Betar Illit
Betar Illit oder Beitar Illit (hebräisch ביתר עילית) ist eine Stadt und israelische Siedlung im Westjordanland. Sie wurde 1985 gegründet und liegt 10 Kilometer südwestlich von Jerusalem, rund 5 Kilometer westlich von Bethlehem und 8 Kilometer westlich vom Etzion Block (Gusch Etzion), dem sie zugerechnet wird, und erstreckt sich über mehrere Hügel des Judäischen Berglands. Die Einwohnerzahl beträgt 63.251 (Stand: Januar 2022). 2019 zählte die Stadt 59.270 Einwohner.[2]
Betar Illit בֵּיתָר עִלִּית بيتار عيليت | |||
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Betar Illit 1998 | |||
Gebiet: | Westjordanland (Judäa und Samaria) | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Gegründet: | 1985 | ||
Koordinaten: | 31° 42′ N, 35° 7′ O | ||
Höhe: | 950 m | ||
Fläche: | 6.801 km² | ||
Einwohner: | 63.251 (31. Jan. 2022[1]) | ||
Bevölkerungsdichte: | 9 Einwohner je km² | ||
Bürgermeister: | Meir Rubinstein | ||
Website: | |||
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Betar Illit war 2016 mit 51.636 Einwohnern, größtenteils ultraorthodoxe Juden, in Israel als Haredim bezeichnet, die zweitgrößte israelische Siedlung im Westjordanland.[3] Sie liegt 0,4 Kilometer östlich der Grünen Linie und befindet sich westlich des Sperrzauns.
Name
Betar Illit, deutsch Ober-Betar hat seinen Namen von der Festung Betar, der letzten jüdischen Bastion im Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer, die im Jahr 135 zerstört wurde. In unmittelbarer Nähe der Ruinen befindet sich die palästinensische Ortschaft Battir.
Rechtlicher Status
Nach israelischer Auffassung gehört der Etzion Block und Betar Illit zu den Siedlungen, die innerhalb Israels verbleiben müssen, sollte es zu einer Friedenslösung mit den Palästinensern kommen.[4]
Geschichte
Betar Illit war die erste Ortschaft jenseits der Grünen Linie, die für ultraorthodoxe Juden geplant wurde, deren Ansiedlung im Rahmen des Allon-Plans in Siedlungen rund um Jerusalem von der Arbeitspartei unter Jitzchak Rabin in den 1970er Jahren gefördert wurde.[5] Die Siedlung wurde offiziell 1985 gegründet, jedoch erst ab etwa 1990 besiedelt. Das anfänglich langsame Wachstum nahm nach 1995 stark zu, nachdem sich die Distanz zu Jerusalem durch die 1995 eröffnete Schnellstraße (Tunnel Road) auf 10 Kilometer reduziert hatte.[6] Im Jahr 2002 hatte Betar Illit bereits mehr als 17.000 Einwohner und wurde zur Stadtverwaltung erhoben.
Geographie
Betar Illit liegt auf einer Höhe von etwa 950 Metern über dem Meeresspiegel im Hügelland des biblischen judäischen Berglands, rund 5 Kilometer westlich von Bethlehem und 10 Kilometer südwestlich von Jerusalem. Die Stadt erstreckt sich über mehrere Hügel. An ihrem nördlichsten Punkt ist sie etwa 0,4 Kilometer von der Grünen Linie entfernt, am südlichen Ende mehr als 2,5 Kilometer.[7] Obwohl 8 Kilometer vom Gusch Etzion entfernt, wird die Stadt dem Etzion Block zugerechnet.[8] Mit Tel Aviv ist Betar Illit über die Straße 375 von Bethlehem Richtung Elah Tal verbunden, mit Jerusalem über die Schnellstraße 60 (Highway 60).
Bevölkerung
Die Einwohner von Betar Illit sind fast ausschließlich ultraorthodoxe Juden, in Israel Haredim genannt.[5]
Die Bevölkerung wuchs von 2000 bis 2005 um 70 Prozent und von 2004 bis 2009 um 46 Prozent auf 36.400 Einwohner, 2009 betrug das Wachstum rund 6,5 Prozent; das bebaute Gebiet der Stadt hat sich in der Zeit von 2001 bis 2009 mehr als verdoppelt. Die Bevölkerung ist insgesamt sehr jung, 2007 waren 62,6 Prozent jünger als 17 Jahre alt. Ende 2010 zählte Betar Illit 37.575 Einwohner.[7]
Bürgermeister
- Meir Rubenstein seit 2007
- Yitzchak Pindrus 2002–2007
Landfrage
Nach einem Bericht der israelischen Organisation Schalom Achschaw befinden sich 15,2 Prozent des Landes, auf dem die Stadt errichtet wurde, in palästinensischem Privatbesitz,[9] was gegen israelisches Recht verstößt.[10] Seit einem Urteil des Obersten Israelischen Gerichts aus dem Jahr 1979 dürfen keine israelischen Siedlungen auf Land gebaut werden, das sich in palästinensischem Privatbesitz befindet.[11] Die israelische Militärverwaltung in den besetzten Gebieten, auf deren Statistiken sich der Bericht stützt, bestreitet jedoch, dass der Bericht die Realität korrekt wiedergibt.[12]
Kontroversen
In der Nähe von Betar Illit lebende Palästinenser (im Dorf Nahalin) werfen den jüdischen Siedlern vor, ihre Abwässer ungefiltert auf palästinensischen Feldern zu entsorgen.[13][5]
2013 wehrten sich die Bewohner des palästinensischen Dorfes Battir gerichtlich gegen die Pläne Israels, die Sperranlagen durch ihr Dorf zu bauen. Vertreter der Siedlung Betar Illit versuchten, gegen die palästinensische Klage vorzugehen, weil dies Pläne, Betar Illit zu vergrößern, zuwiderlaufen würde.[14]
Siehe auch
Weblinks
- Cara Loverock: The Village of Husan Near Bethlehem. Paying for the Occupation. Alternative Information Center, 14. Mai 2007
- Tamar Rotem: The price is right. The ultra-Orthodox make up one-third of the population of the territories. But most of them are living there for one reason only, which has nothing to do with ideology and everything to do with the severe shortage of affordable housing within the Green Line. Haaretz, 29. September 2003
- Legal Consequences cf the Construction of a Wall in the Occupied Palestinian Territory. (PDF; 8,1 MB) Advisory Opinion, International Court of Justice, 9. Juli 2004, Reports 2004
Einzelnachweise
- POPULATION IN LOCALITIES WITH 2,000 RESIDENTS OR MORE/REGIONAL COUNCILS - PRELIMINARY ESTIMATES FOR THE END OF January 2022. In: אוכלוסייה2020 (Excel--Datei). Central Bureau of Statistics, The State of Israel, Januar 2022, abgerufen am 11. März 2022 (englisch, hebräisch).
- Archivierte Kopie (Memento vom 17. Mai 2018 im Internet Archive) Israelisches Zentralbüro für Statistik abgerufen am 21. April 2018
- Settlements in the West Bank. Foundation for Middle East Peace, archiviert vom am 4. September 2014; abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
- Martin Klingst: Der Kampf um Palästina. 2000 - Clinton. In: Die Zeit, Nr. 18/2004
- Ethan Bronner, Isabel Kershner: In West Bank Settlements, Sign of Hope for a Deal. In: The New York Times. 26. Juli 2009, abgerufen am 9. Mai 2012 (englisch).
- Tovah Lazaroff: We are not settlers. We are Jews. In: The Jerusalem Post. 18. Juni 2007, abgerufen am 4. Juli 2012 (englisch).
- By Hook and by Crook. Israeli Settlement Policy in the West Bank. (PDF; 969 kB) B’Tselem, Juli 2010, S. 64 f., abgerufen am 28. Juni 2012.
- Gush Etzion. Schalom Achschaw, November 2005, archiviert vom am 28. Juni 2016; abgerufen am 28. Juni 2012.
- Peace Now’s Settlement Watch Team: Breaking the Law in the West Bank. One Violation Leads to Another: Israeli Settlement Building on Private Palestinian Property. (PDF; 388 kB) Schalom Achschaw, Oktober 2006, S. 24, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
- Rory McCarthy: 39 % of Israeli settlements ‘on private land’. In: The Guardian. 22. November 2006, abgerufen am 9. Mai 2012 (englisch).
- Nadav Shragai: Blow to settlement movement. In: Haaretz. 21. November 2006, abgerufen am 9. Mai 2012 (englisch).
- Nadav Shragai: Peace Now: 40 percent of settlements’ land is owned by private Palestinians. In: Haaretz. 22. November 2006, abgerufen am 9. Mai 2012 (englisch).
- Settlers Drown Palestinians’ Land with Wastewater in Bethlehem. In: WAFA. 29. Mai 2011, archiviert vom am 1. Juni 2011; abgerufen am 9. Mai 2012 (englisch).
- Bericht zu einem Rechtsstreit. (englisch)