Bertrand Gachot

Bertrand Jean-Louis Gachot (* 23. Dezember 1962[1] in Luxemburg) ist ein ehemaliger belgisch-französischer Automobilrennfahrer. Er startete u. a. zwischen 1989 und 1995 in der Formel 1, in der er überwiegend für kleine, teilweise neu gegründete Teams antrat; im Sportwagenbereich gewann er 1991 auf Mazda das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Bertrand Gachot
Bertrand Gachot 1991
Nation: Belgien Belgien (1989–1991)
Frankreich Frankreich (1992, 1994–1995)
Formel-1-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Frankreich 1989
Letzter Start: Großer Preis von Australien 1995
Konstrukteure
1989 Onyx, Rial • 1990 Coloni • 1991 Lola, Jordan • 1992 Larrousse • 1994–1995 Pacific
Statistik
WM-Bilanz: WM-13. (1991)
Starts Siege Poles SR
47 1
WM-Punkte: 5
Podestplätze:
Führungsrunden:
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Staatsangehörigkeit

Gachot wird in der Fachliteratur häufig nur als Belgier ausgewiesen. Das liegt daran, dass er in Belgien aufwuchs und stets mit einer belgischen Rennlizenz antrat.[2] Er selbst sieht sich jedoch nicht zuletzt wegen seiner französischen Eltern als Franzose, gibt aber zu, schwierig einer einzelnen Nation zuzuordnen zu sein. Er wählte daher oft die Flagge der Europäischen Union, beispielsweise auf seinem Helm. Soweit bekannt ist, besitzt Gachot sowohl die belgische als auch die französische Staatsangehörigkeit.

Karriere

Anfänge

Gachot startete seine Karriere als Kartfahrer. Seinen Weg zur Formel 1 fand er über die britische Formel 3 und die Formel 3000.

Formel 1

1989 debütierte Gachot mit dem neu gegründeten Rennstall Onyx in der Formel 1. Nachdem er ebenso wie sein Teamkollege Stefan Johansson bei den ersten Weltmeisterschaftsläufen jeweils in der Vorqualifikation gescheitert war, nahm er im Sommer 1989 insgesamt fünfmal für Onyx an einem Formel-1-Rennen teil. Bei zwei Läufen kam er ins Ziel: Er wurde in Frankreich 13. und in Großbritannien Zwölfter. Vor dem Großen Preis von Portugal wurde Gachot durch JJ Lehto ersetzt. Gachot wechselte daraufhin für die letzten beiden Saisonrennen zu dem in Fußgönheim ansässigen Rennstall Rial, der sich in erheblichen wirtschaftlichen und technischen Schwierigkeiten befand. Er qualifizierte sich im Rial für keines der Rennen.

Bertrand Gachot im Jordan 191 beim Großen Preis der USA 1991
Bertrand Gachot im Pacific PR02 beim Großen Preis von Großbritannien 1995

1990 wechselte Gachot zum umbrischen Formel-1-Team Coloni, das in diesem Jahr einen von Subaru finanzierten und von Motori Moderni konstruierten Zwölfzylinder-Boxermotor einsetzte. Der Motor war leistungsschwach und unzuverlässig; Gachot hielt aber das Chassis – den Coloni C3B – für „noch schlimmer“.[3] Im Coloni-Subaru scheiterte er achtmal in Folge an der Vorqualifikation. Als Coloni im Sommer auf herkömmliche Cosworth-Motoren gewechselt war, bestand Gachot im überarbeiteten Coloni C3C zwar regelmäßig die Vorqualifikation, scheiterte dann aber jeweils in der eigentlichen Qualifikation. Im Ergebnis bestritt Gachot 1990 kein einziges Formel-1-Rennen.

1991 nahm das neu gegründete Team Jordan Gachot unter Vertrag. Mit dem von Anfang an konkurrenzfähigen Jordan 191 erzielte Gachot ansprechende Ergebnisse. Insgesamt fuhr er in diesem Jahr vier Weltmeisterschaftspunkte ein. Allerdings beendete er die Saison 1991 vorzeitig. Nach einem angeblichen Angriff mit Reizgas auf einen Taxifahrer in London wurde Gachot inhaftiert und konnte beim Formel-1-Lauf in Spa-Francorchamps am 25. August 1991 nicht starten. Ersatzfahrer war Michael Schumacher, der damit sein erstes Formel-1-Rennen bestritt.[4]

1992 ging Gachot in der Formel 1 für das französische Team Larrousse an den Start, das zeitweise als Venturi firmierte. Hier erzielte Gachot einen Weltmeisterschaftspunkt. Für 1993 erhielt er kein Cockpit in der Formel 1. 1994 kehrte Gachot mit dem neu in der Formel 1 etablierten britischen Rennstall Pacific in den Grand-Prix-Sport zurück. Er fuhr neben Paul Belmondo. Gachot kam bei keinem der 16 Saisonrennen ins Ziel. Ab dem Großen Preis von Kanada scheiterte er zehnmal in Folge an der Qualifikationshürde. Vor der Formel-1-Weltmeisterschaft 1995 übernahm er Anteile des Rennstalls und wurde so dessen Mitinhaber. Auch 1995 ging Gachot für Pacific an den Start, musste aber im Sommer sein Cockpit an Giovanni Lavaggi übergeben, der dem finanziell angeschlagenen Team neue Geldmittel verschaffte. Im November 1995 beendete Gachot zunächst seine Rennfahrerkarriere und verkaufte seine Anteile an Pacific.

Sportwagenrennen

Parallel zu seinem Formel-1-Engagement bestritt Gachot mit Johnny Herbert und Volker Weidler 1991 die 24 Stunden von Le Mans in einem wankelgetriebenen Mazda 787B. Gachot, Herbert und Weidler kamen als Sieger ins Ziel. Dies war der erste Sieg eines japanischen Motorenherstellers bei diesem traditionsreichen Rennen (erst 2018 wieder siegte Toyota) und zugleich Gachots größter Erfolg. Gachot fuhr anschließend für jeweils kurze Zeit in wechselnden Rennserien. Eine Platzierung im Spitzenfeld war der vierte Gesamtrang beim 24-Stunden-Rennen 1992 im Team mit Johnny Herbert, Volker Weidler und dem Brasilianer Maurizio Sandro Sala auf einem Mazda MXR-01.

Nach einem Jahr Pause betätigte er sich aber 1997 wieder im Motorsport und fuhr bei den 24 Stunden von Le Mans im Team von Erwin Kremer einen Porsche der GT1-Klasse.

Statistik

Gesamtübersicht

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Runden
Punkte WM-Pos.
1989 Onyx Onyx ORE-1 Ford Cosworth DFR 3.5 V8 5 32.
Rial Rial ARC2 Ford Cosworth DFR 3.5 V8
1990 Coloni Coloni C3B / Coloni C3C Subaru 3.5 B12 / Ford Cosworth DFR 3.5 V8
1991 Jordan Jordan 191 Ford HB IV/V 3.5 V8 10 4 13.
Lola Lola LC91 Ford Cosworth DFR 3.5 V8
1992 Larrousse Venturi LC92 Lamborghini 3.5 V12 16 1 19.
1994 Pacific Pacific PR01 Ilmor 3.5 V10 5
1995 Pacific Pacific PR02 Ford ED 3.0 V8 11 26.
Gesamt 47 5

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1990 JapanJapan Mazdaspeed Co. Ltd. Mazda 787 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Johnny Herbert Deutschland Volker Weidler Ausfall Elektrik
1991 JapanJapan Mazdaspeed Co. Ltd. Mazda 787B Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Johnny Herbert Deutschland Volker Weidler Gesamtsieg
1992 JapanJapan Mazdaspeed Co. Ltd. Mazda MXR-01 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Johnny Herbert Deutschland Volker Weidler Brasilien Maurizio Sandro Sala Rang 4
1994 Deutschland Kremer Honda Racing Honda NSX Deutschland Armin Hahne FrankreichFrankreich Christophe Bouchut Rang 14
1995 JapanJapan Honda Motor Co. Ltd. Honda NSX GTI Deutschland Armin Hahne ItalienItalien Ivan Capelli Ausfall Kupplungsschaden
1997 Deutschland Kremer Racing Porsche 911 GT1 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Andy Evans FrankreichFrankreich Christophe Bouchut Ausfall Motorschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8
1989 Lloyd Racing Porsche 962 Japan SUZ Frankreich DIJ Spanien JAR Vereinigtes Konigreich BRH Deutschland NÜR Vereinigtes Konigreich DON Belgien SPA Mexiko MEX
11
1991 Mazdaspeed Mazda 787B Japan SUZ Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Frankreich LEM Deutschland NÜR Frankreich MAG Mexiko MEX Japan AUT
1
1992 Mazdaspeed Mazda MXR-01 Italien MON Vereinigtes Konigreich SIL Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich DON Japan SUZ Frankreich MAG
4
Commons: Bertrand Gachot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Grand Prix Drivers: Bertrand Gachot. grandprix.com, archiviert vom Original am 16. November 2001; abgerufen am 26. August 2016 (englisch).
  2. Joe Saward: Interview: Bertrand Gachot. (Memento vom 24. April 2009 im Internet Archive) Grandprix.com, 1. Oktober 1991, abgerufen am 26. August 2016 (englisch).
  3. Motorsport Aktuell, Heft 14/1990, S. 13.
  4. Michael Schumacher: Formel 1-Debüt: Cockpit nur wegen dreister Lüge. Focus Online, 25. August 2016.
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