Be’er Scheva
Be’er Scheva (hebräisch בְּאֵר שֶׁבַע [bɛ(ʾ)ɛr'ʃɛva] , übersetzt „Brunnen des Schwurs“ oder „Brunnen der Sieben“; arabisch بئر السبع, DMG Biʾr as-Sabʿ) ist eine Großstadt im Süden Israels; sie ist eine der größten Städte des Landes.
Be’er Scheva | |||
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Basisdaten | |||
hebräisch: | בְּאֵר שֶׁבַע | ||
arabisch: | بئر السبع | ||
Staat: | Israel | ||
Bezirk: | Süd | ||
Koordinaten: | 31° 15′ N, 34° 47′ O | ||
Höhe: | 260 m | ||
Fläche: | 117,500 km² | ||
Einwohner: | 209.002 (Stand: 2018)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.779 Einwohner je km² | ||
Gemeindecode: | 9000 | ||
Zeitzone: | UTC+2 | ||
Postleitzahl: | 84*** | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Bürgermeister: | Ruvik Danilowitsch | ||
Website: | |||
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Demografie
Be’er Scheva gilt als „Hauptstadt des Negev“, an dessen Rand sie liegt. Lange Zeit war die Stadt die viertgrößte Stadt Israels nach Jerusalem, Tel Aviv und Haifa; inzwischen ist sie jedoch mit 209.002 Einwohnern (Stand 2018)[2] hinter Rischon LeZion und Aschdod zurückgefallen, gilt aber weiterhin als eine der Metropolen des Landes. Die Bevölkerungszahl liegt de facto um bis zu 20.000 Einwohner höher als amtlich erfasst. Viele Studenten der vier in der Stadt gelegenen akademischen Institute sind offiziell nicht als Be’er Schevaiten registriert. Die relative Abgeschiedenheit der Stadt vom Landeszentrum macht sie zu einem überaus wichtigen regionalen Anziehungspunkt.
Seit 2001 ist eine Agglomeration um Be’er Scheva offiziell definiert. Ende 2004 lebten dort in 125 Ortschaften 521.100 Einwohner mit einer jährlichen Wachstumsquote von 1,8 %. Im innersten Siedlungsring liegen die Satellitenstädte Omer, Tel Scheva, Lehawim, Rahat, Ofakim, Segev Schalom und Meitar. Im mittleren und äußeren Ring liegen die Ortschaften Arad, Sderot, Netiwot, Mizpe Ramon, Jerocham, Laqiye, Kseife, Hura, Ar’ara BaNegev und Dimona.
Geographie
Lage
Ein Großteil der Stadt liegt in der Be’er-Scheva-Arad-Ebene. Das Stadtviertel Ramot im Nordosten erstreckt sich über die Hügel der letzten Ausläufer des Hebron-Gebirges, dem südlichen Teil des aus weißem Kalkstein bestehenden Judäischen Berglands. Die in der Ebene gelegenen Stadtteile stehen auf Löss, einem homogenen, ungeschichteten Sediment, in dem Wasser kaum versickern kann. Bei den seltenen Regenfällen sammeln sich daher dort schnell größere Mengen von Oberflächenwasser; lokale Überschwemmungen, Schlammbildung und Bodenerosion sind die Folge. Das Stadtgebiet innerhalb der offiziellen Stadtgrenzen beträgt 54 Quadratkilometer.
Stadtgliederung
Die heutige Stadt ist überwiegend erst wenige Jahrzehnte alt. Anders als viele andere israelische Entwicklungsstädte gelang es Be’er Scheva, sich zu einem Zentralort der Region zu entwickeln.
Das Zentrum der Stadt liegt bis heute im Bereich der Altstadt, obwohl in den zurückliegenden Jahrzehnten vorübergehend versucht wurde, andere Zentren zu schaffen. Nördlich der Altstadt wurden große Wohngebiete errichtet, während vor allem im Osten und Süden größere Industriegebiete (mit Betrieben der Bereiche Keramik, Baumaterial und Chemie) geschaffen wurden. Die chemische Schwerindustrie wurde ab den Siebzigerjahren ins südliche Industriegebiet Ramat Chovav umgesiedelt.
Die meisten Stadtviertel Be’er Schevas, vor allem die älteren, sind nummeriert nach den Buchstaben des hebräischen Alphabets, gemäß dem Schema „Schchuna (Viertel/Quartier) + Buchstaben“. Die Grenze zwischen den Quartieren verläuft meistens entlang der sehr breiten Hauptverkehrsachsen. Die buchstabierten Viertel sind: Schchuna Aleph (1), Bet (2), Gimmel (3), Dalet (4), Dalet-Ost (auch Alt-Waw), Hey (5), Waw (6) (auch Neu-Waw), Tet (9) und Jod-Alef (11). Die nicht nummerierten Quartiere sind: die Altstadt (haIr haAtika), das moderne Stadtzentrum (Merkaz Ezrachi), Ramot, Newe Noj, Newe Ze’ev, Darom, Nachal Beka und Nachal Aschan/Newe Menachem sowie die Industriegebiete Kirjat Jehudit und Emek Sarah.
Klima
Durch seine Lage im nördlichen Negev hat Be’er Scheva im Sommer tagsüber ein heißes und sehr trockenes Klima, wobei die Nächte verhältnismäßig mild sind. Im Winter ist es tagsüber mild, nachts relativ kühl. Frost ist äußerst selten, Schnee kommt nur wenige Male pro Jahrhundert vor. Regen fällt nur sporadisch, durchschnittlich 195,4 Millimeter jährlich und nur in der winterlichen Regenperiode. Somit liegt die Stadt definitionsgemäß in einer Halbwüstenzone. Im Frühling treten häufig massive Staubstürme auf. Im Winter kommen in den ebenen Stadtteilen dichte Morgennebel vor. Die vorherrschenden Winde am frühen Morgen kommen aus dem Süden (trockene Wüstenluft) und am Nachmittag sowie Abend aus dem Nordwesten (feuchte Meeresluft).
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Be’er Scheva
Quelle: WMO |
Geschichte
Antike
Bei Ausgrabungen seit 1969 auf dem östlich der Stadt gelegenen „Tell Be’er Scheva“ wurden menschliche Siedlungsspuren aus dem vierten vorchristlichen Jahrtausend gefunden. Die UNESCO hat diesen Tell im Jahr 2005 zum Weltkulturerbe erklärt.
In der Bibel wird Be’er Scheva mehrfach im Zusammenhang mit den Patriarchen Abraham und Isaak erwähnt. Im 1. Buch Mose wird geschildert, wie Abraham einen Bund mit Abimelech schließt und dadurch einen von ihm gegrabenen Brunnen ungestört nutzen kann (Gen 21,22 ). Nach der Darstellung der Bibel lag später bei Be’er Scheva die Südgrenze des israelitischen Siedlungsgebiets (Ri 20,1 ). Dies galt, dem Buch Nehemia zufolge, auch für die Wiederansiedlung nach dem Babylonischen Exil (Neh 11,30 ).
Daneben gibt es noch weitere Verweise im Tanach auf Beerscheba:
- Hagar irrt bei der Wüste nahe Beerscheba umher (Gen 21,14).
- Abraham pflanzt in Beerscheba einen Tamariskenbaum und betet Gott an (Gen 21,33)
- Nach der Bindung Isaaks kehren Abraham und seine Diener zurück nach Beerscheba (Gen 22,19)
- Nach den Streitigkeiten um Brunnen und Wasser zwischen den Hirten Isaaks und den Hirten Gerars zieht Isaak nach Beerscheba (Gen 26,23)
- Jakob bricht von Beerscheba auf, um nach Haran zu gehen; auf dieser Reise sieht er die Himmelsleiter (Gen 28,10)
- Jakob opfert auf dem Weg nach Ägypten in Beerscheba, als er in hohem Alter zu seinem Sohn Josef zieht (Gen 46,1.5)
- Beerscheba liegt im Stammesgebiet Juda (Jos 15,28; Neh 11,27.30) und wird vom Stamm Simeon geerbt (Jos 19,2; 1Chr 4,28)
- Die Versammlung der Stämme gegen Benjamin besteht u. a. aus Leuten von Beerscheba (Ri 20,1)
- Ganz Israel – eingeschlossen Beerscheba – erkennt die Autorität Samuels als Prophet an (1Sam 3,20)
- Die Söhne Samuels Joel und Abija sind Richter in Beerscheba (1Sam 8,2)
- Abner will das Gebiet bis Beerscheba für Davids Regierung beanspruchen (2Sam 3,10)
- Huschai rät Absalom, ganz Israel inklusive Beerscheba zu versammeln, um gegen David zu kämpfen (2Sam 17,11)
- Bei der Volkszählung Davids wird ganz Israel inklusive Beerscheba registriert (2Sam 24,2.7; 1Chr 21,2), weswegen die Pest über ganz Israel inklusive Beerscheba ausbricht (2Sam 24,15)
- Der Frieden zur Zeit Salomos kommt ganz Israel zugute, von Dan bis Beerscheba (1Kön 5,5)
- Elia flieht vor Isebel über Beerscheba – wo er seinen Diener zurücklässt – in die Wüste, um zu sterben (1Kön 19,3)
- Zibja, die Mutter des Königs Joasch von Juda, kommt aus Beerscheba (2Kön 12,2; 2Chr 24,1)
- Josia von Juda zerstört die Höhenheiligtümer von Gebe bis nach Beerscheba (2Kön 23,8)
- Joschafat von Juda bringt das Volk – inklusive Beerscheba – zurück zu Adonai (2Chr 19,4)
- Ganz Israel inklusive Beerscheba soll unter Hiskia von Juda wieder in Jerusalem Passa feiern (2Chr 30,5)
- In der prophetischen Literatur wird Beerscheba nur in Am 5,5; 8,14 erwähnt.
Ausgrabungen auf dem Tell ergaben, dass ab 1100 v. Chr. eine stark befestigte israelitische Stadt existierte. Auch in späteren Jahrhunderten war die Stadt besiedelt. Die Makkabäer, die Römer und Byzantiner hatten hier Truppen stationiert.
Nach der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert wurde die Stadt aufgegeben und verfiel.
20. Jahrhundert
Erste Maßnahmen der Osmanen führten im 20. Jahrhundert zu einer neuen Blüte: Im Jahr 1900 wurde zunächst ein Verwaltungszentrum für die Beduinen der Wüste eingerichtet. Wenige Jahre später entstand unter deutscher Beteiligung die heutige Altstadt mit rechtwinkligen Straßenzügen. Die Motive hinter der Gründung der Stadt waren u. a. die Schaffung eines städtischen Zentrums für die bessere Kontrolle der rebellierenden Beduinen und eines strategischen Vorpostens auf dem Weg zum Sueskanal.
Um die stationierten Truppen der Mittelmächte mit dem deutschen Levante-Korps an der Sinai- und Palästinafront zu versorgen, errichtete die Osmanische Militärbahn die Schmalspurstrecke Maṣʿūdiyya–Sinai, die im Oktober 1915 Be’er Scheva erreichte.
Am 31. Oktober 1917 konnten die Briten unter General Edmund Allenby die Stadt durch die 4. leichte Kavalleriebrigade des Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC) in der Schlacht von Beerscheba erobern.[3] In Be’er Scheva befindet sich der Soldatenfriedhof der ANZAC und das Kriegerdenkmal Be’er Scheva für die gefallenen osmanischen Soldaten.
Von Ägypten kommend erreichte die britische Militärbahn Rafah–Be’er Scheva in Normalspur den Bahnhof der Stadt im Mai 1918. Die Briten hatten schon 1917 die osmanische Schmalspurbahn nach Norden bis Tulkarm auf Normalspur umgestellt. Beide Linien wurden aber mangels Verkehrsaufkommens 1918 (nach Norden) und 1927 (nach Ägypten) eingestellt.
Bei arabischen Unruhen verließ die jüdische Bevölkerung im Jahr 1929 die Stadt. Der UN-Teilungsplan 181 (II) von 1947 sah vor, dass die Stadt im arabischen Staat liegen soll. Nach der Eroberung Be’er Schevas durch israelische Truppen im Krieg um Israels Unabhängigkeit im Oktober 1948 siedelten sich wieder Juden in der Stadt an. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt bereits von den früheren Bewohnern und den ägyptischen Truppen verlassen worden. Im israelischen Stadtwappen (s. o.) finden sich biblische Worte aus Genesis 21,33: (Abraham) „pflanzte eine Tamariske in Be'er Scheva.“
Als Entwicklungsstadt gelang es Be’er Scheva, sich zu einem Zentralort der Region zu entwickeln. Bis 1956 stieg die Einwohnerzahl auf rund 20.000.[4] Im März 1956 eröffnete die Bahngesellschaft Rakkevet Israel den neuen Bahnhof Be’er Scheva (seit 1999 mit Zusatz Zafon/Universita) an ihrer bis dorthin verlängerten Hauptlinie von Naharija, die streckenweise die Trasse der osmanischen Militärbahn nutzt. 1966 wurde die Ben-Gurion-Universität des Negev gegründet, eine der bekanntesten Universitäten des Landes.
Am 27. Mai 1979 besuchten kurz nach Abschluss des Israelisch-ägyptischer Friedensvertrages der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat zusammen mit seinem Vizepräsidenten Husni Mubarak, dem israelischen Staatspräsidenten Jitzchak Navon, dem Ministerpräsidenten Menachem Begin und dem US-amerikanischen Außenminister Cyrus Vance die Stadt. Sie flogen gemeinsam nach einem Besuch in El-Arisch auf dem Sinai am gleichen Tag nach Be’er Scheva.[5]
21. Jahrhundert
Am 10. Februar 2002 schossen zwei palästinensische Terroristen aus einem gestohlenen Fahrzeug vor den Eingang einer Militäreinrichtung mit Schnellfeuergewehren wahllos auf eine Gruppe israelischer Soldaten, die sich vor dem Stützpunkt an einem Kiosk aufhielten. Bei dem Attentat wurden zwei Soldatinnen, Leutnant Keren Rothstein, 20 und die Gefreite Aya Malachi, 18 getötet, 20 Personen wurden verletzt.[6][7]
Bei Bombenanschlägen auf zwei Busse rissen am 31. August 2004 die beiden Attentäter 18 Menschen mit in den Tod, mindestens 35 weitere wurden verletzt. Die Hamas übernahm die Verantwortung für die Anschläge.[8]
Im Rahmen der Auseinandersetzungen während der Operation Gegossenes Blei zwischen Israel und der Hamas Ende Dezember 2008 erreichten von der Hamas aus dem Gazastreifen abgefeuerte Grad-Raketen chinesischer Bauart die Stadt und schlugen in einem evakuierten Kindergarten ein.[9]
2017 wurde mit dem Bau des Cyberspark begonnen, in dem Universität, internationalen Firmen, Armee und Regierung gebündelt werden soll. Dies soll den nächsten Schritt zum digitalen Wunderland ermöglichen.[10]
Erstmals sind am 30. Juli 2018 Ballons mit entzündlichen Gegenständen aus dem Gazastreifen in Be’er Scheva gelandet. Der seit dem 30. März 2018 andauernde Terror mit Branddrachen und -ballons betraf bislang nur die angrenzende Region.[11]
Wie auf der Karte oben im Artikel vom Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 zu sehen ist, hatten die Terroristen am 7. Oktober schon 2/3 des Weges vom Zaun des Gazastreifens bis Be'er Sheva zurückgelegt.
Einwohner
Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den Volkszählungen vom 22. Mai 1961, 19. Mai 1972, 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Be’er Scheva folgende Einwohnerzahlen an:[12]
Jahr der Volkszählung | 1961 | 1972 | 1983 | 1995 | 2008 | 2016 |
Anzahl der Einwohner | 43.516 | 85.294 | 110.813 | 149.404 | 187.195 | 205.810 |
Politik
Liste der Bürgermeister
- David Tuviahu, 1950–1961
- Zeev Zrizi, 1961–1963
- Elijahu Navi, 1963–1986
- Mosche Silberman, 1986–1989
- Itzhak (Itscho) Rager, 1989–1997
- David Bunfeld, 1997–1998
- Jaacov Terner, 1998–2008
- Ruvik Danilovich, seit 2008
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wichtigste touristische Attraktion ist ein wöchentlich stattfindender Beduinenmarkt. In der Altstadt befinden sich der berühmte Abrahamsbrunnen und das Negev-Museum für Kunst (hebräisch מוּזֵיאוֹן הַנֶּגֶב לְאָמָּנוּת Mūsej'ōn ha-Negev lə-Ommanūt) des Islams und der Völker des Orients, worauf es sich seit 2014 spezialisiert, im Haus des osmanischen Gouverneurs.
Die Altstadt wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Seit der Jahrhundertwende wurde sie restauriert. Sie stellt ein einzigartiges Beispiel einer geplanten osmanischen Stadt dar. Die Stadtbehörde versucht mit verschiedenen Initiativen den Ort wieder zu beleben. Verschiedene osmanische Denkmäler sind bis heute erhalten geblieben, darunter die Große Moschee, der alte Bahnhof, die Schule der Beduinen-Scheich-Kinder, die Bahnbrücke über den Nachal Be’er Scheva, der Sarayi-Regierungspalast („Serail“; heute Polizeiposten) sowie mehrere Villen im ottomanischen Stil der Jahrhundertwende.
An der Grenze der Altstadt befindet sich der Militärfriedhof der Commonwealth War Graves Commission für 1917 im Ersten Weltkrieg gefallene Angehörige der Entente-Streitkräfte, in dem britische wie auch australische und neuseeländische Soldaten des ANZAC-Armeekorps begraben sind. Zu Ehren der osmanischen Kriegsgefallenen wurde 1999 ein türkisches Denkmal eingeweiht.
Die Stadt verfügt über mehrere Gebäude von moderner Architektur. Darunter der Bahnhof im Stadtzentrum und der Bahnhof bei der Universität, das Jugendkulturzentrum in der Altstadt, die sich im Bau befindliche neue Konzerthalle der Be’er Scheva Sinfonietta, das einem UFO ähnelnde Hauptgebäude des Sami Shamoon College of Engineering, die pyramidenförmige Hauptsynagoge, das Bezirks-Gerichtsgebäude, das Bezirks-Regierungsgebäude, mehrere Gebäude der Ben-Gurion-Universität des Negev, das Kulturzentrum äthiopischer Juden, die Stadtverwaltung und das Negev Brigade Monument.
Außerhalb der Stadt, jedoch auf Stadtgebiet, liegt die archäologische Ausgrabung von Tell Be’er Scheva. Auf Stadtgebiet gibt es eine Vielzahl weiterer archäologischer Fundstätten, die jedoch nur teilweise zugänglich sind.
Be’er Scheva wird im Süden vom Nachal Be’er Scheva durchquert, einem großen in der Trockenzeit ausgetrockneten Flussbett. Bei starken Regengüssen bieten die Fluten des Wasserlaufes ein beeindruckendes Naturspektakel. Der Nachal Be’er Scheva wird von einer historischen osmanischen Bahnbrücke überbrückt.
Im Nordwesten der Stadt existiert ein kleiner städtischer Zoo.
Architektur und Stadtplanung
Be’er Scheva, sowie die gesamte Südregion Israels, ist seit der modernen Besiedelung ein Versuchsfeld der modernen Architektur und Planung. Das Ergebnis ist teils sehr erfolgreich, teils ernüchternd.
Nach der planerisch in dieser Region einmaligen Altstadt (siehe oben) wurde versucht, das Modell der Gartenstadt in den neuen Quartieren umzusetzen. Die Quartiere waren voneinander getrennt und sollten autonom funktionieren. Aufgrund der wüstenhaften Bedingungen entwickelten sich keine Gärten, sodass später beschlossen wurde, die Lücken in der Stadt aufzufüllen und die Quartiere zu verdichten. Die sehr breiten Straßen spiegeln das zukünftige Wachstumspotenzial wider, und deren Kapazität ist teilweise heute noch viel zu groß.
Weiter wurde der Versuch unternommen, die Architektur der Neubauten den Wüstenbedingungen anzupassen. So entstanden kilometerlange überdachte Fußgängersteige und Quartiere mit Patiohäusern und engen Gassen, die Schatten garantieren und bei den häufigen Staubstürmen den Staub fernhalten sollten.
Be’er Scheva beherbergt auch sehr viele Beispiele des Modernismus der Prägung Le Corbusiers. Überhaupt ist die Stadt ein Paradebeispiel des umstrittenen Sichtbetons.
Ferner ist die Region um Be’er Scheva hierarchisch geplant, nach den verschiedenen Prinzipien der positivistischen Wirtschaftsgeographie, die den Raum gemäß den Zentralorten aufteilt (gemäß den Theorien des deutschen Geographen Walter Christaller).
Schließlich sind die beduinischen Satellitenstädte ein einmaliges Beispiel der Transformation von Nomaden und Halbnomaden zu Sesshaften, bei dem verschiedene neue Siedlungsformen mehr oder weniger erfolgreich geschaffen wurden.
Zukunftspläne
Die geplante maximale Bevölkerungszahl liegt bei 500.000 bis 600.000 Einwohnern. Das Umland der Stadt ermöglicht ohne weiteres eine Expansion, wobei der Entwicklungsschwerpunkt im Norden, Osten und Westen der Stadt liegt. Im Süden sind vor allem Erweiterungen der Industriegebiete geplant. Parallel zu der räumlichen Expansion wird eine Verdichtung, Erneuerung und Belebung der älteren Quartiere angestrebt.
Ein mehrere Quadratkilometer großer städtischer Park ist entlang des Wadi Nachal Be’er Scheva geplant, der mit gereinigten Abwässern bewässert werden soll. Ein städtischer Schwerpunkt soll weiterhin die Universität sein, mit anliegenden universitätsnahen Industriebetrieben (vor allem biotechnologische, nach dem „Clustering-Effekt“).
Kultureinrichtungen
Die Stadt besitzt mehrere Kultureinrichtungen mit regionaler, sogar nationaler Ausstrahlung:
- Jugendkulturzentrum in der Altstadt
- das Be’er-Scheva-Theater
- das städtische Kulturzentrum
- die städtische Bibliothek
- das Konservatorium
- das Yad-Labanim-Kultur- und Kunstzentrum
- die Be’er-Scheva-Sinfonietta
- das Bat-Dor-Ballettzentrum, eine Zweigstelle der Tel Aviver Bat-Dor-Tanztruppe
- eine Vielzahl Kulturclubs der Einwanderergemeinden (u. a. lateinamerikanischer, georgischer, äthiopischer, russischer, angelsächsischer oder frankophoner Club)
Im Dezember 2008 eröffnete ein Multiplex-Kino mit zwölf Sälen; in einem Saal werden IMAX-Filme gezeigt.
Sport
Der örtliche Fußballverein Hapoel Be’er Scheva gewann zweimal in den Siebzigern und 2016 die israelische Landesmeisterschaft und 1997 den Pokalwettbewerb. Der Erstligist trug seine Spiele bis 2015 im 13.000 Zuschauer fassenden Arthur-Vasermil-Stadion aus. Seit der Neueröffnung im September 2015 spielt er im Turner-Stadion, welches ein Fassungsvermögen von 16.126 Zuschauern hat. Wegen Sicherheitsproblemen ist das Stadion seit August 2020 geschlossen.[13]
Be’er Scheva gilt als Schach-Hochburg. Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl gesehen hat Be’er Scheva die meisten Schachgroßmeister weltweit. Im Oktober 2005 wurde die Schach-Mannschaftsweltmeisterschaft der FIDE in Be’er Scheva durchgeführt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Regionaler und nationaler Busverkehr
Be’er Scheva ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südisrael. Der Busbahnhof ist einer der größten in Israel und bietet Verbindungen mit der gesamten Südregion sowie mit dem Rest des Landes an. Die Linien werden von der privaten Gesellschaft Metropoline und der Eggedkooperative bedient.
Städtischer Busverkehr
Städtische Busse werden von der privatisierten Gesellschaft Metrodan Be’er Scheva betrieben und bedienen alle Stadtbezirke.
Schienenverkehr
In der Stadt gibt es zwei aktive Bahnhöfe:
- Be’er Scheva Merkaz (Be’er-Scheva-Zentrum), 2000 eröffnet als Kopfbahnhof, liegt im modernen Stadtzentrum, gleich neben dem Busbahnhof. 2021 erhielt der Bahnhof ein fünftes Bahnsteiggleis und einen zusätzlichen Bahnsteig.[14]
- Be’er Scheva Zafon/Universita (Be’er Scheva-Nord/Universität), 1956 eröffnet (1979 bis 1997 nur Güterverkehr), liegt im Nordosten der Stadt und ist durch der Brücke Puente México (Neubau 2005) direkt mit der Ben-Gurion-Universität verbunden.
In den Bahnhöfen laufen vier Bahnstrecken zusammen:
- Hauptlinie von Naharija, 1956 eröffnet
- Bahnstrecke Aschkelon–Be’er Scheva, 2015 eröffnet
- Bahnstrecke Dimona–Be’er Scheva, 1967 eröffnet
- Be’er Scheva–Ramat Chovav (nur Güterverkehr). Die Strecke wurde 2004 in Betrieb genommen und nutzt abschnittsweise die alte Trasse der osmanischen Militärbahn Maṣʿūdiyya–Sinai, die 1915 bis 1918 in Betrieb war.
Die Rakkevet Israel bietet stündliche Verbindungen nach Tel Aviv, Haifa und Naharija an. Die Bahnstrecke nach Naharija ist bis Lod zweigleisig ausgebaut und begradigt worden, womit die Reisezeit von etwa 1 h 20 min auf 55 Minuten verkürzt werden konnte.[15]
Die Raumplanung sieht für die Stadt eine Straßenbahn vor, deren Netz sich bis in die Satellitenstädte erstrecken soll. Hintergrund ist das erwartete exorbitante Wachstum der Stadt, deren Einwohnerzahl sich in den nächsten zehn Jahren um ein Drittel erhöhen soll, was den derzeit auf Busverkehr basierenden ÖPNV der Stadt überfordern wird. Das israelische Verkehrsministerium hat deshalb die Genehmigung erteilt, mit der Planung für eine erste Strecke zu beginnen. Sie könnte frühestens 2025 in Betrieb gehen.[16]
Straßenverkehr
Von Norden her ist die Stadt über eine Halb-Autobahn erreichbar. Die Trans-Israel-Autobahn wird in Zukunft Be’er Scheva erreichen. Momentan ist der Abschnitt zwischen Ramla und Bet Kama im Bau. Sechs Zufahrtsstraßen erreichen die Stadt sternförmig: von Kirjat Gat im Norden, Aschkelon im Nordwesten, Kibbuz Chazerim im Westen, Mitzpe Ramon im Süden, Dimona im Südosten und Hebron im Nordosten. Eine östliche Umfahrungsstraße erübrigt die Durchquerung der Stadt und ist Teil eines zukünftigen Autobahnringes.
Flugverkehr
Im Nordwesten der Stadt liegt der Sde-Teiman-Flugplatz. Dieser bedient keine kommerziellen Inlandflüge. Er wird vor allem von der privaten Luftfahrt genutzt. Im Westen liegt der wichtige Militärflugplatz Chazerim. Das bekannte Museum der israelischen Luftwaffe ist dort beheimatet. Im Osten, zwischen Be’er Scheva und Dimona, liegt der große Militärflugplatz Nevatim.
Seit vielen Jahren gibt es Überlegungen, bei Be’er Scheva einen weiteren internationalen Flughafen zu errichten, da der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv-Jaffa an seine Grenzen stößt. Eine Möglichkeit wäre, dafür den Militärflugplatz Nevatim auszubauen und dual zu nutzen – also militärisch und zivil, wie es zuvor schon mit dem Militärflugplatz Ovda gemacht wurde.[17]
Wirtschaft
- Chemische Industrie: ICL
- Verarbeitende Industrie
- Maschinenbau
- Handel
- Medizin
- Dienstleistungszentrum
- Verwaltungszentrum
- Verkehrszentrum
- Akademische Forschung und Entwicklung
- Bildung
- Im Gav Yam Negev Advanced Technologies Park am Rande der Stadt siedelten sich viele Start-up-Unternehmen zur Thematik Cyber-Sicherheit an. Diese Industrieansiedlung wird durch staatliche Steuervergünstigungen unterstützt.[18]
- Der Tourismus spielt nur eine untergeordnete Rolle; der Kongresstourismus ist wegen der Universität von Bedeutung.
Bildung
Be’er Scheva hat mit der 1966 gegründeten Ben-Gurion-Universität des Negev (BGU) eine der bekanntesten Universitäten des Landes.
Die Stadt beherbergt weitere akademische Institute:
- Sami Shamoon College of Engineering
- Beer Sheva Technological College
- Kaye Academical College of Education
- und eine Zweigstelle der Offenen Universität
Insgesamt studieren in Be’er Scheva 2017 ca. 25.000 Menschen.[19]
Gesundheit
Das in der Stadt gelegene Soroka Hospital ist von überregionaler Bedeutung. Es bedient die gesamte Südregion des Landes und ist ein Zentrum der Spitzenmedizin. Jedes Jahr werden dort rund 14.000 Kinder geboren, was es zum geburtenreichsten Hospital Israels macht. Zugleich ist es auch eine Universitätsklinik.
Im Norden der Stadt gibt es eine große psychiatrische Klinik.
Gefängnis
Im Süden der Stadt befindet sich das Be’er-Scheva-Gefängnis, ein Hochsicherheitsgefängnis.
»Israels Guantanamo Bay«
Auf dem Militärstützpunkt Sde Teiman (beim Flughafen Be’er Scheva) nordwestlich der Stadt sind unter anderem palästinensische Gefangene interniert. Die Tageszeitung Haaretz berichtete, dass Gefangene zum Teil rund um die Uhr in Handschellen und mit verbundenen Augen gehalten werden. Die UNWRA berichtete, dass Gefangene gefoltert wurden. Nachdem aufgedeckt wurde, dass zahlreiche Gefangene in israelischer Haft zu Tode kamen und die israelische Armee keine Auskunft über die näheren Umstände gab, bezeichnete Haaretz Sde Teiman (gemeinsam mit der israelischen Militärbasis Anatot im besetzten Westjordanland) als »Israels Guantanamo Bay« und forderte Aufklärung.[20]
Im April schrieb ein Arzt von dem Feldlazarett, dass auf dem Militärstützpunkt errichtet wurde, in einem Brief an den Verteidigungsminister (Joaw Galant), den Gesundheitsminister (Uriel Buso) und an die Generalstaatsanwältin (Gali Baharav-Miara), dass alleine in einer Woche zwei Gefangenen aufgrund von Verletzungen, die ihnen mit Handschellen zugefügt worden waren, die Beine amputiert werden mussten, und das seien Routinefälle. Er beschrieb, dass Häftlinge bzw. Patienten durch Strohhalme ernährt wurden, Windeln tragen mussten und ständig an allen vier Gliedmaßen gefesselt sind, was gegen die medizinische Ethik und gegen geltende Gesetze verstößt. Selbst junge und gesunde Patienten verlieren dadurch schon nach ein, zwei Wochen an Gewicht. Bereits zu Beginn des Gaza-Krieges hatten drei Zeugen der Zeitung Haaretz berichtet, dass einem Gefangenen eine Hand amputiert werden musste aufgrund von Verletzungen durch die lange Fesselung mit Plastikhandschellen (Kabelbindern).[21]
Nach unterschiedlichen Angaben werden in Sde Teiman 600 bis 800 Palästinenser gefangengehalten und routinemäßig schwer misshandelt.[22]
Persönlichkeiten
- Ytai Abougzir (* 1983), US-amerikanischer Tennisspieler
- Yuval Amihai (* 1981), Jazzmusiker
- Avi Avital (* 1978), Mandolinist
- Eviatar Banai, israelischer Sänger
- Orna Banai, israelische Schauspielerin
- Elyaniv Barda (* 1981), israelischer Fußballspieler
- Zehava Ben, israelische Sängerin
- Yossi Benayoun (* 1980), israelischer Fußballspieler
- Moti Ben-Moshe (* 1975), israelischer Unternehmer
- Miri Buhadana, israelisches Model
- Almog Cohen (* 1988), israelischer Fußballspieler
- Or Dadia (* 1997), israelischer Fußballspieler
- Ofer Eini, Vorsitzender der Histadrut-Gewerkschaft
- Ronit Elkabetz (1964–2016), Schauspielerin, Filmregisseurin und Drehbuchautorin
- Abdallah Frangi (* 1943), palästinensischer Politiker
- Zvika Hadar, israelischer Fernsehmoderator
- Yoav Lumbroso (* 2000), Handballspieler
- Amir Ohana (* 1976), Politiker
- Ilan Ramon (1954–2003), erster israelischer Astronaut
- Yehudit Ravitz (* 1956), israelische Sängerin
- Ziv Ravitz (* 1976), israelischer Jazzmusiker
- Eyad El-Sarraj (1944–2013), palästinensischer Psychiater und Politiker
- Silvan Shalom (* 1958), ehemaliger israelischer Außenminister
- Omer Meir Wellber (* 1981), israelischer Dirigent
Städtepartnerschaften
- Bouaké, Elfenbeinküste
- Wuppertal, Deutschland (seit 1977), dies ist die älteste Städtepartnerschaft zwischen einer deutschen und einer israelischen Großstadt.
- Lyon, Frankreich (seit 1977)
- Winnipeg, Kanada (seit 1983)
- Oni, Georgien (seit 2000)
- Adana, Türkei (seit 2001)
- Addis Abeba, Äthiopien (seit 2004)
- Cebu City, Philippinen
- Montreal, Kanada
- Cluj-Napoca, Rumänien
- La Plata, Argentinien
- Niš, Serbien
- Parramatta, Australien
- Seattle, USA
- München, Deutschland (seit 2021)
Weblinks
- Welterbeliste auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Website der Stadt
- Detlef Jericke: Beerscheba. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
Einzelnachweise
- אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Australier und Neuseeländer erinnern an Sieg in Be‘er Scheva, abgerufen am 4. November 2017.
- Nura Lasky: Beersheba. In: The Canadian Jewish Chronicle, 7. Oktober 1955, S. 5.
- Be'er Scheva erinnert an historischen Sadat-Besuch. In: Israelnetz.de. 27. Mai 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
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- Hagar Shezaf, Michael Hauser Tov: Doctor at Israeli Field Hospital for Detained Gazans: 'We Are All Complicit in Breaking the Law'. In: Haaretz, 4. April 2024; Israel Must Stop Abusing and Humiliating Palestinian Prisoners. In: Haaretz, 3. Januar 2024; Abusing Palestinian Detainees Is Not the Way for Israel to Fight Hamas. In: Haaretz, 5. April 2024; Amira Hass: Nameless, Shackled: Israeli Ethics Committee Examined Medical Treatment of Detainees From Gaza. In: Haaretz, 12. Mai 2024.