Bethanien (Bibel)
Bethanien, auch Betanien (hebräisch בית עניה, deutsch Armenhausen[1]), ist der Name zweier verschiedener palästinischer Orte im Neuen Testament.
Biblische Tradition
Heimatort des Lazarus
Bethanien südöstlich von Jerusalem, an der Ostseite des Ölbergs, etwa 15 Stadien (etwa 2,7 km) von Jerusalem entfernt (Joh 11,18 ), ist der Heimatort der Geschwister Maria, Martha und Lazarus (Joh 11,1 ). Der Ort spielt mehrfach eine Rolle in der Bibel, etwa stammte der Esel, auf dem Jesus in Jerusalem einzog, aus einem Dorf nahe Betfage und Bethanien, und Jesus übernachtete in dem Ort (Mk 11,1 ). In Bethanien lag auch das Haus Simons des Aussätzigen (Mt 26,6 ). Nach Lk 24,50 fand in der Nähe von Bethanien die Himmelfahrt Christi statt.
Nach Hieronymus wurde hier schon in alter Zeit über dem Grab des Lazarus eine Kirche gebaut. Im Mittelalter befand sich hier die von Königin Melisende und ihrer Schwester Ioveta gegründete Abtei Bethanien. Der Ort entspricht dem heutigen Al-Eizariya (Al-Izzariya/العيزرية) im Westjordanland (Palästina), etwa 2,4 km östlich von Jerusalem . Der heutige Name Al-Eizariya ist eine Verballhornung des griechischen „Lazarion“ („Ort des Lazarus“).[2]
Ort der Johannestaufe
Ein weiterer Ort gleichen Namens lag nach Joh 1,28 östlich des Jordans. Dort soll Johannes der Täufer getauft und Zeugnis für Jesus Christus abgelegt haben. Nach Joh 10,40 hat sich Jesus auch später für längere Zeit dort aufgehalten. Seit Origenes[3] wurde Bethanien mit Bethabara identifiziert, einer Jordanfurt in der Nähe der Taufstelle Jesu. Neuzeitliche Bibelatlanten zeichnen diesen Ort östlich des Jordans mit Fragezeichen in die Kartenwerke ein.[4]
Rudolf Bultmann fasste 1941 die Lage zusammen: „Die Versuche, ein Bethanien … östlich vom Jordan zu identifizieren, haben nicht zu einem sicheren Ergebnis geführt“.[5] Siegfried Schulz stellte 1987 lapidar fest: „Ein östlich des Jordan gelegenes Bethanien ist unbekannt“.[6] Gleichwohl wurde 2015 die Stelle al-Maghtas am Ostufer des Jordan in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, weil die Stätte „landschaftlich und kulturell bedeutsam“ sei.[7]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Manfred Görg: Art. Betanien. In: Neues Bibellexikon. Band I. Zürich, Düsseldorf 1991, Sp. 280–281
- Shimon Gibson: Die sieben letzten Tage Jesu: Die Archäologischen Tatsachen. Seite 37, Verlag C.H. Beck, München, 2010, ISBN 978-3-406-60502-4
- Origenes in seinem Kommentar zum Johannes-Evangelium: „Wir sind überzeugt, daß man nicht Betanien, sondern Betabara lesen muß.“ (Günther Schwarz: Das Jesus-Evangelium. München 1993, S. 353.)
- z. B. Stuttgarter Bibelatlas – Historische Karten der biblischen Welt, hrsgg. von John Strange, Stuttgart 1989, ISBN 3-438-06020-5, S. 47.
- Rudolf Bultmann: Das Evangelium des Johannes (= Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament, Bd. 2). Göttingen 1985, ISBN 3-525-51514-6, S. 65, Anm. 5
- Siegfried Schulz: Das Evangelium nach Johannes (= Das Neue Testament Deutsch (NTD), Bd. 4). Göttingen 1987, ISBN 3-525-51312-7, S. 38
- ideaSpektrum Nr. 28, 8. Juli 2015, S. 5