Binzen
Binzen (alemannisch: Binze) ist eine Gemeinde im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg. Der Ort ist Sitz des Gemeindeverwaltungsverbandes Vorderes Kandertal.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 38′ N, 7° 37′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Lörrach | |
Höhe: | 284 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,81 km2 | |
Einwohner: | 2976 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 512 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 79589 | |
Vorwahl: | 07621 | |
Kfz-Kennzeichen: | LÖ | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 36 008 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Am Rathausplatz 6 79589 Binzen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Andreas Schneucker (parteiunabhängig) | |
Lage der Gemeinde Binzen im Landkreis Lörrach | ||
Geographie
Geographische Lage
Binzen liegt im Dreiländereck von Deutschland, der Schweiz und Frankreich an den Südwestausläufern des Schwarzwaldes am Ausgang des Kandertals im Großraum Basel-Weil-Lörrach. Südlich von Binzen befindet sich der rund 460 Meter hohe Tüllinger Berg.
Nachbargemeinden
Die Gemeinde grenzt im Norden an eine Exklave von Efringen-Kirchen, an Fischingen und Schallbach, im Osten an Rümmingen, im Südosten an die Kreisstadt Lörrach, im Süden an die Stadt Weil am Rhein und im Westen an Eimeldingen.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Binzen gehören das Dorf Binzen, die Häuser Autohof und Buchmühle sowie der Hof Obere Mühle. Im Gemeindegebiet liegt die Wüstung Eppalinchova.[2]
Gewässer
Zu Binzen gehört auch ein Teil der Kander.
Geschichte
Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes als Binuzhaine stammt aus dem Jahr 767. Nochmals wird es im Jahre 807 als Pinuzheim in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erwähnt.[3][4] Das Dorf wurde als alamannisches Herrengut von den Franken konfisziert und kam vor ca. 1200 Jahren in den Besitz des fränkischen Königsklosters St. Denis. Später hatten verschiedene geistliche und weltliche Herrschaften Rechte in Binzen, wobei der Basler Bischof von besonderer Bedeutung war. Herrschaftssitz war das Schloss Binzen. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts kam der größte Teil von Binzen in den Besitz der Markgrafschaft Baden-Durlach, es dauerte aber noch bis 1769, bis der ganze Ort badisch war. Die älteste bekannte Beschreibung von Binzen datiert von 1583 und wurde vom damaligen Pfarrer Paul Cherler geschrieben.[5] Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939) wurde ein Teil der Bevölkerung einiger Markgräfler Dörfer in Grenznähe evakuiert. Bereits vor Weihnachten 1939 wurde die Rückreise organisiert. Der Rückreisezug von Oberstdorf nach Müllheim verunglückte bei Markdorf (Eisenbahnunfall bei Markdorf), wobei 101 Menschen umkamen – davon 42 aus Binzen.
Religion
Binzen gehörte kirchlich zum Bistum Konstanz, obwohl der Bischof von Basel ein gewichtiger Grund- und Lehnsherr war. Seit Einführung der Reformation in der Markgrafschaft Baden-Durlach 1556[6] ist Binzen jedoch überwiegend evangelisch geprägt. Für römisch-katholische Gläubige ist die Kirche in Haltingen vorhanden, welche zum Erzbistum Freiburg gehört. Gemäß Zensus 2011 waren 48,1 % der Bewohner von Binzen evangelisch, 20,4 % katholisch und 31,5 % gehörten einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft an.[7]
Politik
Verwaltungsverband
Binzen ist Sitz des Gemeindeverwaltungsverbandes Vorderes Kandertal, in dem die Gemeinden Binzen, Eimeldingen, Fischingen, Rümmingen, Schallbach und Wittlingen seit dem Jahr 1971 ihre Verwaltung zusammenfassen.
Gemeinderat
Dem Gemeinderat gehören nach der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 neben dem Bürgermeister als Vorsitzenden 12 Mitglieder an. Die Wahl führte zu folgendem Ergebnis:.[8] Die Wahlbeteiligung betrug 66,5 % (2014: 57,0 %).
Partei/Liste | Sitze | Stimmen | Ergebnis 2014 |
Bürgerliste Binzen | 6 | 50,15 % | 40,5 %, 5 Sitze |
Freie Wähler Binzen | 4 | 36,12 % | 34,9 %, 4 Sitze |
Unabhängige für Binzen | 2 | 13,73 % | 24,6 %, 3 Sitze |
Bürgermeister
Mit Erreichen der Altersgrenze von 68 Jahren legte Ulrich May am 30. September 2012 nach 23-jähriger Amtszeit das Bürgermeisteramt nieder.[9] Am 8. Juli 2012 wurde Andreas Schneucker mit 78,9 % der Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt.[10] Am 12. Juli 2020 wurde Andreas Schneucker mit 82,7 % der Stimmen wiedergewählt.[11]
Kultur
Sehenswürdigkeiten
Eine basilica sancti Laurentii zu Binzen wurde bereits im Jahr 807 urkundlich erwähnt. Obwohl von der frühen Baugeschichte der heutigen Evangelischen Kirche Binzen nichts bekannt ist, wird vermutet, dass es sich um ein massives, aus Stein errichtetes Gotteshaus handelte.
Die Kirche wurde nach 1556 protestantisch, als Markgraf Karl II. von Baden-Durlach nach dem Augsburger Religionsfrieden für sich und seine Untertanen den Übertritt vollzog.
Die Laurentiuskirche ist mehrmals baulich verändert worden. Die bedeutendste und bis heute sichtbare Änderung erfolgte von 1822 bis 1824, als die alte Kirche – mit Ausnahme des Turmes – abgerissen und nach Plänen des badischen Baumeisters Friedrich Weinbrenner wieder aufgebaut wurde.
Weitere Kulturdenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale in Binzen verzeichnet.
Überregionale Bekanntheit erlangte die Skulptur Dreispitz am gleichnamigen Gewerbegebiet und verkehrsreichen Verkehrsknoten. Dem 2001 installierten Kunstwerk drohte ein behördlich angeordneter Abriss wegen angeblicher Verkehrsgefährdung.
Musik
Seit 2013 finden im Rahmen der Konzertreihe „Klassik bewegt Binzen“ zwei Konzerte pro Jahr statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Binzen ist eine Weinbaugemeinde, 55 Hektar, das sind knapp 10 % der Gemeindefläche, sind mit Reben bestockt. Angebaut werden hauptsächlich die Rebsorten Gutedel und Spätburgunder, daneben Müller-Thurgau, Nobling und Chardonnay. Binzen ist Unternehmenssitz der Glatt Unternehmensgruppe.
Verkehr
Binzen liegt direkt an der Hochrheinautobahn A 98 (E54) (Anschlussstelle 4, „Kandern“) von Weil am Rhein nach Stockach. Über den Luckepass gelangt man sowohl auf die Anschlussstelle zur Autobahn wie auch zur Kreisstraße nach Rümmingen und Lörrach. An der westlichen Gemeindegrenze befindet sich an der Anschlussstelle 3 „Binzen“ ein Autohof.
Binzen liegt auch an der Kandertalbahn, einer Nebenbahn, die von Haltingen an der Rheintalbahn nach Kandern führt. Der Verkehr auf der Strecke wurde 1983 nach von einem Unwetter verursachten Streckenschaden eingestellt. Heute findet an Sommersonntagen Museumsbetrieb mit einer Dampflok T 3 statt.
Bildung
Schon seit mehr als 500 Jahren ist Binzen Schulstandort. Seit 1558 sind alle Rektoren namentlich nachweisbar. Mit der „Mittelpunktschule Vorderes Kandertal“ verfügt Binzen heute über eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule.
Persönlichkeiten
- Paul Cherler (1541–1600), lutherischer Pfarrer (Schüler von Simon Sulzer) und Dichter war 1565 bis 1600 Pfarrer in Binzen
- Elisabeth Hetzel (1835–1906), Schriftstellerin, die in der Schweiz lebte
Literatur
- Fritz Schülin: Binzen, Beiträge zur Orts-, Landschafts- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Gemeindeverwaltung Binzen. Uehlin, Schopfheim 1967.
- Amédée Membrez: Die Burgvogtei Binzen unter den Fürstbischöfen von Basel 1503–1769. Herder & Co. Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1928.
- Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden. Tübingen und Leipzig, 1901, Fünfter Band: Kreis Lörrach. S. 3–4 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
- Albert Köbele und Fritz Schülin: Ortssippenbuch der Gemeinden Binzen und Rümmingen, Landkreis Lörrach in Baden, 1598–1966 (= Badische Ortssippenbücher. 18). Köbele, Grafenhausen 1967.
- Ulrich May: Musterlösung am „Dreispitz“ in Binzen. In: Das Markgräflerland. Band 1/2005, S. 103–107 (dl.ub.uni-freiburg.de Digitalisat der UB Freiburg).
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 829–830; Eintrag auf Landeskunde entdecken online
- StiASG, Urk. I 186. Online auf e-chartae, abgerufen am 19. Juni 2020.
- Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Teil I, Urkundennummer 195.
- Übersetzung abgedruckt bei Hubert Bernnat: Einer der ältesten Schulstandorte der Region. In: Badische Zeitung. 18. August 2017 (badische-zeitung.de), abgerufen am 11. Januar 2022.
Die etwas umfassendere Originalversion der Übersetzung findet sich bei: Albert Ludwig: Ein vergessener Dichter des 16. Jahrhunderts (Pfarrer Paul Cherler, Binzen). In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Band 82 (NF 43, 1930), S. 452–469 (Teilweise abgedruckt in: Fritz Schülin: Binzen, Beiträge zur Orts-, Landschafts- und Siedlungsgeschichte. Schopfheim 1967, S. 473–479).
Ebenfalls abgedruckt bei Hermann Wiegand: Ein Markgräfler Dichterpfarrer der Reformationszeit – Paul Cherler (1541-1600). In: Das Markgräflerland. Band 2017, S. 23–24. Das in lateinisch abgefasste Original von Cherler ist in der Einleitung der 10. Ecloga seiner 1583 erschienenen Sacra eclogae X. de Iesu Christo auf den S. 122–123 zu finden Digitalisat bei e-rara. - Rudolf Burger: Die Reformation im Markgräflerland. Weil am Rhein 1984.
- zensus2011.de (Memento des vom 21. Juni 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Vorläufiges Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019 beim Statistischen Landesamt
- Thomas Loisl Mink: Am 8. Juli Wahl des neuen Bürgermeisters. Badische Zeitung, 28. Januar 2012, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2014; abgerufen am 25. Dezember 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Markus Maier: Binzen verabschiedet Ulrich May: Große Fußstapfen auf einem bestellten Feld. Badische Zeitung, 31. Dezember 2012, abgerufen am 25. Dezember 2018.
- Badische Zeitung: Kontinuität in Binzen – 82,7 Prozent der Wähler stimmen für Andreas Schneucker - Binzen - Badische Zeitung. Abgerufen am 13. Juli 2020.