Biwako-Linie

Biwako-Linie (jap. 琵琶湖線, Biwako-sen) ist die seit 1988 verwendete Bezeichnung für zwei zusammenhängende Abschnitte der Hokuriku-Hauptlinie und der Tōkaidō-Hauptlinie in den japanischen Präfekturen Shiga und Kyōto. Die von der Bahngesellschaft JR West betriebene Linie beginnt in Nagahama und führt über Maibara nach Kyōto. Zusammen mit der JR Kyōto-Linie und der JR Kōbe-Linie bildet die Biwako-Linie den Hauptstrang des urbanen Schienenverkehrsnetzes von JR West in der Metropolregion Keihanshin (Kyōto/ Osaka/ Kōbe).

Biwako-Linie
Streckenlänge:75,4 km
Spurweite:1067 mm (Kapspur)
Stromsystem:1500 V =
Höchstgeschwindigkeit:130 km/h
Zweigleisigkeit:ganze Strecke
Gesellschaft: JR West
Hokuriku-Hauptlinie
→ alte Tōkaidō-Hauptlinie 1882–1889
            
7,7 Nagahama (長浜) 1882–
            
Fähre über den Biwa-See
4,7 Tamura (田村) 1931–
2,4 Sakata (坂田) 1931–
            
Tōkaidō-Shinkansen 1964–
            
Betriebswerk Maibara
            
Tōkaidō-Hauptlinie nach Toyohashi 1889–
            
0,0
445,9
Maibara (米原) 1889–
            
Rangierbahnhof
            
            
            
Butsushōzan-Tunnel
            
6,0 Hikone (彦根) 1889–
Hikone-Serikawa (ひこね芹川)
Ōmi-Hauptlinie 1931–
9,3 Minami-Hikone (南彦根) 1981–
Inukami-gawa
12,4 Kawase (河瀬) 1896–
Uso-gawa
16,1 Inae (稲枝) 1920–
Aichi-gawa
19,8 Notogawa (能登川) 1889–
Koshigoe-san-Tunnel
24,9 Azuchi (安土) 1914–
Ōmi Yōkaichi-Linie 1913–
28,4 Ōmi-Hachiman (近江八幡) 1889–
Hino-gawa
32,4 Shinohara (篠原) 1921–
Iemune-kawa
Betriebswerk Yasu
38,0 Yasu (野洲) 1891–
Yasu-gawa
41,1 Moriyama (守山) 1912–
43,2 Rittō (栗東) 1991–
Kusatsu-Linie 1889–
45,5 Kusatsu (草津) 1889–
Kusatsu-gawa
48,0 Minami-Kusatsu (南草津) 1994–
50,7 Seta (瀬田) 1969–
Seta-gawa
Keihan Ishiyama-Sakamoto-Linie 1913–
            
Nippon Electric Gas
53,2 Ishiyama (石山) 1903–
            
            
Toray-Fabrik
            
56,0
0,0*
Zeze (膳所) 1880–
            
Ōtsu-Linie 1880–1969
            
Ishiba (石場)
            
Shimanoseki (島ノ関)
            
57,7 Ōtsu (大津) 1921–
            
Biwako-Hamaōtsu (びわ湖浜大津)
            
← Kōjaku-Bahnlinie
            
← Keihan Ishiyama-Sakamoto-Linie
            
            
Ōsakayama-Tunnel (646 m)
            
3,0* Ōtani (大谷) 1880–1921
            
Shin-Ōsakayama-Tunnel (2325 m)
            
alte Strecke 1880–1921
            
Kosei-Linie 1974–
            
62,2 Yamashina (山科) 1921–
            
Keihan Keishin-Linie 1912–
            
Tōkaidō-Shinkansen 1964–
            
6,1* Signalstelle Ōtsuka
            
8,4* Yamashina (山科)
            
Nara-Linie 1879–
            
13,3* Inari (稲荷) 1879–
            
Higashiyama-Tunnel (1865 m)
            
Tōfukuji (東福寺) 1910–
            
Keihan-Hauptlinie 1910–
            
Kamo-gawa
            
            
            
            
            
67,7
513,6
Kyōto (京都) 1877–
            
Kintetsu Kyōto-Linie 1928–
            
San’in-Hauptlinie (Sagano-Linie) 1897–
            
JR Kyōto-Linie 1876–

Die allgemeinen Merkmale und die Geschichte der Gesamtstrecke Tokio–Kōbe der Tōkaidō-Hauptlinie werden im Hauptartikel behandelt. Weitere Teilstrecken:

Name

Benannt ist die Biwako-Linie nach dem Biwa-See (琵琶湖, Biwa-ko) im Zentrum der japanischen Hauptinsel Honshū. Die Japanischen Staatsbahn verwendete für den Abschnitt OsakaMaibara der Tōkaidō-Hauptlinie den informellen Namen Kotō-sen 湖東線 (dt. „See-Ostlinie“)[1][2] Nach der Staatsbahnprivatisierung am 1. April 1987 beabsichtigte die neue Gesellschaft JR West die Einführung der Bezeichnung JR Kyōto-Linie. Dagegen regte sich jedoch Widerstand von Politikern aus der Präfektur Shiga, die befürchteten, dass die Region bloß als Anhängsel der Stadt Kyōto betrachtet würde. JR West führte deshalb zum Fahrplanwechsel am 5. März 1988 den Namen Biwako-Linie für den Abschnitt Kyōto–Maibara ein.[3] Der Abschnitt Maibara–Nagahama der Hokuriku-Hauptlinie wurde am 14. September 1991 von 20 kV 50 Hz Wechselspannung auf 1500 V Gleichspannung umgestellt. Dieses Teilstück wird seither ebenfalls zur Biwako-Linie gezählt und sämtliche Züge verkehren durchgehend.

Streckenbeschreibung

Die Biwako-Linie ist 67,7 km lang und mit 1500 V Gleichspannung elektrifiziert. Zwischen Kyōto und Kusatsu ist sie viergleisig, ansonsten zweigleisig. Sie beginnt in Nagahama, dem Ausgangspunkt einer früheren Streckenführung der Tōkaidō-Hauptlinie nach Sekigahara, und führt zunächst dem Ostufer des Biwa-Sees entlang zum Knotenpunkt Maibara. Dort befindet sich die Grenze der Zuständigkeitsbereiche von JR Central und JR West, ebenso der Übergang zwischen Hokuriku- und Tōkaidō-Hauptlinie.

Nach Hikone wendet sich die Strecke nach Südosten und durchquert das weitläufige Ōmi-Becken, etwa drei bis fünf Kilometer vom Seeufer entfernt. In diesem Bereich folgt sie dem historischen Verkehrsweg Chōsenjin Kaidō („Straße der Koreaner“).[4] Dieser Teil ist von langen Geraden und mehreren Flussquerungen geprägt. Eine Besonderheit ist die Untertunnelung des Kusatsu-gawa, dessen Flussbett über dem Niveau der umgebenden Ebene liegt. Mit der Überbrückung des Seta-gawa erreicht die Strecke bei Ishiyama das südliche Ende des Sees. Innerhalb der Stadt Ōtsu besteht eine Konkurrenzsituation mit den zum Teil parallel verlaufenden Strecken der Keihan Denki Tetsudō.

Im ersten Jahrzehnt des Bestehens der Tōkaidō-Hauptlinie gab es im Bahnhof Zeze eine Spitzkehre, so dass die Züge von Kyōto aus nach Hama-Ōtsu (heute Biwako-Hamaōtsu) gelangen konnten. Dort bestand Anschluss an eine Dampfschifflinie über den See nach Nagahama (die Zweigstrecke Zeze–Hama-Ōtsu erhielt später die Bezeichnung Ōtsu-Linie). Zwischen Zeze und Ōtani führte die Strecke mehr als drei Jahrzehnte lang durch den Ōsakayama-Tunnel, den ersten bergmännisch errichteten Eisenbahntunnel Japans. Dieser wurde 1921 durch den Shin-Ōsakayama-Tunnel und die heutige Streckenführung über Yamashina ersetzt, die direkter ist und ohne nennenswerte Steigungen auskommt.[5] Nach Yamshina folgt der Higashiyama-Tunnel, der zum Bahnhof Kyōto führt.

Züge

Der Personenfernverkehr von Kyōto nach Maibara wird seit 1964 überwiegend auf der parallel verlaufenden Schnellfahrstrecke Tōkaidō-Shinkansen abgewickelt. Auf der Biwako-Linie selbst verkehren seither bedeutend weniger Schnellzüge. Ein Zugpaar des Haruka (はるか), der den Internationalen Flughafen Kansai mit Kyōto verbindet, wird an Werktagen nach Maibara verlängert. Hinzu kommt an Werktagen der Biwako Express (びわこエクスプレス) mit je einem Zugpaar täglich von Osaka nach Kusatsu bzw. Maibara. Auf dem Teilstück zwischen Maibara und Nagahama verkehren täglich 16 Zugpaare des Shirasagi (しらさぎ), der Nagoya mit Kanazawa verbindet. Die Nachtzüge Sunrise Izumo (サンライズ出雲) und Sunrise Seto (サンライズ瀬戸) befahren ebenfalls die Biwako-Linie.[6] Der Schienengüterverkehr wird durch JR Freight abgewickelt.

Im Nahverkehr ist der Fahrplan so gestaltet, dass die Biwako-Linie zusammen mit der JR Kyōto-Linie und der JR Kōbe-Linie eine Einheit bildet von Tsuruga über Nagahama, Maibara, Kusatsu, Kyōto, Osaka und Sannomiya bis nach Himeji. Dabei werden zwei Zuggattungen unterschieden: Regionalzüge mit Halt an allen Bahnhöfen (diese befahren jedoch nicht die gesamte Strecke) und als „Special Rapid“ (新快速, Shin-Kaisoku) bezeichnete Eilzüge, die weniger frequentierte Bahnhöfe überspringen (letztere wurden 1971 eingeführt[7]). Tagsüber ergibt dies einen Grundtakt von jeweils 15 bis 30 Minuten.[6]

Bilder

Chronologie wichtiger Ereignisse

  • 18. August 1879: Eröffnung der Strecke Kyōto – Ōtani; ein Teil der damaligen Strecke entspricht der heutigen Nara-Linie bzw. dem Verlauf der Meishin-Autobahn
  • 15. Juli 1880: Eröffnung der Strecke Ōtani – Zeze – Ōtsu (heute Biwako-Hamaōtsu) mit dem Ōsakayama-Tunnel
  • 1. Mai 1882: Einführung des Dampfschiffverkehrs auf dem Biwa-See zwischen Ōtsu (heute Biwako-Hamaōtsu) und Nagahama
  • 1. Juli 1889: Eröffnung der Strecke Zeze – Maibara – Nagahama; Einstellung des Personenverkehrs auf der Zweigstrecke Zeze – Ōtsu (heute Biwako-Hamaōtsu); Einstellung der Dampfschiffverbindung; Fertigstellung der durchgehenden Bahnverbindung TokioKōbe
  • 1. April 1895: Einführung der Streckenbezeichnung Tōkaidō-Linie (Tōkaidō-sen)
  • 5. März 1897: zweites Gleis zwischen Kyōto und Ōtani
  • 15. April 1898: zweites Gleis zwischen Ōtani und Zeze
  • 1. August 1898: Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Zweigstrecke Zeze – Ōtsu (heute Biwako-Hamaōtsu)
  • 6. Juni 1900: zweites Gleis zwischen Zeze und Kusatsu
  • 28. November 1901: zweites Gleis zwischen Notogawa und Yasu
  • 1. Dezember 1901: zweites Gleis zwischen Notogawa und Kawase
  • 5. Dezember 1901: zweites Gleis zwischen Maibara und Kawase
  • 16. Juni 1902: zweites Gleis zwischen Kusatsu und Yasu
  • 1. November 1902: Einführung der Streckenbezeichnung Hokuriku-Linie (Hokuriku-honsen) für den Abschnitt Maibara – Nagahama
  • 12. Oktober 1909: Einführung der Streckenbezeichnung Tōkaidō-Hauptlinie (Tōkaidō-honsen)
  • 1. März 1913: Einstellung des Personenverkehrs auf der Zweigstrecke Zeze – Ōtsu (heute Biwako-Hamaōtsu); neue Bezeichnung Ōtsu-Linief
  • 1. August 1921: neue doppelspurige Streckenführung zwischen Kyōto und Zeze durch den Shin-Ōsakayama-Tunnel; Stilllegung der alten Strecke durch den Ōsakayama-Tunnel
  • 19. September 1956: Elektrifizierung der Strecke Maibara – Kyōto; gesamte Tōkaidō-Hauptlinie zwischen Tokio und Kōbe durchgehend elektrisch befahrbar
  • 12. August 1957: zweites Gleis zwischen Nagahama und Tamura
  • 1. Oktober 1957: zweites Gleis zwischen Tamura und Maibara; Elektrifizierung der Strecke Nagahama – Tamura; das fehlende Teilstück Tamura – Maibara wird mithilfe einer stationären Dampfmaschine bewältigt
  • 28. Dezember 1962: Elektrifizierung der Strecke Tamura – Maibara
  • 1. November 1969: Stilllegung der Ōtsu-Linie
  • 1. April 1987: Privatisierung der Japanischen Staatsbahn und Übertragung der Strecken an die neu gegründete JR West
  • 13. März 1988: Einführung der Markenbezeichnung Biwako-Linie (Biwako-sen) für den Abschnitt Maibara – Kyōto
  • 14. September 1991: Ausdehnung der Biwako-Linie auf den Abschnitt Maibara – Nagahama nach der Umstellung von Wechselspannung auf Gleichspannung

Liste der Bahnhöfe

Sk = Shin-kaisoku (Special Rapid)

Name km Sk Anschlusslinien Lage Ort Präfektur
Hokuriku-Hauptlinie
JR-A09Nagahama (山科)07,7Hokuriku-HauptlinieKoord.NagahamaShiga
JR-A10Tamura (田村)04,7Koord.
JR-A11Sakata (坂田)02,4Koord.Maibara
Tōkaidō-Hauptlinie
JR-A12Maibara (米原)00,0Tōkaidō-Shinkansen
Tōkaidō-Hauptlinie (Toyohashi–Maibara)
Ōmi-Hauptlinie
Koord.MaibaraShiga
JR-A13Hikone (彦根)06,0Ōmi-HauptlinieKoord.Hikone
JR-A14Minami-Hikone (南彦根)09,3ǀKoord.
JR-A15Kawase (河瀬)12,4ǀKoord.
JR-A16Inae (稲枝)16,1ǀKoord.
JR-A17Notogawa (能登川)19,8Koord.Higashiōmi
JR-A18Azuchi (安土)24,9ǀKoord.Ōmihachiman
JR-A19Ōmi-Hachiman (近江八幡)28,4Ōmi Yōkaichi-LinieKoord.
JR-A20Shinohara (篠原)32,4ǀKoord.
JR-A21Yasu (野洲)38,0Koord.Yasu
JR-A22Moriyama (守山)41,1Koord.Moriyama
JR-A23Rittō (栗東)43,2ǀKoord.Rittō
JR-A24Kusatsu (草津)45,5Kusatsu-LinieKoord.Kusatsu
JR-A25Minami-Kusatsu (南草津)48,0Koord.
JR-A26Seta (瀬田)50,7ǀKoord.Ōtsu
JR-A27Ishiyama (石山)53,2Keihan Ishiyama-Sakamoto-LinieKoord.
JR-A28Zeze (膳所)56,0ǀKeihan Ishiyama-Sakamoto-LinieKoord.
JR-A29Ōtsu (大津)57,7Koord.
JR-A30Yamashina (山科)62,2Kosei-Linie
U-Bahn: Tōzai-Linie
im Bhf. Keihan Yamashina:
Keihan Keishin-Linie
Koord.Yamashina, KyōtoKyōto
JR-A31Kyōto (京都)67,7Tōkaidō-Shinkansen
JR Kyōto-Linie
Kosei-Linie
Nara-Linie
San’in-Hauptlinie (Sagano-Linie)
Kintetsu Kyōto-Linie
U-Bahn: Karasuma-Linie
Koord.Shimogyō, Kyōto

Einzelnachweise

  1. 1960年代初頭 湖東線臨電の思い出. In: Tetsudōpikutoriaru, Nr. 736. Denkisha kenkyūkai, Chiyoda, 2003. S. 38–39.
  2. JR西の路線、愛称開始15年. In: Asahi Shimbun, 29. Januar 2003.
  3. 昭和63年 2月定例会(第1号〜第12号). Präfekturparlament Shiga, 25. März 1988, abgerufen am 31. Juli 2018 (japanisch).
  4. 特集: 東海道本線 (II). In: Tetsudōpikutoriaru, Nr. 873. Denkisha kenkyūkai, Chiyoda, 2013. S. 20–29.
  5. Dan Free: Early Japanese Railways 1853–1914: Engineering Triumphs That Transformed Meiji-era Japan. Turtle Publishing, Clarendon 2014, ISBN 978-4-8053-1290-2, S. 102–103.
  6. JR時刻表 2016年3月号 (JR-Fahrplan März 2016). Kōtsū shinbunsha, Tokio 2016.
  7. 東海道本線. In: Tetsudōpikutoriaru, Nr. 736. Denkisha kenkyūkai, Chiyoda, 2003. S. 32–33.
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