Biozentrum der Universität Basel
Das Biozentrum ist ein Departement der Universität Basel. Es ist ein interdisziplinäres Institut der molekularen und biomedizinischen Grundlagenforschung und Lehre. Mit 500 Mitarbeitern ist das Biozentrum die grösste Abteilung der Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Basel. 32 Forschungsgruppen mit Wissenschaftlern aus über 40 Nationen[1] untersuchen wie Moleküle und Zellen Leben erschaffen – vom Atom bis zum Organismus und disziplinübergreifend von der Physik des Lebens bis zur Dynamik vielzelliger Systeme. Entsprechend breitgefächert sind die Forschungsfelder.[2] Derzeitiger Direktor des Biozentrums ist Alexander F. Schier.[3]
Aufgaben und Geschichte
Das Biozentrum wurde 1971 aus der damals innovativen Idee gegründet, die verschiedenen biologisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen unter einem Dach zu vereinen.[4] Das interdisziplinäre Institut weist eine lange Liste an Wissenschaftspreisen auf, unter anderem den 1978 an Werner Arber verliehenen Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.[5]
Im Zeitraum von 2013 bis 2021 bauten die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft[6] einen Neubau,[7] ein 73 Meter hohes Life-Sciences-Gebäude nach einem Entwurf der Zürcher Ilg Santer Architekten auf dem Schällemätteli-Areal.[8] Der neue Biozentrum-Turm wurde am 21. September 2021 eröffnet und bietet Arbeitsplätze für über 400 Forschende und 900 Studenten.[9] Die auf die Bedürfnisse der Forschungsgruppen massgeschneiderten Labore sind hochmodern und entsprechen den neusten Anforderungen der sich rasant entwickelnden Forschungsfelder der molekularen und biomedizinischen Biologie.[10]
Im Jahre 2023, arbeiteten über 500 Personen am Biozentrum, davon 32 Professoren.[11]
Lehre und Ausbildung – Studium am Biozentrum
Das Besondere am Biozentrums ist, dass man das Biologiestudium der Universität Basel hier vor Ort in einem Forschungsinstitut absolviert. So ist man von Anfang an in ein aktives, «echtes» Forschungsumfeld eingebunden und erlebt vom ersten Studientag an hautnah den Alltag in der Forschungsbiologie. Neben dem theoretischen Wissen erlernen die Studenten auch das Erarbeiten experimenteller Methoden und sammeln so praktische Erfahrungen in der aktiven Forschung.[12] Die Ausbildung zum Forschungsbiologen umfasst drei Stufen:
1. Studium: Mit dem Studienkonzept Bachelor/Master («Bologna-Modell») beträgt die Studienzeit bis zum Master of Science in Molecular Biology ca. 4,5 Jahre. Den Abschluss bildet im letzten Jahr eine praktische Masterarbeit in einer Forschungsgruppe. Seit 2024 bietet das Biozentrum auch den Master of Science in Physics of Life an.[13]
2. Doktorat: Die weitere Ausbildung erfordert die Bearbeitung eines eigenen Projekts in einem Zeitraum von etwa 3 Jahren. Jährlich schliessen ca. 25 Doktoranden am Biozentrum als Dr. phil. nat. ab. Hinzu kommen etwa genauso viele, die – vom Biozentrum betreut – ihre Promotionsarbeit am Friedrich-Miescher-Institut, am Universitätsspital oder in einem Forschungslabor der Industrie durchführen.
Seit 2007 werden spezielle Stipendien vergeben für das internationale PhD Fellowships Programm[14] am Biozentrum, ein Programm für besonders begabte Studierende im Rahmen der Exzellenzförderung.
3. Postdoktorat: Zur Erweiterung der Kenntnisse und des Horizontes verbringen junge Forscher meist einige Jahre in Forschungsgruppen im Ausland. Entsprechend arbeiten viele Postdoktoranden aus dem europäischen Ausland und aus Übersee im Biozentrum.
Maurice E. Müller Institut für Strukturbiologie
Das Maurice E. Müller Institut für Strukturbiologie wurde 1986 auf Initiative von Eduard Kellenberger und mit Hilfe der Foundation Maurice E. Müller von Ueli Aebi und Andreas Engel gegründet. 1996 erfolgte die Integration in das Biozentrum der Universität Basel. Ueli Aebi war bis zu seiner Emeritierung 2012 dessen Direktor.[15]
Biozentrum in Zahlen
Mitarbeitende 2023[11]
- Mitarbeitende insgesamt: 537
- Professoren: 32
- Postdoktoranden: 112
- Doktoranden: 137
- Wissenschaftliche Mitarbeitende etc.: 46
- Masterstudenten: 42
- Labor/Technik: 132
- Administration: 36
Jahresrechnung 2023[11]
- Gesamtaufwand: 67,5 Mio. CHF
- Universität Basel: 61,1 %
- Schweizerischer Nationalfonds: 19,9 %
- Schweizerisches Institut für Bioinformatik: 2,2 %
- Andere Geldgeber 11,7 %
Namhafte Personen
Die folgenden namhaften Personen arbeiten oder arbeiteten am Biozentrum:
- Jan Pieter Abrahams
- Ueli Aebi
- Markus Affolter
- Silvia Arber
- Werner Arber
- Attila Becskei
- Thomas A. Bickle
- Dirk Bumann
- Guy R. Cornelis
- Christoph Dehio
- Fiona Doetsch
- Andreas Engel
- Jürgen Engel
- Walter Gehring
- Stephan Grzesiek
- Michael N. Hall
- Christoph Handschin
- Sebastian Hiller
- Urs Jenal
- Roderick Lim
- Timm Maier
- Susan Mango
- Urs A. Meyer
- John Graham Nicholls
- Erich Nigg
- Jean Pieters
- Heinrich Reichert
- Markus Rüegg
- Gottfried Schatz
- Peter Scheiffele
- Alexander F. Schier
- Tilman Schirmer
- Torsten Schwede
- Anna Seelig-Löffler
- Joachim Seelig
- Anne Spang
- Martin Spiess
- Henning Stahlberg
- Erik van Nimwegen
- Mihaela Zavolan
Ehemalige Departementsleiter
Von 1973 bis 2009 wurde das Biozentrum von einem Obmann geleitet. Seit 2009 wird es von einem Direktor geführt. Die folgenden Personen hatten diese Position inne.
1971–1973 | kein Obmann |
1973–1975 | Max M. Burger |
1975–1977 | Max M. Burger |
1977–1979 | Jürgen Engel |
1979–1981 | Werner Arber |
1981–1983 | Werner Arber |
1983–1985 | Gottfried Schatz |
1985–1987 | Kasper Kirschner |
1987–1989 | Walter J. Gehring |
1989–1991 | Johan N. Jansonius |
1991–1993 | Thomas A. Bickle |
1993–1995 | Urs A. Meyer |
1995–1997 | Walter Keller |
1997–1999 | Joachim Seelig |
1999–2000 | Andreas Engel |
2000–2009 | Joachim Seelig |
2009–2018 | Erich Nigg |
2018 – heute | Alexander F. Schier |
Literatur
- Christoph Tamm: Das Biozentrum der Universität Basel als Forschungs- und Lehrstätte. In: Basler Stadtbuch 1973, S. 87–96.
Weblinks
- Website des Biozentrums Basel
- Biozentrum Broschüren (PDF). Abgerufen am 17. Januar 2021.
- Jahresbericht 2021, 50 Jahre Biozentrum Life Sciences (PDF; 8,4 MB). Abgerufen am 17. Januar 2021.
- Geschichte des Biozentrums Basel In: https://www.unigeschichte.unibas.ch/. Abgerufen am 26. Oktober 2020.
- Tilo Richter: Erst Dampfrösser, dann Knastbrüder, bald Studiosi In: ProgrammZeitung Basel. Januar 2011, S. 24 f. Abgerufen am 26. Oktober 2020.
Einzelnachweise
- Das Biozentrum der Universität Basel. unibas.ch. Abgerufen am 26. Juli 2020.
- Forschungsfelder unibas.ch. Abgerufen am 22. März 2024.
- Universität Basel: Basler Top-Forscher kehrt für Biozentrum-Leitung aus den USA zurück. In: Basel › Basel Stadt. 26. Oktober 2017. Basler Zeitung (BZ). Auf BZbasel.ch, abgerufen am 2. September 2022.
- Die Entstehung und Funktion des Biozentrums unibas.ch. Abgerufen am 26. Juli 2020.
- Werner Arber Facts nobelprize.org. Abgerufen am 26. Juli 2020.
- Medienmitteilung vom 19. Juni 2013 (Memento vom 26. September 2013 im Internet Archive) (PDF; 38 kB)
- Biozentrum erhält einen 73-Meter-Forschungsturm unibas.ch. Abgerufen am 26. Juli 2020.
- Neubau – Biozentrum. Abgerufen am 17. November 2021.
- Rundgang durch das neue Biozentrum – Haus der unbegrenzten Möglichkeiten. Abgerufen am 17. November 2021.
- Massanzug für Spitzenforschung by Hochparterre AG – Issuu. Abgerufen am 17. November 2021 (englisch).
- Das Biozentrum der Universität Basel. Abgerufen am 5. Januar 2023.
- A Lab with a View: American Postdocs Abroad, (deutsch 'Ein Labor mit Aussicht: Amerikanische Postdocs im Ausland') lifescied.org. Abgerufen am 26. Juli 2020.
- Physics of Life unibas.ch. Abgerufen am 22. März 2024.
- Biozentrum PhD Fellowships Programm
- Ende einer Forschungsära: Direktor des Maurice E. Müller-Instituts verabschiedet (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)