Berit Glanz
Berit Glanz (* 1982 in Preetz) ist eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Bloggerin.
Leben
Berit Glanz studierte in München, Stockholm und Reykjavík. Seit 2010 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Skandinavische Literaturen der Universität Greifswald mit Forschungsschwerpunkt Medienwandel.[1] Glanz arbeitet an einem Dissertationsprojekt zum Thema Kulturproduktion an der Peripherie. Prozesse der Raumsemantisierung im Norwegen und Island des 19. Jahrhunderts.[2] Sie bloggt und ist auf Twitter aktiv[3], zudem ist sie Mitgründerin des PEN Berlin.[4]
Schriftstellerische Tätigkeit
Im Juli 2019 veröffentlichte Glanz ihr Romandebüt Pixeltänzer beim Verlag Schöffling.[5] Für eine Vorabveröffentlichung von Teilen des Romans wurde ihr 2017 der Literaturpreis und der Publikumspreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern verliehen.[6] In der Presse fand der Roman große Resonanz und wurde in vielen überregionalen Zeitungen positiv besprochen.[7][8][9][10][11] Der Roman vereint zwei Handlungsebenen: Der eine Strang handelt im Berlin der Gegenwart von Elisabeth, genannt Beta, die in Start-ups arbeitet. Der andere Strang handelt von der expressionistischen Maskendesignerin und Ausdruckstänzerin Lavinia Schulz in den 1920er Jahren. Beide Stränge sind über eine anonyme Bekanntschaft verknüpft, einen aus Hamburg stammenden kalifornischen Software-Entwickler mit dem Pseudonym Toboggan. Ihn lernt Beta über eine App kennen, die beliebige User verbindet, um sich gegenseitig morgens wecken zu lassen. Die Kritik hat auf das Spiel mit intertextuellen Verweisen hingewiesen, etwa Anspielungen auf Briefromane wie bei Stifter[12] und „Elemente der Verweis- und Kommentarsysteme des barocken Romans“[13] oder auf URLs, Quellcodes, Monkey-Tests und Bugs.[14]
Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte zum internationalen Frauentag 2019 eine dokufiktionale Kurzgeschichte von Berit Glanz über den Justizskandal von Memmingen im Zusammenhang mit den dortigen Abtreibungsprozessen.[15]
Berit Glanz ist auch als Übersetzerin tätig und hat zwei Werke der norwegischen Dramatikerin Liv Heløe ins Deutsche übersetzt.[16] Für das Theaterstück meet me erhielten die Autorin und Übersetzerin den 2. Preis des Jugendtheaterpreises Baden-Württemberg 2016.[17]
Literaturwissenschaft
Im Kursbuch erschien im Ende August 2019 ihr Essay Sonnenaufgang im Uncanny Valley.[18] Darin beschäftigt sie sich mit der Frage, welche Möglichkeiten an der Literatur geschulte Fähigkeiten der Textanalyse für virtuelle Welten und künstliche Intelligenz bieten. Gemeinsam mit Claudia Dürr und Andrea Geier veröffentlichte sie im August 2018 einen Beitrag in der FAZ, in dem die Autorinnen gegenüber der Forderung nach einer Rephilologisierung der Literaturwissenschaft einen Methodenpluralismus i. S. d. Cultural turn vertraten. Diskursanalyse, New Historicism und interdisziplinäre Gedächtnisforschung hätten sich als Bestandteile eines festen Methodenkanons etabliert.[19][20]
Werke
- 99 x Island. Wie sie es noch nicht kennen, Bruckmann 2018, ISBN 978-3-7343-0791-1.
- Pixeltänzer. Roman, Schöffling & Co 2019, ISBN 978-3-89561-192-6.
- Partikel. Gedichte. Reinecke & Voß 2020, ISBN 9783942901406
- Automaton, Roman, Berlin Verlag 2022, ISBN 978-3-8270-1438-2
- Filter. Alltag in der erweiterten Realität (Reihe Digitale Bildkulturen), Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2023, ISBN 978-3-8031-3728-9.
Auszeichnungen
- 2017: Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern (Hauptpreis und 1. Publikumspreis)
- 2020: Friedrich-Hebbel-Preis für Pixeltänzer
Weblinks
Einzelnachweise
- Berit Glanz – Schöffling & Co. Verlag. Abgerufen am 10. September 2019.
- Glanz, Berit, M.A. - Fennistik & Skandinavistik - Universität Greifswald. Archiviert vom am 22. Oktober 2019; abgerufen am 22. Oktober 2019.
- Süddeutsche Zeitung: In Sekten arbeiten. Abgerufen am 18. September 2019.
- Mitgründer:innen. Archiviert vom am 18. Juli 2022; abgerufen am 16. Juli 2022.
- Berit Glanz: Pixeltänzer – Schöffling & Co. Verlag. Abgerufen am 10. September 2019.
- Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern 2017: Literaturhaus Rostock. Abgerufen am 10. September 2019.
- Jan Jekal: Roman zur Start-up-Kultur: Beta und die Tinder-Dates. In: Die Tageszeitung: taz. 12. August 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 11. September 2019]).
- Julia Encke: Neue Literaturdebüts: Es gibt ein gutes Leben im schlechten. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. September 2019]).
- Süddeutsche Zeitung: In Sekten arbeiten. Abgerufen am 11. September 2019.
- Volker Weidermann: Roman "Pixeltänzer": Vom Wunsch nach Widerstand. In: Spiegel Online. 3. August 2019 (spiegel.de [abgerufen am 11. September 2019]).
- Hypertext - Zeit für die Bombe. Abgerufen am 11. September 2019.
- Hypertext - Zeit für die Bombe. Abgerufen am 11. September 2019.
- Süddeutsche Zeitung: In Sekten arbeiten. Abgerufen am 11. September 2019.
- Hypertext - Zeit für die Bombe. Abgerufen am 11. September 2019.
- Unterm Hexenturm. 7. März 2019, abgerufen am 11. September 2019.
- Translation / Übersetzung. In: Berit Glanz. Abgerufen am 11. September 2019 (amerikanisches Englisch).
- Preisträger*innen – Jugendtheater Baden-Württemberg. Abgerufen am 11. September 2019 (deutsch).
- https://doi.org/10.5771/0023-5652-2019-199
- Claudia Dürr, Andrea Geier, Berit Glanz: Methoden-Debatte: Literaturwissenschaftler lesen ungenau? Krisengerede! ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. September 2019]).
- Eva Axer, Werner Michler, Marjorie Levinson: DIE ›NEUEN FORMALISMEN‹ – FORM, GESCHICHTE, GESELLSCHAFT. Drei Beiträge – ZfL BLOG. Abgerufen am 11. September 2019 (deutsch).