Berijew Be-200
Die Berijew Be-200 Altair (russisch Бериев Бе-200 Альтаир; ICAO-Code: BER2) ist ein zweistrahliges russisches Amphibienflugzeug.
Berijew Be-200 | |
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Typ | Amphibienflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Berijew |
Erstflug | 24. September 1998 |
Indienststellung | 2008 |
Stückzahl | 19 (Stand: Januar 2023)[1] |
Geschichte
Diese Maschine ist eine erheblich überarbeitete und kleinere Version der Berijew Be-42. Die Be-200 kann sowohl von Land als auch von Wasserflächen aus starten. Einsatzgebiete sind die Seeraumüberwachung, der Umweltschutz, Löscheinsätze, Passagier- oder Frachttransport. Für den Export wird die Maschine statt mit den üblichen Progress- auch mit Rolls-Royce- oder Allison-Triebwerken angeboten. Der Rollout erfolgte im September 1996, der Jungfernflug des Prototyps fand am 24. September 1998 statt. Die beschränkte Zulassung als Feuerlöschflugzeug erhielt das Flugzeug am 10. August 2001, die volle Zulassung durch die russischen Behörden erfolgte am 29. Dezember 2003.
Erster kommerzieller Nutzer der Be-200 war Aserbaidschan, das am 25. April 2008 in Taganrog formell die erste Maschine übernahm, nachdem 2007 ein entsprechender Vertrag unterzeichnet worden war.[2] Weitere sechs Maschinen wurden bis Oktober 2010 hergestellt. Zwei Prototypen gehören dem Konstruktionsbüro Berijew, während die vier bisher produzierten Be-200TschS vom russischen Ministerium für Notfallsituationen (abgekürzt: MTschS) betrieben werden.[3]
2018 wurde die Be-200 alternativ mit SaM146-Triebwerken angeboten.[4] Auf der Pariser Luftfahrtschau 2019 konnte Berijew ihre internationalen Bestellungen erweitern, so bestellte die chilenische Firma CBP Asesorías Aeronáuticas nunmehr 7 anstelle von ursprünglich 2018 vereinbarten 5 Be-200. Daneben wurde noch mit Indien verhandelt. Die US-amerikanische Seaplane Global Air Services hatte 2018 zehn Be-200 bestellt. Berijew teilte 2019 mit, dass die chilenischen Flugzeuge mit dem ukrainischen Triebwerk ausgerüstet würden.[5]
Im Februar 2020 hatte die erste nach den Spezifikationen der Russischen Marine gebauten Be-200 ihren Jungfernflug. Diese Version kann zusätzlich für die U-Boot-Abwehr verwendet werden.
Aufgrund des ukrainischen Embargos werden die D436-Triebwerke durch das PowerJet SaM146-1S18 ersetzt.[6][7] Die russische Zertifizierung wird für 2021 erwartet.[8] Alternativ dazu gibt es Überlegungen, statt des SaM-146 die PD-8-Variante des Awiadwigatel PD-14 zu verwenden, womit der ausländische Anteil wegfallen würde.[9]
Im Januar 2023 war das zweite Flugzeug für den Export fertig gebaut, die Maschine ist mit D436-Triebwerken ausgerüstet und geht nach Algerien, das im Sommer 2023 über zwei Löschflugzeuge verfügen soll.[1]
Einsätze
Feuerlöscheinsätze erfolgten im August 2004 und zwischen Juli und September 2005 in Italien, 2006 und 2016 auf Sumatra, 2007 und 2016 in Portugal[10], 2016 in Israel[11] und 2010 bei den Wald- und Torfbränden in Russland. 2020 wurden zwei Be-200ES (die Version mit begrenzter europäischer Zulassung) für mehrere Monate in der Türkei für Feuerlöscheinsätze eingesetzt. Russland hoffte dabei, dass die Türkei einen Kauf von Be-200 in Erwägung ziehen würde.[12] Im Juli und August 2021 wurden die Flugzeuge jeweils von Griechenland[13] und der Türkei[14] zur Bekämpfung von Waldbränden gemietet. Am 14. August 2021 stürzte eine dieser Maschinen in der Nähe von Adana ab.[15] Im Sommer 2022 mietete Algerien ein Löschflugzeug, welches mit insgesamt 800 Tonnen Löschwasser an 13 verschiedenen Orten half Brände zu bekämpfen.[1]
Konstruktion
Der Rumpf ist in einen oberen druckbelüfteten Teil mit den Abmessungen 18,70 m (Länge), 2,50 m (Breite) und 1,90 m (Höhe) und einen unteren Teil ohne Druckbelüftung, der die Ausrüstung zur Feuerbekämpfung aufnimmt aufgeteilt. Als Materialien werden Aluminiumlegierungen mit einer erhöhten Korrosionsbeständigkeit und Verbundwerkstoffe eingesetzt.
Die Maschine besitzt ein dreifach redundantes Fly-by-Wire-System und eine umfangreiche Avionik mit sechs Farbbildschirmen im Cockpit, die eine Größe von je 15 × 20 cm haben. Die superkritischen Flügel haben eine Pfeilung von 23°.
Für Löscheinsätze kann die Be-200 in den 8 Tanks unter dem Kabinenboden insgesamt 12.000 Liter Wasser aufnehmen. Zusätzlich lassen sich 6 Tanks mit Löschmittelzusätzen in der Kabine installieren. Das Füllen der Wassertanks kann während des Gleitens über Wasser durch 4 Wassereinlässe erfolgen und dauert 18 Sekunden.
Versionen
Technische Daten
Kenngröße | Daten |
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Besatzung | 2 |
Länge | 32,05 m |
Spannweite | 32,78 m |
Höhe | 8,90 m |
Flügelfläche | 117,44 m² |
Flügelstreckung | 9,1 |
Kabinenmaße (l×b×h) | 18,7 m × 2,4 m × 1,8 m |
Zuladung | 64 Passagiere oder 30 Krankentragen oder 8.000 kg Frachtgut in der Kabine oder 12 m³ Löschwasser |
Leermasse | 25.120 kg |
Einsatzleermasse | 27.600 kg |
Startmasse | maximal 37.200 kg von Land 43.000 kg von Wasser |
Triebwerk | 2 Turbofans Iwtschenko Progress D-436TP mit je 73,6 kN |
Höchstgeschwindigkeit | 750 km/h in 7.000 m |
Reisegeschwindigkeit | 550–610 km/h |
Landegeschwindigkeit | 185 km/h |
Landestrecke | 1.050 m (Land) 1.300 m (Wasser) |
Startgeschwindigkeit | 220 km/h |
Startstrecke | 700 m Land 1.000 m Wasser |
Geschwindigkeit zur Wasseraufnahme | 160–190 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 8.000 m |
Steigleistung | 14 m/s |
Reichweite mit 7,5 t Last | 1.700 km |
Überführungsreichweite | 3.850 km |
Nutzerstaaten
- Russland (Katastrophenschutzministerium der Russischen Föderation): 17
- Aserbaidschan: (aserbaidschanische Luftwaffe): 1
- Algerien (Algerische Luftstreitkräfte): 4 (+2 Optionen)[1]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Patrick Zwerger: Russischer Löschbomber: Erste Be-200 für Algerien. www.flugrevue.de, 9. Januar 2023, abgerufen am 9. Januar 2023.
- FliegerRevue, November 2008, S. 22–23, Erster Exporterfolg für Berijew BE-200
- Russian Fire Fighting, in AIR International, Oktober 2010, S. 74
- Confirmación de acuerdo comercial. www.asesoriascbp.cl, 15. März 2019, abgerufen am 15. Februar 2021 (spanisch).
- Russia to supply more Beriev Be-200 amphibians to Chile. www.rusaviainsider.com, 20. Juni 2019, abgerufen am 15. Februar 2021 (englisch): „Since the Ukrainian government imposed a ban on all cooperation with Russian companies, the delivery of the engines is likely to be arranged via a multilateral international cooperation.“
- Beriev amphibian to be re-engined with SaM146 in 2020. In: rusaviainsider.com. 5. April 2018, abgerufen am 31. Januar 2021.
- Michael Gubisch: Russian Be-200 firefighter to be updated with Superjet engines. In: flightglobal.com. 25. Mai 2018, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
- Be-200 aircraft with SaM-146 engines to be certified in H2 2021. In: russianamericanbusiness.org. 23. November 2019, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
- Patrick Zwerger: Russisches Triebwerk für den Suchoi Superjet-New. www.flugrevue.de, 22. September 2020, abgerufen am 2. Februar 2021.
- Waldbrände in Portugal: Ursache “Organisierter Terrorismus” - wenig europäische Hilfe. 4. August 2016, archiviert vom am 29. September 2020; abgerufen am 9. Dezember 2020.
- Putin Sending 2 Giant Firefighting Planes to Israel. 24. November 2016, abgerufen am 9. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
- Patrick Zwerger: Mehr als 200 Einsätze: Berijew Be-200 kämpfen gegen Feuer in der Türkei. 21. September 2020, abgerufen am 17. November 2023.
- The Countries that Have Sent Firefighting Help to Greece. In: GreekReporter.com. 4. August 2021, abgerufen am 5. August 2021 (amerikanisches Englisch).
- Russia sends Be-200 amphibious plane to Turkey to help fight wildfires. 8. Juli 2021, abgerufen am 17. November 2023 (englisch).
- Russian firefighting plane crashes in Turkey, eight killed. www.reuters.com, 14. August 2021, abgerufen am 14. August 2021 (englisch).
- RESTRICTED TYPE-CERTIFICATE DATA SHEET No. EASA.IM.A.114 for Beriev Be-200ES-E. (PDF; 83 kB) EASA, 17. November 2010, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Februar 2021 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- Be-200ES – Amphibious Aircraft. Berijew, abgerufen am 15. Februar 2021 (englisch).