Bauverwaltung Hannover

Die Bauverwaltung Hannover, auch Städtische Bauverwaltung[1] oder historisch Stadtbauamt[2] im Bauamtshaus,[3] ist die kommunale Behörde der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover für Gebäude und andere Bauten im hannoverschen Stadtgebiet. Neben dem „Bürgerservice Bauen“ ist das Amt unter anderem zuständig für die Themen Straßen, Brücken und Verkehr in Hannover, die Bauordnung einschließlich des Denkmalschutzes sowie für Stadterneuerung und Wohnen. Das dem Oberbürgermeister unterstellte Dezernat VI der Stadtverwaltung Hannover wird seit November 2020 von Stadtbaurat Thomas Vielhaber (SPD) geleitet[4][5] und findet sich unter der Adresse Rudolf-Hillebrecht-Platz 1 westlich des Neuen Rathauses[1] südlich des Friedrichswalls im Stadtteil Mitte.[6]

Der 8-stöckige Gebäuderiegel mit der Naturstein-Verkleidung an der Stirnseite, im Hintergrund der niedrige Mittelbau mit Eingangs- und Treppenhalle, gesehen von der Culemannstraße am Maschpark

Aufgaben

Das vor den Amtseingang translozierte barocke Portal der 1738 errichteten Garde-du-Corps-Kaserne mit dem Britischen Wappen in der vor 1837 verwendeten Form

Bürgerservice Bauen

Mit dem Bürgerservice Bauen steht allen Bürgern eine zentrale Anlaufstelle für Informationen und Auskünfte rund um das Thema Bauen in Hannover zur Verfügung.[7]

Fachbereich Planen und Stadtentwicklung

Der Fachbereich Planen und Stadtentwicklung kümmert sich um die strukturelle Ordnung und Entwicklung sowie Gestaltung des baulichen Erscheinungsbildes der Stadt. Er erarbeitet die Grundlagen und Pläne für die Stadtentwicklung, stellt den Flächennutzungsplan sowie die Bebauungspläne auf. Der Bereich Geoinformation entwickelt die hannoversche Stadtkarte und stellt mit Geodaten die Grundlagen für zukünftige Planungen zur Verfügung.[5]

Zu den Aufgaben des Fachbereiches zählt auch die Bauordnung einschließlich des Denkmalschutzes sowie der Bereich Stadterneuerung und Wohnen.[5]

Fachbereich Tiefbau

Der Fachbereich Tiefbau ist zuständig für Straßen, Brücken und Verkehr in Hannover. Er koordiniert Tiefbauarbeiten anderer Fachbereiche und Leitungsverwaltungen sowie die ehemals dem Ordnungsamt unterstellte Lenkung des Straßenverkehrs. Dazu zählen auch Verkehrsanlagen wie das städtische Parkleitsystem der Stadt sowie die Überwachung der Parkscheinautomaten.[5]

Angebot von Geodaten

Von ihrem Bestand an Material veröffentlicht die Stadt Hannover seit 2017 kostenfrei umfangreiche Geodaten „zur nahezu unbeschränkten Nutzung“,[8] also historische und aktuelle Landkarten, auch Themenkarten, in verschiedenen Maßstäben, digitale Orthofotos sowie 3-D-Stadt- und Geländemodelle. Zur Herstellung aktueller Orthfotos wird das Stadtgebiet in jedem zweiten Jahr erneut beflogen.[9]

Stadtbauräte

Stadtbauräte seit 1900 waren Carl Wolff (1902–1914), Paul Wolf (1914–1922), Karl Elkart (1925–1945), Otto Meffert (1945–1948), Rudolf Hillebrecht (1948–1975), Hanns Adrian (1975–1993). Die einzige Stadtbaurätin war Uta Boockhoff-Gries (1993–2007). Ihr folgte Uwe Bodemann (2008–2020). Seit Herbst 2020 amtiert Thomas Vielhaber.

Geschichte und Baubeschreibung

Das ehemalige Bauamtshaus im Maschpark östlich des Neuen Rathauses;
Ansichtskarte Nr. 1053 von Karl F. Wunder, Lichtdruck, um 1906
Dem Leiter des Hochbauamtes und Mitinitiator der ab 1967 angebrachten Stadttafeln Rudolf Christfreund wurde 1979 die Stadttafel Nr. 125 gewidmet.

Als Vorläufer der Bauverwaltung Hannover gilt die 1822 eingerichtete städtische Baukommission, der alle Baupläne zur Genehmigung vorzulegen waren.[10]

Nach der Zerstörung des Anfang des 20. Jahrhunderts östlich des Neuen Rathauses errichteten und später durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg zerstörten alten Bauamtshauses,[1] durch das unter anderem auch nahezu das gesamte Kartenmaterial der Stadt Hannover vernichtet und unbrauchbar wurde,[11] bezogen die Mitarbeiter der Bauverwaltung nach 1945 zunächst provisorisch das Haus der Landschaftlichen Brandkasse, bevor sie 1953 in das Wangenheimpalais übersiedelten.[1]

In der frühen Nachkriegszeit wurde unter Rudolf Hillebrecht der geplante Neubau für die Städtische Bauverwaltung und auch der Standort im Maschpark gegen vielfache Widerstände durchgesetzt. So entstand in den 1950er Jahren von 1954 bis 1955 nach Plänen der Architekten Werner Dierschke, Fritz Eggeling und Alfred Müller-Hoeppe eine aus drei versetzten Riegeln errichtete Baugruppe mit acht, drei und vier Geschossen, die gemeinsam mit dem Kestner-Museum in den Maschpark überleitende offene Architekturräume bilden.[1] Die Errichtung des Gebäudes gründete auf Frankiphälen.[12]

Ebenfalls bis 1955 entstand der vor der Bauverwaltung angelegte Platz, damals noch als Teil des Friedrichswalls.[6]

Zwischen höheren zweibündigen Bürobauten erstreckt sich quer ein niedriger Mittelbau, über dessen Eingangshalle eine zweigeschossige Treppenhalle errichtet wurde. Die höheren Gebäuderiegel sind an der Stirnseite mit Naturstein verkleidet, die Fensterbrüstungen mit Keramik. Die ursprünglich als Verbindung zum Neuen Rathaus und zum Museum August Kestner geplanten Laubengänge wurden allerdings nie realisiert.[1]

Vor den Haupteingang wurde das Portal der zur Zeit des Kurfürstentums Hannover 1738 ehemals am Königsworther Platz errichteten und später kriegszerstörten Kaserne der Garde du Corps gesetzt. Das translozierte Portal im Stil des Barock zeigt aufgrund der seinerzeitigen Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover noch das Britische Wappen in der Form vor 1837.[1]

Im Jahr der Weltausstellung Expo 2000 wurde der Platz vor der Bauverwaltung umbenannt nach Rudolf Hillebrecht, von 1948 bis 1975 Stadtbaurat in Hannover.[6]

Die heute denkmalgeschützte Baugruppe[13] war seinerzeit der erste größere kommunale Verwaltungsneubau nach dem Krieg. Insbesondere durch die Nachbarschaft des älteren, historisierenden „Neuen“ Rathauses gilt das sie als „ein gutes Beispiel für die Intention der Stadtplanung unter Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht“.[1]

Weil die Natursteinbekleidungen des Gebäudes und deren Verankerungen laut eines Gutachtens extrem schadhaft sind, ist das Gebäude seit Mitte 2014 eingezäunt und eingerüstet.[14] Das Gerüst soll bis zum Jahr 2025 stehen bleiben.[15]

Persönlichkeiten

Im Baudezernat[16] beziehungsweise dem Stadtbauamt Hannover[17] waren unter anderem folgende Personen tätig:

Literatur (Auswahl)

  • Paul Siedentopf: Die bauliche Entwicklung der Stadt Hannover von 1800 bis 1930 in 10 Plänen nebst erläuterndem Text. Erforscht und bearbeitet von Paul Siedentopf,
    • Teil [1] (Text): Als Vortrag gehalten am 20. Oktober 1931 in der Geographischen Gesellschaft zu Hannover, 29 Seiten, autographische Maschinenschrift, Hannover: [Stadtbauamt], 1931
    • Teil [2]: 21 Blatt mit Kartenwerken, Hannover: [Stadtbauamt], 1931
  • Herbert Mundhenke: 100 Jahre städtische Bauverwaltung . 1875–1975, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 29, Heft 1/2, 1975, S. 1–88
  • In der Reihe Hannover City 2020 +, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Planen und Stadtentwicklung, Baudezernat, in Zusammenarbeit mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Büro Oberbürgermeister, erschienen unter anderem:
    • Das Konzept, Redaktion: Hanne Lahde-Fiedler, Texte von der Landeshauptstadt Hannover sowie Machleit + Partner, Büro für Städtebau, Berlin (Juliane Schonauer, Benjamin Wille), Februar 2011

Siehe auch

Commons: Baudezernat (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Rudolf-Hillebrecht-Platz 1, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 77
  2. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Waldemar R. Röhrbein: 1955, in: Hannover Chronik, S. 238–241; hier: S. 240; Vorschau über Google-Bücher
  4. Bericht Neuer Baudezernent: Thomas Vielhaber tritt Amt an – und will Autoverkehr in der City „zügig reduzieren“ in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 3. November 2020
  5. Landeshauptstadt Hannover / Baudezernat / Dezernat VI der Landeshauptstadt auf der Seite hannover.de in der Version vom 2. Februar 2015, zuletzt abgerufen am 17. November 2020
  6. Helmut Zimmermann: Hannovers Straßennamen – Veränderungen seit 1997, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 54 (2000), S. 177–189, hier: S. 187; Vorschau über Google-Bücher
  7. Beschreibung auf hannover.de, Abruf am 17. November 2020
  8. Angabe bei Hannover.de, Abruf am 18. Oktober 2021
  9. Beschreibung auf Hannover.de, Abruf am 18. Oktober 2021
  10. Klaus Mlynek, Waldemar Röhrbein: Chronik der Stadt Hannover von den Anfängen bis 1988. (PDF) Stadt Hannover, 1991, abgerufen am 26. August 2022 (siehe 1822). Abrufbar unter Stadtchronik.
  11. Karl Fricke (Verfasser), Rudolf Hillebrecht (Geleitwort): Vermessungen, in ders.: Das städtische Kartenwesen in Hannover. Entwicklung und Stand von 1860 bis 1971, hrsg. vom Stadtvermessungsamt der Landeshauptstadt Hannover, Hannover: Hahnsche Buchhandlung und Verlag, 1973, Bd. 1: Text ( zugleich Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Bd. 27, ISBN 978-3-7752-5115-0 und ISBN 3-7752-5115-4, S. 21f)
  12. o. V.: Kubald-Leuchten - ein Begriff, in Georg Barke, Wilhelm Hatopp (Bearb.): Neues Bauen in Hannover: Bauherren, Architekten, Baugewerbe, Bauindustrie berichten über Planung und Ausführung der Aufbaujahre 1948 bis 1954 (= Monographien des Bauwesens, Folge 23), Bd. 1, hrsg. vom Presseamt der Hauptstadt Hannover in Zusammenarbeit mit der Städtischen Bauverwaltung, Stuttgart: Aweg Verlag Max Kurz, 1955, [im Wirtschaftsteil ohne Seitennummer]
  13. Andreas Schinkel: Baupolitik / Denkmalschutz um jeden Preis? (Memento des Originals vom 15. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.haz.de, Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 22. Januar 2015, aktualisiert am 25. Januar 2015, zuletzt abgerufen am 16. November 2017: „Bis zu 45 Millionen Euro soll die Sanierung des städtischen Bauamtes kosten – so viel wie das Regionshaus und der Sprengel-Anbau zusammen. Die Opposition hält das bei dem denkmalgeschützten Gebäude für Unsinn, auch Rot-Grün hat Zweifel“
  14. Haus und Grund: Mitgliederzeitschrift Haus und Grund. Hrsg.: Haus und Grund. Nr. 03/2018. Hannover 1. März 2018, S. 14.
  15. Marodes Bauamt kostet die Stadt Hannover weitere 655.000 Euro – Gerüst bleibt bis 2025 in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 12. Januar 2022
  16. Vergleiche beispielsweise die Fotodokumentation aus dem Jahr 2012 bei Wikimedia Commons
  17. Friedrich Lindau: Hannover. Wiederaufbau und Zerstörung. Die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität, 2., überarbeitete Auflage, Hannover: Schlütersche Verlag und Druckerei, 2001, ISBN 3-87706-607-0, passim; Vorschau über Google-Bücher
  18. Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink: Baukunst in Norddeutschland. Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850–1900. Schlüter, Hannover 1998, ISBN 3-87706-538-4, S. 574
  19. Michael B. Berger: Trauer um Dieter Eisfeld / Stadtplaner und Autor gestorben, Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 21. Februar 2018, S. 24

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