Bellheim

Bellheim (pfälzisch: Bellem) ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Bellheim ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde, gleichzeitig die größte Kommune des Landkreises Germersheim, die kein Stadtrecht besitzt. Bellheim ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Bellheim
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Bellheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 12′ N,  17′ O
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Germersheim
Verbandsgemeinde: Bellheim
Höhe: 113 m ü. NHN
Fläche: 20,43 km2
Einwohner: 8855 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 433 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76756
Vorwahl: 07272
Kfz-Kennzeichen: GER
Gemeindeschlüssel: 07 3 34 001
Adresse der Verbandsverwaltung: Schubertstraße 18
76756 Bellheim
Website: www.bellheim.de
Ortsbürgermeister: Paul Gärtner
Lage der Ortsgemeinde Bellheim im Landkreis Germersheim
Karte
Karte

Geographie

Geographische Lage und Gemeindegliederung

Der Ort liegt in der Oberrheinischen Tiefebene und der Südpfalz etwa sechs Kilometer südwestlich von Germersheim. Landau in der Pfalz liegt etwa zwölf Kilometer westlich von Bellheim. Östlich der Gemeinde liegt das Naturschutzgebiet Eichtal-Brand.

Zu Bellheim gehören auch die Wohnplätze Hof Altbrand, Am Hördterweg, Birkenhof, Fortmühle, Im Weyher, In den Gerichtsmorgen, Obermühle und Wappenschmiedmühle.[3]

Nachbargemeinden

Die Ortsgemeinde Bellheim grenzt im Uhrzeigersinn beginnend im Norden an folgende Gemeinden: Zeiskam, Lustadt, Westheim, Germersheim, Hördt, Rülzheim und Knittelsheim.

Geschichte

Erste urkundliche Erwähnung findet Bellheim im Lorscher Codex am 12. Juni 774.[4]

Das ursprüngliche Reichsdorf wurde ab der Mitte des 13. Jahrhunderts verliehen und kam 1363 als Pfand an die Kurpfalz. Als Zeichen der pfälzischen Herrschaft lassen sich seit dem 15. Jahrhundert der Pfälzer Löwe und die Rauten in Gemeindesiegeln nachweisen.[5]

In der Zeit der Revolutionskriege zwischen dem späten 18. und 19. Jahrhundert fielen die Ideen von Freiheit und Brüderlichkeit auch in Bellheim auf fruchtbaren Boden. Ein Freiheitsbaum wurde gepflanzt für die Ideale der Revolution.

Am 30. Juli 1793 fand bei Bellheim ein Gefecht zwischen Revolutionstruppen und königstreuen Einheiten des Prince de Condé statt.

Napoleon sorgte für die Verbreitung des Code civil und band die Gemeindeverwaltung Bellheim an französisches Recht. Im Zuge der Europäischen Neuordnung nach der napoleonischen Ära kam Bellheim 1816 an Bayern.

Am 13. Juni 1848 war Bellheim Austragungsort eines Gefechtes zwischen den sogenannten Freischaren und Truppen der Festung Germersheim.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg blieb Bellheim weitgehend von Zerstörung verschont, allerdings wurde der Ort sehr stark mit Quartierleistungen, Truppen- und Verwundetenversorgung in Anspruch genommen.

In den 1950er und 1960er Jahren wuchs Bellheim sehr rasch zu einer großen Wohngemeinde.

Einwohnerstatistik

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Bellheim, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]

JahrEinwohner
18152.018
18352.375
18712.679
19053.257
19394.447
JahrEinwohner
19504.738
19615.658
19706.317
19876.869
19978.227
JahrEinwohner
20058.485
20118.327
20178.648
20228.855[1]

Konfessionsstatistik

Mit Stand 30. Juni 2005 waren von den Einwohnern 55,9 % römisch-katholisch, 21,8 % evangelisch und 22,3 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[6] Ende April 2023 hatten 38,6 % der Einwohner die katholische Konfession und 20,8 % die evangelische. 40,6 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[7] Die Zahl der Protestanten und vor allem die der Katholiken ist demnach seit 2005 gesunken.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Bellheim besteht aus 24 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[8]

WahlSPDCDUFDPödpFWGBfBGesamt
2019484824 Sitze
20145827224 Sitze
200949224324 Sitze
200441022624 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Adam e. V.
  • BfB = Bürger für Bellheim e. V.

Bürgermeister

Paul Gärtner (FWG Adam) wurde am 24. Juli 2014 Ortsbürgermeister von Bellheim.[9] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 54,45 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[10] Seine Vorgänger waren:

  • 1964–1993: Kurt Adam (FWG)
  • 1993–2004: Dieter Adam (FWG)
  • 2004–2007: Hans-Joachim Heinz (CDU)
  • 2007–2014: Tobias Baumgärtner (CDU)

Wappen

Banner, Wappen und Hissflagge
Blasonierung: „Geteilt und belegt mit einem roten Herzschild, darin ein goldenes Gemarkungszeichen in Form eines nach unten offenen Hufeisens, das mit einem kleineren, nach links geöffneten Haken besetzt ist, oben in Schwarz ein schreitender, rotbewehrter und -bezungter goldener Löwe, unten von Silber und Blau gerautet.“[11]
Wappenbegründung: Es wurde 1961 vom Mainzer Innenministerium genehmigt und geht zurück auf ein Siegel aus dem 15. Jahrhundert, das bereits den Pfälzer Löwen und die Rauten zeigte. 1961 wurde zur Unterscheidung von ähnlichen Ortswappen das Herzschild mit dem Gemarkungszeichen hinzugefügt.

Gemeindepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Katholische Kirche
Evangelische Kirche
Denkmalgeschütztes Gebäude in Bellheim
Bellheimer Parkanlage

Bauwerke

Nördlich des Ortes befinden sich die Reste des Jagdschlosses Friedrichsbühl. Im Zentrum des Ortes erhebt sich die katholische Kirche St. Nikolaus. Ihr Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde im 19. Jahrhundert erhöht. Er ist 68 m hoch. Die Evangelische Pfarrkirche steht ca. 50 m weiter östlich und ist nach Norden gerichtet. Ihr Turm ist 42 m hoch.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Bellheim

Parks

In unmittelbarer Nähe zum Rathaus beginnt der Park am Spiegelbach. Auf dem Parkgelände werden seit 2006 jährlich an Pfingsten die Bellheimer Gartentage veranstaltet, eine Informations- und Verkaufsveranstaltung zum Thema Blumen und Gärten, die überregionale Bekanntheit erlangt hat.

Mundart

In Bellheim wird zumeist der südpfälzische Dialekt gesprochen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Energie

Bellheim ist Standort von zehn Windkraftanlagen; zwei Anlagen mit 600 kW-Leistung wurden 2001, drei weitere Anlagen mit je 1500 kW-Leistung und fünf mit 2000 kW-Leistung wurden 2009 installiert.[12] Die Anlage bei 49° 10′ 31,6″ N,  15′ 36,7″ O hat eine Gesamthöhe von 139 Metern, ebenso die Anlagen bei 49° 10′ 27,1″ N,  15′ 46,5″ O, und 49° 10′ 24,2″ N,  16′ 7,9″ O.

Verkehr

Bellheim liegt an der Bahnstrecke Schifferstadt–Wörth. Seit Dezember 2010 fährt zwischen Germersheim und Wörth am Rhein die Stadtbahn Karlsruhe mit den Haltepunkten Bahnhof Bellheim und Bellheim am Mühlbuckel. Seit Dezember 2023 ist der Haltepunkt Bellheim Bahnhof zudem Halt der S-Bahn Rhein-Neckar.

Östlich der Gemeinde verläuft die vierspurig ausgebaute Bundesstraße 9, die von Wörth am Rhein nach Speyer führt.

Öffentliche Einrichtungen

Als Sitz der Verbandsgemeinde beherbergt Bellheim deren Verwaltung. Zudem befindet sich in der Hauptstraße das Bellheimer Jugendzentrum H99. Der Schwimmpark mit Riesenrutsche und Sprungturm befindet sich in der Zeiskamer Straße, ebenso wie das Franz-Hage-Stadion, errichtet 1921 und genutzt vom Fußballverein FC Phönix und dem Verein für Leibesübungen (VfL). Ein Abenteuerspielplatz befindet sich am Waldrand in der Forststraße. Im Jahr 2001 wurde in Bellheim eine Sternwarte neben dem Schwimmbad errichtet.[13]

Ansässige Unternehmen

In Bellheim sind mehrere große Unternehmen ansässig, wie zum Beispiel die Bellheimer Brauerei der Park & Bellheimer AG,[14] die Kardex Remstar (Bellheimer Metallwerk GmbH)[15] sowie das Einrichtungshaus Trösser.

Bildung

Im Ort gibt es eine Grundschule,[16] eine Realschule plus,[17] eine Volkshochschule,[18] fünf Kindertagesstätten,[19] einen Schulhort,[20] sowie eine Gemeindebücherei.[21]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Johannes Storck (1829–1914), Prälat, wirkte von 1869 bis 1913 als Pfarrer und Dekan in Bellheim.[22] Nach ihm wurde die Prälat-Storck-Straße benannt.
  • Franz Hage (1897–1989), Vorstand und Direktor der Brauerei Silbernagel AG. Ehrenbürgerschaft verliehen am 17. Januar 1969.[23]
  • Friedrich Schneider (1902–1974), Arzt. Ehrenbürgerschaft verliehen am 25. Dezember 1967.[24] Nach ihm wurde die Dr.-Friedrich-Schneider-Halle benannt.
  • August Heinrich, „Bellemer Heiner“ (1881–1965), Pfälzer Mundart- und Heimatdichter. Ehrenbürgerschaft verliehen am 20. September 1951.[25] Die Bellemer-Heiner-Straße wurde nach ihm benannt.
  • Kurt Adam, Bürgermeister a. D. (1929–2021). Ehrenbürgerschaft verliehen im Januar 2018. Nach ihm wurde die Kurt-Adam-Straße benannt.[26]

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen, die vor Ort gewirkt haben

  • August Baum (1880–1960), Funktionär der Eisenbahnergewerkschaft, Politiker (SPD, USPD), 1945/1946 Bürgermeister Bellheims, Träger des Bundesverdienstkreuzes
  • Georg Gawliczek (1919–1999), 1955/56 Trainer von Phönix Bellheim
  • Rolf Kahn (* 1943), spielte zeitweise bei Phönix Bellheim
  • Andy Becht (* 1974), Politiker (FDP) lebt in Bellheim

Literatur

  • Hans-Joachim Heinz, Rainer Becki, Hermann-Josef Schwab: Von „wildem Geist“ und Gastwirtschaften, von Festen und von Friedrichsbühl. Herausgegeben vom Kulturverein Bellheim e.V., 2002 (= Schriftenreihe zur Bellheimer Heimatgeschichte, Band 1). ISBN 9783929893137
  • Kulturverein Bellheim e. V. (Hrsg.): Bellheim in Gegenwart und Vergangenheit. Historische und geografische Aspekte einer Gemeinde in der Pfälzischen Rheinebene. 2010 (= Schriftenreihe zur Bellheimer Heimatgeschichte, 2. Band).
  • Erhard Nietzschmann: Die Freien auf dem Lande. Ehemalige deutsche Reichsdörfer und ihre Wappen. Melchior, Wolfenbüttel 2013, S. 16. ISBN 978-3-944289-16-8
Commons: Bellheim – Sammlung von Bildern
Wikisource: Bellheim – Quellen und Volltexte
Wikivoyage: Bellheim – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 14. April 2020.
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Januar 2020[Version 2022 liegt vor.]. S. 139 f. (PDF; 1 MB).
  4. Karl Josef Minst [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2040, 12. Juni 774 – Reg. 1029. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 26, abgerufen am 31. Januar 2016.
  5. Erhard Nietzschmann: Die Freien auf dem Lande. Ehemalige deutsche Reichsdörfer und ihre Wappen. Melchior, Wolfenbüttel 2013, ISBN 978-3-944289-16-8, S. 16.
  6. Gemeindestatistik Bellheim
  7. Gemeindestatistik Ortsgemeinde Bellheim, abgerufen am 8. Mai 2023
  8. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
  9. Niederschrift über die konstituierende 1. Sitzung des Gemeinderates Bellheim. (PDF) Ortsgemeinde Bellheim, 24. Juli 2014, abgerufen am 25. April 2020.
  10. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Bellheim, Verbandsgemeinde, erste Ergebniszeile. Abgerufen am 25. April 2020.
  11. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Gräber, Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  12. thewindpower.net: Bellheim windfarm, Germany.
  13. Homepage des Vereins Sternwarte Bellheim e. V.
  14. BELLHEIMER BRAUEREI – PARK & Bellheimer Brauereien GmbH & Co. KG. Abgerufen am 3. August 2020.
  15. Kardex Remstar. Abgerufen am 3. August 2020.
  16. Grundschule Bellheim. Abgerufen am 2. August 2020.
  17. Realschule plus Bellheim – Die weiterführende Schule in Bellheim. Abgerufen am 2. August 2020.
  18. Volkshochschule (VHS) in Bellheim. Abgerufen am 2. August 2020.
  19. Kindergärten. Verbandsgemeinde Bellheim, abgerufen am 2. August 2020.
  20. Schülerhort IGLUS in Bellheim. Abgerufen am 2. August 2020.
  21. Büchereien. Verbandsgemeinde Bellheim, abgerufen am 2. August 2020.
  22. Kulturverein Bellheim: Die Kulturwerkstatt hat Geschichte. (Memento vom 14. November 2007 im Internet Archive)
  23. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 9
  24. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 11
  25. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 7
  26. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 13
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