Barte (Heraldik)
Barte (etymologisch verwandt mit Hellebarde und Schlüsselbart) ist der heraldische Sammelbegriff für Beile und Äxte, die als Wappenfigur Eingang in die Heraldik gefunden haben. Die Dechsel (das Querbeil) kommt ebenfalls als Wappenfigur vor, zählt jedoch nicht zu den Barten. Die Barte hat in der Heraldik vielfältige Namen, die nur teilweise den waffentechnischen oder werkzeugkundlichen Usancen folgen. Sie wird mitunter allgemein als Streitaxt oder Streitbeil bezeichnet, obwohl überwiegend keine Waffe, sondern ein Werkzeug dargestellt wird, so bei dem Wappen von Ried in der Riedmark.
Darstellung und Symbolik
Dargestellt wird entweder eine historische Kriegswaffe, häufiger aber eine örtliche Tradition der Forstarbeit oder Holzbearbeitung. In den Darstellungen sind lokale und zeitliche Bauformen abzulesen.
Die Axt ist Zunftinsigne der Forstleute (früher Holzfäller genannt) und der Zimmerer. Die Barte als Ordenszeichen meint meist ebenfalls das zur unkriegerischen Arbeit eingesetzte Werkzeug, wie es beispielsweise seit 1448 beim aragonesischen Orden der Damen von der Axt zu sehen ist. Dagegen zeigt das Wappen von Tobor, das als eines der ältesten polnischen Wappen gilt und das erste Wappen der polnischen Ritterschaft gewesen sein soll, eine Streitaxt.
Wenn auf einem Wappen zwei Barten kombiniert dargestellt werden, gibt der Wappeninhaber zu verstehen, dass er sowohl kriegerische als auch friedliche Tätigkeiten beherrscht.
Blasonierung
Die Barte blasoniert sich meist in natürlichen Farben (Blatt und Stiel) oder einfarbig. Sie ist nicht nur im Wappenschild vorhanden, sondern auch im Oberwappen als Helmzier. Wie bei allen Langwaffen/Stielwerkzeugen ist auch schräggekreuzt mit einem zweiten Gerät verbreitet.
Verwendung
Die Barte ist gemeine Figur mit weltweiter Verbreitung. Staaten wie Kenia und Belize bedienen sich für ihr Wappen der Barte; in Norwegen zeigt das Staatswappen einen bartehaltenden Löwen, zudem ist die Barte das Attribut des Nationalheiligen Olav.
Gemeinden und Adelshäuser benutzen die Barte ebenfalls; das südwestdeutsche Adelsgeschlecht der Sturmfeder von Oppenweiler erhielt sogar seinen Namen nach der Waffe, sein Wappen zeigt zwei nach rechts und links gewendete Sturmfedern.
- Wappen der ehem. Stadt Bartenstein (zu Schrozberg): In Blau auf schwebendem goldenem Dreiberg zwei aufrechte, abgekehrte, silberne Barten (redend)
- In Blau eine silberne Zimmermannsaxt: Frauenzimmern (redend)
- In verwechselten Farben: Beilngries, altes Wappen (redend)
- In verwechselten Farben dem Bindenschild aufgelegt: Hacking/Wien (redend)
- Ein Löwe, in der Pranke ein Beil: Staatswappen von Norwegen
- Axt im Gürtel eines Bogenschützen: Lieksa, Finnland
- gestürzt in Göpelschnitt: Bindersbach
- gestürzte eingeschweifte rote Spitze, darin zwei voneinander abgekehrte silberne Streitäxte: Gallmersgarten
- Axt in Sikirevci (Kroatien)
- Biel/Bienne, Schweiz
- Wappen der polnischen Stadt Bartenstein (Ostpreußen)
Literatur
- Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie. Verlag Joachim Pauli, Berlin 1773, S. 551 (Digitalisierte Fassung der Enzyklopädie. Universität Trier).
- Roßberg (Hrsg.): Neuestes Damen-Konversations-Lexikon. Verlag der Roßberg’schen Buchhandlung, Leipzig 1856.
- Hermann Weiß: Kostümkunde: Geschichte der Tracht und des Geräthes im Mittelalter vom 4ten bis zum 14ten Jahrhundert. Verlag Ebner & Seubert, Stuttgart 1864, S. 722.