Benthos

Das Benthos (altgriechisch βένθος, Nebenform von βάθος bathos, „die Tiefe“; auch Benthon, einzeln: der Benthont; bei Homer meist die Tiefe des Meeres: κατὰ βένθος ἁλός kata benthos halosIlias 18, 38. 49) ist die Gesamtheit aller in der Bodenzone eines Gewässers, dem Benthal, vorkommenden Lebewesen. Das zugehörige Eigenschaftswort für „im Bereich des Gewässergrundes lebend“ lautet benthisch oder benthonisch.

Einige typische limnische Benthonten
Meeresboden mit verschiedenen wirbellosen Benthonten vor einer Eiswand im antarktischen McMurdo-Sund

Untergliederungen des Benthos

Das Benthos schließt sowohl die festsitzenden (sessilen) Organismen als auch die kriechenden, laufenden oder vorübergehend schwimmenden (vagilen) Bodentiere ein. Der Begriff wurde 1890 von Ernst Haeckel eingeführt, um damit die bodenbewohnenden Organismen im Meer von den im freien Wasser, dem Pelagial, vorkommenden (Plankton und Nekton) abzugrenzen. Heute werden die im benthalen Bereich anzutreffenden Biozönosen (Lebensgemeinschaften) aller Gewässertypen, sowohl der Binnengewässer als auch der verschiedenen Meerestiefen, als Benthos bezeichnet.

Nach der Größe der Lebewesen unterscheidet man:

  • Makrobenthos (>1 mm)
  • Meiobenthos (1 mm bis 0,063 mm)
  • Mikrobenthos (unter 0,063 mm)

Nach dem Lebensraum unterscheidet man:

  • Benthopelagial (Adjektiv: benthopelagisch) oder bodenbezogenes Nekton (unmittelbar oberhalb des Substrates im Freiwasser lebend bzw. schwimmfähige Benthonten)
  • Epibenthos (epibenth[on]isch – auf dem Substrat lebend)
  • Semi-Endobenthos (semi-endobenth[on]isch – halb im Substrat lebend)
  • Endobenthos (endobenth[on]isch – im Substrat lebend)
Seegras (hier Syringodium isoetifolium vor der Küste von Réunion) gehört sowohl zum sessilen Epibenthos als auch zum Phytobenthos und ist auf Sedimentböden zuhause.

Nach der Beweglichkeit unterscheidet man:

  • vagiles Benthos (beweglich)
  • sessiles Benthos (unbeweglich oder festgeheftet)

Nach der Beschaffenheit des Substrats unterscheidet man:[1]

  • Benthos der Hartböden,
    • der primären Hartböden (unbedeckter Fels und Geröllfelder, meist durch starke Wasserbewegung gekennzeichnet),
    • der sekundären Hartböden (dazu zählen feste biogene Substrate, etwa Stücke von Muschelschalen oder Korallen, aber auch anthropogene, zum Beispiel Unterwasserbauten),
  • Benthos der Sedimentböden (→ Psammon), deren wichtigstes Charakteristikum ihre Korngrößenverteilung ist.

Bedeutung des Benthos

Benthische Lebewesen sind von Bedeutung als Nahrung für Fische und andere größere Tiere des freien Wassers, das Nekton, aber auch als Destruenten. Tierisches Benthos (Zoobenthos) wie beispielsweise Krustentiere, Plattfische oder Muscheln stellen auch für die menschlichen Ernährung eine wertvolle Proteinquelle dar. Pflanzliches Benthos ist wegen der Photosynthese vom Lichteinfall abhängig und daher nur in der photischen, d. h. vom Sonnenlicht erreichbaren Zone des Litorals (Tiefe maximal 100–200 m) zu finden. Beim pflanzlichen Benthos (Phytobenthos) ist der Tang kommerziell von Bedeutung. Er kann an flachen Küstenabschnitten mehr als 60 m hohe Wälder bilden und findet Verwendung bei der Herstellung verschiedener Nahrungsmittel und Industrieprodukte.

Typisch benthische Lebewesen sind z. B.

Als älteste bekannte benthische Lebensform gelten die Stromatolithen.

Ökotoxikologie und Benthos

In den letzten Jahren werden Organismen des Benthos vermehrt zur Bearbeitung ökotoxikologischer Fragen herangezogen, da sie als Bestandteile der Nahrungskette von erheblicher Bedeutung sind.[2][3][4] Zur Identifizierung und Quantifizierung der Schadstoffe werden chromatographische und massenspektrometrische Verfahren eingesetzt.[5][6]

Siehe auch

Wiktionary: Benthos – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Benthont – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ulrich Sommer: Biologische Meereskunde. Springer, 2016, 7 Marine Lebensgemeinschaften II: Das Benthos harter Substrate, 8 Marine Lebensgemeinschaften III: Das Benthos der Sedimente, doi:10.1007/978-3-662-50407-9.
  2. A. Berlioz-Barbier, A. Buleté, J. Faburé, J. Garric, C. Cren-Olivé, E. Vulliet: Multi-residue analysis of emerging pollutants in benthic invertebrates by modified micro-Quick-Easy-Cheap-Efficient-Rugged-Safe extraction and nanoliquid chromatography-nanospray-tandem mass spectrometry analysis. In: J Chromatogr A. 1367, 7. Nov 2014, S. 16–32. doi:10.1016/j.chroma.2014.09.044. PMID 25287267
  3. G. Zhang, Z. Pan, A. Bai, J. Li, X. Li: Distribution and bioaccumulation of organochlorine pesticides (OCPs) in food web of Nansi Lake, China. In: Environ Monit Assess. 186(4), Apr 2014, S. 2039–2051. PMID 24213638
  4. B. S. Anderson, B. M. Phillips, J. W. Hunt, S. L. Clark, J. P. Voorhees, R. S. Tjeerdema, J. Casteline, M. Stewart, D. Crane, A. Mekebri: Evaluation of methods to determine causes of sediment toxicity in San Diego Bay, California, USA. In: Ecotoxicol Environ Saf. 73(4), Mai 2010, S. 534–540. PMID 20138362
  5. M. A. Khairy, M. Kolb, A. R. Mostafa, A. El-Fiky, M. Bahadir: Risk posed by chlorinated organic compounds in Abu Qir Bay, East Alexandria, Egypt. In: Environ Sci Pollut Res Int. 19(3), Mar 2012, S. 794–811. PMID 21948127
  6. J. W. Kim, T. Isobe, B. R. Ramaswamy, K. H. Chang, A. Amano, T. M. Miller, F. P. Siringan, S. Tanabe: Contamination and bioaccumulation of benzotriazole ultraviolet stabilizers in fish from Manila Bay, the Philippines using an ultra-fast liquid chromatography-tandem mass spectrometry. In: Chemosphere. 85(5), Okt 2011, S. 751–758. PMID 21741069
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