Birkenkopf
Der Birkenkopf ist ein 509,4 m ü. NHN[1] hoher Berg im Stadtgebiet von Stuttgart. Er ist der höchste Punkt im inneren Stadtgebiet und ragt fast 300 Meter über das Niveau des Neckars. Er liegt südlich des Stadtbezirks Stuttgart-Botnang und gehört noch zum Stadtbezirk Stuttgart-West. Am östlichen Hangfuß liegt das Naturdenkmal Birkenkopfverwerfung. Vom Gipfel reicht der Blick, von dem von der Karlshöhe verdeckten Stuttgart-Süd abgesehen, über die ganze innere Stadt und bei klarer Sicht bis zur Schwäbischen Alb, zum Nordschwarzwald und ins Unterland.
Birkenkopf | ||
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Der Birkenkopf (obere Bildmitte); Betrachtung vom Eugensplatz; der linke Höhenzug ist der Hasenberg | ||
Höhe | 509,4 m ü. NHN | |
Lage | Stuttgart, Baden-Württemberg, Deutschland | |
Koordinaten | 48° 45′ 55″ N, 9° 7′ 54″ O | |
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Typ | Trümmerberg |
Zwischen 1953 und 1957 wuchs der Berg um rund 40 Meter, da auf seiner Anhöhe über 1,5 Millionen Kubikmeter[2] Trümmerschutt aus dem Zweiten Weltkrieg abgelagert wurden, der in den Bombennächten des Luftkriegs entstanden war. In diesen 53 Luftangriffen wurden 45 % von Stuttgart zerstört, wobei 60 % der Wohngebäude unbewohnbar wurden.[3] Auf dem Gipfel sind noch viele Fassadenreste zerstörter Gebäude zu erkennen. Im Volksmund heißt der Berg daher auch Monte Scherbelino. Eine an den Trümmern angebrachte Tafel, die in den 1960er Jahren auf Anregung des Kulturamtes angebracht wurde, erinnert an deren Herkunft mit der Inschrift:
- Dieser Berg nach dem Zweiten Weltkrieg aufgetürmt aus den Trümmern der Stadt steht den Opfern zum Gedächtnis den Lebenden zur Mahnung.
Während der NS-Zeit befand sich auf dem Birkenkopf eine Flakbatterie. Die Sprengung von deren Geschütz am Ende des Krieges verursachte eine erhebliche Zerstörung der dortigen Natur. Da eine Wiederaufforstung als zu teuer angesehen wurde, wählte die Stadt den Berg als Standort für den Schutt.[3] Der Trümmerberg wurde nach den Plänen des Malers und Architekten Manfred Pahl, welcher im Friedhofs- und Grünflächenamt tätig war, angelegt. Dabei entstand ein Halbrund des Schuttes mit Öffnung in nordöstlicher Richtung zum Stuttgarter Stadtzentrum, welches an ein Amphitheater erinnert.[4] Es ist im Interesse der Stadt, den immer weiter zuwuchernden Birkenkopf schöner und würdiger zu gestalten,[5] wofür Anfang 2018 Pläne angelegt wurden. Ausgeführt wurden diese allerdings noch nicht.[4]
Im Frühjahr 1953 errichtete der Pfarrer Hilmar Schieber von der Paul Gerhard Gemeinde mit seiner Jungschar das erste provisorische Holzkreuz auf dem Gipfel. An Ostern dieses Jahres begann die erste Morgenandacht der evangelischen Kirchengemeinde, welche ab 1954 monatlich stattfand. Nun finden Morgenandachten jeden Sonntag von Ostern bis Anfang September um acht Uhr bei jedem Wetter statt.[4] Ein 1957 ausgerichteter Wettbewerb der Stadt zur Errichtung eines Denkmals als Teil der Erinnerungsstätte führte zu keinem befriedigenden Ergebnis.[6] Das Holzkreuz wurde nach zwei weiteren Kreuzen 2003 durch ein Stahlkreuz ersetzt.[7]
- Phase der Aufschüttung
- Blick über den Birkenkopf auf Stuttgart
- Birkenkopf mit Gipfelkreuz
- Blick vom Berliner Platz auf den Birkenkopf
- Gedenktafel am Birkenkopf
- Trümmerreste aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Birkenkopf
- Luftaufnahme vom Birkenkopf
- Zur Erinnerung an die Aufschüttung des Birkenkopfs
Unter dem Birkenkopf soll im Hasenbergtunnel bis 2025 eine Überleitstelle „Birkenkopf“ entstehen.[8]
Literatur
- Adrienne Braun: Mittendrin und außen vor. Stuttgarts stille Ecken. Südverlag, Konstanz 2014, ISBN 978-3-87800-054-9, S. 120–127.
- Giuliana Fronte: Birkenkopf - Monte Scherbelino, in: Stadtarchiv Stuttgart (Hg): Digitales Stadtlexikon Stuttgart, publiziert am 17. Februar 2023.
- Hendrik Leonhardt, Ulrike Plate: Mahnmal Birkenkopf. In: Architektur der Fünfziger Jahre. Denkmale in Baden-Württemberg. Stuttgart 2012, S. 210–211. Vom Gipfel reicht der Blick, von dem von der Karlshöhe verdeckten Stuttgart-Süd abgesehen, über die ganze innere Stadt und bei klarer Sicht bis zur Schwäbischen Alb, zum Nordschwarzwald und ins Unterland.
- Sybille Neth: Ein Mahnmal mit einem schönen Rundblick. Der Birkenkopf heißt auch Monte Scherbelino, weil er nach dem Krieg aus Trümmern aufgeschüttet wurde. In: Stuttgarter Nachrichten Nr. 70 vom 20. Juni 2012, S. II.
Weblinks
- Der Birkenkopf bei Stuttgart-Marketing
- Stuttgarter Zeitung: Der Birkenkopf (Memento vom 18. April 2003 im Internet Archive)
- Panoramabilder (auch 360°) vom Birkenkopf
- Kirchliche Website www.birkenkopf-stuttgart.de mit einigen Bildern
Einzelnachweise
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Steintafel am Fuß des Berges (Foto bei Google Maps).
- Uwe Bogen: Ein Berg aus Tränen und Trümmern. In: Stuttgarter Zeitung. Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH, 11. April 2018, abgerufen am 10. November 2020.
- Wie alles so begann. In: Birkenkopf-Andachten in Stuttgart. Dr. Peter Hoffmann, abgerufen am 10. November 2020.
- Jan Sellner: Der Monte Scherbelino wächst zu. In: Stuttgarter Zeitung. Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH, 25. August 2017, abgerufen am 10. November 2020.
- Stefan Heinz: „Der Durchschnitt der gezeigten Arbeiten ist nieder“ – Der ergebnislose Wettbewerb um ein Mahnmal auf dem Birkenkopf 1957. In: Archiv0711. Blog des Stadtarchivs Stuttgart. Stadtarchiv Stuttgart, 24. Februar 2023, abgerufen am 20. April 2023.
- Ein geistlicher Schuttberg. In: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg. Evangelischen Gemeindepresse GmbH, abgerufen am 10. November 2020.
- Markus Flieger: Neubau Überleitstelle Birkenkopf zwischen Stuttgart Schwabstraße und Stuttgart-Vaihingen. (ZIP) In: bieterportal.noncd.db.de. DB Netz, 3. August 2020, S. 15, archiviert vom am 28. Juni 2021; abgerufen am 28. Juni 2021 (Datei 1.1 BAst Üst Birkenkopf.pdf in verschachteltem ZIP-Archiv).