Bet-El

Bet-El (hebräisch בֵּית אֵל „Haus des El“ oder „Haus Gottes“; auch Bethel genannt) ist ein in der Bibel erwähnter Ort, 17 km nördlich von Jerusalem und 16 km südlich von Silo im von Israel besetzten Westjordanland.

Bet-El ist der in der Bibel nach Jerusalem am zweithäufigsten genannte Ort. Auch kreuzten sich in Bet-El einige Straßen und verbanden den zu biblischer Zeit bedeutenden Ort mit Jerusalem, Bethlehem, Hebron und Be’er Scheva (Nord-Süd-Verbindung) sowie mit Joppe am Mittelmeer (West-Verbindung) und mit dem am Jordan gelegenen Jericho (Ost-Verbindung). Die Stadt soll bereits seit dem 21. Jahrhundert v. Chr. besiedelt gewesen sein.

Laut der biblischen Überlieferung machte Abraham in Bet-El halt, als er nach Kanaan kam, nachdem er in Sichem war:

„Von da brach er auf zum Bergland östlich von Bet-El und schlug sein Zelt so auf, dass er Bet-El im Westen und Ai im Osten hatte. Dort baute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an.“

(Genesis 12,8 )

Aus späterem Bericht biblischer Überlieferung geht hervor, dass Bet-El ursprünglich den kanaanitischen Namen „Lus“ trug. Jakob übernachtete an diesem Ort während seiner Flucht vor Esau auf dem Weg von Be’er Scheva nach Harran. In einem Traum sah er eine Leiter oder Steige (Jakobsleiter), deren Spitze bis an den Himmel reichte, an der Engel JHWHs auf- und niederstiegen und über der JHWH stand, welcher zu Jakob sprach und die abrahamische Verheißung bestätigte.

„Da erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sprach: Wahrlich, Jahwe ist an dieser Stätte, und ich wußte es nicht! Da fürchtete er sich und sprach: Wie schauerlich ist diese Stätte! Ja, das ist der Wohnsitz Gottes und die Pforte des Himmels!
Frühmorgens aber nahm Jakob den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, stellte ihn auf als Malstein und goß Öl oben darauf. Und er gab jener Stätte den Namen Bethel; vorher aber hieß die Stadt Lus.“

(1. Mose 28:16 – 19 TB, Textbibel 1899)[1]

In 1. Mose 31: 48–53 sprach JHWH wiederum mit Jakob in Haran, wobei JHWH sich als der zu erkennen gab, der in Bet-El mit ihm geredet hatte. Weitere Erwähnung findet Bet-El an vielen weiteren Textstellen, was seine Bedeutung zur Zeit der biblischen Handlung zeigt.

Wachtturm von Jerobeams Tempel in Bet-El

Während der israelitischen Epoche wurde er ein bedeutendes religiöses Zentrum und konkurrierte zeitweilig mit Jerusalem um Ansehen. Der erste König des Nordreichs Israel, Jerobeam I., lässt in Bethel, wie auch in Dan ein Goldenes Kalb aufstellen, um ein Gegenstück zum Zentralheiligtum, dem Tempel im Südreich, zu bieten. Jerobeam I. wird deshalb von den deuteronomistischen Geschichtsschreibern scharf verurteilt, die den Jerusalemer Tempel als einzig legitimes Heiligtum JHWHs betrachten.

Das Heiligtum wurde im ausgehenden 7. Jahrhundert v. Chr. im Rahmen eines letzten Erstarkens des Reichs Juda unter König Joschija durch diesen zerstört, wohl um das Andenken an das nördliche hebräische Königtum und die Konkurrenz zum Kultort Jerusalem zu bekämpfen.[2]

Der Ort findet sich heute nahe dem palästinensischen Dorf Beitin im Westjordanland. Es wird vermutet, dass der Name Beitin die arabische Form des ehemaligen Betel ist. In der Nähe gibt es noch die jüdische Siedlung Bet El, die aber erst nach dem Sechstagekrieg im Jahre 1967 von Israel dort errichtet wurde.

Literatur

  • James Leon Kelso: Bethel. In: New Encyclopedia of Archaeological Excavation in the Holy Land. Band 1, Jerusalem 1993, S. 192–194.
  • Ernst Axel Knauf: Bethel. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 1375–1376.
  • Henrik Pfeiffer: Das Heiligtum von Bethel im Spiegel des Hoseabuches. Göttingen 1999, ISBN 3-525-53867-7 (= Forschungen zur Religion und Literatur des AT und NT 183).
  • Klaus Koenen: Bethel. Geschichte, Kult und Theologie. Göttingen/Fribourg 2003, ISBN 978-3-7278-1432-7 (Orbis Biblicus et Orientalis, 192).
  • Melanie Köhlmoos: Bet-El – Erinnerungen an eine Stadt. Perspektiven der alttestamentlichen Bet-El-Überlieferung. Tübingen 2006, ISBN 978-3-16-148774-3 (= Forschungen zum Alten Testament, 49).

Einzelnachweise

  1. Emil Kautzsch, 1841–1910; Carl von Weizsäcker, 1822–1899: Textbibel des Alten und Neuen Testaments in Verbindung mit zahlreichen Fachgelehrten. Mohr, Paul Siebeck, Tübingen (archive.org [abgerufen am 4. April 2016]).
  2. Manfred Clauss: Geschichte des alten Israel. In: Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 12, 2009, S. 68.

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