Bischöfliche Aktion Adveniat

Die Bischöfliche Aktion Adveniat (von lat. Adveniat regnum tuum „Dein Reich komme“ aus dem Vaterunser) ist das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Rechts- und Vermögensträger ist die Bischöfliche Aktion Adveniat e. V.[1] in Essen. Hauptgeschäftsführer ist seit Juni 2021 der Jesuit Martin Maier.[2]

Bischöfliche Aktion Adveniat
(adveniat)
Logo
Rechtsform gemeinnütziger eingetragener Verein
Gründung 1961, 1969 als Verein
Gründer Deutsche Bischofskonferenz
Sitz Essen
Motto Für die Menschen in Lateinamerika
Zweck Katholisches Lateinamerika-Hilfswerk
Vorsitz Franz-Josef Overbeck
Geschäftsführung Pater Martin Maier SJ
Umsatz 42.034.083 Euro (2021)
Beschäftigte 108 (2021)
Freiwillige 1 (2021)
Mitglieder 7 (2022)
Website www.adveniat.de

Geschichte

Erstmals beschloss die Deutsche Bischofskonferenz zum Weihnachtsfest 1961, eine besondere Kollekte „für die seelsorglichen Bedürfnisse in Lateinamerika“ durchzuführen. Die Spendenbereitschaft und die vielen Hilfegesuche aus Lateinamerika veranlassten die Deutsche Bischofskonferenz, in den folgenden Jahren erneut zu einer Weihnachtskollekte aufzurufen. 1969 beschlossen die deutschen Bischöfe, die Kollekte für Lateinamerika zu einer jährlich wiederkehrenden Aktion der katholischen Kirche in der Bundesrepublik zu machen, zur Bischöflichen Aktion Adveniat.

Mit jährlich rund 3.000 Projekten in einem Gesamtvolumen von 45 Millionen Euro ist es die europaweit größte Hilfsaktion für Lateinamerika und die Karibik. Wichtigstes Kriterium für eine Projektförderung durch Adveniat ist die Armutsorientierung. Die Initiative kommt von Priestern, Ordensleuten oder Laien vor Ort, die mit den Bewohnern der Elendsviertel, den Straßenkindern, den Opfern von Naturkatastrophen und Epidemien leben und arbeiten. 2013/14 floss der weitaus größte Teil der Ausgaben (25,05 % der bewilligten Mittel) in Projekte in Brasilien. Dann folgten mit großem Abstand Kolumbien mit 8,52 %, Haiti mit 7,71 % und Peru mit 7,04 % sowie Ecuador mit 5,43 %.[3]

Struktur

Ursprünglich war das Bistum Essen der Rechtsträger der Aktion. Zum Jahr 2014 ging die Trägerschaft auf einen staatlich und kirchlich anerkannten Verein über. Die Mitglieder der von der Deutschen Bischofskonferenz jeweils für fünf Jahre gewählten Unterkommission für Lateinamerika (insbesondere Adveniat) sind geborene Vereinsmitglieder, faktisch die einzigen Mitglieder des Vereins.[4]

Vorsitzende der so genannten Bischöflichen Kommission Adveniat

Für den laufenden Verwaltungsbetrieb ist die Geschäftsstelle in Essen mit über 90 Mitarbeitern aus aller Welt zuständig. Neben dem Vorsitzenden ist der (Haupt-)Geschäftsführer, seit 2014 als Vorsitzender des tragenden Vereins, „das Gesicht“ der Aktion.

Auswahl von (Haupt-)Geschäftsführern

Finanzierung

Die Jahresrechnung 2020 weist Einnahmen in Höhe von 43,7 Mio. Euro aus. Davon kommen 12 Mio. Euro aus der Weihnachtskollekte.[6] Laut Aussagen des Hilfswerkes fließen mehr als 90 Prozent der Spenden direkt in die Projekte vor Ort, und 6,2 Prozent[7] werden für Verwaltungsaufgaben eingesetzt. Die Organisation ist seit 1992 Träger des DZI-Spendensiegels.[8]

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers zählte Adveniat 2005/2006 zu den drei transparentesten gemeinnützigen Organisationen Deutschlands.

Adveniat Jahresaktionen

Unter dem Begriff Adveniat-Aktion versteht man eine Reihe von Veranstaltungen, die das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in der Adventszeit in Zusammenarbeit mit zahlreichen Bistümern Deutschlands organisiert, um auf die Nöte in Lateinamerika und die Arbeit des Hilfswerkes hinzuweisen und für Spenden zu werben. Die Jahresaktionen des Hilfswerks setzen einen Themenschwerpunkt für die Adventszeit fest. Mit Veranstaltungen, Vorträgen, Ausstellungen und Gottesdiensten soll auf die besondere Problematik hingewiesen werden. Neben Schwerpunkten, die sich auf einzelne Länder in Lateinamerika beziehen (z. B. im Jahr 2002 auf Bolivien), werden aber auch übergreifende Themen wie zum Beispiel Gerechtigkeit oder auch Armut (2009) aufgegriffen. Die Jahresaktion 2015 stand unter dem Leitgedanken des Friedens und wird an den Beispielländern Kolumbien und Guatemala geschildert. Unter dem Motto „Schützt unser gemeinsames Haus“ stellte Adveniat die bedrohte Schöpfung und die bedrohten Völker des Amazonas-Gebiets ins Zentrum seiner Weihnachtsaktion 2016.

Den Höhepunkt der Jahresaktionen bildet die Weihnachtskollekte, die an Heiligabend sowie am ersten Weihnachtstag in allen katholischen Gemeinden Deutschlands stattfindet.[9]

Koordinationsstelle Fidei Donum

Bei Adveniat ist seit 1971 die Koordinationsstelle Fidei Donum angesiedelt, die Priester begleitet, die von ihren deutschen Heimatbistümern für Einsätze in verschiedenen Ländern Lateinamerikas freigestellt werden. Geleitet wird die Stelle in der Regel vom Hauptgeschäftsführer von Adveniat.

Bei Untersuchungen seit Ende des Jahres 2021 stellte sich heraus, dass im Rahmen dieses Austauschprogramms wegen Missbrauchs beschuldigten Priestern geholfen worden war, sich den deutschen Strafbehörden zu entziehen. Adveniat-Hauptgeschäftsführer Emil Stehle, der 1957 als Priester in Kolumbien und Panama tätig war und ab 1983 neben seinen Leitungsaufgaben für Adveniat und die Koordinationsstelle das Amt eines Weihbischofs im Erzbistum Quito (Ecuador) bekleidete, wird nach einer am 8. August 2022 von der Deutschen Bischofskonferenz und Adveniat veröffentlichten unabhängigen Untersuchung der Akten der Auslandspriester-Koordinationsstelle vorgeworfen, er habe habe durch Namenscodierungen, Tarnadressen und Unterhaltshilfen dafür gesorgt, dass deutsche Missbrauchspriester verdeckt in Lateinamerika bleiben konnten. Auch nach der Zeit von Stehle als Leiter der Fidei-Donum-Koordinationsstelle wurden Fälle von beschuldigten Priestern in den Akten gefunden. Zwischen den beteiligten Stellen und Bistümern habe es fehlende Standards für die Kommunikation gegeben, so dass Täter teilweise über Jahrzehnte unbehelligt wirken konnten. Aktive Vertuschungen durch die Koordinationsstelle ließen sich allerdings aus den Akten nicht ableiten.

Der heutige Adveniat-Hauptgeschäftsführer und Leiter der Fidei-Donum-Koordinationsstelle, Pater Martin Maier, begrüßte die Untersuchungsergebnisse, und er bat die Opfer sexualisierter Gewalt und des Machtmissbrauchs um Entschuldigung. Er erklärte am 8. August 2022: „Adveniat vertritt die Position einer absoluten Null-Toleranz gegenüber dem Verbrechen sexuellen Missbrauchs und stellt sich – auch mit dieser schonungslosen Untersuchung – an die Seite der Betroffenen in Deutschland und in Lateinamerika.“[10][11]

Siehe auch

Kindermissionswerk, Caritas, Misereor, missio Aachen, Renovabis

Einzelnachweise

  1. adveniat.de: Transparenz. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  2. Jesuit Martin Maier wird neuer Adveniat-Hauptgeschäftsführer In: kirche-und-leben.de, 25. Februar 2021
  3. http://www.adveniat.de/ueber-uns/jahresbericht.html
  4. Satzung und Selbstdarstellung von Adveniat abgerufen am 9. Dezember 2021
  5. domradio.de: Michael Josef Heinz übernimmt Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  6. adveniat.de: Jahresbericht 2020. (PDF) Abgerufen am 16. September 2022.
  7. Spendenskandal – Großspender droht Unicef mit Ausstieg auf Stern.de, zuletzt aufgerufen am 4. Dezember 2009
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dzi.de Adveniat beim DZI, rechte Spalte
  9. Was bedeutet Jahresaktion? (Memento vom 1. Januar 2011 im Internet Archive)
  10. Untersuchung zeigt Missbrauch und Vertuschung durch Bischof Stehle. In: katholisch.de. 8. August 2022, abgerufen am 9. August 2022.
  11. D: Unabhängige Untersuchung zu Fidei Donum veröffentlicht. In: vaticannews.va. 8. August 2022, abgerufen am 9. August 2022.
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