Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün

Die Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün sind ein nach der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) (kurz „FFH-Richtlinie“) ausgewiesenes Natura-2000-Gebiet[1][2] in den Gemeinden Schönheide und Stützengrün im Westen des Erzgebirgskreises, das der Erhaltung mehrerer Lebensraumtypen nach der Richtlinie und Arten dient.

Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün
Bergwiesen südlich von Schönheide im Herbst

Bergwiesen südlich von Schönheide im Herbst

Lage Sachsen, Deutschland
WDPA-ID 555520833
Natura-2000-ID 5441-303
FFH-Gebiet 134 ha[Anm. 1]
Geographische Lage 50° 30′ N, 12° 31′ O
Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün (Sachsen)
Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün (Sachsen)
Einrichtungsdatum 2002
f6

Lage

Das Gebiet gehört nach der Definition der FFH-Richtlinie zur kontinentalen biogeographischen Region. Es liegt nach der Naturraumkarte von Sachsen in der Mesogeochore „Schönheider Hochflächen“ und gehört zur Mikrogeochore „Schönheider Kuppengebiet“. Dies gilt auch für die Stützengrüner Teilgebiete.[3]

In Schönheide liegt südlich das Natura-2000-Gebiet „Oberes Zwickauer Muldetal“.[4]

Beschreibung

Das Gebiet hat in Sachsens Umweltverwaltung die Nummer 286 und die EU-Meldenummer 5441-303.[5]

Nach der Beschreibung des Bundesamts für Naturschutz ist das Gebiet ein Komplex aus Grünlandbereichen mit Frisch-, Nass- und Bergwiesen sowie kleinflächigem Buchenmischwald, Moorwald und Zwischenmoor. Zehn Lebensraumtypen (LRT) aus dem FFH-Regelwerk der Europäischen Union werden vom Bundesamt genannt, darunter Berg-Mähwiesen (LRT 6520) mit 49,56 Hektar, Montane Fichtenwälder (LRT 9410) mit 17,74 Hektar, Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) mit 3,91 Hektar, aber auch Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8220), Silikatfelsen mit Pionierrasen (LRT 8230) und Trockene Heiden (LRT 4030).[1] Für die Bergwiesen sind Goldhaferwiese und BärwurzRotschwingel-Wiese charakteristisch. Letztere ist in den sächsischen Mittelgebirgen die häufigste Pflanzengesellschaft.[6]

Artenreiche Borstgrasrasen (LRT 6230) mit 0,63 Hektar und Birken-Moorwälder (LRT 91D1) mit 0,36 Hektar sind prioritäre Lebensräume. Im erstgenannten Lebensraumtyp kommen hochgradig gefährdete Pflanzenarten vor wie Echte Arnika (Arnika montana), Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) und Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica). Das Vorhandensein dieser in Sachsen vorwiegend oder ausschließlich im Gebirgsland vorhandenen Arten führen dazu, dass dieser Lebensraumtyp von landesweiter Bedeutung ist. Nach der Artenzusammensetzung und Flächenausdehnung werden die Berg-Mähwiesen als regional bedeutsam eingeschätzt sowie wegen der Standortbedingungen und als torfmoosreiche Fichtenwälder die Montanen Fichtenwälder als hochwertig und überregional bedeutsam.[7]

Das Land Sachsen beschreibt auf der Webseite Umwelt.Sachsen.de die Daten für dieses FFH-Gebiet. Grundschutzverordnung mit Anlage, vollständige Gebietsdaten, der Standarddatenbogen, eine Leseanleitung für den Standarddatenbogen und eine Kurzfassung des Managementplans können heruntergeladen werden.[8]

Von zusammen 135,5 Hektar macht der Schönheider Anteil mit 93,2 Hektar 69 % aus, der Stützengrüner Flächenanteil beträgt 31 %.[9]

Das Gebiet besteht aus sieben Teilflächen 1 „Heinzwinkel“, 2 „Stützengrün Süd“, 3 „Baumannsberg – Knock“, 4 „Stützengrün – Hübel“, 5 „Westlicher Stollmühlengrund“, 6 „Keilberg“ und 7 „Schädlichsberg“, von denen die Gebiete 1, 3, 6 und 7 zu Schönheide gehören.[10]

Einen Teil des Gebietes nimmt das im Jahr 2013 ausgewiesene Naturschutzgebiet Moore südlich von Schönheide ein.[11] Der etwas westlich liegende Schuchhübel (727,9 m ü. NHN) gehört nicht dazu. Südlich dieses Gebietes liegen zur Zwickauer Mulde hin Wälder mit den Bergen Großer und Keiner Keilberg und Hammerkogel. Die zum Tannenbach hin abfallende Teilfläche im Schönheider Ortsteil Heinzwinkel ist seit 1999 als Flächennaturdenkmal mit der Bezeichnung Flächennaturdenkmal Heinzwinkel ausgewiesen.[12] Es umfasst den größten Teil der Teilfläche 1 „Heinzwinkel“.[13]

In Stützengrün wird eine Teilfläche von einer Mutterkuhherde Schottischer Hochlandrinder beweidet.[14] In Schönheide wird auf Teilen des Gebietes eine Mutterkuhherde gehalten, andere Teile werden zum Anbau von Futterpflanzen genutzt.

Unterschutzstellung

Durch Verordnung der Landesdirektion Chemnitz vom 31. Januar 2011 wurde das Gebiet unter Schutz gestellt.[15] Der Anhang zur Verordnung beschreibt den Schutzzweck

1. Erhaltung wertvoller Grünlandbereiche mit artenreichen Bergwiesen und Borstgrasrasen, aber auch Frisch- und Nasswiesen sowie Übergängen zu Zwischenmooren und Moorwäldern und einem angrenzenden kleinflächigen Buchenmischwald.
2. Bewahrung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der im Gebiet vorkommenden natürlichen Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse gemäß Anhang I der FFH-RL, einschließlich der für einen günstigen Erhaltungszustand charakteristischen Artenausstattung sowie der mit ihnen räumlich und funktional verknüpften, regionaltypischen Lebensräume, die für die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Lebensräume des Anhanges I der FFH-RL von Bedeutung sind.
[7]

Erschließung

Ein Bergwiesenerlebnispfad, Bergwiesenfeste, Wanderungen und Exkursionen in Stützengrün werden vom Landschaftspflegeverband Westerzgebirge betreut.[16][17][18] Vom Tal der Zwickauer Mulde führt die Forststraße „Hammergockel“ auf die Südspitze des Teilgebietes 6 „Keilberg“ zu. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Berg „Hammerkogel“.

Literatur

  • Managementplan für das FFH-Gebiet 5441-303 – Landesmeldenummer 286 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“, Büro für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung Uwe Fischer, Schwarzenberg 2012
  • Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.): Kurzfassung Managementplan 286 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“, 13 Seiten (Link zum Digitalisat)

Siehe auch

Commons: Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Das Bundesamt für Naturschutz und das Standarddatenblatt beim Natura-2000-Viewer nennen 134 Hektar, die Karte der EU (Habitat Directive Sites) 134,33 Hektar, der Managementplan addiert die dort im Einzelnen genannten Teilflächen zu 135,5 Hektar.

Einzelnachweise

  1. Angaben des Bundesamts für Naturschutz
  2. Karte der einzelnen Teilgebiete beim Bundesamt für Naturschutz Karten sind nicht direkt anklickbar: Neben dem Suchfeld auf das Zahnrad klicken, dann FFH-Gebiete anklicken und ins Suchfeld eintragen Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün, abgerufen am 26. August 2019
  3. Recherchekarte des LfZ Link zur Recherchekarte
  4. Standarddatenbogen beim Natura-2000-Viewer
  5. Angaben auf Natura2000.Sachsen.de, Abruf am 7. April 2022
  6. Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.): Biotoptypen. Rote Liste Sachsens, Dresden 2010, S. 87
  7. Anlage zur Verordnung der Landesdirektion Chemnitz vom 31. Januar 2011 Verordnung bei Sachsen.de
  8. Link zu Umwelt.Sachsen.de mit den Beschreibungen dieses FFH-Gebietes (Memento vom 27. September 2017 im Internet Archive)
  9. Büro für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung Uwe Fischer: Managementplan für das FFH-Gebiet 5441-303 - Landesmeldenummer 286 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“, Schwarzenberg 2012, S. 11
  10. Übersichtskarte im Maßstab 1:25.000 beim Kartendienst des Bundesamts für Naturschutz
  11. Karte beim Bundesamt für Naturschutz. Bei Klick auf FFH-Gebiete im rechten Kasten werden zusätzlich in Gelb die FFH-Flächen dargestellt.
  12. Verordnung des Landkreises Aue-Schwarzenberg zur Festsetzung des Flächennaturdenkmals Heinzwinkel in Schönheide vom 19. November 1999 mit einer Übersichtskarte im Maßstab 1 : 10.000 und einer Flurstückskarte im Maßstab 1 : 2.000, verkündet unter Amtliche Bekanntmachungen im Landkreisjournal.
  13. Übersichtskarte 13 „Umweltschutz“ des integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts der Gemeinde Schönheide, Abruf am 20. Mai 2022
  14. Beschreibung bei Landschaftspflegeverband Westerzgebirge
  15. Verordnung bei Sachsen.de
  16. Beschreibung bei LPV Westerzgebirge (Memento vom 1. Mai 2016 im Internet Archive)
  17. Beschreibung des Bergwiesenerlebnispfades
  18. Beschreibung des Themenweges Bergwiesen bei Stützengrün
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