Bildungsinternationale

Die Bildungsinternationale (BI) – englisch 'Education International' (EI) – ist eine der Globalen Gewerkschaftsföderationen und Dachorganisation von rund vierhundert Bildungsgewerkschaften aus 170 Ländern. Sie wurde 1993 in Stockholm gegründet. Sitz ist die belgische Hauptstadt Brüssel. Die Regionalstruktur der Bildungsinternationale in Europa ist das Europäische Gewerkschaftskomitee für Bildung und Wissenschaft (EGBW, auf Englisch European Trade Union Committee for Education (ETUCE)).

Geschichte

1912 bis 1945

Auf der Homepage der Education International wird deren Vorgeschichte bis ins Jahr 1912 zurückverfolgt, in dem in Belgien ein internationales Komitee der nationalen Lehrerverbände öffentlicher Schulen gegründet worden war.[1] Die Arbeit dieser Organisation wurde zunächst durch den Ersten Weltkrieg unterbunden, bevor dann 1920 die Education Workers‘ International, die Internationale der Bildungsarbeiter entstand.[2] Diese ist nach Gries der Vorläufer des Internationalen Berufssekretariat der Lehrer (IBSL), wobei die Education International noch weitere Organisationen benennt: die 1923 in San Francisco gegründete World Federation of Education Associations (WFEA) die International Federation of Teacher Associations. Nach Einschätzung der Education International handelte es sich bei allen genannten Verbänden um kleinere Organisationen, deren Mitglieder in Europa und Nordamerika beheimatet waren.[1]

Das 1928 unter dem Dach des Internationalen Gewerkschaftsbundes gegründete ISBL kann dennoch als die wirkmächtigste Vorläuferorganisation der Bildungsinternationale angesehen. werden.

Nach 1945

Das ISBL zerbrach mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, die Arbeit wurde unter eingeschränkten Bedingungen England fortgesetzt. Erst 1951 wurde eine offizielle Nachfolgeorganisation des ISBL konstituiert, die Internationale Föderation der Freien Lehergewerkschaften (IFFL), die als Internationales Berufssekretariat des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften (IBFG) agierte.[3]

Diese Neukonstituierung erfolgt vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Kalten Kriegs, der seine Spuren auch in der Gewerkschaftsbewegung hinterließ.

„Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Weltgewerkschaftsbewegung, einschließlich der Lehrerorganisationen, neu organisiert. Im Geiste der Kriegskooperation der Alliierten wurde im Oktober 1945 der Weltverband der Gewerkschaften (WFTU) mit Mitgliedschaften mit sehr unterschiedlichen Wurzeln und Ausrichtungen gegründet.
Es wurde jedoch schnell klar, dass die Organisation ‚von oben‘ von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion kontrolliert wurde. Unabhängige, freie Gewerkschaften aus nationalen Zentren verließen den WFTU und gründeten zusammen mit einigen wenigen, die nicht dem WFTU angehörten, 1949 den Internationalen Bund Freier Gewerkschaften (IBFG).[4]

Die 1951 gegründete Internationale Föderation der Freien Lehergewerkschaften (IFFL) fusionierte 1993 mit dem 1952 gegründeten, liberal-konservativen Weltverband der Lehrerorganisationen (WCOTP), zeitweise von Wilhelm Ebert geführt, zur Bildungsinternationalen.

Mitgliedsgewerkschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Bildungsinternationale repräsentiert 30 Millionen Menschen in allen Kontinenten. Hierzu zählen Beschäftigte aus allen bildungsrelevanten Bereichen, von der frühkindlichen Bildung über schulische und berufliche Bildung bis hin zur Universität. Die Bildungsinternationale ist der größte Branchengewerkschaftsbund weltweit und Mitbegründerin der Globalen Bildungskampagne.

Mitgliedsorganisationen im deutschsprachigen Raum sind[5]

Weltkongresse der Bildungsinternationalen

Alle vier Jahre hält die Bildungsinternationale einen Weltkongress ab. Die Delegierten des Gewerkschaftsdachverbandes treffen sich auf den Weltkongressen, um über Programm und Budget zu entscheiden sowie den Vorstand zu wählen. Die letzten Weltkongresse der Bildungsinternationale fanden im Juli 2011 in Kapstadt (Südafrika)[6] und im Juli 2015 in Ottawa (Kanada)[7] statt.[8]

Präsidentin der Bildungsinternationalen ist die Australierin Susan Hopgood.[9] Generalsekretär ist seit dem 23. Januar 2018 David Edwards.[10][11]

Ziele des Gewerkschaftsverbandes

Die Bildungsinternationale fühlt sich neben Lehrkräften und dem Bildungspersonal auch den Schülern und den Studierenden verpflichtet. Eine gute und kostenlose Bildung ist aus ihrer Sicht ein fundamentales Menschenrecht, das sie durch den Ausbau, den Schutz und die Förderung öffentlich finanzierter Bildungssysteme, die gleiche Bildungschancen für alle bieten, erreicht wissen will.

Der Gewerkschaftsdachverband möchte die Menschenrechte, das Recht von Arbeitnehmern auf Organisation in einer Gewerkschaft und die berufliche Freiheit ihrer Mitglieder schützen. Die Bildungsinternationale wendet sich gegen jede Art von Rassismus und Diskriminierung im Bildungsbereich und in der Gesellschaft, sei es aufgrund des Geschlechts, der Rasse, der sexuellen Orientierung, des Familienstatus, einer Behinderung, des Alters, der Religion, der politischen Orientierung oder Meinung, des sozialen oder ökonomischen Status, der Nationalität oder der ethnischen Herkunft.

Literatur

  • Heinz Bendt, Weltweite Solidarität. Die Arbeit der globalen Gewerkschaftsorganisationen im Zeitalter der Globalisierung, Bonn (FES) 2006, PDF, 135 S., dort S. 57–62
  • Michele Ford, Michael Gillan (2015) The global union federations in international industrial relations: A critical review. Journal of Industrial Relations 57 (3): 456-475
  • Torsten Müller, Hans-Wolfgang Platzer, Stefan Rüb (2010), Die globalen Gewerkschaftsverbände vor den Herausforderungen der Globalisierung. In: Internationale Politik und Gesellschaft Online : International Politics and Society. - 2010, 3 (PDF, 17 S., abgerufen am 24. Februar 2018)
  • Hans-Wolfgang Platzer, Torsten Müller, Die globalen und europäischen Gewerkschaftsverbände: Handbuch und Analysen zur transnationalen Gewerkschaftspolitik, Berlin (Ed. Sigma) 2009, Halbbd. 1, 403 S. Inhaltsverzeichnis, dort insbes. S. 381–403
  • Walter Sauer, Internationale Gewerkschaftsarbeit, Wien (Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH) 2014, PDF, 60 S.
  • Wolfgang Schroeder (Hrsg.): Handbuch Gewerkschaften in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden 2014, 790 S., Inhaltsverzeichnis, darin insbes.:
    Werner Reutter/Peter Rütters, „Pragmatischer Internationalismus“: Geschichte, Struktur und Einfluss internationaler und europäischer Gewerkschaftsorganisationen (S. 581–615).

Einzelnachweise, Anmerkungen

  1. Education International: Origins and history
  2. Rainer Gries: Übersicht über die Organisationsentwicklung internationaler Gewerkschaftsorganisationen
  3. Hans-Wolfgang Platzer und Torsten Müller: Die globalen und europäischen Gewerkschaftsverbände. Handbuch und Analysen zur transnationalen Gewerkschaftspolitik, 1. Halbband, edition sigma, Berlin, 2009, ISBN 978-3-8360-8709-4, S. 382
  4. Education International: Origins and history. „Following the Second World War, the world trade union movement, including teachers’ organisations, re-organised. In the spirit of the war-time cooperation of the Allies, the World Federation of Trade Unions (WFTU) was founded in October of 1945 with membership with very different roots and orientations.
    However, it rapidly became clear that the organisation was controlled “from above” by the Soviet Communist Party. independent, free trade unions from national centres left the WFTU and, joined by a few that had not been in the WFTU, created the International Confederation of Free Trade Unions (ICFTU) in 1949.“
  5. Seite "Search Member" der BI, abgerufen am 2. März 2018
  6. Kongressbroschüre (PDF, 102 S.)
  7. Kongressbroschüre (PDF, 76 S.)
  8. Die Broschüren aller Kongresse sind über die Seite World Congress abzurufen.
  9. EI-Seite zu Susan Hopgood
  10. EI-Seite zu David Edwards, abgerufen am 2. März 2018
  11. s. a. EI-Seite "Executive Board"
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