Bernstadt a. d. Eigen

Bernstadt auf dem Eigen (amtlich: Bernstadt a. d. Eigen, sorbisch Bjernadźicy[2]) ist eine sächsische Landstadt im Landkreis Görlitz. Sie gehört zur Oberlausitz und liegt inmitten des Städtedreiecks Görlitz-Zittau-Löbau. Sie ist Teil und Verwaltungssitz der Verwaltungsgemeinschaft Bernstadt/Schönau-Berzdorf, die der kulturhistorischen Landschaft des Eigenschen Kreises weitgehend entspricht.

Wappen Deutschlandkarte
Bernstadt a. d. Eigen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bernstadt a. d. Eigen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 3′ N, 14° 50′ O
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Görlitz
Verwaltungs­gemeinschaft: Bernstadt/Schönau-Berzdorf
Höhe: 231 m ü. NHN
Fläche: 52 km2
Einwohner: 3229 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner je km2
Postleitzahl: 02748
Vorwahl: 035874
Kfz-Kennzeichen: GR, LÖB, NOL, NY, WSW, ZI
Gemeindeschlüssel: 14 6 26 030
Stadtgliederung: 8 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Bautzener Straße 21
02748 Bernstadt a. d. Eigen
Website: bernstadt.de
Bürgermeister: Markus Weise (parteilos)
Lage der Stadt Bernstadt a. d. Eigen im Landkreis Görlitz
Karte
Karte

Geographie

Stadtgliederung und Eingemeindung

  • Bernstadt auf dem Eigen,

1957:

1994:

Geschichte

Karte von Oberreit mit Bernstadt auf dem Eigen um 1845

Mittelalter

Bernstadt auf dem Eigen wurde am 22. September 1234 erstmals in einer Urkunde des Bischofs von Meißen als »Bernhardistorf« erwähnt.[3] Das Landstädtchen gehörte Jahrhunderte zur Herrschaft der Äbtissinnen des Klosters St. Marienstern. Gegen den Willen ihrer Herrschaft führten die Bernstädter in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Reformation ein, was zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit den Äbtissinnen führte.

Als Gründer von Bernstadt werden die wohl edelfreien Herren von Schönburg vermutet. Bernstadt war Hauptort des Eigenschen Kreises in der Oberlausitz, der 1403 erstmals als „von dem Eygen“ erwähnt wurde. Hier gab es vorrangig Eigengüter, die also frei von Lehnsverpflichtungen waren. Um 1200 war der Eigensche Kreis durch Schenkung des Kaisers an das Bistum Meißen gekommen. Die Bischöfe verkauften den Eigenschen Kreis um 1240 an das Haus Schönburg. Die Schönburger gaben diesen Besitz an die mit ihnen verschwägerten Herren von Kamenz weiter. Durch Stiftungen und Verkauf gelangte dieser Besitz der Schönburger und Kamenzer Herren an das 1248 durch Bernhard III. von Kamenz, Bischof von Meißen, gegründete Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern bei Kamenz.[4]

Ortsnamenformen

1234: Bernhardistorf, 1245: Bernardistorf, 1280: Bernhartstorf, 1285: Bernhardus et Otto fratres dicti de Bernhartsdorf, 1290: Bernhardsdorph, 1339: civitas Bernardi, 1352: Bernhartsdorff, 1384: Bernersdorf, 1401: Bernstorph, 1425: Bernsdurff, 1497: Bernstat, 1516: Bernstadt, 1566: Bernstettel.

Den sorbischen Namen gab Filip Rězak 1920 mit Bjenadźicy und Bjarnaćicy an,[5] Walter Wenzel gab ihn 2008 als Bjernadźicy aber auch als Bjenadźicy wieder, erwähnte aber auch Benadźice als Namensform von 1719.[2] Da die Stadt außerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes liegt, gibt es keine amtlich verbindliche Form.

Verwaltungszugehörigkeit

1835–1932: Kreishauptmannschaft Bautzen, 1932–1943: Kreishauptmannschaft Dresden-Bautzen, später Regierungsbezirk Dresden-Bautzen, 1952–1994: Kreis Löbau (Landkreis Löbau), 1994–2008: Landkreis Löbau-Zittau, seit 2008: Landkreis Görlitz.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1600 34 besessene Mann
1777 304 besessene Bürger
1834 1.608
1871 1.731
1890 1.228
1910 1.435
1925 1.548
1939 1.518
1946 1.994
Jahr Einwohner
1950 2.127
1964 2.565
1990 2.342
2000 4.435
2007 3.959
2012 3.558
2013 3.510
2015 3.439

Quelle: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen[6]

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat besteht aus 14 Mitgliedern. Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 verteilen sie sich folgendermaßen auf die einzelnen Listen und Parteien:[7]

Partei / ListeStimmenanteilSitze
Freie Wählergemeinschaft Bernstadt77,1 %120
Alternative für Deutschland (AfD)12,1 %1
Christlich Demokratische Union (CDU)10,8 %1

Bürgermeister

Bürgermeister ist seit 2015 Markus Weise.

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Markus Weise FWG – vereinigte Bürgerliste 96,5
2015 KL 65,1
2008 Gunter Lange Lange 95,8
2001 97,0

Wappen

Die Wappengeschichte des Oberlausitzer Ortes Bernstadt ist inhaltlich ein wenig kurios. Bernstadt trägt zwar auf blauem Feld eine feste Mauer und einen Turm, die den Stadtstatus besonders unterstreichen – aber Bernstadt besaß nie eine geschlossene Mauer, nur drei Stadttore „schützten“ die Stadt. Diese fielen jedoch dem großen Stadtbrand von 1828 zum Opfer.

Im Jahr 1900 wurde das heute gültige Wappen bestätigt, das sich aber sehr eng an eine seit 1538 bestehende Form anlehnt. Zwischenzeitlich existierte ein Wappen mit waagerecht verlaufender zinnenloser Mauer. Ein Verleihungszeitpunkt ist nicht bekannt. Mit Sicherheit aber ist anzunehmen, dass das Wappen vom damaligen Besitzer Bernstadts, dem Kloster Marienstern bei Kamenz, verliehen wurde.[8]

Partnerschaften

Bernstadt unterhält Partnerschaften mit zwei Gemeinden, die ebenfalls den Namen Bernstadt tragen. Dies sind seit 1. Juni 1991 Bernstadt in Baden-Württemberg und seit 10. Mai 1997 die Stadt Bierutów (deutsch: Bernstadt an der Weide) in Polen.

Seit dem Oktober 2005 gibt es weitere Beziehungen zur Gemeinde Zawidów (deutsch: Seidenberg) in Polen, das betrifft die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehr und der Schulen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Erdachsenbrunnen auf dem Marktplatz

Die Kulturdenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale in Bernstadt a. d. Eigen erfasst.

Sehenswürdigkeiten

  • Marktplatz mit dem Erdachsenbrunnen und der evangelischen Kirche (800 Jahre)
  • die historische geschlossene Stadtanlage aus dem Mittelalter
  • und die einzigartige „Dachlandschaft“
  • das Pließnitztal in Kunnersdorf (einige Fachwerkhäuser)
  • der Kulturpark in Kemnitz
  • Dittersbach mit einigen Umgebinde- und Fachwerkhäusern
  • Altbernsdorf mit den typischen 3- und 4-Seitenhöfen

Museen

Museum in der Kirchgasse
  • Heimatmuseum Bernstadt auf dem Eigen und Umgebung
  • Heimatstube Dittersbach
  • Traktorenmuseum Kemnitz

Bauwerke

Restaurierte Häuser am Markt mit Turm der Marienkirche
  • St.-Marien- und Heiligkreuz-Kirche der evangelischen Pfarrgemeinde mit ihrem 64 m hohen Turm, dem sie umgebenden Kirchplatz und der Kirchmauer aus dem 12. Jh.[9]
  • Weitere Kirchbauten in Dittersbach und Kemnitz mit Friedhofsanlagen
  • Kleine katholische Kirche in Kunnersdorf
  • Bernstädter Friedhof mit der Kapelle
  • Königlich-sächsischer Meilenstein (Abzweigstein) vom Postkurs Bernstadt–Löbau an der Russenstraße (Russenhäuser)
  • Reste der ehemaligen Schmalspurbahn Herrnhut–Bernstadt

Gedenkstätten

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Erdachsenschmieren (Veranstalter: Stadtverwaltung Bernstadt/Freiwillige Feuerwehr Bernstadt)
  • Oberlausitzer Oktoberfest in Kemnitz O/L
  • Hexenfeuer mit Hexencontest am 30. April in Bernstadt, Kunnersdorf, Dittersbach und Altbernsdorf
  • Traktortreffen in Kemnitz (Ende August)
  • Reit- und Fahrsportveranstaltungen in Kemnitz und Dittersbach
  • zahlreiche Sportveranstaltungen: Handball, Fußball, Volleyball, Badminton, Erdachsenturnen, Gymnastik, u.v.m.
  • Wettkampf der Feuerwehren unter Flutlicht in Altbernsdorf (im September)
  • Rassegeflügelausstellungen (Januar und Oktober)
  • Dittersbacher Kirmes (Oktober)
  • Fotoausstellung (Januar)

Freizeit- und Sportanlagen

  • Waldbad
  • Heimatmuseum
  • Stadthaus mit Saal
  • Sporthalle Pließnitztal in Kunnersdorf
  • Ortschaftszentrum Dittersbach mit Heimatstube
  • Ortschaftszentrum Kemnitz mit Kindergarten
  • Sport- und Mehrzweckhalle in Dittersbach
  • Sportplätze in Bernstadt, Dittersbach und Kemnitz
  • Kindergarten in Bernstadt, Kemnitz und Kunnersdorf
  • Jugendclub in Kunnersdorf, Altbernsdorf, Dittersbach
  • „Berzdorfer See“ Badestrand „Blaue Lagune“

Naturschutz

Bildung

Sicherheit

Die Freiwillige Feuerwehr in Altbernsdorf, Bernstadt (Kunnersdorf), Dittersbach und Kemnitz sorgt für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Folgenden Personen wurde das Ehrenbürgerrecht zugesprochen[12]:

  • 1849: Carl Friedrich Braeske, Verdienste um die Entwicklung des Tuchhandels und für seine Tätigkeit als Senator (Stadtrat)
  • 1864: Karl Theophil Borott, Direktor der Bernstädter Schule von 1823 bis 1867
  • 1874 (2. Januar): Adolf Hanspach, Mitglied des Stadtrates
  • 1895: Otto von Bismarck
  • 1999: Karl-Werner Günzel (* 4. Oktober 1914 in Bernstadt; † 29. März 2013 in Höxter), Maler, Arzt und Schriftsteller, Stifter der Karl-Werner Günzel-Stiftung[13]
  • 2002: Peter Schöne (Kunnersdorf a. d. Eigen) Ortschronist seit 1960, Mitbegründer des Heimatmuseums Bernstadt 1986,

verstorben 2016

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

  • Johann Mentzer (1658–1734), Pfarrer in Kemnitz (1696–1734), Kirchenlieddichter (1704 „O daß ich tausend Zungen hätte“)
  • Adolf Ernst Hensel (1811–1862), deutscher Politiker, Präsident der II. Kammer des Sächsischen Landtags
  • Klaus Riedel (1907–1944), Raketenpionier

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

Folgende Publikationen sind über Bernstadt erschienen:[14]

  • Christian Richter: Geschichte Bernstadts und des „Eigenschen Kreises“
  • Heft Bernstadt in der Oberlausitz
  • Heft Aus der Geschichte der Stadt Bernstadt auf dem Eigen
  • Heft Aus der Geschichte der Stadt Bernstadt auf dem Eigen, Teil 2
  • Heft Aus der Geschichte der Stadt Bernstadt auf dem Eigen, Teil 3
  • Heft Aus der Geschichte von Kunnersdorf
  • Bildband Rund um die Bernstädter Erdachse
  • Cornelius Gurlitt: Bernstadt. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 34. Heft: Amtshauptmannschaft Löbau. C. C. Meinhold, Dresden 1910, S. 9.

Fußnoten

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Walter Wenzel: Oberlausitzer Ortsnamenbuch (2008), ISBN 978-3-7420-2067-3
  3. Zur Stadtgeschichte (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
  4. Autorenkollektiv: Die Schönburger, Wirtschaft, Politik, Kultur. Broschüre zur gleichnamigen Sonderausstellung 1990–91 in Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau 1990, Kap. Schönburgische Besitzungen im Überblick (Steffen Winkler), S. 14–15.
  5. Filip Rězak: Deutsch-wendisches encyklopädisches Wörterbuch der oberlausitzer Sprache. Bautzen 1920, S. 157.
  6. Bernstadt a. d. Eigen im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  7. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019 in Bernstadt a. d. Eigen auf www.statistik.sachsen.de. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Februar 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.wahlen.sachsen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Geschichtliches zu Stadtwappen und Erdachsenbrunnen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  9. Evang. Kirche Bernstadt (Memento vom 6. Januar 2009 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
  10. Alexandra Sillgitt, Jochen Leffers: Raketenbauer der Nazis ist Namenspate einer Schule. Online auf Der Spiegel vom 5. Februar 2008.
  11. Über uns. In: ms.bernstadt.com. Abgerufen am 30. November 2018.
  12. Ehrenbürger (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
  13. Karl Werner Günzel im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren, abgerufen am 31. Mai 2013.
  14. Publikationen über Bernstadt a.d. Eigen und die Orte des Eigenschen Kreises (Memento vom 25. Oktober 2008 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
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Wiktionary: Bernstadt auf dem Eigen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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