Nahbegegnung der dritten Art

Als Nahbegegnung der dritten Art (englisch close encounter of the third kind, kurz CE-3) bezeichnen Ufologen die Sichtung eines oder mehrerer UFO-Insassen durch einen menschlichen Beobachter.[1] Sie ist Teil einer Klassifikation durch J. Allen Hynek aus dem Jahre 1972, welche vier Arten der Nahbegegnung mit UFOs definiert.[2] Hyneks originale Skala wurde im Verlauf der Geschichte der Ufologie mehrfach ausgebaut. Von der US-Luftwaffe wurden Berichte von Nahbegegnungen der dritten Art als „psychologische Fälle“ eingestuft.[3]

Auch in der Unterhaltungsindustrie wurde das Phänomen mehrfach verarbeitet, zum Beispiel in den Spielfilmen Unheimliche Begegnung der dritten Art und Die vierte Art.

Beispiele

Socorro-Zwischenfall

In Socorro, New Mexico (USA), sah der Polizeibeamte Lonnie Zamora 1964 bei der Verfolgung eines zu schnellen Autos ein Flugobjekt am südwestlichen Himmel.[4] Er brach den Einsatz ab, um stattdessen dem Objekt, das ihm 300 Meter entfernt erschien, zu folgen. Laut Zamoras Aussage war es oval und stand nun auf zwei Stützen am Boden. Daneben will er zwei ganz in weiß gekleidete Männer stehen gesehen haben, die über seine Anwesenheit erschrocken schienen. Zamora fuhr etwa 30 Meter an das Objekt heran und stieg aus, worauf hin das Flugobjekt mit einem Dröhnen aufgestiegen sein und sich sehr schnell fortbewegt haben soll.[5]

Später meldeten sich weitere Zeugen, die angaben, etwas Ähnliches gesehen zu haben.[6] Der bekannte UFO-Skeptiker Philip J. Klass kam zu dem Schluss, es handele sich um eine Inszenierung, um den Tourismus im nur schwach entwickelten Socorro anzukurbeln.[7]

Ariel-School-Begegnung

Am Morgen des 16. September 1994, gegen 10:15 Uhr, beobachteten 62 Schüler im Alter von 8 bis 12 Jahren der privaten Ariel Primary School (Grundschule) in Ruwa (Simbabwe) drei ungewöhnliche Objekte am Himmel. Laut den Berichten waren diese rund, metallisch und hatten rot blinkende Lichter. Sie verschwanden mehrmals, um an einer anderen Stelle des Himmels wieder aufzutauchen. Eines der Objekte sei nach einigen Minuten langsam nach unten gesunken und hinter einer Baumgruppe in ca. 100 Meter Entfernung von dem Schulgebäude zu Boden gegangen. Die Lehrkräfte der Schule waren zu diesem Zeitpunkt bei einer Versammlung im Gebäude und taten die Rufe der Kinder als Spiel ab.

Die Schüler berichteten, sie seien zu der vermuteten Landestelle gelaufen. Die Beschreibung der Kinder ist in den Grundaussagen konsistent: Hinter der Baumgruppe habe dicht über den Boden ein großes, rundes, metallisches Objekt in Form einer Fliegenden Untertasse gestanden oder geschwebt. Es sei ein Wesen bei dem Objekt gewesen, ein zweites aus dem Objekt gestiegen. Die Wesen wurden als klein beschrieben, in eine Art schwarzen Overall gekleidet, mit bleicher Gesichtsfarbe sowie großen, schwarzen, ovalen Augen und langen schwarzen Haaren. Die Wesen hätten nicht gesprochen. Einige Kinder gaben jedoch an, Worte empfangen zu haben, in denen die Umweltzerstörungen durch die Menschheit kritisiert wurde. Kurze Zeit später habe das Objekt wieder abgehoben. Viele der Schüler hätten Angst bekommen und seien zurück zum Schulgebäude gelaufen, wo sie die Lehrer informiert hätten. Die Lehrkräfte beschrieben das Verhalten der Kinder als panisch. Die Lehrkräfte, die sodann an der Stelle eintrafen, gaben später an, dass keine Spuren des Objekts oder seiner Landung zu finden gewesen seien. In verschiedenen Details zum Aussehen des Objekts und der Wesen oder zum Ablauf der Begegnung unterschieden sich die Aussagen der Schüler.[8]

Untersuchungen

  • Eine erste Untersuchung vor Ort wurde am 20. September 1994 von der Journalistin Cynthia Hind durchgeführt. Diese ließ die Schüler Zeichnungen anfertigen und führte Befragungen der Kinder, Lehrer und Eltern durch. Sie kam zu dem Schluss, dass die Kinder nicht lügen würden und ihre Aussagen zu konsistent für Einbildungen seien. Den Berichten liegt nach Hinds Einschätzung ein reales Ereignis zu Grunde.[8]
  • Die bekannteste Untersuchung wurde im November 1994 von dem Psychiater John E. Mack durchgeführt. Dieser führte an zwei Tagen vor Ort Befragungen durch und führte mit 12 der Schüler Interviews. Mack kam zu dem Schluss, dass die Kinder „diese Erfahrungen oder diese Ereignisse so beschreiben würden wie eine Person, die über etwas spricht, das mit ihr geschehen ist. […] Die ganze Qualität und Art und Weise, wie sie darüber sprechen: Es ist die Weise, wie eine Person über etwas spricht, was ihr widerfahren ist.“[9]
  • Bei Recherchen zum Dokumentarfilm Encounter in Ruwa: The Ariel School UFO Sighting befragte der Filmemacher Randall Nickerson 2008 viele der Schüler noch einmal zu dem Fall. Alle befragten Zeugen bekräftigten, das Beschriebene wirklich erlebt zu haben.[10][11]

Deutungen

Jacques Vallée zufolge sind die meisten der beobachteten Insassen humanoide Wesen, die unsere Luft atmen und sich ohne Mühe auf der Erde bewegen können, was gegen die Theorie der Außerirdischen spreche.[12]

Laut Demobly Kokota vom Department of Mental Health, College of Medicine, University of Malawi, ist die wahrscheinliche Erklärung für “Nahbegegnungen der dritten Art” das Phänomen der Massenhysterie.[13]

Einzelnachweise

  1. J. Allan Hynek: UFO-Report. Ein Forschungsbericht. Goldmann, München 1978, ISBN 3-442-11703-8
  2. J. Allan Hynek: UFO. Begegnungen der 1., 2. und 3. Art. Goldmann, München 1978, ISBN 3-442-11205-2
  3. Jacques Vallée: Dimensionen. München 1996, S. 356
  4. Ronald Story: The Encyclopedia of UFOs, Doubleday, New York 1980, S. 342
  5. Lonnie Zamora zitiert im Project Blue Book, Fallnummer 8766
  6. Keith Thompson: Engel und andere Außerirdische. UFO-Phänomene in neuer Deutung. München 1993, S. 117 ff.
  7. Philip Klass: UFOs Explained. Vintage Books, New York 1974, S. 124–134.
  8. Cynthia Hind: Ufos Over Africa. 1. Auflage. Horus House Press, Madison WI 1997, ISBN 978-1-881852-15-5, S. 217 ff. (englisch, Hauptquelle für die Ablaufbeschreibung des Falls).
  9. Stephane Allix: Experiencer. 13ème RUE, NBC-Universal Channel & Bonne Pioche, 2004 (englisch, online (Memento vom 6. Dezember 2012 im Internet Archive) TV-Dokumentation, Zitat ab Minute 24).
  10. Stephen Coan: The day the aliens landed. In: The Witness. Pietermaritzburg 16. April 2008 (englisch, johnemackinstitute.org [PDF; abgerufen am 23. April 2012]).
  11. Projektseite „Encounter in Ruwa: The Ariel School UFO Sighting“. John E. Mack Institute, abgerufen am 23. April 2012 (englisch, Film ist zum Zeitpunkt des Zugriffs noch in Produktion und noch nicht veröffentlicht).
  12. Jacques Vallée: Dimensionen. München 1996, S. 304 f.
  13. Demobly Kakota: Episodes of mass hysteria in African schools: A study of literature. Malawi Medical Journal, 2011 Sep; 23(3): 74–77.
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