & Gabriel y Galán (Syn.: Blechnum spicant subsp. spicant var. fallax Lange) (isländisch: Tunguskollakambur) besitzt niederliegende, nur 2 bis 5 (selten bis 8) cm lange, sehr kurz gestielte, gleichartige Wedel. Sie ist ein Lokal-Endemit der wasserreichsten heißen Quelle Islands, der Deildartunguhver.[11]
    • Struthiopteris spicant var. homophyllum (Merino ex H.Christ) Gabriel y Galán & R.Pino (Syn.: Blechnum spicant subsp. spicant var. homophyllum Merino ex H.Christ): Die Wedel sind ebenfalls gleich gestaltet, sind aber aufrecht und mit 8 bis 20 (bis 30) cm länger als die der anderen Varietäten. Diese Sippe kommt im Nordwesten der Iberischen Halbinsel vor.[12][11]
    • Struthiopteris spicant var. pradae S.Molino & Gabriel y Galán: Die 2019 erstbeschriebene Varietät kommt in Spanien vor.[13]

Nahe verwandt mit dem Rippenfarn ist:

  • Struthiopteris niponica (Kunze) Nakai (Syn.: Blechnum spicant subsp. niponicum (Kunze) Á.Löve & D.Löve): Die sporenlosen Wedel erreichen eine Länge von 1 Meter, die sporentragenden bis zu 1,25 Meter. Die Fiedern sind zahlreicher als bei der Unterart Struthiopteris spicant subsp. spicant und sind mit 4 bis 7 Millimeter bei den sporenlosen Wedeln und 1 bis 3 Millimeter bei den sporentragenden Wedeln etwas breiter. Diese Sippe vertritt den Rippenfarn in Ostasien.[11]

Verwendung

Der Rippenfarn dient als Zierpflanze der Moorbeete und Teichränder.[3]

Quellen

Literatur

  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Bernhard Marbach, Christian Kainz: BLV Naturführer Moose, Farne und Flechten. blv, München 2002, ISBN 3-405-16323-4.

Einzelnachweise

  1. André Luís de Gasper et al.: A classification for Blechnaceae (Polypodiales; Polypodiopsida); New genera, resurrected names and combinations. In: Phytotaxa, vol. 275(3), S. 191-227, 2016
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 75. ISBN 3-8001-3131-5
  3. Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 149.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 89.
  5. Struthiopteris im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 8. März 2019.
  6. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 60, online.
  7. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 1066, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D1066%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  8. James Edward Smith: Tentamen Botanicum De Filicum Generibus Dorsiferarum. In: Mémoires de l'Académie royale des sciences (Turin). Band 10, 1793, S. 401–423, S. 411 in der Google-Buchsuche
  9. William R. Maxon: The Name of the Deer-Fern. In: American Fern Journal. Band 34, Nr. 2, 1944, S. 50–51, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fbiodiversitylibrary.org%2Fpage%2F32406027~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  10. Albrecht Wilhelm Roth: Observationes botanicae. In: Annalen der Botanick, Herausgegeben von Dr. Paulus Usteri. Band 10, 1794, S. 34–57, S. 56 als PDF-Datei.
  11. Áskell Löve, Doris Löve: Cytotaxonomy of Blechnum spicant. In: Collectanea Botanica. Band 7, Nr. 2, 1968, S. 665–676, PDF-Datei; 2,5 MB.
  12. J. Ormonde: Blechnum. In: Santiago Castroviejo, Manuel Laínz, G. López González, P. Montserrat, Félix Muñoz Garmendia, Jorge Paiva, L. Villar (Hrsg.): Flora Ibérica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares, Vol. I. Lycopodiaceae-Papaveraceae. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid 1986, ISBN 84-00-06222-1, S. 150, 152–153 (floraiberica.es [PDF]).
  13. Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 12.10 vom Februar 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.