Bischöfliches Studienheim Regina Pacis
Das Bischöfliche Studienheim Regina Pacis ist eine Bildungseinrichtung der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Leutkirch im Allgäu mit dem Gründungsauftrag, Jugend für einen höheren Schulabschluss vorzubereiten und ein Interesse zum anschließenden Theologiestudium zu wecken.
Geschichte
450 Jahre nach ersten Überlegungen des Bischofs Johann Fabri wurde auf Initiative von Dekan Karl Kästle am 4. Mai 1958 das Bischöfliche Knabenseminar eröffnet. Bischof Carl Joseph Leiprecht (†1981) stellte das Haus unter den Schutz der Patronin Regina Pacis, der Königin des Friedens.
28 Jahre bestand das Haus, von den Leutkirchern liebevoll Semi oder auch Semi Leutkirch genannt, mit bis zu hundert Schülern. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart wollte begabten Jungen im Oberland den Besuch einer höheren Schule ermöglichen und erhoffte sich somit Nachwuchs für den Priesterstand.
Offiziell wurde aus Kostengründen das Knabenseminar 1984 geschlossen, umgebaut, modernisiert und 1987 als Haus Regina Pacis neu eröffnet. Tatsächlich schrumpfte die Nachfrage nach einer Erziehung außerhalb des Elternhauses durch den Strukturwandel der Gesellschaft und den Stellenwert der Kindererziehung ab den 1980er Jahren.
Seit 1988 ist das Tagungshaus Regina Pacis eines von 14 Häusern, die zum kirchlichen Eigenbetrieb Tagungshäuser in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gehören.
Struktur
Das Internat wurde stets von einem Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart geleitet. Erster Präfekt war von 1958 bis 1967 der Priester Otto Baur.[1][2] In den Jahren 1967 bis 1975 folgte Pfarrer Werner Redies, der anschließend das Konvikt Ellwangen bis 1985 leitete. Im Anschluss wurde Josef Lorinser († 2000) als Leiter des Hauses bis zu dessen Schließung im Jahre 1984 berufen. Unterstützt wurde die Erziehungsarbeit von einem Pädagogen und je Jahrgang von einem Zivildienstleistenden. Die Versorgung des Hauses wurde von fünf bis sechs Vinzentinerinnen aus dem Kloster Untermarchtal übernommen. Hubertus Freyberg war der Hausgeistliche des Studienheimes.
Schulischer Weg
In den ersten Jahren war zum Internatseintritt die Schulanmeldung zum Gymnasium Voraussetzung, in späteren Jahren wurden auch Schüler der Realschule aufgenommen. Das Seminar endete bei den Gymnasiasten mit dem Ende der 9. Klasse und dem Ablegen des Landexamens („Landex“). Die Gymnasiasten konnten anschließend auf ein kirchliches Konvikt wechseln. Für die Realschüler endete der Aufenthalt gewöhnlich mit der Erlangung der Mittleren Reife.
Rezeption
Der Autor Josef Hoben (1954–2012) aus dem Bodenseekreis behandelt in seinem autofiktionalen Roman Lossprechung in einigen Kapiteln den Alltag im Bischöflichen Studienheim Regina Pacis anschaulich und wahrheitsgetreu. Er schildert darin seinen sexuellen Missbrauchsfall durch einen Mitschüler und der verstörend wirkenden Reaktion durch RektorOtto Baur wie eigener Mutter. Der Entwicklungsroman ist eine Auseinandersetzung mit diesem zentralen Jugenderlebnisses des Autors[3].
Literatur
- Josef Hoben: Lossprechung. Tübingen 1998, ISBN 9783931402266.
Einzelnachweise
- Bericht anlässlich des 50-jährigen Jubuläums (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive), schwaebische.de, abgerufen am 28. Januar 2014
- Trauergemeinde verabschiedet Pfarrer Otto Baur. In: schwaebische.de. 22. August 2018, abgerufen am 9. März 2024.
- Manfred Bosch: Das Leiden sucht seine Ursachen. In: suedkurier.de. 7. Dezember 2012, abgerufen am 22. Februar 2024.