Theaterzettel

Ein Theaterzettel ist ein Plakat, das sehr kurzfristig produziert und am Tag einer Aufführung im und vor dem Theater ausgehängt wird. Manchmal handelt es sich um einen Handzettel, der von einem Zettelträger verteilt wurde (wie in Johann Nestroys Komödie Der Zettelträger Papp, 1827).

Theaterzettel aus dem 19. Jahrhundert

Funktion

Auf dem Theaterzettel sind der Name des Theaters, das Datum der Aufführung, oft auch Beginn und Ende der Aufführung, der oder die Titel des Vorgeführten sowie die Namen der Darsteller und der Urheber eines Theaterabends aufgeführt. In der Regel müssen heute auch die Bühnenverlage und das technische Personal erwähnt werden. Hinzu kommen oft die Eintrittspreise und die Information, ob es sich eine Vorstellung für Abonnenten handelt.

Der Theaterzettel hat eine Mittelstellung zwischen Information und Werbung. Er enthält selten bildliche Darstellungen. Auf historischen Theaterzetteln sind besondere Attraktionen vermerkt, wie berühmte Gäste oder eine besonders aufwändige Ausstattung. Heute informieren Theaterzettel vor allem über Umbesetzungen und kurzfristige Änderungen.

Ungefähr denselben Inhalt wie der Theaterzettel hat der ins Programmheft eingelegte Besetzungszettel.

Geschichte

Der erste überlieferte handschriftliche deutschsprachige Ankündigungszettel von 1466 kündigt ein Passionsspiel in Hamburg an.[1] Der älteste erhaltene gedruckte deutschsprachige Theaterzettel ist der „Rostocker Theaterzettel“ von 1520, eine Ankündigung für das Fest zu Ehren der „Medelidinge Marie“, das in Rostock immer an dem Sonntag nach dem 15. Juli gefeiert wurde (im Jahre 1520 war es demnach der 22. Juli).

Theaterzettel sind wichtige historische Quellen für die Aufführungspraxis und die Geschichte der Theaterbetriebe und Ensembles.

Literatur

  • Carl Hagemann: Geschichte des Theaterzettels. Ein Beitrag zu Technik des deutschen Dramas. Das mittelalterliche Theater. Dissertation, Universität Heidelberg 1901 (Digitalisat)
  • Ruth Eder (Hrsg.): Theaterzettel. (= Die bibliophilen Taschenbücher). Harenberg, Dortmund 1980, ISBN 3-88379-153-9
  • Ralf Eisinger (Hrsg.): Braunschweiger Theaterzettel 1711 bis 1911. Eisinger, Braunschweig 1990
  • Johann-Richard Hänsel: Die Geschichte des Theaterzettels und seine Wirkung in der Öffentlichkeit. Dissertation, FU Berlin 1959
  • Klaus Schultz (Hrsg.): Münchner Theaterzettel 1807-1982. Altes Residenztheater, Nationaltheater, Prinzregenten-Theater, Odeon. Saur, München u. a. 1982, ISBN 3-598-10462-6
  • Ralf S. Schuster: Gedruckte Spielplanverzeichnisse stehender deutscher Bühnen im Ausgang des 18. Jahrhunderts bis 1896. Eine kritische Bibliographie. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1985, ISBN 3-8204-8588-0
  • Heitere Episoden aus der Geschichte des Theaterzettels. Nach älteren Quellen und eigenen Sammlungen mitgeteilt von Gotthilf Weisstein. Bargfeld: Luttertaler Händedruck 2007. ISBN 3-928779-23-0
  • Matthias J. Pernerstorfer (Hrsg.): Theater-Zettel-Sammlungen. Erschließung, Digitalisierung, Forschung. (= Don Juan Archiv Wien: Bibliographica; 1). Hollitzer, Wien 2012, ISBN 978-3-99012-080-4
  • Matthias J. Pernerstorfer (Hrsg.): Theater-Zettel-Sammlungen 2. Bestände, Erschließung, Forschung. (= Don Juan Archiv Wien: Bibliographica; 2). Hollitzer, Wien 2015, ISBN 978-3-99012-252-5
  • Hermann Korte: Theaterzettel. Eine (noch kaum) wiederentdeckte Quelle der Theatergeschichte. In: Hermann Korte u. a. (Hrsg.): Medien der Theatergeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Winter, Heidelberg 2015, ISBN 978-3-8253-6489-2, S. 93–126
  • Matthias J. Pernerstorfer: Zur Dokumentation, Erschließung, und Digitalisierung von Theaterzetteln. In: Hermann Korte u. a. (Hrsg.): Medien der Theatergeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Winter, Heidelberg 2015, ISBN 978-3-8253-6489-2, S. 127–134
Wikisource: Theaterzettel – Quellen und Volltexte
Commons: Theaterzettel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Digitale Sammlungen von Theaterzetteln (deutschsprachiger Raum)

Einzelnachweise

  1. vgl. Carl Hagemann: Geschichte des Theaterzettels, 1901, S. 41
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