Białobrzezie

Białobrzezie (deutsch Rothschloß; umgangssprachlich auch Teichschlössel, vorher Schlottnitz)[1] ist ein Dorf in der Landgemeinde Kondratowice (Kurtwitz), im Powiat Strzeliński (Kreis Strehlen) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Białobrzezie
Rothschloß
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BiałobrzezieRothschloß (Polen)
Białobrzezie
Rothschloß (Polen)
Białobrzezie
Rothschloß
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Strzelin
Gmina: Kondratowice
Geographische Lage: 50° 48′ N, 16° 54′ O
Einwohner: 193 (2011)
Postleitzahl: 57-150
Kfz-Kennzeichen: DST
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Szene aus dem Gefecht bei Rothschloß, Relief vom Sockel des Zieten-Denkmals in Berlin

Lage

Białobrzezie liegt etwa vier Kilometer nordwestlich von Kondratowice (Kurtwitz), zwölf Kilometer östlich von Strzelin (Strehlen), und 38 Kilometer südlich von Breslau.

Nachbarorte

Nachbarorte sind Karczyn (Karzen) im Osten, Łagiewniki (Heidersdorf) im Westen, Pożarzyce (Poseritz) im Norden, Sienice (Senitz) und Kondratowice (Kurtwitz) im Süden.

Geschichte

Die von Slawen gegründete Vorgängersiedlung des heutigen Białobrzezie hieß ursprünglich Schlottnitz[2] und diente möglicherweise als Dienstsiedlung der Burg Nimptsch.[3] Territorial gehörte Rothschloß zum piastischen Herzogtum Brieg, das seit 1329 ein Lehen der Krone Böhmen war. Die Ortschaft erlangte Ende des 15. Jahrhunderts an Bedeutung, als Herzog Friedrich I. 1481 den Sitz des herzoglichen Rentamtes von Nimptsch nach Schlottnitz verlegte.[4] Das neu errichtete Schloss auf dem Teich beherbergte fortan das Domänenamt "Amt Teich". Seit dem 17. Jahrhundert war der Ortsname Rothschloß gebräuchlich. Zum Rentamt Rothschloß gehörten zeitweise:[5]


Nach dem Tod des Herzogs Georg Wilhelm I. 1675 fiel Rothschloß mit dem Herzogtum Brieg als erledigtes Lehen durch Heimfall an die Krone Böhmen. Im Verlauf des Ersten Schlesischen Kriegs kam es am 17. Mai 1741 zwischen Rothschloß und Mollwitz zu einem Gefecht („Überfall auf Rothschloß“), bei dem 600 vom preußischen Oberstleutnant Hans Joachim von Zieten kommandierte Husaren sich gegen 1400 Soldaten des Generals der Kaiserlichen Armee Johann Freiherr Baranyay von Bodorfalva (1685–1766) durchsetzten; eine Abteilung unter Oberst Hans Karl von Winterfeldt nahm einen kaiserlichen Verpflegungstransport weg.

Nach Kriegsende 1742 fiel Rothschloß mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Nachfolgend wurden die vormaligen Verwaltungsstrukturen aufgelöst und Rothschloß Teil des Kreises Nimptsch, mit dem es bis zu seiner Auflösung 1932 verbunden blieb. 1792 zählte Rothschloß eine katholische Kirche, ein Vorwerk, eine Schule, fünf Gärtner, drei Häuslerstellen und 147 Einwohner. Die großen Teiche wurden mit 1400 Schock besetzt.[6] Rothschloß unterstand der Kriegs- und Domänenkammer Breslau, bis es im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen 1815 dem Regierungsbezirk Reichenbach der Provinz Schlesien zugeordnet wurde.

1845 bestand das Dorf aus 23 Häusern, einem herrschaftlichen Schloss, welches als Rot angestrichen und altertümlich mit vielen Giebeln bezeichnet wurde, ein Vorwerk, 210 Einwohnern (davon 56 katholisch und der Rest evangelisch), eine katholische Curatial-Pfarrkirche unter königlichem Patronat, ohne Widum, eingepfarrt: Rothschloß mit Skalitz, Naß Brockuth, Grögersdorf, Jeseritz, Groß- und Klein-Kraschau, Karzen, Groß-Kniegnitz, Kurtwitz, Mlietsch, Poseritz, Pudigau, Rudelsdorf, Senitz, Tiefensee, Trebnitz und Wättrisch, eine seit ca. 1707 gegründete katholische Schule der Kirchorte mit einem 1833 neu erbauten Schulhaus, eine Brau- und Brennerei, vier Handwerker, zwei Händler, eine Ziegelei. Evangelisch war Rothschloß zur Kirche in Karzen gepfarrt. Im Ort wurde eine ausgezeichnete Landwirtschaft betrieben, früher auch an den Teichen Fischerei, die jetzt als Äcker und Wiesen benutzt werden. Zur Gemeinde gehörten:[7]

  1. die Feldmühle, eine 1/4 Meilen südliche gelegene Wassermühle, die aus einem Haus mit acht Einwohnern bestand
  2. das Vorwerk Skalitz

1874 wurde der Amtsbezirk Rothschloß gebildet, zu dem die Landgemeinden Karzen, Kurtwitz, Naß Brockuth und Rothschloß sowie die Gutsbezirke Kurtwitz, Rothschloß und Teichvorwerk gehörten. Verwalter war zunächst der Amtsvorsteher in Rothschloß. Nach der Auflösung des Kreises Nimptsch 1932 kam der Amtsbezirk Rothschloß mit Karzen, Kurtwitz, Naß, Brockuth und Rothschloß an den Landkreis Strehlen.[8] Nach Kriegsende wurde Rothschloß von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit fast ganz Schlesien unter polnische Verwaltung gestellt. Die Polen führten für Rothschloß die Ortsbezeichnung Białobrzezie ein. Soweit noch deutsche Bewohner anwesend waren, wurden diese in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.

Sehenswürdigkeiten

  • Schloss Rothschloß, Vorgängerbau aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, heutiger Bau vermutlich auf Initiative des Brieger Herzogs Georg II. in den Jahren 1553–1560 erbaut. Das Schloss wurde 1582 fertiggestellt, einer der Baumeister war Hans Bahr, ein Bruder des Jacob Bahrs aus Brieg. 1886 erfolgte ein Umbau. 1889 als ein schlichtes zweigeschossiges von Nord nach Süd ausgerichtetes Gebäude beschrieben. Im Obergeschoss war auf der Südseite ein einfacher zweiachsiger Erker vorgeschoben, über dessen schlicht abgefassten Konsolen ein architravierter Balken lag. An der Ostseite war der herzogliche Adler, flacherhaben und von Kartuschen umrahmt, angebracht. Die Inschrift lautete: VERBVM. DOMINI. MANET. IM. AETERNVM. 1553 (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit). Das Schloss diente seit dem 18. Jahrhundert als Pächterhaus der königlichen Domäne. Ende des 18. Jahrhunderts war der Pächter der Amtsrat Christian Friedrich Coester (* 1733; † 1796) der 1786 von König Friedrich Wilhelm II. das schlesische Indigenat erhielt.[9] Von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945 pachtete es die Familie von Rohde. Das Schloss wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges leicht beschädigt. Nach 1945 wurden der Dachstuhl und die Decken zerstört. 1958 erfolgte der Abriss des Westflügels.[10] Derzeit befindet sich der verbliebene Hauptteil des Gebäudes in einem ruinösen Zustand und ist stark einsturzgefährdet.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-mitteleuropas. J. G. Herder-Institut, 1974, ISBN 978-3-87969-104-3 (google.com [abgerufen am 26. Oktober 2021]).
  2. Heinz Stoob, Waldemar Grosch, Peter Johanek: Deutsches Städtebuch: Schlesisches Städtebuch. Kohlhammer, 1995, ISBN 978-3-17-013789-9 (google.com [abgerufen am 26. Oktober 2021]).
  3. Archiv für schlesische Kirchengeschichte. A. Lax, 1961 (google.com [abgerufen am 26. Oktober 2021]).
  4. Hans Lutsch: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien. Wilh. Gottl. Korn, 1889 (google.de [abgerufen am 7. April 2021]).
  5. Von Verleihung des Majestätsbriefes bis zum Erlöschen des Fürstenhauses 1609 - 1675. Mit einem Anhange über die kaiserliche Regierung 1675 - 1741 und die alte Verfassung des Landes. Bänder, 1856 (google.com [abgerufen am 26. Oktober 2021]).
  6. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Hemmerde und Schwetschke, 1792 (google.de [abgerufen am 2. April 2021]).
  7. Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845 (google.de [abgerufen am 2. April 2021]).
  8. Amtsbezirk Rothschloß. Abgerufen am 2. April 2021.
  9. Marcelli Janecki: Handbuch des preussischen Adels. E. S. Mittler, 1893 (google.com [abgerufen am 2. April 2021]).
  10. Białobrzezie. Abgerufen am 2. April 2021.
  11. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. München 2005, S. 121f. ISBN 3-422-03109-X
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